Empfangssalon

Der Pochen gegen den geistigen Schutzwall ebbte nicht ab, holte jedoch nicht zum finalen Schlag aus um in den fremden Geist einzudringen. Viel Schlug die Macht gegen das letzte bisschen Widerstand, um Coreen weiter zu Schwächen. Lasst mich los! Fluchte Olo und trat einem der Soldaten gegen das Schienbein. Dieses war jedoch durch eine stählerne Beinschiene gut geschützt, sodass der junge Mann nur ein Fauchen von sich gab und herunter zu dem schmerzenden Fuß beugte. Arghh... verdammter... Ein Schwertknauf sauste auf die gebückte Gestalt nieder kurz darauf sank Olo schlaff gen Boden.

Mit einem letzten erschrockenen Aufkeuchen brach der Schutzwall der jungen Frau ein, riss unter den Unmengen der Macht, die auf sie einprasselten und entblößten wirre, nicht zusammen gehörende Erinnerungen, die sie nicht mehr von dem Feind verbergen konnte, der so viel Kraft darauf verschwendet hatte ihre Barrieren nieder zu reißen. Sie spürte, wie der grobe, fremde Geist in den ihren eindrang, das Zimmer ihrer Erinnerung durchwühlte und durcheinander brachte, keine Rücksicht darauf nahm, dass er damit Schaden anrichtete, welcher sich in stechenden Kopfschmerzen äußerten, die ihr die Tränen in die Augen trieben und sie die Körperspannung verlieren ließen. Jeglicher Versuch sich erneut gegen den Magier zur Wehr zu setzen, scheiterten kläglich, vermochte sie doch nicht einmal mehr Ordnung in die wirren Gedanken zu bringen, die er durchforstete und zerrissen zurückließ, gerade so als wären sie kleine Fetzen von einem einstmals wichtigen Pergament.

"Lafft mif lof...." schimpfte eine laute Tenorstimme als die Tür aufgerissen wurde und weitere wie Wachen gekleidete Attentäter hereinstürmten, einen gefesselten und geknebelten Jaskier hinter sich her schliffen und diesen vor Coreen auf den Boden warfen.
"Hilfe, hilfe... fu Hilf" einer der Attentäter zog ihm einen Knüppel über den Schädel, dass er aufheulte, dann aber ruhig blieb aus Angst vor weiteren Schlägen

Was macht ... Ein Hustenanfall unterbrach die Stimme des Mannes und er beugte sich kurz nach vorn. Was macht der bunte Vogel denn hier?
Herr wir haben ihn auf dem Hof aufgegriffen. Es ist der Barde des Königs, sicherlich weiß er das ein oder andere Detail.
Mhhhm... Murrte der vermummte leise und ah zu dem Barden, griff nach dessen Gesicht und schob dieses nach links und rechts. Nehmt ihn mit. Wir brechen auf! Wir haben bereits mehr als genug Zeit hier verschwendet. Ein Schlag gegen Coreens Schläfe folgte, welche diese besinnungslos zu Boden gleiten ließ.

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"Was für eine... grmpf Gastunfreundliche Gegnd barzlun! Und das nennt ihr Empfangssalon?" zeterte Thjodrörir welcher, die kurzen Beine auf dem zu hohen stuhl baumeln lassend auf den König wartete und währenddessen zu den Pagen sah.
"In den Hallen meines Königs fließt den Gästen dunkles Bier in den Rachen wenn sie es wünschen! Und dort gibt es saftiges, dunkles Fleisch! Und hier? Ein Teller mit Trauben? Und viel zu hohe Stühle! Ich bin ein verdammter, offizieller Botschafter seiner königlichen Majestät! Des Herren unter dem berg!"

Ryan stand vor einem der großen Fenster des großen Empfangssalons und starrte auf die Stadt hinaus. Die Sonne glitzerte auf dem See und dem kurzen Kanal, der in die Stadt führte. Er hatte vor wenigen Augenblicken gesehen, wie Caladiehls gewaltiger Drache am Himmel erschienen und in einiger Entfernung zur Stadt gelandet war. Es war gut zu wissen, dass die Reiter sich um die Belange der Menschen so schnell kümmerten, selbst wenn sie ihnen nicht all zu wohl gesonnen waren. Ryan litt darunter, dass man den Velaryons nichts, oder viel mehr alles zutraute. Es schrenkte ihre Handlungsmöglichkeiten enorm ein und die Ideen seiner Verwandten, die Königin in einem kleinen Putsch vom Thron zu stoßen, wurden dadurch vereitelt. Wie sollten sie eine Intriege beginnen, wenn ohnehin jeder sofort sie im Verdachte hatte und versuchte Beweise gegen sie zu finden?
Ryan seufzte und wollte sich gerade hinsetzten, als ihm einfiel, dass die Hochmeisterin ohnehin in Kürze im Salon eintreffen würde. Darum wandte er sich lediglich in Richtung der Tür, straffte die Haltung und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Schon im nächsten Moment glitt die Tür auf und Caladhiel trat ein... gefolgt von Noah, dem kleinen Bauernjungen aus Gil`ead. Ryan war verblüfft, hätte er doch nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er die Hochmeisterin begleiten würde. Aber er würde es hinnehmen, schließlich gab es wichtigeres zu bereden. Der Fürst verneigte sich vor der Reiterin und schenkte ihr den kläglichen Versuch eines Lächelns. "Ich heiße euch willkommen Hochmeisterin. Ich freue mich, dass eure Zeit es euch erlaubt hat, meinem Gesuch nach Hilfe, so schnell nachzugeben.", begrüßte er sie und bot ihr einen Platz an, während er sich auf eines der Sofa setzte. "Um den Regeln der Gastfreundschaft zu entsprechen: Darf ich euch etwas zu trinken anbieten?"

Caladhiel seufzte schwer als sie den großen Empfangssalon betrat, in welchem der Fürst Teirms sie empfing und für einen kurzen Moment warf die Elfe einen Blick zu Noah, welcher stumm wie ein Fisch ein Stück hinter ihr ging und sich offensichtlich noch immer nicht von dem Schock erholt zu haben schien, aus Ilirea fortgerissen worden zu sein, ohne sich wirklich von Ileana zu verabschieden. Caladhiel hatte es ihm ermöglicht, noch einmal mit Gawain zu sprechen, ihm aber die Möglichkeit verwehrt sich von der jungen Königin zu verabschieden mit der Begründung, sie wolle nicht, dass er ihr Leben erneut in Gefahr brachte und das war auch das letzte Wort gewesen, das die beiden gewechselt hatten ehe die Nachricht Ryan Velaryons sie dazu gezwungen hatte, nach Ceunon zu ziehen, um mit dem jungen Fürsten darüber zu sprechen, was er in seinem Brief beschrieben hatte. Thomas Velaryon ... der Name war ihr durchaus ein Begriff, welcher immer wieder ein Schaudern in ihr empor rief und mochte der Mann auch nicht derselbe sein, welchen sie einst vor über einhundert Jahren kennen gelernt hatte, so wog der Name doch noch immer schwer.
"Fürst Velaryon", begrüßte sie den anderen knapp und nickte ihm zu ehe sie eine Hand hob, um einen der Diener abzuwehren, welcher ihr einen Kelch mit klarem Wasser hinhielt. Sie hatte keine Zeit, sich lange mit Belanglosigkeiten aufzuhalten, zumal der junge Knappe neben ihr, ihr noch einige Kopfschmerzen bereiten würde, was letztlich auch der Grund dafür gewesen war, dass sie ihn zu eben diesem Gespräch mitgenommen hatte - vor den Toren würde er für noch mehr Unsinn sorgen, als er es hier tun konnte. "Eure Nachricht klang beunruhigend", führte sie an und setzte ein paar Schritte nach vorn, um den anderen noch einmal ins Auge zu fassen und ihn zu mustern. "Was genau ist geschehen?"

Ryan seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Es war immer schlimmer seit Ilirea gekommen. Und jedes Mal hatte er gedacht, dass schlimmst mögliche wäre passiert und jedes Mal wurde er eines besseren belehrt. Inzwischen war seine Meinung es müsse noch schlimmer kommen, ehe es besser würde. Warum sollte er etwas anderes annehmen. Er räusperte sich und brachte die schwerwiegenden Ereignisse langsam in die Richtige Reihenfolge, überlegte sich was wichtig und was unwichtig war, ehe er die Stimme erhob. "Nun, es begann in Ilirea. Ich weiß nicht wie oder warum, doch noch einer zusammenkunft mit dem Kronrat, hat mein Vater, falls er es wirklich ist, mit im Versammlungsraum überrascht. Ich wollte ihn töten, doch als er mit beweise vorlegte... konnte ich es nicht. Es war ein närrischer Anflug von sentimentalität.", erklärte Ryan langsam und seufzte. "Er brach mit mir und Brandon nach Ceunon auf, wo er mit meiner Familie sprach, neue Pläne anbrachte, die keinem von uns gefielen und den Sturtz der Königin beinhalteten. Brandon konnte zu seinem Glück, wie ich damals meinte, fliehen, bevor er nach Surda verkauft werden konnte.", erzählte Ryan weiter und schaffte es besser als er erwartet hätte, seine Trauer aus seiner Stimme fern zu halten. Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. "Wenige Tage darauf, präsentierte und Thomas eine Leiche, die nach Brandon aussah... doch ich weiß das er noch lebt! Die Leiche war unnatürlich. Man hatte uns weiß machen wollen, Brandon wäre von Wölfen zerfleischt worden, doch die Wunden waren untypisch. Aber... nun, ich habe Suchtrupps entsandt und hoffe, dass er bald gefunden wird.", erklärte Ryan und wusste nicht, ob er es sich selbst einreden wollte, oder nur der Hochmeisterin die Tatsache klar machen wollte. So oder so, er musste ihr alles erzählen, auch die jüngsten Ereignisse, die er mit Schrecken aufgenommen hatte. "Es ist nun leider so, Hochmeisterin, dass meine Schwester, ich nehme an in der Hoffnung ihren Sohn zurück zu erhalten, mit Thomas nach Teirm aufgebrochen ist... Die letzten Berichte meiner Kundschafter breichten davon, dass er die Stadt seiner Führung unterstellt hat, was zu einem großen Problem werden könnte. Wie ich in einem Brief an die Königin schrieb, vermute ich, dass es die Schatten waren, die ihn zurück geholt haben."

Noch mehr schlechte Nachrichten, die sie in diesen ohnehin dunklen Zeiten ganz und gar nicht gebrauchen konnten und dennoch schaffte es Caladhiel die Fassung zu bewahren und nichts von alledem deutlich zu machen, was ihr im Grunde durch den Kopf ging. Es durfte alles nicht wahr sein ... sie waren erst seit ein paar Monaten wieder zurück in Alagäsia und es schien ihr, als sei über 120 Jahre hinweg alles nur noch schlimmer geworden. Zwei Schatten, ein desolates Reich, ein unfähiger Truchsess, eine Kindkönigin und nun auch noch wiedergekehrte Tote und ein verschwundener Fürstensohn, welcher in den Augen seiner Mutter und denen unzähliger anderer bereits tot sein mochte, während sein Onkel daran festhielt, er wäre noch am Leben. Sie hatte versprochen, den Menschen in diesem Land zu helfen, doch Mal um Mal bezweifelte sie mehr, dass ihnen überhaupt noch zu helfen war. "Ich werde Reiter aussenden, um den Buckel zu durchkämmen und nach dem Jungen zu suchen. Wenn er noch am Leben sein sollte, dann werden meine Männer ihn finden", versicherte sie dem Fürsten und nickte ihm noch einmal knapp zu, versicherte damit ihre Unterstützung in dieser Hinsicht und seufzte dann schließlich erneut leise.
"Betreffend Eures Vaters und Eurer Stadt werden wir uns ebenfalls auf den Weg dorthin begeben und uns ein Bild von der Lage machen." Sie brauchte Oromis für diese Aufgabe, benötigte seine magischen Fähigkeiten in dieser Angelegenheit, wenn sie sich wirklich davon überzeugen wollten, ob es jene dunkle Magie war, die in Ilirea auch Alvias und Coreen wieder zurück gebracht hatten. Vielleicht würden sie eine Verbindung ziehen können, den Quell eben jener finsteren Magie finden können und den Urheber jener Energie zur Strecke bringen können. "Sollten es wirklich die Schatten gewesen sein, die Euren Vater zurück gebracht haben, dann werden wir dafür sorgen, dass er erneut den Ort seiner Ruhe finden wird."

Ryan zeigte ein Lächeln, das nun sehr viel fester wirkte und sogar seine Augen erreichte. Dass er nun Hilfe in diesen dunklen Stunden erhielt, und das von der Hochmeisterin der Reiter, stimmte ihn glücklich. Es war ein Lichtstreif am Horizont, der sich so schnell verdunkelt hatte. Er hoffte dass die Reiter ihm tatsächlich würden helfen können, dass sie Brandon zurück zu seiner Familie brachten und Thomas wieder in das Grab zurück schickten, dem er entkommen war. Doch da stellte sich ihm eine Frage die er gleich noch stellen würde. Vorerst wollte er sich dem Glücksgefühl hingeben, dass ihn ergriffen hatte als Caladhiel ihm gesagt hatte, sie würde sich all seinen Bitten annehmen. Vielleicht konnte er sich bald wieder wichtigeren Dingen zu wenden, Dingen wie seinem Sitz im Kronrat, oder die mögliche Vermählung Brandons mit Ileana. Die Rückkehr der Reiter war in diesen Zeiten am Ende womöglich besser, als er es zu beginn für möglich gehalten hatte.
Doch Ryan wandte sich wieder den Fragen zu die er hatte stellen wollen. "Hochmeisterin, es ist womöglich zu viel verlangt, doch würde ich mich geehrt fühlen, würdet ihr mich mit euch, nach Teirm nehmen. Es ist meine Stadt und ich würde mir gerne selbst ein Bild davon machen.", erklärte Ryan, der auch hoffte, die Führung der Stadt übernehmen zu könne, sollten die Reiter in dieser Angelegenheit nichts für ihn tun können. "Außerdem, verzeiht dass ich euch mit meinen Fragen nun überfalle, doch... ihr spracht davon, dass ihr meinen Vater zurück in sein Grab bringen werdet, sollte er nachweißlich von den Schatten geschickt worden sein... lasst ihr ihn etwa weiter auf der Erde wandeln, sollte ihn eine andere Kraft aus dem Reich der Toten geholt haben?"

"Wir sind Reiter, Fürst Velaryon, nicht die Schlächter eines einzelnen Mannes und wir haben uns der Neutralität verpflichtet. Dient Euer Vater einem Schatten und wurde von eben jenem aus dem Grabe zurück geholt, so werden wir ihn richten, doch sollte es die Magie selbst sein, welche ihn wieder in dieses Reich holte, dann werde ich nichts dagegen unternehmen. Ein Streit unter einer Familie erfordert keineswegs ein Eingreifen meines Ordens", lautete Caladhiels harsche und klare Antwort, welche sie dem Fürsten zuteil werden ließ während der Blick der strengen Augen der Elfe noch einmal über das Gesicht des Menschensohnes wanderte, der ihr hier gegenüber stand und so verzweifelt darauf gehofft hatte, die Reiter würden all seine Probleme mit einem einzigen Schlag beseitigen. Wenn sie Thomas vernichtete, so würde es auch ihre Pflicht sein, die einstige Königsfamilie zu ermorden, welche sich noch immer in Ilirea aufhielt und die Ileana gerade in diesen düsteren Tagen eine wichtige Stütze geworden war. Velaryon waren noch immer Verräter an dem Thron und wenngleich es auch so schien, als haben sich die Zeiten gewandelt und sie haben sich eines Besseren besonnen, so blieb Caladhiel dennoch vorsichtig.
"Ich werde Reiter informieren, welche Euch mit nach Teirm nehmen werden", setzte sie dann nach und wandte sich bereits wieder um, Noah mit einer knappen Handbewegung signalisierend, ihr erneut zu folgen. 'Oromis, ich brauche dich hier. Ryan Velaryon berichtet davon, dass sein Vater zurückgekehrt ist und der junge Brandon Velaryon ist verschwunden. Der Fürst befürchtet, es seien die Schatten, die ihn wiedergeholt hätten ..', ließ sie ihre rechte Hand im Geiste wissen und atmete beinahe erleichtert auf, als der andere sich dazu bereit erklärte, sich um die Widrigkeiten in Teirm und Ceunon zu kümmern und ihr damit selbst die Möglichkeit einzuräumen all jene Dinge anzugehen, die noch immer offen standen.
'An ... was soll ich nur tun? In diesem Reich gibt es so viele Dinge, die geklärt werden müssen und wir finden hier so wenig Hilfe, dass ich glaube, es bräuchte zwei von uns um alles zu bewältigen ... ist ein wenig Ruhe für uns denn zu viel verlangt?', hakte sie leise an ihren Bündnispartner gerichtet nach und spürte das dumpfe Brummen, das der Drache ausstieß in ihrer eigenen Brust und es brachte sie zum lächeln, die Ruhe des schwarzen Drachen zu spüren, welcher bislang ruhiger geblieben war als sie es sich selbst hatte erlauben können. Ohne ihn wäre sie vermutlich bereits ebenso dem Wahnsinn anheim gefallen, wie sie es immer befürchtet hatte.

Die Entrüstung des großen Drachen war nur allzu deutlich zu spüren, ebenso wie seine Sorge um das Wohlbefinden seiner Reiterin. Seit sie wiedergekommen waren hatte ihnen dieses Land ihnen nur Ärger eingebracht, nur Zorn, Leid und Hass und oftmals ging ihm die Frage, was sie hier eigentlich noch hielt durch den Kopf. Was versprachen sie sich davon eine Welt verbessern zu wollen, die diese Hilfe scheinbar nicht wollte, sie regelrecht abstieß und alles tat um dagegen zu agieren?
Doch schließlich fand er sich immer bei der gleichen Antwort wieder. Es war das richtige, auch wenn, oder gerade weil es so schwer war. Dieses Reich war über einhundert Jahre ohne die führende Hand der Reiter gewesen und schließlich in einem vollständig desolaten Zustand, was würde also passieren, wenn sie erneut einfach gehen würden?
„Selbst zwei von unsere Sorte würden nicht ausreichen um all diesen Narren den Verstand einzubläuen den sie benötigen, um Menschen vernünftig unter sich zu führen. Doch…“ Er wusste dass beide, vor allem Caladhiel nicht ewig so weitermachen konnten. Sie schlief nach wie vor nicht viel, sah Vroengard selbst kaum noch und musste statt der Hochmeisterin nun das öffentliche Gesetz für das gesamte Land spielen. Wurden sie vorher noch mir Achtung und Respekt angesehen, inzwischen waren sie nicht mehr als eine weitere Variable in ihrem Spiel.
„Du übernimmst dich. Wir tun, was wir tun können und wenn es nicht in unserer Macht liegt, so wird der Lauf der Zeit das tun, was wir nicht können.“

'Was soll ich denn tun, Anwar? Ich habe keine Zeit, um mich wirklich auszuruhen und dieses Land braucht dringende Hilfe, die wir ihnen geben müssen - es ist unsere Schuld, was geschehen ist. Wären wir nicht fort gegangen, dann wäre dieses Reich und die Menschen hier nicht in einem solchen Zustand', setzte sie Anwar lediglich im Geiste entgegen und lächelte noch einmal sacht über die Sorge des großen Drachen, welche sie ebenso in sich selbst spüren und nachempfinden konnte. Sie selbst hatte inzwischen bereits Mühe auch  nur fünf Minuten irgendwo still zu sitze, weil sie stets das Gefühl gehabt hatte, irgendetwas Wichtiges zu übersehen oder vergessen zu haben und neben der Koordination der Soldaten und des Aufbaus in Narda und des Handels in Vroengard, bedrohten noch immer Schatten diese Welt und ängstigten die Bürger während die Adligen weitere Kleinkriege ausfochten und unter Kontrolle gehalten werden mussten. Es mochte sicherlich nicht die Aufgabe der Reiter sein, sich um eben jene Dinge zu kümmern, aber dennoch hatte Caladhiel stets das Gefühl gehabt, sie müsse etwas wiedergutmachen, was sie einst versäumt hatte als sie das Reich, ihre eigene Heimat, einfach im Stich gelassen hatte. 'An ... lass uns ...'
Ihre Gedankenstimme unterbrach sich selbst als mit einem Mal Vraels Stimme in ihrem Geiste auftauchte und von Bildern von purer Gewalt und reinem Butvergießen begleitet wurden, welche sich ihr unweigerlich aufdrängten und ihre Miene sich verfinstern ließen, als sie den tieferen Sinn hinter den Worten begriff, die ihr einstiger Schüler ihr hier mitteilte. Sie spürte den Zorn in sich aufflammen, spürte die stetige Flamme der Wut, welche ihr eigenes Inneres zu verbrennen schien und ihr die Luft zum Atmen nahm während sie die Hände zu Fäusten ballte bis die Knöchel weiß hervor traten. Surda war also der Meinung, sie bräuchten eine Trophäe, mit der sie prahlen konnten ... Die Elfe biss die Zähne aufeinander, ließ ihren Kiefer mahlen während sie ihre eigene Haltung wieder aufrichtete und die Schultern durchdrückte, eine Hand hinüber zu Vindr führend, welches an dem Heft ihres Gürtels ruhte und in dem Schein der Kerzen, die in dem Raum aufgestellt waren, schwarz wie Anwars Schuppen das Licht verschluckte. Niemand wagte es Hand an einen ihrer Reiter zu legen, insbesondere nicht an eine Schülerin des Ordens und ihren Bündnispartner und diejenigen, die dafür verantwortlich waren, würden bitter dafür büßen.
"Noah, du gehst nach draußen und nimmst dir ein Pferd. Am Rande des Buckels wird dich ein Reiter erwarten, der dich nach Narda durch den Buckel begleitet und du wirst dort bleiben bis ich zurückkehre", wies sie mit harter Stimme an, in der selten so viel Zorn und Härte mitgeschwungen waren wie in diesem Augenblick und ohne dem Jungen auch nur noch einen einzigen Blick zu schenken, trat sie mit festen Schritten an ihm vorbei, noch im Gehen die dünnen Platten ihrer Rüstung wieder richtend. 'Vrael, fliegt zurück zur Festung. Anwar und ich werden nicht lange brauchen bis wir bei euch sind', sandte sie dem einstigen Schüler noch ehe sie den Blick hob und die Türen zum Innenhof der Festung aufstieß. Sie würde jeden brennen lassen, der damit etwas zu tun hatte - jedem, der es gewagt hatte, den Mitgliedern ihres Ordens etwas anzutun - jeder von ihnen würde dafür leiden.
'Wir müssen dringend nach Surda.'

tbc: Surda