Die Straßen

" Sollte ich hier nicht sein ? ", entgegnete Kite und sah die junge Frau überrascht an.
Soweit ihm bekannt war, gab es keine Ausgangssperre nach der Schlacht. Warum hätte sie es auch sollen geben ? Plünderungen waren nicht wirklich zu befürchten, nachdem die Ordnung wieder einigermaßen in die Stadt zurückgekehrt war. Somit blieb noch die zweite Möglichkeit, nämlich dass sie ihn für zu jung hielt, um alleine unterwegs zu sein.
" Entschuldigt, wenn ich es sage, aber als Frau seid ihr in dieser Nacht sicher um ein vielfaches mehr gefärdet als ich. Ihr braucht euch um mich keine Sorgen zu machen. Außerdem war ich gerade auf dem Weg in ein Gasthaus. "

"Gasthäuser sind nichts für Kinder und ich bedauere die arme Seele, welche sich nachts an meine Schülerin heranschleicht und ihr Ärger machen will" erklang eine Stimme wie der Wind selbst und Kharas erschien direkt neben Coreen, lächelte.
"Nein, Coreen weiß sich sehr gut selbst zu verteidigen" er fuhr sich durch die Haare und sah einmal kurz zu Coreen.
"Ich trinke nie wieder einen Schluck Alkohol, war alles eine Aneinanderreihung von unglücklichen Missgeschicken und ich habe das niemals so gewollt - wir müssen nachher noch reden und übrigends sind deine Haare zersaust" - es war ein sehr vielsagender Blick

" Habe ich eine Wahl ? ", fragte Kite den gerade zu Coreen getretenen alten Mann.
" Ich kann wohl kaum auf der Straße schlafen. Im Übrigen bin ich durchaus in der Lage, auf mich zu achten. "
Mit einem skeptischen Blick musterte der Junge Coreen und Kharas.
" Weil ihr "Schülerin" sagt, nehme ich also an, dass ihr ebenfalls ein Magier seid ? "

"Ein Magier?" fragte Kharas und begann zu lachen
"Mein Name lautet Kharas Pentragon, ehemaliger Hofmagus ihrer königlichen Majestät und Ratsmitglied des Fürstentums Illirea - ich bin nicht irgendeind Magier mein junger Freund - ich bin DER Magier" während er sprach war sein Umhang wie von einem Wind aufgebauscht worden und ein diffuses Leuchten drang aus dessen inneren
"Kharas Pentragon, der größte Magier Alagaésias - wenn ich das denn mal so ganz bescheiden sagen darf" er zwinkerte dem Jungen zu
"Und Coreen ist ebenfalls auf dem besten Weg dorthin auch wenn sie es noch nicht weiß"

Überrascht starrte Kite sein Gegenüber an.
" DER Kharas ? Wow "
Er schüttelte den Kopf, als könne er es gar nicht glauben.
" Ich habe natürlich bereits von euch gehört- und gelesen. Ihr seid legendär. Kann ich ein Autogramm von euch bekommen ? "
Er zog einen Zettel aus seiner Tasche und hielt ihn Kharas entgegen.

Kharas blinzelte
"Ähm... da spricht ja nichts dagegen" und er unterschrieb den Zettel und sah kurz zu Coreen
"Ja...."

Coreen hatte Mühe damit gehabt ihr Lachen zu unterdrücken, hatte sich auf die Unterlippe gebissen um in diesem Moment still zu bleiben, doch all das war schwieriger als sie es im ersten Moment gedacht hatte und so prustete die junge Magierin bereits nach wenigen Sekunden los und brach dann in lautes Lachen aus. Allein für diese gesamte Szene hatte es sich gelohnt das Quartier der Magier in der einstigen Festung der Drachenreiter zu verlassen - allein für den völlig verdatterten Blick ihres Meisters, den sie noch nie so sprachlos erlebt hatte.
Kichernd strich sich die junge Magierin ein paar Strähnen aus dem Gesicht und tätschelte dem alten Magier wohlwollend die Schulter. "Tja, mein Lieber - das Legende-sein hat doch nicht immer nur gute Seiten, wie?", fragte sie mit einem spöttelnden Unterton in der Stimme.

" Super ", rief Kite und lächelte offenherzig. " Danke "
Der Junge sah abwechselnd von Coreen zu Kharas.
" Ich mache mich dann besser auf den Weg ins Gasthaus. "
Er wandte sich von den beiden Magiern ab.

"Coreen, wenn du Hunger hast würde ich sagen begleiten wir unseren jungen Freund" warf Kharas ein und sah seine Schülerin lächelnd an
Ihre fopperei, ihre dreiste Art - es schien, als wäre sie ihm nicht mehr wirklich böse wenngleich sich Kharas auch nicht der Illusion hingab Coreen hätte den Vorfall vergessen
Wahrscheinlich hatte sie ihn verzaubert - so dass ihm kein Glas Alkohol mehr schmecken würde oder sonstiges

Coreen grinste breit und nickte langsam ehe sie neben Kite trat und dem Jungen sacht einen Arm um die Schultern legte. "Den Kleinen hier können wir doch nicht einfach allein lassen", wandte sie sich an Kharas und gab damit gleichermaßen auch ihr Einverständnis zu seinem Vorschlag in einem der Gasthäuser etwas zu essen zu finden. Sie hatte ohnehin genug von den wehklagenden Weibern in der Festung, die um ihre verstorbenen Männer und Söhne trauerten, wenngleich sie auch Mitleid mit ihnen empfand und nur allzu gut nachvollziehen konnte, wie sehr die Trauer ihr Urteilsvermögen und die Sicht auf die wesentlichen Dinge trübte.
"Also gehen wir - ich kenne da ein paar Gasthäuser, die wirklich gutes Essen haben, das selbst zu dieser Zeit noch bezahlbar ist. Ihr glaubt gar nicht, welche Wucherpreise die Händler hier verlangen!"

" Den Kleinen ? " Vorwurfsvoll sah Kite Coreen an.
" Ihr seid sicher nicht viel älter als ich. Und auch nicht viel größer. Was den Vorschlag mit dem Essen angeht, so würde ich mich über ein wenig Gesellschaft natürlich freuen. Vor allem bei einer solchen Berühmtheit. "
" Wer kann von sich schon behaupten, mal mit Kharas Pentragon gegessen zu haben ? Sicher nicht allzu viele Leute. Und der Magier sieht auch nicht so aus, als kämen noch viele Leute dazu. "
Gemeinsam gingen die 3 zu dem Gasthaus, das Coreen vorgeschlagen hatte.


tbc: Gasthaus zum lachenden Drachen

Caine ging langsam durch die Straßen und dachte über das nach, was heute passiert war und heute noch passieren könnte. Er hatte viele Fehler gemacht und langsam fühlte er sich, als würde er alles falsch machen.
Seufzend verschränkte er die Arme und ging weiter.

"Ihr schreit nach mir und glaubt, ich würde ankommen wie ein dressierter Hund in der Hoffnung auf etwas Fleisch?", fragte Astaya leise, die aus dem Nichts neben dem Fürsten auftauchte und mit unergründlicher Miene nun auf ihn zutrat. Die langen blonden Haare der jungen Seherin wehten in dem Wind, der über die hohen Zinnen und verbliebenen Dächer der einstmals weißen Stadt blies und auch an ihren Kleidern zerrte. "Ich komme, wann immer es mir beliebt und ich höre auf keinen Ruf eines Sterblichen, Fürst Caine, das solltet Ihr wissen aber dennoch interessiere ich mich durchaus dafür, aus welchem Grund Ihr mich hierher gerufen habt", sagte sie leise, Mühe damit habend ihrer Stimme einen neutralen, ruhigen Ton zu verleihen. Seit dem Treffen mit dem Templerorden war es um die Stimmung der jungen Seherin nicht unbedingt zum Besten bestellt und so machte sie sich nicht die Mühe jene Worte, die ihre Lippen verließen, besonders freundlich klingen zu lassen.

Leicht überrascht von Astaya's Auftreten lehnte er sich an eine Hauswand und der Mann seufzte laut. "Sie haben es gewusst oder? Ich hätte auch so niemals die Liebe von Lady Caladhiel erhalten, denn ihre Liebe gilt nur diesem Drachenreiter ... meine Unsterblichkeit war bloß eine Farce und ich verfalle in Selbstmitleid ... wie erbärmlich.", sprach er eher zu sich selbst und schüttelte den Kopf.
"Ich will Lady Caladhiel nicht wehtun, Lady Astaya ... bitte ... nehmt mir alles, doch macht diesen Schwur zunichte. Lieber würde ich auf meine Unsterblichkeit und auf alles andere verzichten, doch ich musste mir eingestehen, dass sie Angst vor mir hat. Lady Astaya ... sie hat Angst! Ich habe es in ihren Augen gesehen. Sie haben alles gewusst, oder?"

"Natürlich habe ich es gewusst", lächelte Astaya und schrägte den Kopf an während eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen ein Stück in die Höhe wanderte und sie die Arme vor der Brust verschränkte. "Ich sagte Euch bereits bei unserem Treffen, dass Ihr mir nicht für etwas danken solltet, von dem Ihr nicht wisst, ob es Euch Freude bereiten wird, Fürst Caine und ich schwor ebenso zurückzukehren und Euch an den Schwur zu erinnern, den Ihr mir gegeben habt", erklärte sie und schüttelte bedauernd den Kopf ehe sie unmittelbar vor ihm stehenblieb und mitleidig lächelte.
"Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege, Fürst. Alles wird sich so fügen, wie es vorbestimmt ist und Ihr solltet auf die Stimme der Macht in Euch hören, welche ich Euch gab."

"Alles wird sich so einfügen, wie es vorbestimmt war? Ich habe geschworen, dass ich alles für die Liebe zu Lady Caladhiel tun würde, doch ich KANN absolut nichts tun, ohne dass Caladhiel noch mehr Angst vor mir hat. Ein Gefühl lungert in mir rum ... sie hasst mich ... Lady Caladhiel sie hasst mich!", er atmete schwer durch. "Was soll ich tun? Was soll ich tun, um alles wieder in Ordnung zu bringen?", fragte Caine. "Sollte ich gegen den Schwur arbeiten und dann an den Folgen sterben? Oder sollte ich mir das Leben selbst nehmen, indem ich von den Mauern der Stadt stürze und so allen das Leben erleichtere? Mein Selbstmitleid ist ohne Grenzen ich weiß, doch mein Verstand setzt aus, wenn ich diese Frau erblicke."

"Sie hasst Euch nicht, denn dann wärt Ihr ihr Gegner wärt Ihr nicht mehr am Leben und wenn ich mich recht erinnere, dann seid Ihr noch immer am Leben, nicht wahr?", fragte Astaya mit einem schlichten Schulterzucken und wirkte dabei jünger und kindlicher als sie es eigentlich war. Astayas Lippen verließ das Lächeln nicht, stattdessen wurde es nun von leisem Wispern abgelöst, welches die fremde Macht in dem Mann stärkte und mehr Kontrolle über sein Wesen freigab, welches nun mit der Persönlichkeit, die Caine innewohnte, verschmolz und eins wurde. "Ihr habt mir einen Schwur geleistet und dieser ist besiegelt. Ich werde ihn nicht auflösen bis ich ihn als erfüllt ansehe, Fürst von Ilirea, ebenso wenig wie ich Euch sterben lassen werde, seid Euch dessen bewusst, denn eines Tages werdet Ihr wichtig werden."

Ein kleines Lächeln breitete sich auf den Lippen des Fürsten aus. "Sie haben Recht ... ein Schwur werde ich nicht brechen können. Ich habe noch nicht alles versucht und ich habe mich vollkommen von meinen Emotionen leiten lassen.", Caine schüttelte den Kopf leicht lächelnd.
"Ihr ... werdet mich nicht sterben lassen?", es war eine überraschende Aussage gewesen und der Fürst blickte auch erschrocken drein, doch grundsätzlich hatte er sich damit abgefunden, dass seine Selbstmitleidsgetue hier niemandem helfen würde.
Voller Selbstbewusstsein stand er auf. "Nun denn Lady Astaya ... entschuldigt für die kleine Störung, doch dies hatte ich wohl dringend nötig."

tbc: weg ... mal schauen

"Lord Caine"
Caine war durch die Gassen gestriffen, nachdem er sich von Tristan abgewandt hatte - wollte seine Gedanken ordnen und einfach nur irgendetwas machen als ihn die gezischte Stimme erreichte und aus einer Seitengasse ein vermummter Mann winkte.

Das ausdruckslose Gesicht des relativ alten Mannes verzog sich nur kurz zu einem matten Lächeln, als er seinen früheren Titel erhörte und dieser ihn auf den Grund der Tatsachen holte. "Meine Ohren sind offen ... ", sprach er leicht abwesend und signalisierte damit, dass der andere ruhig sprechen würde, Caine würde ihn erhören.

"Gut..." sagte der vermummte Mann, nickte knapp und zog sein Mundtuch zurecht, als er Caine einige Schritte in die Seitengasse mitzerrte, fort von Licht und neugierigen Blicken - oder aufmerksamen Zuhörern.
"Lord Caine, euer Verlust gegen Tristan Fa war zwar eine Schmach, aber wir können nicht zulassen das dieser Verbrecher, dieser Vetter einer Verräterin in den Rat kommt! Es gibt genügend Menschen die auf eurer Seite stehen Lord! Schließt euch uns an, seid ein Vorbild - und wir kriegen euren Titel zurück!"

Tief in Caine rührte sich das altbekannte Biest, welches in den letzten Stunden in einem Tiefschlaf verfallen war. Was war das für ein Biest? Caines Ehre? Cain's Kampfslust? Caines Selbstbewusstsein?
"Was?!", sagte er überrascht und seine Augen glitten an der Gestalt vorbei, vergruben sich in die leere Wand und nur kurze Zeit später hatte sein Gegenüber das Feuer und die Entschlossenheit des Mannes erblickt. "Nun gut. Ich werde alles tun, um diesen Bastard zu stürzen, koste es was es wolle und dass es Menschen gibt, die das grauenhafte Verbrechen dieser Familie nicht vergessen haben ... das erfreut mich wirklich. Ich bin dabei.", meinte Caine zum ersten Mal lächelnd, seid er den Posten des Fürsten abtreten musste.

"Sehr gut Lord!" der Mann kniete nieder.
"Wir müssen alle vorerst unsere Gesichter versteckt halten, ihr wisst schon - sollte es Verräter unter uns geben, sollte uns jemand erwischen und ähnliches. Aber mit euch - ihr werdet den Mut der Männer stärken, beweisen das ihr der würdigste seid und wenn die Zeit soweit ist, werden wir unsere Bedeckungen abnehmen und mit euch in die Schlacht ziehen!"

Caine nickte bloß zustimmend. Ob es so klug wäre, Ilirea in solchen Zeiten in einen Bürgerkrieg zu verwickeln? Ilirea war gerade in einem Wiederaufbau und ein Bürgerkrieg könnte die Stadt in den Ruin treiben, bevor der Rat auch nur eine Entscheidung treffen würde. Doch etwas störte Caine. Was werden wohl die verschiedenen Ratsmitglieder dazu beitragen? Mich würde es interessieren, ob sie Tristan vertrauen und ihm den Rücken decken, oder ob sie sich entscheiden, sich uns anzuschließen. Der Mann verschränkte die Arme, seine Kleidung war die eines normalen Bürgers und er fiel in der großen Masse kaum auf, wenn ihn nicht gerade jemand anstarrt. "Ich würde eine große Schlacht vorerst nur im Hinterkopf behalten, ein offener Kampf mit den Truppen Ilirea's zu riskieren wäre töricht. Bedenkt nur, dass wir die Ratsmitglieder ebenfalls so stimmen sollten, dass sie den Fürsten nicht mehr unterstützen. Das wäre unser größtmögliche Vorteil.", sprach Caine vorsichtig.
"Doch zunächst würde ich gern wissen wie viele sich uns angeschlossen haben und wir bräuchten Decknamen ... " Caine fühlte sich wie ein kleiner Junge, der eine Bande an Jugendlichen ansammelt um gegen die Kinder vom Nachbarschaft um die Vorherrschaft im Bezirk zu kämpfen.

"Bisher fünfzig mein Herr, aber die Nachricht wird sich noch weiter verbreiten - jene die sich nicht trauten werden, wenn sie erfahren das ihr bei uns seid uns auch noch anschließen!" erklärte er leise und nickte zaghaft.
"Wir sind bereit auf jeden eurer Befehle zu hören! Bisher nannten wir uns..." er sah nach links und rechts, als wollte er sichergehen das sie niemand belauschte - "Vakna - das bedeutet in der Sprache der Elfen "Erwachen" und es kam uns passend vor!"