Schlossgarten

"Ich habe auch lediglich von denen gesprochen, die uns etwas bedeuten, lieber Schwager. Verzeih, wenn du mich falsch verstanden haben solltest", entgegnete sie lediglich mit einem schmalen, wissenden Lächeln auf ihren Lippen. Ihr war keineswegs die Reaktion entgangen, die der andere für den Bruchteil einer Sekunde gezeigt hatte und ein Gefühl, dem Triumph ähnlich, hatte sich in ihr ausgebreitet - er hatte ihr, wenn auch nur durch diese kleine Regung bewiesen, dass er sich längst noch nicht so sicher in diesem Sumpf von Lügen und geheuchelten Worten bewegen konnte. Dass er nicht jede seiner Äußerungen so wohl bedachte wie es im ersten Moment noch den Anschein gemacht hatte. Er hatte Recht - dies hier war nun wirklich nicht der passende Augenblick, um ein solches Gespräch zu beginnen. Sie wollte Kharas' Andenken nicht durch ein Gespräch mit einem solch niederträchtigen Wesen besudeln.
Mit einem letzten mitleidigen Lächeln und einem knappen Kopfschütteln wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder von dem Kleineren ab, lenkte ihren Blick zurück auf die Urne, welche in einem Beet aus roten Rosen stand. Vielleicht würde Erol es demnächst erneut wagen, ein solches Gespräch zu beginnen - bis zu diesem Zeitpunkt jedoch wollte sie ihm nicht zeigen, dass sie begann zu durchschauen, welches Spiel er hier trieb. Sollte er sich ruhig in Sicherheit wähnen - er würde früh genug bemerken, welchen Feind er sich geschaffen hatte.

tbc: woanders

"Er wird bald kommen" meinte Thomas leise und sah zum Stand der Sonne, während er vor dem Brunnen stand, welcher leise und sachte einen hohen Bogen Wasser in das große Becken spieh.
Thomas lehnte sich auf sein großes Schwert, welches tief im Erboden stach und sah mit starrem Blick auf den kleinen Gang, in welchem jede Minute Brandon auftauchen musste. Seine Augen wanderten auch über den Rest des Hofes, welcher einstmals, dass wusste der Fürst mehr erstrahlt war.
Er wandte sich zu einem seiner soldaten um.
"Ich will diesen Jungen zu einem Mann erziehen und ich will dabei nicht gestört werden, habt ihr mich verstanden?" zur Bestätigung salutierten die Soldaten nur und bezogen an allen Aus- und Eingängen des Gartens stellung während Thomas geduldig wartete

"Eins, zwei, drei!" Murmelte Ramon leise und vollführte nach diesem Schema seine Schwerthiebe. Er übte an einer Strohpuppe, welche etwas abseits vom Rest des Gartens, in einer kleinen überdachten Laube stand. Der Waffenmeister des Schlosses war so großzügig gewesen und hatte ihm eine stumpfe Waffe in die Hände gedrückt, womit er nun üben konnte. Immer und immer wieder ging er die Grundzüge des Kampfes durch, die Ser Owen ihn gelehrt hatte. Die schweren Paraden, die leichten Schläge, Seitenhiebe, all dies ging ihm nach und nach in Fleisch und Blut über, auch wenn er sich bei einigen Schlägen noch recht tolpatschig anstellte. Auf seinen Schultern ruhten die Bänder eins leichten Brustharnischs, welcher aus nicht mehr als ein paar gehärteten Holzplatten bestanden, die mit Leder verstärkt worden waren.
"Links, recht von der Seite.... ahh verdammt. Wie soll man das denn alles bei einer Schlacht im Kopf behalten?" Verwirrt kkratzte sich der Junge Knappe am Kopf und ließ sein Schwert sinken. Hier, auf dem Übungsplatz war er ein recht guter Kämpfer, aber auf dem Schlachtfeld, von Feinden umzingelt, konnte man alles vergessen und einfach wild um sich schlagen.

"Sollst du garnicht!" widersprach Sir Owens Stimme und der Ritter kam auf Ramon zu, die Hand auf dem Heft seines Schwertes liegen.
"Es geht hierbei nicht darum, dass du eine Schlagreihe auswendig lernst! Dir sollen einfach nur die Bewegungen in Fleisch und Blut übergehen - du wirst es garnicht merken! Und in einer Schlacht, nun da musst du sowieso reagieren und agieren -" er zog ein Schwert mit einer schwungvollen Bewegung aus einem nahen Waffenständer, drehte es mit einer Hand durch die Luft und richtete es auf Ramon, ehe er grimmig lächelte.
"Ich habe in einer Schlacht einen Mann schon mit dem Spieß vom Bratrost getötet! Und jetzt heb dein Schwert!" er lachte.
"Komm schon, zeig mir was du gelernt hast!"

"Herr Owen, seid ihr sicher? Das... das sind zwar keine scharfen Waffen aber..." Doch als der Knappe in das Gesicht des alten Ritters blickte wusste er, das dieser keinen Widerspruch duldete. "Na dann." Mit einem Lächeln auf den Lippen griff Ramon das geborgte Schwert fest mit beiden Händen, vollführte eine halbe Drehung, stieß während dieser Owens Schwert beiseite und rammte ihm etwas Zeitgleich seinen rechten Ellenbogen gegen das Gesicht. Adrenalin schoss durch jede Vene des Knappen. Er war vielleicht nicht der Stärkste, doch hatte er schon in seiner Kindheit gelernt daraus einen Vorteil zu ziehen. Er war schnell und wendig, konnte an Stellen gelangen die die meisten anderen Kämpfer nie rechtzeitig erreichen würden. Seine Arme zitterten leicht als sein Schwert an das des alten Ritters schlug. Die Klingen gaben ein leises scharren von sich, welches einer Klinge glich, die am Schleifstein bearbeitet wurde.

Owen hielt sich die schmerzende Nase ehe er Ramon mit einem heftigen Schlag auf die Handgelenke verpasste und ihn somit entwaffnete.
"Ein Ritter kämpft nicht mit den Ellenbogen Ramon! Willst du vielleicht noch kratzen und beißen? Dann setz ich dir Straßenkinder als Gegner vor! Wir Ritter sind die Krone des Militärs! Wir sind das Aushängeschild des Königshauses! Wir kämpfen mit Ehre im Leib! Und jetzt heb das Schwert wieder auf!" rügte ihn Owen und setzte eine parade und eine Finte, drehte sich an Ramon vorbei und hielt ihm das Schwert an die Kehle.
"Tod" meinte er trocken und schob den Jungen etwas von sich
"Gleich nochmal! Na komm schon! Ich bin doch bloß ein alter Mann!"

"Die Blumen!", erklang mit einem Mal eine helle, aufgeregte Stimme unweit von den beiden Kämpfenden entfernt und nur wenig später tauchte die Gestalt einer korpulenten, älteren Dame in den einfachen Kleidern der Bediensteten hinter ein paar Büschen auf. In ihrer rechten Hand ruhte ein kleines Messer, mit welchen sie zuvor noch ein paar Äste von den Büschen abgeschnitten hatte, die anders während der ersten Monate des Frühlings gewachsen waren, als sie es sich vorgestellt hatte.
"Rüpel!", stieß sie mit rotem Gesicht über die bebenden Lippen hervor und stemmte beide Hände in die breiten Hüften während sie sowohl den alten Ritter, als auch seinen bedeutend jüngeren Knappen finster musterte. "Die Soldaten üben an einem anderen Ort und nehmen dafür nicht den Garten!", folgte es wenig später ehe ihr Blick an dem Ritter hängen blieb und sie sich aufplusterte, Fassungslosigkeit in ihrem Blick zu finden war, die sich nur wenig später in lauten, resoluten Worten entlud, die sie dem Mann an den Kopf warf.
"Gerade Ihr! Gerade Ihr solltet wissen, wo man kämpft und wo nicht! Das ist der Garten seiner Majestät und kein Platz, an dem Blut vergossen werden muss!", zeterte sie und stapfte wütend einige Schritte auf die Strohpuppe zu, die Ramon zuvor als Feind genutzt hatte. "Das sollte eine Vogelscheuche werden, du dummer Junge!", wandte sie sich nun an den Knappen und hob mit spitzen Fingern ein Stück der zerteilten Kleidung an. "Ich würde mich schämen!"

In einer fließenden Bewegung steckte Owen das Schwert wieder in das Holzgestell
"Verzeiht Mylady" meinte er leise und deutete eine kurze, um vergebung bittende Verbeugung an. "An diesem Garten sollte kein Blut vergossen werden" erklärte er leise und deutete auf die Blumen.
"Es war vielmehr eine Übung - dieser Knappe möchte einmal Ritter werden und dafür ist es wichtig zu wissen wie man kämpft ohne dabei die zärtesten Wesen dieser Welt zu verletzen! Es wird seine Aufgabe sein Frauen zu beschützen und es gäbe keine bessere möglichkeit ihm die Bedeutung der Schönheit und der Zärtlichkeit zu verdeutlichen als in diesem Garten. Die Blumen seiner Majestät sind die reinsten und zartesten die ich jemals gesehen habe." erklärte er leise
"Verzeiht wenn wir euch erzürnt haben, ich bitte meinen Fehler zu entschuldigen" er lächelte herzlich und hauchte Clara einen Kuss auf die Hand.
"Selbstverständlich werden wir die Vogelscheuche ersetzen und auch mein Knappe wird sich bei euch entschuldigen, nicht wahr Ramon?"

Ramon biss sich auf die Lippe um nicht in schallendes Lachen auszubrechen. Er hatte den alten Owen schon einige male bei einem Handkuss beobachten können, doch schien er dieses mal leicht zu erröten. "Hat der alte Knochen doch noch eine Blume für SEINEN Garten gefunden?" Auch wenn der Witz recht flach war, er wäre sicherlich gut in einer Taverne angekommen, eigentlich bei so ziemloch jedem, bis auf Ser Owen selber. Er rang kurz mit sich selbst, ehe er das Schwert weg steckte, sich neben Ser Owen stellt und sich verneigte. "Verzeiht das ich mich bisher noch nicht vorgestellt habe Mylady. Mein Name ist Ramon, Knappe des großen Ser Owen. Sicherlich habt ihr schon von seinen Ruhmreichen Taten gehört. Ich bin mir sicher einige davon würde er euch hier und jetzt gern erzählen." Mit einem spitzen Lächeln drehte sich der Junge zu seinem Herren herum, welcher ihn leicht irritiert ansah. "Und natürlich werde ich euch die Vogelscheuchen ersetzten gute Frau, ich werde mich direkt darum kümmern." Er nickte beiden Anwesenden ein letztes mal zu und flüsterte Owen noch etwas zu das sich nach. "Viel Glück." Anhörte zu, ehe er fröhlich davon tapste.

"Ramon" rief Owen seinen knappen zurück und zitierte ihn mit strengem Blick zu sich zurück.
"Ein Ritter ist stets Maßvoll und Bescheiden und nicht Eitel, nicht protzig vor allem nicht bei einer Dame!" er schüttelte den Kopf und sah Ramon mit einem enttäuschten Blick an.
"Du wirst die ehrenhafte Dame fragen was du noch tun kannst um es wieder gut zu machen und den Schaden zu begrenzen!" erklärte Owen streng und hob tadelnd einen Finger.
"Es wird Zeit, dass du die Kunst der Minne und den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht lernst! Deine Keuschheit mein lieber Freund lässt sehr zu wünschen übrig!" er klopfte sich auf die Brustplatte.
"Aus dir könnte mal ein wahrer und berühmter Ritter werden, wenn du endlich die nötige Ernsthaftigkeit besitzen würdest!"

"Gewiss wurden wir bereits alle von den ruhmreichen Taten Ser Owens unterrichtet und blicken voller Stolz darauf, dass er nun in unseren Diensten steht und er mit Schwert und Wort für Gerechtigkeit und Recht sorgen wird", erhob Coreen leise die Stimme und nahm es Clara somit ab, eine Antwort auf die Worte des Knappen zu finden, die ihr in diesem Augenblick sehr schwer fielen. Sie kannte die alte Haushälterin inzwischen bereits einige Jahre, hatte sie jedoch noch niemals in einer solchen Situation erlebt - mit gerötetem Gesicht auf den alten Ritter blickend, dessen Aufmerksamkeit in jenem Moment eher seinem Knappen als der Frau galt, die vor ihnen stand und aus deren Zügen jegliche resolute Eigenart verloren hatte.
Langsam trat die junge Frau näher, ein sanftes, wohlwollendes Lächeln auf den Lippen während sie sowohl den Ritter, als auch den jungen Mann an seiner Seite musterte. Ein formvollendeter Ritter war in diesen Tagen wahrlich selten geworden - er würde in jedem Fall eine willkommene Abwechslung von all den Ränken und Intrigen sein, denen sie ständig aufs Neue ausgesetzt waren. Coreen runzelte im nächsten Moment die Stirn während ihre Augen zu der Strohpuppe hinüber glitten und ein leises, amüsiertes Lachen fand seinen Weg über ihre Lippen, ließ ihre Schultern beben. "Und was hat Euch diese arme Strohpuppe getan, dass sie ein solches Schicksal verdient hat?", fragte sie an Ramon gewandt und hob die Augenbrauen ein Stück an, eine Antwort des Jungen erwartend.

"Nunja, der Waffenmeister gab mir ein Schwert und ich dachte es wäre eine Puppe die für das Training mit dem Schwert gemacht wurde." Verlegen kratzte er sich am Nacken, schallte sich dann aber für seine Torheit und seine unangemessene Haltung. Er würde ohnehin schon von Ser Owen ein paar Ohrfeigen kassieren dürfen, dies musste er nicht auch noch verschlimmern in dem er sich der Königin gegenüber unangemessenen verhielt. "Der KÖNIGIN!" Kam es ihm schlagartig in den Sinn und schneller als eigentlich gewollt verbeugte sich der junge Knappe. "Meine Königin, es ist mir eine Ehre." Seine Hände, die er hinter seinem Rücken verschränkt hatten zitterten leicht, weswegen er kurz darauf mit einer seiner Hände das andere Handgelenk packte und sich zur Disziplin zwang. Er hatte zwar schon öfter vor Blaublütigen gestanden, niederen Lords und dergleichen, doch noch nie vor einer wahrhaftigen Königin! Eine Vertreterin des Herrscherhauses.
"Okay Ramon... tu jetzt nichts dummes. Bleib einfach ganz ruhig stehen und Lächle."

Auch Owen machte einen Kniefall, blickte zu Boden und schloss respektvoll die Augen.
"Eure Majestät" flüsterte er leise und wagte es nicht aufzusehen. Die Königin beehrte ihn und er hatte weder seine gute Rüstung an noch war er in irgend einer Art und weise darauf vorbereitet gewesen.
Er wollte der Königin noch seine Aufwartung machen, ihr noch - wie es sich allen Regeln nach gebührte ein Geschenk machen und von ihr das Gunstband entgegen nehmen um seine loyalität zu bekunden doch all dies war in dieser Situation nicht möglich, eine Tatsache die Owen sehr unangenehm war.
"Verzeiht, dass weder mein Knappe noch Ich Euch in einem gebürtigeren Moment oder angemessenerer Kleidung treffen konnten" flüsterte er und hielt den Kopf immer noch gesenkt

"Erhebt euch, beide", wies sie mit leiser, sanfter Stimme an, nachdem sie bei der kleinen Gruppe stehen geblieben war und ihren Blick nun auf die niedergesunkenen Häupter der beiden Männer richtete. Es war in der Tat ein seltenes Bild, einen vollkommenen Ritter zu finden, welcher noch die alten Tugenden gelernt hatte und dessen Mundwerk nicht schneller agierte, als es sein Arm mit dem Schwert konnte. Zu viele der vermeidlichen Ritter legten kaum mehr Wert auf die alten Tugenden, von denen einstmals auch ihr berichtet wurde.
"Es gibt nichts, was ich verzeihen müsste, Sir Owen, ließ ich Euch doch keinerlei Möglichkeit Euch vor unserem Gespräch angemessener zu kleiden", setzte sie von Neuem an als die beiden Männer sich wieder aufgerappelt hatten und ihr Lächeln verbreiterte sich ein Stück, als ihr Blick über Ramons Züge glitt, in denen sie nur allzu deutlich die Furcht vor einer Strafe seines Rittervaters erkannte, wenn er sich hier falsch verhielt. Sie empfand Mitleid mit dem Jungen, der durch ihr Erscheinen in eine Situation gezwungen war, die ihm sichtlich unangenehm war. Sacht schüttelte sie den Kopf, lenkte ihren Blick zurück zu Owen, um die höflichen Austausch der Floskeln, welche der Moment ihrer beiden Seiten erforderte, fort zu fahren. "Euer Knappe?", fragte sie und hob die Augenbrauen ein Stück ehe ihr Gesicht wieder jegliche Strenge verlor. "Wenn er mit einer solchen Inbrunst eines Tages die Feinde des Friedens bekämpft wie diese arme Strohpuppe, müsst Ihr sehr stolz auf ihn sein."

"Ich hege große Hoffnung, Herrin" antwortete der Ritter und nahm Coreens zarten Hände sanft in die seinen. Schwielen und Narben von langen Jahrend es Kämpfens hatten die Haut rau und hart gemacht. Trotz der kräftigen Hände war sein griff zärtlich, vorsichtig als hätte er einen Blume gepflückt und hielt diese nun sanft in der Hand.
Owen hauchte Coreen einen Kuss auf die Hand, ehe er langsam abließ und Coreens Blick mied. Die Königin hatte es ihm nicht erlaubt ihr in die Augen zuschauen und es war unhöflich eine so direkten Kontakt herzustellen wenn die Dame höheren Standes diesen nicht erbeten oder erlaubt hatte.
"Er ist ein fähiger Knappe, erfüllt mit dem Feuer der Jugend welches wie ein loderndes Inferno in seinem Herzen brennt" erklärte er leise, lächelte sanft und mit der herzlichkeit eines Großvaters.
"Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen Mylady. Ich habe geschichten über euch gehört - ihr sollet schöner als de Blumen des Morgentals sein, eure Augen sollen heller Funkeln als die Sterne und eure Macht soll den Anôra-Fall zu Eis erstarren lassen. In eurer Stimme läge solch eine Kraft, dass alle Vögel des Himmels auf euren Befehl hören.
Ich muss dieser Geschichten lügen strafen Majestät, denn keine kommt auch nur annährend an die Wahrheit heran"

"Lobt die gute Königin nicht zu sehr Ser Owen, am Ende bekommen wir sie aus den Wolken gar nicht mehr heraus." Erschallte eine heitere Stimme im Garten und kurz darauf war Leonhard im Garten zu sehen. Auf seinen Schultern ruhte eine fein gearbeitete, lederne Rüstung, welche mit kleine Nieten besetzt war. An seiner linken Seite hing ein Anderthalbhänder, welcher einen roten Griff und einen granatfarbenen Edelstein besaß, welcher im Knauf eingearbeitet war. Die etwa schulterlangen, gekämmten Haare flatterten leicht im Wind und in seinem Gesicht war ein leichter Bartschatten zu erkennen. Mit schnellem Schritt stapfte der Berater des Königs zu der Königin. "Majestät, wen habt ihr denn da vor euch knien lassen?" Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah er in das Gesicht des alten Ritters. "Ser Owen richtig? Natürlich! Ich hätte euch ohne das ganze Blut im Gesicht kaum erkannt!" Er hatte einige Jahre lang zusammen mit den Rittern aus Ceunon gedient, eine Taktik der militärischen Verbände in Ceunon um die Kampfkraft zu stärken, auch wenn dies einige Nachteile mit sich gezogen hatte. Der Orden der Ritter hatte strikte Regeln, viele davon erschienen Leon bis heute unklar. Doch nach etlichen Urgals die ihre Waffe wieder aufheben durften hatte der ehemalige Offizier aufgehört zu fragen.

"Greyham" nickte Owen respektvoll und schlug sich mit der Faust auf die staubige Rüstung, dass ein lauter Ton erschallte.
"Es ist eine Ehre euch wiedersehen zu dürfen" erklärte er und lächelte freudig, während er jedoch nicht seine aufrechte und militärische Stellung aufgab.
"Wie lange ist es her? Acht Jahre? Neun? Viel zu lange auf jeden Fall! Wir müssen wenn sich die Gelegenheit ergibt wieder jagen gehen - vielleicht beehrt uns ja auch euer Gatte mit seiner Anwesenheit?" fragte Owen an Coreen gewandt und lächelte
"Das hier ist mein Knappe Ramon! Ramon - vor dir steht einer der besseren Schwertkämpfer in der Hauptstadt" er lachte.
"Schließlich wollen wir ja nicht, dass Greyham seinen Kopf garnicht mehr aus den Wolken heraus bekommt" meinte er neckisch.

Ramon sah irritiert zu all den hohen Persönlichkeiten die um ihn herum standen. "Die Königin, eine Haushaltshilfe die selbst Herrn Owen bändigen kann, der Berater des Königs der einer der besten Schwertkämpfer ist... oder war das lediglich ein Scherz? Argh, verdammt!" Zittrig biss er sich auf seine Unterlippe und verschränkte unsicher die Arme hinter seinem Rücken. "S... Sehr erfreut Herr Greyham und Königin Xeldaric, es ist mir eine große Ehre." Mit einem mal fühlte sich der Knappe, der den Mund sonst nicht weit genug aufbekam ganz klein. An Ser Owen hatte er sich schnell gewöhnen können, sicher er war ein hoch angesehener Ritter der einiges geleistet hatte, doch jagten ihm die Personen die ihn jetzt gerade umgaben einen leichten Schauer über den Rücken. Er hatte damals in seiner Kindheit oft davon gehört wie es am Königshof zuging, sagte man auch nur falsches Wort verlor man den Kopf. Und Ramon mochte seinen Kopf, wollte ihn noch eine ganze Weile behalten.

Hatte erst noch ein Lächeln auf ihren Zügen gestanden als sie sich Leonhard zugewandt hatte, um eben jenen zu begrüßen, so war selbiges einer ernsten, beinahe missbilligenden Miene gewichen als Owen die Jagd ansprach. Nur allzu gut erinnerte sie sich an das letzte Mal als Alvias gemeinsam mit einigen Adligen ausgeritten war - er war von diesem kurzen Ausflug eine sehr lange Zeit nicht zurückgekehrt. "Ich ...", begann sie mit steinerner Miene, schüttelte dann jedoch sacht den Kopf, um sich selbst eine übervorsichtige Närrin zu schallen. Der Ritter und Greyham entstammten nicht jener Art von hinterlistigen Adligen, wie sie bei dem Komplott anwesend waren. "...bezweifle, dass es seine Pflichten zulassen werden und auch, wenn ich Euren Fähigkeiten vertraue und mir Eurer Loyalität bewusst bin, so ist es mir lieber meinen Hohen Gatten hier zu wissen, gerade nach den Dingen, die hier geschehen sind", beendete sie ihre Erklärung mit einem entschuldigen Lächeln, neigte sacht den Kopf und verbarg hinter ein paar Strähnen die Bitterkeit, die für einige Sekunden in ihren Augen aufgeleuchtet war. Es war seltsam zu spüren, wie vorsichtig sie die Ereignisse der letzten Monate gemacht hatten, wie empfindlich sie auf jede Andeutung von Gefahr oder gar jedes leise Anzeichen von Verrat zu reagieren begann und obgleich sie wusste, dass sie vor den Männern, die hier standen, nichts zu befürchten hatten, blieb ein letzter Wermutstropfen bestehen.

"Wir wollen den König natürlich nicht beanspruchen wenn es seine Zeit nicht zulässt" meinte Owen nur und hakte somit das Thema insgeheim ab.
Er ließ die Schultern kreisen und lächelte breit während er zwischen Coreen, Ramon und Greyham hin und her sah
"Wie sieht es eigentlich aus Majestät, zu der freudigen Nachricht eurer wiederernennung und der Gefangennahme des unrechtmäßigen Königs, was haltet ihr von einem Rittertunier? Kein Schwertgefuchtel - ein richtiges Turnier unter wirklichen Rittern. Voller Ehre und Fairness - ein Spektakel über das man noch in Jahren reden wird?"

Einen kurzen Moment lang überlegte sie wirklich darüber, dem Vorschlag des alten Ritters zuzustimmen. Ein Turnier würde die einfachen Menschen davon überzeugen, dass sich nun alles wieder zum Guten wenden würde - dass die Zeit des Schreckens vorüber war und dass Erol seiner gerechten Strafe zugeführt wurde, doch der desolate Zustand des Reiches, den ihr Schwager ihnen hinterlassen hatte, machte damit auch die Hauptstadt angreifbar. Es würde die Tore nicht nur für ehrbare Ritter, sondern auch für allerlei Verbrecher und Söldner öffnen.
"Für ein rechtes Turnier ist dies definitiv der falsche Zeitpunkt, Sir Owen", begann sie dann mit ihrer Antwort und hob den Blick um dem alten Ritter in das faltige Gesicht zu blicken und anhand des Ausdrucks darin seine Einstellung dazu einzuschätzen. "Es ist zu früh nach all den Entbehrungen, die das Volk während Erols Regierungszeit erdulden musste und sie würden sich verhöhnt fühlen", fuhr sie fort ehe ihr Blick zu Leonhard glitt, den sie nun wieder genauer ins Auge fasste. "Was haltet Ihr von dem Vorschlag eines Turniers?"

"Nun ein Turnier für die Wiedereinsetzung des Königs wäre ein erbaulicher Gedanke, auch wenn ich bezweifle das die Schatzkammer dafür momentan das nötige Kleingeld besitzt, doch in absehbarer Zeit wäre Ser Owens Vorschlag eine recht gute Idee." Sein braunes Haar flatterte leicht im Wind, welcher ihn seit ein paar Tagen nicht mehr zum frösteln brachte. Der Frühling erwachte langsam zum Leben und verdrängte die Kälte des Winters und somit auch das Todesurteil für viele Landwirte und Bauern. Der weiße Tod war etwas, das jeden, selbst einen erfahrenen Soldaten aus dem Konzept bringen konnte. Er hatte bereits einige Male während der Wintermonate eine Einheit quer durchs Land gehetzt. Vielen von ihnen fehlten danach Ohren oder Zehen. Leonhard war ohne bleibende Schäden davon gekommen, doch hatten ihn genau diese Erfahrungen vorsichtig gemacht. "Mit Geduld und Geschick." Wie sein Alter Ausbilder stets gesagt hatte, unter dem auch Alvias gedient hatte. "Alvias..." Der ehemalige Offizier der inzwischen zum König des Reiches ernannt wurde blieb dem Berater Soldaten im Kopf hängen. Er hatte Leon als Berater ernannt, nachdem Farim Godar auf eine recht unschöne Art zu Tode kam. "Wenn ihr mich bitte entschuldigt Königin, ich muss noch einige Worte mit eurem Gatten wechseln." Er verbeugte sich tief, nickte dem Ritter und dessen Knappen ein letztes mal zu und verließ dann den Garten. "Einiges zu bereden..." Sinnierte er vor sich hin. "Hoffentlich bleibt es auch beim reden."

tbc. bei Alvias

Die Unterhaltung hatte bald ein rasches Ende genommen, und Coreen sowie Clara hatten sich wieder zurück gezogen und Sir Owen sowie seinen Knappen alleine in dem mittlerweile dunkler werdenden Garten zurück gelassen. Das orangene Licht der untergehenden Sonne zog sich wie ein Nebelschleier über die roten Schindel des den Garten umzäunenden Rundganges und einige Vögel kehrten zwitschernd zu ihren Nestern zurück.
Owen sah zu Ramon welcher gerade dabei war die Schwerter in die dafür vorgesehen Ständer zu stecken und lehnte sich an eine Wand, die Augen fest auf seinen Knappen gerichtet
"Was erhoffst du dir von unserem Aufenthalt in Ceunon?" fragte der Ritter leise und hob die Augenbrauen

"Nun, wenn ich es mir so recht überlege... jede Menge Ehre und Ruhm? Vielleicht noch die Ernennung zum Ritter? " Fragte der Knappe mit einem erleichterten Blick. Die Königin war gegangen, ebenso der Berater des Königs und die Haushaltshilfe. "Wie soll das denn nur enden? Verdammt noch eins ich bekomme schon zittrige Knie wenn eine hohe Persönlichkeit vor mir steht, wie soll das dann erst beim einem Ritterschlag werden?" Er hatte sich diesen Tag schon oft vorgestellt. Ser Owen stand stolz neben den König und neigte sein Haupt, ebenso die restlichen hohen Adligen während der Herrscher des Reiches die Worte aussprach, die Ramon vom Knappen zum Ritter erheben würden. Ein Orden der seither für Ehre und Kraft stand. Jeder kleine Junge blickte zu ihnen auf und wollte auch einmal so sein wie sie, obwohl dies nur den wenigsten vergönnt war. "Ser Owen...?" Fragte Ramon nach einer ganzen Weile und sah nun mit seiner stets fröhlichen Miene in das Gesicht des alten Ritters.
"Wann... wann ist es soweit das ich den Ritterschlag erhalte? Ich meine ich... ich arbeite hart, lerne schnell, sicher ich bin manchmal ein wenig übereifrig aber..."

"Ein Mann bekommt das was er verdient, wenn er es sich verdient hat Ramon!" erklärte Owen hart und schüttelte lächelnd den Kopf.
"Du wirst den größten Teil deines Lebens ein Ritter sein Ramon, du brauchst es nicht eilig zu haben - alles was du von mir lernst wird eines Tages dein Leben erfüllen - und es mehr als einmal retten. Es braucht seine Zeit bis man die Reife erlangt hat die es benötigt um wahrhaft ein Ritter zu sein.
Es reicht nicht aus ein Schwert halten, oder eine Dame zu einem Tanz ausführen zu können. Du musst bereit sein, ein Mann sein!" erklärte Ser Owen gelassen und ausführlich. Er wollte Ramon nicht vor den Kopf stoßen, zu gut konnte er sich in den Jungen hinein versetzen, war er doch ebenso wie er einst versessen darauf ein Ritter zu werden, edle Jungfrauen zu retten und sich mit Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld zu überschütten. Die Wirklichkeit, dass wusste er sah anders aus - oftmals bitterer, aber er hatte keinen Tag jemals bereut und er war sich auch sicher, dass Ramon es auch nicht bereuen würde. Der Junge hatte eben jenes Feuer welches benötigt wurde um ein wahrer Ritter zu sein, er musste nur noch lernen es zu kanalisieren und als Leuchtfeuer und Wegweiser für andere zu dienen