Innenhof der Festung

Gemessenen Schrittes näherte sich Teyran dem Eingang der Feste. An seinem Gürtel hing sein elfisches Schwert, dessen goldener Knauf in der Sonne glänzte.
Seine lederne Rüstung hatte er gegen einfache, grüne Kleidung getauscht. Der Elf wollte nicht drohend erscheinen.
Teyran war Sarika seit Dras Leona gefolgt. Er hatte sie eine lange Zeit beobachtet, da er eine Entführung aus einer vom Feind kontrollierten Stadt nicht riskieren konnte. Der Aufbruch von Ramirez und einem Gefolge war nicht unbedingt unauffällig gewesen, wenn sie es auch versucht hatten. Der Elf war ihnen bis nach Belatona gefolgt, wo er die Ankunft der Drachen beobachtet hatte. Die Spionin war seltsamerweise unbehelligt in die Stadt gelangt und Teyran war ihr gefolgt. Nach einem Tag in der Stadt, in dem Sarika keine Anstalten machte, zu fliehen, hatte der junge Elf beschlossen, sich nun an die Führung der Stadt selbst zu wenden.
Das versprach vermutlich die größten Erfolgschancen.
Inzwischen war Teyran im Innenhof angelangt, in dem mehrere Wachen patrouillierten. Mit einem freundlichen Lächeln näherte sich der junge Elf der Wache, die scheinbar die Ranghöchste von den Anwesenden war.
" Seid gegrüßt. "

Unwirsch wandte sich der Mann, welchen Teyran angesprochen hatte zu dem Neuankömmling herum und nahm ihn genauer in Augenschein, ließ die dunkelbraunen Augen über die schmächtige Erscheinung des Besuchers wandern und auf seinem sonnenverbrannten Gesicht zeichnete sich ein schmallippiges Lächeln ab, welches, wie eine Eidechse über einen Stein, über sein Gesicht huschte. "Seid gegrüßt", erwiderte er den Gruß des Fremden mit tiefer und militärisch autoritärer Stimme, seine Aufmerksamkeit von den Männern abwendend, die auf dem Innenhof der Festung patrouillierten. Die Rüstung der Wache glänzte in dem Licht der Sonne, schien frisch poliert zu sein und auch das Schwert, welches an seinem Gürtel hing, war reich verziert - ein Zeichen des hohen Stand, den der hochgewachsene Mann inne hatte. "Wie kann ich Euch helfen?"

" Mein Name lautet Teyran Barad und ich bin ein Abgesandter der Drachenreiter. ", erklärte der junge Elf ohne den abschätzigen Blick des Soldaten zu beachten.
" Ich würde gerne denjenigen sprechen, der momentan für diese Stadt verantwortlich ist. "
Teyran griff in eine seiner Taschen und zog langsam eine Rolle Pergament hervor, deren Siegel, welches das Wappen der Reiter trug, ungebrochen war.
" Dieses Schreiben bestätigt meine Aussage. Es wurde von den Reitern persönlich geschrieben. "

Die Augen des Soldaten zeigten nur allzu deutlich die Skepsis, die sich in ihm aufgetan hatte als er das Schreiben entgegen nahm und das Siegel darauf einer eingehenden Prüfung unterzog. Es war ungebrochen und eindeutig das Wappen der Reiter - der Mann ihm gegenüber schien die Wahrheit zu sagen, wenngleich ihm das auch nicht unbedingt gefiel. Man war in Belatona vorsichtig geworden, seit der Hauptmann eine Gruppe von Aufrührern vor der Stadt abgekanzelt hatte.
"Ich bringe Euch zu dem Fürsten", sagte er und wandte sich, ohne auf eine Antwort seines Gesprächspartners zu warten ab, setzte sich mit festen Schritten in Bewegung, darauf vertrauend, dass er ihm schon folgen würde, wenn er so dringend zu jemandem wollte, der etwas zu sagen hatte.

tbc: drinnen

Leyara lief auf den Innenhof, gefolgt von Luja, die fröhlich neben ihr hüpfte und einer Schar von Hofdamen, die aufgeregt über Lujas schmutzige Pfoten diskutieren und ob sie wohl Flecken auf Leyaras Kleid hinterlassen würden. Leyara schaltete ihre Ohren auf Durchzug, das beherrschte sie inzwischen sehr gut. Sie umkreiste die dicken Säulen und setzte sich an den Brunnenrand, um mit ihren Fingern im kühlen Wasser zu spielen. Sanft floss es um ihre Finger, das Wasser beruhigte sie. Leise hob sie zu einem Lied an, das sie von ihrem früheren Kindermädchen gelernt hatte.

Als sie das Lied beendet hatte, entschied Leyara, in ihr Zimmer zu gehen. Fröhlich stand sie auf, hob Luja auf und herzte sie. Die Hündin tappte mit den Pfoten auf ihr Kleid und sie setzte sie wieder ab. Mit schnellen Schritten steuerte sie auf die dicken Säulen zu, schwang daran herum und ihr langes Haar streifte um den kalten Stein. Fast schon hüpfend näherte sie sich dem großen Tor und verschwand darin, während die Dienerinnen ihr folgte, laut schwatzend und geschäftig.

tbc: Ihr Zimmer

Leyara kam aus ihrem Zimmer, der Mantel wehte hinter ihr her und die Haare schob sie zurück. Im Stall ging sie zu ihrer lieblingsstute Cahaya und kraulte ihr die Nüstern. Als die Stallburschen sie gesattelt hatten, führte Leyara sie auf den Hof und stieg auf, den Mantel hinter ihr auf Cahayas Rücken. Sie wartete geduldig, bis alle ihre Wachen ebenfalls aufgesessen waren, dann trieb sie Cahaya an und verließ in leichtem Trab das Schloss.

tbc: Gassen von Belatona