Baderäume

Nachdem Hemióne in das dünne Badehemd gekleidet war, ließ sie sich in das warme Wasser des großen Beckens gleiten. Sie schwamm etwas weiter in die Mitte und tauchte hinab. Es war wie immer ein wundervolles Gefühl zu Baden. Als sie wieder auftauchte strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht zurück und besah sich ihre Arme, von denen das Blut nun abgewaschen war. Mit geschmeidigen Bewegungen schwamm sie zum Beckenrand. Dort saß Coreen mit den nackten Füßen im Wasser.
Hemióne hielt sich in der Nähe des Randes über Wasser und blickte Coreen ins Gesicht. "Also, bei wem warst du bevor du mich im Hof aufgegriffen hast? War er oder sie wirklich so schrecklich?", fragte Hemióne ungläubig. Das Coreen jemand so anwiedern konnte dass selbst eine Leiche ihr lieber war, verwunderte Hemióne ein wenig.

Schweigend musterte Coreen das nasse Gesicht der Freundin vor ihr, betrachtete die Wassertropfen, die ihr von den langen Strähnen, die ihr im Gesicht klebten, über die Schultern liefen und in dem dünnen Stoff des Hemdes versickerten, das sie am Leib trug während ihre Gedanken noch einmal zu dem Gespräch zurück glitten, das sie mit Erol geführt hatte. Die Dinge, die er gesagt hatte und das Wissen, das er hatte, obgleich er doch erst seit so kurzer Zeit am Hofe war, beunruhigte sie bereits jetzt und beinahe ebenso sehr wie die Tatsache, dass es erneut Attentäter gewagt hatten, hier einzudringen.
Als sie gemeinsam mit Hemióne die großen Baderäume betreten hatte, hatte sie mit nur einigen wenigen Worten jene hinausgescheucht, die sich hier befunden hatten. Jetzt überlegte sie, ob ihre Entscheidung wirklich so klug gewesen war, denn nun waren sie ausgeliefert und schutzlos - die Wände hier waren dick und hielten jedes Geräusch in dem Raum selbst. Niemand würde sie hören, wenn sie schreien würden.
"Erol", nannte sie den verhassten Namen und schüttelte mit einer knappen Geste die trüben Gedanken ab, verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass sie paranoid geworden war seit die Gilde sie in ihren Fängen gehabt hatte. "Alvias' Bruder und sein schwachsinniger kleiner Diener", begann sie dann zu erzählen und fand den Faden rasch wieder. "Sie sind erst seit kurzem hier und trotz alledem habe ich das Gefühl, dass gerade dieser widerliche Diener überall ist und seine Blicke mir bei jeder einzelnen Bewegung folgen. Er jedes meiner Worte hört und sie zu seinem Herren weiterträgt, damit dieser sie gegen mich verwenden kann. Ich fühle mich hier nicht mehr sicher, Hemióne."

Hemióen legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den hohen Fenstern in der Decke, durch die das Sonnenlicht fiel. Mit eienr Hand fühlte sie ihre seidigen Haare, welche sich im Wasser verteilten. Sie blickte wieder in Coreens Gesicht, in dem der Hauch von Angst sich allmählich ausbreitete. Sie tat ihr leid, bereits zum Zweiten Mal waren Attentäter in ihre Zuhause eingedrungen und hatten jemanden angegriffen.
"Ich verstehe deine Angst und ich würde dir helfen, ich würde dich auch nach Síthrim oder Ilirea mitnehmen. Aber das kannst und willst du sicherlich nicht machen. Darüber hinaus sehe es unter der Bevölkerung alles andere als gut aus, wenn du aus deinem eigenen Schoss fliehst.", erklärte Hemióne. Sie würde sie tatsächlich mitnehmen doch konnte sie das nicht machen und weder Alvias, noch ein Berater oder jemand aus der Bevölkerung würde das gerne sehen.

"Ich würde mit dir gehen, wenn ich noch ungebunden und frei wäre", erwiderte Coreen mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme, der sich nun allmählich auch in ihrem Gesicht abzeichnete und einen dunklen Schatten darauf malte. Langsam legte auch sie ihren Kopf in den Nacken, folgte dem Blick der Elfe hinauf zu den hohen gläsernen Fenstern und sah in die Sonne hinauf, ließ sich davon blenden bis der Schmerz durch ihren Kopf schoss und sie dazu zwang, die Augen zu schließen. Einige Momente lang noch tanzten bunte Farbkleckse in der dunklen Schwärze vor ihren Augen - der leise Tanz, vollführt zu einem unhörbaren Orchester, einer stummen Melodie, beruhigte sie und ließ ihre Gedanken wieder klarer werden. Sie wusste, dass sie der Elfe vertrauen konnte, dieser erzählen konnte, was immer sie bedrückte, denn einst hatten sie einander geschworen die Geheimnisse des anderen zu bewahren.
"Aber das bin ich nicht mehr", setzte sie nach einigen langen Sekunden, die zäh, wie Sand durch die Öffnung einer kleinen Uhr, vorüber geglitten war und ihr Blick wanderte zu dem kleinen Schmuckstück, das an ihrem rechten Ringfinger seinen Platz gefunden hatte und ohne dieses sie sich merkwürdig schutzlos fühlte. Ein bitteres Lächeln huschte über ihre blass gewordenen Züge als sie weitersprach. "Ich werde hier gebraucht und ich kann Alvias nicht einfach allein lassen", sagte sie und fügte nach einigen kurzen Augenblicken reumütig ein "Zumindest rede ich mir das ein" hinten an.

Ein lautes Knarren war zu Hören und die schwere Holztür schwenkte sich nach innen. Kurz darauf betrat Cynric den Raum. Er trug ein Handtuch unter seinem linken Arm, der einige Schürf und Schnittwunden aufwies. Sein Gesicht war von Verletzungen verschont geblieben, jedoch klebte das Blut des Feindes an diesem. Er hatte mit seinen Händen weggewischt was er konnte, doch er sah bei weitem nicht zivilisiert aus. Er machte ein paar Schritte und hörte die Tür hinter sich in Schloss fallen, ehe er erstaunt stehen bleib und sich kurz verneigte. "Herrin, Lady Hermióne, ich hoffe ich komme nicht ungelegen?" Er sah beide kurz an und musterte die beiden Frauen, die sich wohl gerade in ein Gesprächsthema vertieft hatten. "Kommt es mir nur so vor oder laufe ich Coreen grundsätzlich genau dann über den Weg, wenn ich aussehe wie ein Barbar aus den Wäldern?" Er hörte ein leises plätschern von dem Wasser und reckte kurz dem Hals um zu sehen ob noch jemand im Raum war, konnte aber niemanden erkennen. Im Baderaum war es deutlich Wärmer als im Rest des Schlosses, leichter Dampf stieg auf, es war jedoch alles andere als stickig.

Überrascht blickte Hemióne zu dem Neuankömmling. Es dauerte einen Moment bis sie sich errinnerte woher sie diesen Mann kannte. Ach das war doch der Soldaten den sie in einem Wald gefunden hatten und der unter verdacht stand einer der Attentäter zu sein, erinnerte sie sich lächelnd an den Mann.
"Nein, ihr stört keines Wegs, oder Coreen?", fragte Hemióne. Sie blickte durch ihre eisblauen Augen fragend in das Gesicht der Freundin. Sie bezweifelte, das sie etwas dagegen hatte. Wahrscheinlich würde sie sich sogar darüber freuen nicht mehr allein und schutzlos in dem großen Raum zu sein, in dem jedes Geräusch zu einem lauten, geheimnissvollen Flüstern anschwoll. Doch der Gedanke dass ein Mann zu ihr in das Becken steigen würde, verunsicherte sie ein wenig.

Cynrics Stimme riss sie aus ihren Gedanken und gleichzeitig war sie froh darüber, dass Hemióne nicht die Zeit dazu gehabt hatte, etwas auf ihre Worte zu erwidern, die ihr im Nachhinein vollkommen töricht und dumm vorkamen. Sie sollte nicht so sprechen, sollte keine so offensichtliche Anfeindung bekunden und doch hatte sie ihr Herz vor alledem nicht verschlossen halten können, was ihr in der letzten Zeit schwer auf dem Herzen lag. Erst nach einer Weile erinnerte sie sich an die Frage des jungen Soldaten und den erwartungsvollen Blick der Freundin, deren Augen auf ihr ruhten und die eine Bestätigung ihrer ersten Antwort erwartete.
"Nein, natürlich stört Ihr nicht, Cynric", antwortete sie abwesend und mehr aus dem reinen Kalkül heraus, als dass sie der Frage des Soldaten wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Langsam öffnete sie die Augen wieder und lenkte ihren Blick schlussendlich doch zu ihm hinüber, nahm seine zerlumpte Erscheinung in Augenschein und lächelte sacht, als ihr auch der süßlich-herbe Geruch des Alkohols in die Nase stieg, welcher sich mit dem Duft des Blutes vermengte, der überall an dem jungen Mann zu kleben schien. "Ihr seid verletzt?", stellte sie mit ruhiger Stimme fest, doch in ihren Worten schwang eine leise, unausgesprochene Frage mit, welche sich mit Besorgnis paarte. Vorsichtig stützte sie die Arme neben sich am Beckenrand ab und kam behände wieder zurück auf die Füße um wenig später einen Schritt auf ihn zu zumachen.

"Danke." Gab Cynric lächelnd zurück und entfaltete das Handtuch, das er von einer der Dienerinnen bekommen hatte. Schwerfällig setzte er sich auf eine der Bänke, nicht weit von Hermióne und Coreen entfernt. Er begann die Schnürung seines linken Stiefels zu lösen. Getrockneter Dreck löste sich von den feinen Schnüren und fiel zu Boden. Durch den hellen Boden hob sich der Schmutz im Raum deutlich ab, weswegen er diesen schenll mit der Hand zusammenkehrte und in seinen, inzwischen ausgezogenen Stiefel warf. Später hatte er genug Zeit diesen zu reinigen und es wäre unhöflich gewesen, seinen Dreck einfach so liegen zu lassen. "Und mir geht es gut Herrin, es sind nur ein paar Fleischwunden, nichts dramatisches. Es schmerzt, ist aber zu ertragen und keinesfalls Bedrohlich." Auch der zweite Stiefel löste sich von seinen Füßen und abermals schabte er den Dreck zusammen und verstaute diesen in seinem dreckigen Schuh. "Lady Hermióne ich hoffe euch geht es gut. Verzeiht mir bitte das ich nicht schneller eingegriffen habe, ich hätte das Handeln des Mannes vereiteln müssen." Er blickte kurz betrübt zu Boden und zog sein Leinenhemd aus. Zahlreiche Narben zeichneten sich auf Cynrics Oberkörper ab, einige der Verletzungen sahen noch recht frisch aus. "Die Damen entschuldigen mich bitte kurz." Er verneigte sich ein zweites mal, dann verschwand er kurz hinter einer der Säulen. Nach etwa einer Minute kehrte er zu der Bank zurück. Statt der Hose hing nun das weiße Handtuch um seiner Hüfte. Zögernd setzte er sich an den Beckenrand und ließ die Füße in das Wasser gleiten.

Als Coreen vom Beckenrand aufgestanden war, hatte Hemióne sich die Nase zugehalten und war erneut getaucht. Sie liebte dieses Gefühl der schwerelosigkeit, als wären alle Sorgen von ihr abgefallen und als existieren nur das hier und jetzt. Kaum das sie wieder aufgetaucht war, hörte sie wie Cynrik das Wort an sie richtete. Sie war beinah bis zur Mitte des Beckens getaucht und musste nun für die Antwort etwas näher zum Rand schwimmen.
"Mir geht es ebenfalls gut. Der Sturz hat mich etwas mitgenommen, doch darüber komme ich hinweg. Die Wunde an meinem Bein war da schon etwas schlimmer, aber auch die wurde bereits geheilt.", erklärte Hemióne freundlich lächelnd. Als sie den Mann von oben bis unten musterte fielen ihr die Narben auf, doch die vergass sie als sie das Handtuh sah. Er will doch nicht wirklich nackt in dieses Becken steigen!, dachte sie überrascht, verbarg das jedoch hinter einem Lächeln.

Bei Cynrics Bitte hatte Coreen sich abgewandt und ihren Blick über das klare Wasser in dem Raum schweifen lassen, das so seltsam ruhig vor ihr lag und das ihre Gedanken erneut aufpeitschte. Sie hatte begonnen die Ruhe zu verabscheuen, denn in der Ruhe fand sie Zeit für ihre Gedanken und ihre Ängste, die sie in diesen Stunden mit der Macht eines Hammerschlags wieder einholten. Das leise Rascheln von Stoff drang an ihre Ohren und schließlich hörte sie das Plätschern von Wasser als Cynric sich an den Beckenrand sinken ließ und die Füße in das Wasser streckte.
"Die Wunden sind gut verheilt", bemerkte sie mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen als ihr Blick kundig über die Narben glitt, die er auf dem Rücken davon getragen hatte und noch bevor er etwas erwidern konnte, hob sie die Hand und schüttelte den Kopf. "Noch etwas, nennt mich nicht Herrin, Cynric. Das bin ich nicht - Ihr seid ein freier Mann und ich maße mir nicht an, zu glauben über Euch zu stehen. Seit dem Tag in Gil'ead, an dem wir Euch fanden, hat sich nichts verändert", hörte sie sich selbst sprechen und senkte im nächsten Moment wieder den Kopf, um die anderen nicht sehen zu lassen, dass sie erneut ein stummes Fluchen über ihre Narretei hinaus stieß. Sie sollte nicht hier sein, weder mit Hemióne, noch mit Cynric und doch waren diese beiden ehrlicher als hunderte Bediensteter, die hier lebten. Sie waren hier, sowohl körperlich als auch geistig anwesend, was sie von dem Menschen, mit dem sie verheiratet worden war, nur noch sehr selten sagen konnte.

"Ja die Wunden sind gut verheilt, schließlich hatte ich eine gute Ärztin." Cynric beugte sich nach vorne und nahm sich eine Handvoll Wasser, schüttete sich diese daraufhin ins Gesicht um das verkrustete Blut des Feindes los zu werden. Er konnte nicht aufhören über seine Vergangenheit nachzudenken, auch wenn ihm noch so vieles unschlüssig erschien. Wer waren seine Eltern gewesen? Lebten sie überhaupt noch? Bei Aspers Gnade und Wohlwollen konnte man nur schwerlich davon ausgehen. Er kreiste mit den Füßen leicht im Wasser und fuhr sich durch sein Haar. "Und genau das ist der Grund warum ich euch so nenne Herrin. Ihr verlangt nicht das man euch so nennt, nein ihr wünscht es nicht einmal. Ihr habt euch diesen Rang erarbeitet, fordert nicht ein sondern geht mit gutem Beispiel voran. All dies sind Ideale die in Vergessenheit geraten sind. Aber wenn es euch derart betrübt , werde ich euch auch gerne mit eurem Vornamen anreden." Er nickte der Königin mit einem Lächeln auf den Lippen zu, wandte sich dann kurz der Decke zu. Sie war reich verziert und weckte in Cynric etwas, das er lange nicht gespürt hatte. "Ein solches Gefühl hatte ich vermutlich das letzte mal als ich die Nase in ein Buch gesteckt habe..." Er schämte sich fast dafür derart wenig kulturelles Interesse hatte, doch bisher hatte er nie die Zeit dazu gehabt. In den vergangenen Wochen war er damit beschäftigt gewesen mit sich selbst wieder ins reine zu kommen, zu akzeptieren was passiert war und anzufangen eine Zukunft aufzubauen.

Hemiónes Gedanken schweiften ab und sie vergass die Momentane Szenerie in der sie sich befand. Sie dachte an die schönen Tage in längst vergangener Zeit, als sie mit ihrem Vater und ihrer Mutter im See von Sílthrim badeten. Sie waren an eine abgelegene kleine Bucht gegangen um ungestört zu sein. Sie haben im Wasser gespielt und sich im Gras von der Sonne trocknen lassen. Die Kirschen die an einem Baum in der Nähe gewachsen waren, schmeckten so unheimlich süß. An dem Tag hatte Hemióne ihre Leidenschaft fürs Schwimmen und ihre Liebe zum Wasser entdeckt.
Sie schüttelte den Kopf, als sie wieder in ihren Körper zurück kam und ihr Blick klärte sich wieder. Sie schwamm zurück zum Beckenrand, stemmte ihre Arme auf den Rand und setzte sich neben Cynrik. Dann beugte sie den Kopf über das Becken und strich sich mit leichtem Druck das Wasser aus den Haaren. "Wie ist es euch in der letzten Zeit ergangen Cynrik? Ich habe von euch nichts gehört seid ich euch im Heerlager begegnet bin.", erklärte Hemióne und lächelte den Mann freundlich an. Ihre blauen Augen blickten bloß kurz in sein Gesicht, dann richteten sie sich auf das Wasser das aus ihren Haaren tropfte.

"Ich..." Cynric war von der Frage der jungen Elfe komplett überrumpelt, was hatte er eigentlich getan? Er hatte manchmal Tage damit verbracht nur durch Wiesen und Wälder zu streifen, fernab von allem zivilisiertem Leben. Unbefleckte Natur wecke in jedem Menschen etwas anderes , in Cynric war es das Gefühl von Freiheit. Er war sein ganzes Leben lang die rechte Hand eines Verrückten gewesen, der nur seine eigene Macht im Sinn hatte. Nun war er Frei. Er unterstand niemandem und musste sich niemandem gegenüber rechtfertigen. Doch war dies erst langsam in seinem Bewusstsein angekommen. Er hatte oft Albträume gehabt. Albträume von Familien die er ausgelöscht hatte, von sinnlosen Befehlen die er blind ausgeführt hatte. Er hatte sich dafür geschämt was er getan hatte, schließlich war er nicht mehr als ein kaltblütiger Mörder oder? Doch nach und nach Begriff er, das dies ein Kapitel seines Lebens war, mit dem er entweder abschließen konnte, oder aber er würde sich von diesem verrückt machen lassen. Er wusste nicht einmal wie lange er fort war, fest stand das es mehrere Wochen waren in denen er Ruhe hatte um über alles nach zu denken. Er hatte eine zweite Chance bekommen, die er nutzen wollte. Cynric war sich nicht sicher ob er in dem letzten Tag, bevor er aufgebrochen war etwas fühlte das viele Menschen Erlösung nannten, fest stand jedoch das er seit Jahren das erste mal wieder ruhig schlafen konnte. "Ich habe mich selbst gefunden." Antwortete er schließlich und lachte herzhaft, wenn auch leise. Cynric kam nicht umhin einen Blick auf Hermióne zu werfen, diesen aber wandte er nach kurzer Zeit ab und starrte wieder in das helle Blau des Wassers. "Wenn ich das anmerken darf, ihr seid von beachtlicher Schönheit Lady Hermióne." Sagte er schließlich ganz beiläufig, wendete seinen Blick aber wieder zu der Elfe.

Ein amüsiertes Lächeln erklang von Coreens Seite aus, bei den Worten, die Cynric wählte und sie beobachtete belustigt, wie sich auf den blassen Zügen der Elfe ein zarter Rotschimmer ausbreitete. Sie schien sich mit diesem Kompliment überhaupt nicht wohl zu fühlen und sie konnte es der Freundin wirklich nicht verübeln. Cynric war ein Mensch, an dem noch immer der Dreck eines Kampfes klebte und der, nach allem, was sie selbst über Hemióne wusste, nun so gar nicht ihrem Geschmack entsprach.
"Ihr bringt die Fürstin in Verlegenheit, Cynric", schallt sie den jungen Mann mit sanfter Stimme und verbarg das amüsierte Zucken ihrer Mundwinkel hinter erhobener Hand ehe sie sich selbst wieder an den Beckenrand sinken ließ und ihrer Freundin einen verschwörerischen Blick zuwarf. Ein Blick, der für Cynric undeutbar blieb. "Unser junger Freund scheint in dem eifrigen Gefecht zur Rettung deiner reinen Seele, Hemióne, seinen Kopf irgendwo gestoßen zu haben oder aber er hat sich genügend Mut angetrunken, um nun solcherlei Dinge zu sprechen", spöttelte sie und fügte ein leises Lachen hinten an, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen, die ohne Zweifel darin mitgeschwungen war.

Haha! Wirklich lustig Coreen!, dachte Hemióne erbost und stand ohne ein Wort hinzu zufügen auf. Sie ging zu der nahe gelegenen Bank, auf der ihre Sachen und ein weißes Handtuch lagen und packte beides. Dann begab sie sich hinter eine der dünnen Trennwände, hinter denen sich die Leute nach ihrem Bad umzogen. Gott, was hat sich dieser Mann dabei gedacht? War das wirklich nötig? Ich hab doch in keinster Weise auch nur die Andeutung gemacht ich sei an ihm interessiert, oder doch? Sollte es so sein, haben die Menschen noch seltsamere Sitten als ich dachte. ...Naja aber es war lieb gemeint und das sollte man ihm doch zuschreiben, dachte Hemióne.
In ihre schwarze Bluse und die ebenso dunkle Hose gekleidet kam sie wieder hinter der Wand hervor. In der Hand hielt sie eine Haarbürste und an ihrem Gürtel hing ihr Rapier. Allmählich wurde sie tatsächlich paranoid, doch wollte sie es nicht riskieren, schutzlos angegriffen zu werden. "Vielen Dank für euer Kompliment, Cynric.", bedankte sich Hemióne, ließ sich auf die Bank sinken und kämte ihr helles Haar.

"Gerne doch." Erwiderte Cynric nur schmunzelnd und schlug sich eine weitere Hand voll Wasser in sein Gesicht. Er verstand den ganzen Aufwand nicht recht, er hatte der Elfe nur ein Kompliment ausgesprochen, keinen Antrag gestellt. Waren beide Frauen in der Entwicklung etwa an diesem Punkt stehen geblieben? Das sie sich wie kleine Schulkinder über solche Kommentare amüsierten? Er verstand es nicht recht, was er aber beim weiblichen Geschlecht so gut wie nie tat. "Obwohl ich Coreen eins zugestehen muss, schlagfertig ist sie." Langsam löste sich auch das restliche Blut von seinem Gesicht und er spürte ein wohltuendes Gefühl. Er kniff kurz beide Augen zusammen und unterdrückte ein Gähnen, die letzte Nacht über hatte er nicht gut geschlafen und dieser Tag hatte stark an seinen Nerven gezehrt. "Verwunderlich wie schnell man sich an einen ruhigen Alltag gewöhnen kann."

Kopfschüttelnd hatte Coreen Hemiónes pikiertes Abwenden beobachtet und hatte müde darüber gelächelt während in Cynrics Gesicht Unverständnis über die Reaktion der Elfe erschienen war. Sie selbst hatte es sich nicht verkneifen können, einen Kommentar vom Stapel zu lassen, der von der Freundin wohl nicht allzu gut aufgefasst worden war und doch konnte sie nur darüber die Schultern zucken während sich auf ihren Zügen ein ehrliches, seit langer Zeit unbeschwert scheinendes Lächeln ausbreitete. Sie wollte im ersten Moment noch fragen, ob sie die beiden allein lassen sollte, doch schlussendlich besann sie sich eines Besseren und richtete stattdessen scheinbar völlig unschuldig den Blick hinab auf das ruhig dar liegende Wasser.
Ein einziges Wort, kaum mehr als ein Flüstern verließ wenig später die Lippen der jungen Königin und wie von einer unsichtbaren Hand gestoßen, ruckte Cynrics Körper nach vorn ehe er in das Wasser fiel. "Ich dachte, unser junger Freund bräuchte vielleicht ein wenig Abkühlung", kommentierte sie ihre Handlung lediglich schlicht in Hemiónes Richtung, die sich inzwischen wieder an die Regeln ihres eigenen Volkes erinnerte und statt dem ungezwungenen Bad nun damit beschäftigt war, die langen, blonden Haare auszubürsten. Es war lange her gewesen, dass sie von Menschen und Elfen umgeben war, denen sie vertrauen konnte und die sie soweit schätzte, dass sie es wagte, jene Wesenszüge wieder hervorkommen zu lassen, die sie eine allzu lange Zeit tief in sich verborgen hatte, in dem Wissen, dass man es hier am Hofe, gerade in ihrer Position, als unpassend und beleidigend empfunden hätte.

Überrumpelt blieb Cynric einige Sekunden lang unter Wasse,r ehe er prustend an die Oberfläche kam und den Kopf irritiert schüttelte. "Das kam... unerwartet." Gestand er wahrheitsgemäß und fuhr sich über das Gesicht. Sein Handtuch, das er sorgsam um seine Taille gebunden hatte, saß zum Glück noch an Ort und Stelle. "Nun... dann werde ich wohl ein bisschen länger hier bleiben und warten bis ich trocken bin." Er nutzte die Gelegenheit und schwamm in dem klaren, warmen Wasser ein paar Meter. Von einem wohltuenden Gefühl beflügelt ließ er sich langsam nach oben treiben, sodass er still auf dem Wasser lag. Er verstand nach wie vor nicht warum man sein Kompliment derart böswillig aufgefasst hatte. Sicher er wusste nicht viel über Frauen doch dachte er, das ein paar nette Worte immer gut ankamen. Ein kurzes, klopfendes Geräusch holte ihn aus seiner Trance und er öffnete sein rechtes Auge einen Spalt weit. Sein Blick war auf das große Deckenfenster gerichtet und für den Bruchteil einer Sekunde, so glaubte Cynric zumindest, sah er eine bucklige Gestalt die in eine Kutte gehüllt war. Er wusste nicht ob seine Augen ihm nur einen Streich gespielt hatten, doch zur Sicherheit schwamm er zurück an den Beckenrand und legte auf diesen beide Arme.

Hemióne hatte ihren Kopf zur Seite gedreht, sodass ihre Haare hinab hingen. So konnte sie sie besser kämmen. Plötzlich hörte sie nur ein lautes Platschen und als sie ihren Blick zum Becken richtete sah sie nur noch Coreen und die Wellen im Wasser. Auf Coreens Worte hin hatte sie ein herzhaftes Lachen hören lassen. Ihr nasses Haar hing ihr in Strähnen im Gesicht und befeuchtete teile ihrer Bluse. Sie hatte auf das Kompliment zu ernst reagiert, dass musste Hemióne einsehen. Doch war sie wegen des Angriffes ein wenig durch den Wind.
Sie widmete sich wieder ihrem Haar, denn ohne die richtige Pflege war es nicht so seidig wie es sein sollte. Dann hörte sie wieder ein Geräusch. Es erinnerte sie an ein Klopfen und es kam von den Fenstern an der Decke. Wieder legte sie den Kamm für einen Moment zur Seite und blickte nach oben. Für einen kurzen Augenblick war Hemióne sich sicher einen Schatten zu sehen. Sie stand von der Bank auf und ging zum Beckenrand an dem Coreen und Cynrik waren. "Habt ihr dieses Klopfen gehört? Oder diesen Schatten an der Decke gesehen?", fragte sie verwirrt und blickte hinauf zu den Fenstern.

Als die Stimme der Elfe erklang und ihre dunkle Befürchtung an die Ohren der jungen Frau drang, verlor deren Gesicht an Farbe ehe ihre Augen hinauf zu den großen Fenstern huschte, die das Sonnenlicht in die großen Baderäume ließen. Die gesamte Entspannung, welche sie zuvor empfunden hatte, verblasste mit einem Mal, wich dem drückenden Gefühl der Angst, das sie dazu brachte, hastig auf die Beine zu kommen und mit eiligen Schritten zurück in den Schutz der großen Säulen zu treten, die der kunstvoll bemalten Decke Halt gaben. Sie hatte gewusst, dass sie auch hier keine Ruhe finden würde, selbst in der Gegenwart ihrer Freunde nicht vor dem Mann verschont bleiben würde, der ihr wie ein lauernder Schatten auf Schritt und Tritt folgte und obgleich die Unsicherheit in ihr Gesicht gemeißelt war, bemühte sie sich darum Haltung zu bewahren.
"Es wird nur ein Vogel gewesen sein", versuchte sie den anderen beiden zu versichern, doch sie hörte selbst, wie ihre Stimme zitterte und sich die Emotion hinein schlich, sie davon abhielt ihre eigenen Worte zu glauben. Sie hasste sich dafür, dass sie sich vor jemandem fürchtete, der nur halb so groß wie sie selbst und dessen Hand zu verkrüppelt war, um ein Messer zu halten, doch es war nicht die Gefahr, die sie als so unangenehm empfand - es war die Unwissenheit, was er tun würde und zu welchen Taten er fähig war, die es ihr kalt den Rücken hinab rinnen ließ, wann immer sie wusste, dass er in der Nähe war. "Wir sollten uns nicht davon erschrecken lassen", setzte sie nach einem kurzen Moment der Stille hinterher und wandte den Blick wieder von der hohen Decke ab, zwang sich dazu ihre Schritte zurück zu Cynric und Hemióne zu lenken, die sich weit weniger Gedanken als sie über die Gestalt dort oben zu machen schienen. Vielleicht wurde sie wirklich verrückt, wenn sie nun schon begann seltsame Schatten zu sehen.

"Du hast sicher recht. Wie hätte auch jemand dort hinauf gelangen sollen?", stimmte Hemióne zu und blickte zu Coreen. Erst jetzt bemerkte sie dass Coreen, ihre stolze Freundin und Königin, sich hinter einer Säule versteckt hatte. Irgendetwas musste ihr eine höllen Angst eingejagt haben. Doch wie kam es dass sie so schreckhaft geworden war? Eigentlich war es selbstverständlich, schließlich waren Attentäter heute das zweite Mal innerhalb weniger Wochen in das Schloss eingedrungen.
Aber es gab noch etwas anderes wovor sie sich fürchtete, da war Hemióne sich sicher. So hätte Coreen wahrscheinlich nur reagiert, hätte man Coreen heute attakiert. Hing ihre ANgst möglicherweise mit diesem Diener, wie hieß er noch? Ja, Henry. Hing es vielleicht mit Henry zusammen, dass sie aufgrund eines Schattens hinter eine Säule flüchtete? "Coreen, was ist los? Du bist ganz bleich, ist dir nicht gut?"

Im Stillen verfluchte sie Hemióne dafür, dass sie so offen hatte nachfragen müssen, ihre übereilte und gänzlich unüberlegte Handlung ansprechen und sie mit Fragen überhäufen musste, die sie nur mit einer Lüge beantworten konnte, wenn sie nicht ihr Gesicht vor Cynric und der Elfe verlieren wollte. "Es ist schon in Ordnung", beantwortete sie, rascher als sie es selbst für möglich gehalten hatte und als wäre es das Einfachste dieser Welt kam die Lüge über ihre Lippen, wurde von einem entschuldigenden Lächeln begleitet, das Hemióne die Sorgen nehmen sollte, die sie offensichtlich zu haben schien. Was hätte sie den beiden auch erklären sollen? Dass sie sich vor einem kleinen, buckligen Diener fürchtete, der ihr ständig auf den Fersen war? Selbst sie hätte angesichts dieser Erklärung die Achtung und jeglichen Respekt vor sich selbst verloren.
Mit gezwungen leichtfertigen Schritten kehrte sie an ihren eigentlichen Platz zurück und ließ sich zu Boden sinken während sie darum kämpfte, ihren heftigen Herzschlag zu beruhigen. "Mach dir bitte keine Sorgen, Hemióne. Ich fürchte nur, dass das warme Wasser mir nicht allzu gut bekommt - mir ist ein wenig schwindlig geworden", setzte sie dann ihre Erklärung hinzu, inständig darauf hoffend, dass die Freundin ihr diese Erklärung abnahm.

"Nun dann solltet ihr euch ein wenig zur Ruhe begeben Herrin." Schlug Cynric vor und rieb sich die Augen. Ihn plagten erste Müdigkeitserscheinungen, dazu kam noch die wohlige Wärme des Raumes. Vielleicht, wenn die beiden Frauen aus dem Raum waren, würde er sich ein wenig auf die Bank legen und schlafen. Bis er komplett trocken war würde es noch eine Weile in Anspruch nehmen und diese konnte man gut und gerne nutzen um den fehlenden Schlaf aufzuholen. Aber es war ihm neu das man durch warmes Wasser einen Schwindelanfall bekommen konnte. "Sagt, wie geht es eurem Gatten? Ich hoffe doch er ist wohlauf und unverletzt aus der Schlacht zurück gekehrt?" Er schallte sich dafür erst jetzt nach dem wohlergehen des Königs zu fragen, doch musste er sich auch eingestehen, das es ihn nicht sonderlich interessierte. Er war im kaum begegnet, für ihn war er nur ein Name mit einem hohen Titel, keine Person die er zu schätzen gelernt hatte.

Im ersten Moment noch wollte sie aufspringen und ihn dafür zurechtweisen, dass er sie als derart schwach hinstellte, doch bis auf ein kurzes Zucken ihrer Finger, die sich um den Rand des großen Becken schlossen, geschah nichts und sie lächelte lediglich zart, unschuldiger als ihr zumute war. Ein solcher Ausbruch ihrer selbst wäre das Letzte, was sie nun gebrauchen konnte und es wäre bei Weitem nicht ihrem Ansehen in Hemiónes und Cynrics Augen zuträglich. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war dass sie nun auch noch das Gesicht vor den beiden verlor. Es war schlimm genug, dass sie sich schwer damit tat, vor Erol die Beherrschung zu bewahren.
Sie besann sich erst nach einigen Momenten der Stille, erinnerte sich dann erst an die Frage, die Cynric ihr gestellt hatte und prüfend hob sie den Blick, musterte das Gesicht des jungen Mannes, der ihr diese unschuldige Frage gestellt hatte. "Es geht ihm gut", antwortete sie, kühler als sie es im ersten Augenblick beabsichtigt hatte und setzte für sich selbst noch ein stilles 'So gut es eben jemandem gehen kann, der gerade seine Familie in den Flammen der Drachen verloren hat' hinzu, doch sie behielt auch diese Dinge für sich, wollte keinem der beiden ein so wichtiges Detail anvertrauen. Die Nachricht würde schnell genug die Runde machen und das Letzte, was Alvias in dieser schweren Zeit wohl gebrauchen konnte, war das geheuchelte Mitleid von Fremden, die ihn nicht kannten und nichts von dem Schmerz wussten, den ein solcher Verlust verursachte. "Täuscht mich nicht, Cynric", begann sie mit ernster Stimme und verfluchte im selben Moment ihr loses Mundwerk, das zu schnell die Gedanken zu Worten geformt hatte. Jetzt gab es ohnehin kein Zurück mehr und so seufzte sie ergeben und sprach auch den Rest ihrer Gedanken laut aus. "Es ist nicht wirklich von Eurem Interesse wie es dem König geht. Ihr fragt aus reiner Höflichkeit, auch wenn Ihr Euch gut darauf versteht Euch nichts von alledem anmerken zu lassen, aber ich hatte einen guten Lehrmeister, der mir beigebracht hat Menschen zu durchschauen."