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Thema: Der Garten Fr Jan 07, 2011 2:38 pm
Zu dem Garten der Burg gelangt man, wenn man den Innenhof durchschreitet und das Tor mit den silbernen Stäben passiert. Ähnlich wie der Innenhof ist auch der Garten angelegt – umgeben von den schützenden Mauern der Burg. In ihm befinden sich hohe Tannen, die vor neugierigen Blicken schützen, Laubbäume, von denen viele hin und wieder Obst tragen, Sträucher und Büsche, sowie natürlich viele Blumen, die selbst nach der Abreise der Königin noch täglich liebevoll gepflegt werden. Ihre farbenfrohe Pracht zeigen sie stets schon am frühen Morgen – einzig und allein schlechtes Wetter kann ihnen diese nehmen. In der Mitte unter einer Trauerweide befindet sich außerdem ein künstlich angelegter See auf dem einige Seerosen schwimmen. Auf seinen Grund kann man nur selten blicken – meist spiegelt sich in ihm der Himmel, oder sein Betrachter.
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 8:39 pm
Seit einer geraumen Weile schon saß Astaya unter der Trauerweide, gerade weit genug weg vom Wasser, dass ihre Füße nicht das kühle Nass berührten konnten, wohl aber den feuchten Boden unter ihren Füßen durch die dünnen Schuhe spüren konnte. Das Wetter war in den letzten paar Tagen besser geworden und ein Großteil der Gesellschaft der Adligen, die in Ceunon lebten, hatten sich der Jagd gewidmet während die Damen damit begonnen hatten neue Kleider in Auftrag zu geben. Die Burg war erschreckend ruhig geworden seit der Frühling begonnen hatte. Ihr Ziehvater hatte nach einigen Tagen, in denen sie ihm Ruhe gegönnt hatte, seine Aufgaben als Truchsess wieder übernommen und bemühte sich nun mit seinem Leben weiterzumachen. Noch immer war sein Gesicht von einem düsteren Schatten überzogen, den Astaya nur allzu deutlich wahr nahm und der auch ihr eigenes Gemüt getrübt hatte. Dies war schlussendlich auch der Grund gewesen, weshalb sie sich entschlossen hatte wieder hinaus an die frische Luft zu gehen. Lächelnd schloss sie die Augen und streckte eine Hand aus, fuhr mit den Fingerspitzen über die Enden des nassen Grases und bereits in der nächsten Sekunde war es, als glitte ein Nachthimmel in ihr Blickfeld, denn zwischen all der Finsternis waren es die Lebenslichter so vieler kleiner Wesen, die ihre eigene Welt erhellten.
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 9:02 pm
"Seid Ihr Astaya?", wisperte eine Stimme, die wie aus dem Nichts flüsternd an das Ohr der jungen Frau drang. Das Wasser des Sees kräuselte sich und im nächsten Moment sah man den dunklen Schatten einer Frau darin. Ihr blondes Haar fiel ihr locker über die Schultern und glänzte silbrig in dem Kerzenschein in ihrem Zimmer, von dem sie aus die Magie wirkte. „Kommt näher, mein Kind" Die Seerosen trieben raschelnd beiseite, während ein paar Insekte aufgeschreckt weg flogen, von der dunklen Präsenz des Schattens, welche leicht durch das Wasser hindurch sickerte, vertrieben. "Ich würde gerne sehen, ob Ihr es wirklich seid, Astaya. Habt keine Angst“, flüsterte Haleth leise und lächelte charismatisch, nicht wissend, dass Astaya blind ist – doch das würde nicht viel ändern. Sie wusste genau ihrer Austrahlung auch in ihre Stimme zu legen. „Wisst Ihr, wer ich bin?“
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 9:32 pm
Zum ersten Mal hob Astaya überrascht den Kopf und versuchte sich auf die Präsenz derjenigen zu konzentrieren, die mit ihr sprach, doch diese schien zu weit fort. Der Geist der Frau verschwand fast unter all den verwirrten Tieren, deren kleine Herzen ihnen heftig vor Aufregung und Furcht gegen die Brust schlugen. "Ihr seid zwiegespalten und nicht das, was Ihr sein solltet", erwiderte sie und lehnte sich ein Stück zurück bis sie den festen Stamm des Baumes in ihrem Rücken spürte, der ihr ein klein wenig Sicherheit gab. Der Aufforderung der anderen würde sie erst einmal nicht nachkommen, zu sehr mahnte ihre innere Stimme sie zur Vorsicht. "Ich bin Astaya", setzte sie nach einigen weiteren Sekunden noch hinzu um die erste Frage der Fremden zu bestätigen, nicht wissend, was sie damit anrichtete.
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 9:44 pm
„Wer auf der Welt ist schon wirklich er selbst? Wir alle geben vor etwas zu sein, was wir nicht sind... und nicht sein sollten...“, ließ sich Haleth auf die Worte des Mädchens ein, die sich von dem Wasser fern hielt. Es amüsierte sie, dass sie es scheinbar nicht wagte, weiter heran zu treten, doch immerhin hatte sie wirklich die richtige Person gefunden. Gut. „Freut mich, Astaya. Wirklich... auch wenn ich dich nicht sehen kann. Ihr müsst wissen, ich habe nach Euch gesucht. Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben... ich werde Euch kein Haar krümmen. Im Gegenteil, ich werde Euch beschützen, wenn Ihr mir folgen würdet... Hinaus, jenseits der Mauern... oder wollt Ihr weiterhin den eingesperrten Vogel im Käfig miemen? Fühlt Ihr Euch so sehr an diese Mauern gebunden? Zahme Vögel singen von der Freiheit, Astaya... doch wilde Vögel fliegen. Lasst mich Euch helfen... hinaus zu gelangen“
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 9:50 pm
Stirnrunzelnd bewegte sich das Mädchen nach einem kleinen Moment, in dem sie noch einmal über die Worte der anderen nachgedacht hatte, doch auf das Wasser zu. Für dieses Gespräch war es gleichgültig, dass sie die andere nicht sah - es schien der fremden Frau wichtig zu sein, dass sie sie sah. "Wenn Ihr mir freundlich gesinnt seid, weshalb seid Ihr dann nur im Wasser und nicht hier?", fragte sie misstrauisch, sich selbst nicht eingestehen wollend, dass die Worte der anderen einen wunden Punkt getroffen hatten. Freiheit ... Nie zuvor hatte Astaya darüber nachgedacht, ob sie nicht tatsächlich nur ein Vogel in einem goldenen Käfig war. Sie kannte kein Leben außerhalb gut geschützter Mauern oder unter den wachsamen Augen derer, die sie beschützen sollten. Vielleicht hatte die andere wirklich Recht und sie war wirklich gefangen ... "Weshalb habt Ihr nach mir gesucht?"
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 10:16 pm
„Ich habe von Euch gehört, Astaya. Ich hatte Mitleid mit Euch, zu Recht, wie mir scheint...“ Neugierig musterten Haleths Augen die Gestalt der jungen Frau, die endlich an das Wasser getreten war. Treffer versenkt. Scheinbar bewirkten ihre Worte über Freiheit tatsächlich etwas bei ihr. Vielleicht konnte sie das Seherkind so zu sich locken... Aufmerksam ließ der Schatten seinen Blick über das Gesicht von Astaya schweifen, bemerkte nun ihre blinden Augen. Wie überaus praktisch. „Wie blass Ihr seid... sehnt sich Euer Herz denn nicht nach der Sonnen? Die Eure Haut wärmt und die Luft um Euch herum nach Frühling schmecken lässt? Selbst die kleinste Blume streckt sich für gewöhnlich nach der Sonne, versucht mit ihrer Blütenpracht die Schönheit der hellen Scheibe zu übertrumpfen“, säuselte Haleth lächelnd und fixierte mit ihren stechend blauen Augen die Menschentochter. „Ich selbst habe mich von allem los gesagt, bin jahrelang gereist, an Orte, die ich sehen wollte, nur ich. Niemand schrieb mir meinen Weg fort, stets hatte ich die Entscheidung... einen freien Willen“ Leise zirpten Grashüpfer in dem Schilf, während erste Wasserläufer sich an das Spiegelgeld der Frau heran wagten. „Wundert Euch nicht, dass ich dieses Mittel wählte, um mit Euch zu sprechen. Wisst Ihr, ich hatte den Eindruck, als würde man mich nicht zu Euch lassen... und mich schon gar nicht Euch dieses Angebot der Freiheit zu machen. Euer Vater... liebt Euch sehr. Doch Liebe ist oft eiserne Fessel. Er würde Euch nicht einfach gehen lassen... darum wollte ich allein mit Euch sprechen. Nur mit Euch. Es soll Eure eigene Stimme, Euer Entschluss sein, die mir antwortet. Tretet ins Wasser und ich werde Euch aus der Burg führen, nur ein Schritt hinein... und ich helfe Euch, all dem zu entkommen... vertraut mir, Astaya“
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 10:36 pm
Astaya gab ein zögerliches Nicken von sich. Ihr Vater hätte vermutlich wirklich niemals zugelassen, dass sie sich allein mit der Fremden unterhalten würde - nicht, ohne dass er wusste, dass diese ihr in keinem Fall etwas tun konnte. "Ich kann nicht einfach gehen. Ich habe hier eine Aufgabe, die mich hält", antwortete sie und setzte eine Sekunde später ein wenig bitterer hinzu "Sie würden mich finden und zurückbringen, ganz gleich wo ich bin oder bei wem. Sie würden keine Gnade walten lassen." Sehnsucht stieg in ihr auf - Sehnsucht danach, die Welt selbst kennen zu lernen ohne jemanden an ihrer Seite, der ihr beibrachte, wie sie sich zu verhalten hatte oder wem sie etwas erzählen durfte.
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 10:59 pm
„Sie? Ich frage mich, wer 'sie' sein kann. Menschen, die Euch so sehr lieben, dass sie Euch zurückholen würden, aber die Euch nicht so sehr lieben, dass sie Euch die Freiheit gewähren?“ Haleth schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Verzeiht meinen Unterton, doch so etwas finde ich absurd! Ich sehe, dass Ihr blind seid, doch das gibt jenen Personen keinen Grund, Euch Gefangen zu halten. Jemand stets vor Gefahr zu schützen, ihn zu behüten, ist zwar edel aber gleichzeitig auch grausam. Als wolle man den Vogel davor behüten, dass er die Weiten des Himmels erkundet. Natürlich bedeutet Freiheit auch Gefahr... aber das muss man eben riskieren. Wollt Ihr Euch denn nicht von Euren Aufgabe und Pflichten trennen? Lossagen... den Duft von Freiheit einatmen? Nun... lasst es auf einen Versuch ankommen. Flieht mit meiner Hilfe. Sollen diese Personen ruhig mich zur Rechenschaft ziehen, den Preis bin ich gerne bereit zu zahlen, wenn das bedeutet einer Gefangenen zur Freiheit verholfen zu haben... traut Euch... nutzt diese Chance... wer weiß schon, ob sie jemals wieder kommt...“, wisperte Haleth mit einem zutraulichen Lächeln, wenngleich das Mädchen dieses gar nicht sehen konnte. "Ein Schritt nur"
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 07, 2011 11:09 pm
Es auf einen Versuch ankommen lassen ... Wieder und wieder ging Astaya die Worte in ihrem Kopf durch während sich vor ihrem inneren Auge Bilder ihrer Familie auftaten. Sie hatten sie belogen, darüber wer oder was sie wirklich war und sie vermochte nicht zu sagen, ob da nicht noch mehr war, was sie ihr verschwiegen. Das Mädchen wusste, dass Josephine und Kharas sie liebten, doch konnte es wirklich sein, dass Haleth Recht hatte? Dass sie vielleicht gar nicht sahen, dass sie grausam waren? Langsam richtete Astaya sich auf, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen bis ihre Zehen das kalte Wasser berührten. Die Welt, wie sie sie kannte verschwamm plötzlich zu einem bunten Meer aus Klängen und Gerüchen und mit einem erschrockenen Aufschrei spürte sie, wie eine Hand nach ihren Beinen griff und sie unter Wasser zog. Dann schloss sich auch Schwärze um ihr sonst so klares Bewusstsein.
tbc: Gasthaus
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Thema: Re: Der Garten Fr Jan 14, 2011 12:22 am
Elune betrat den Garten und gähnte. Sie machte sich sorgen um Luná und lief für einige Zeit auf und ab. Schließlich fand sie etwas ruhe und ließ sich am Ufer eines kleinen Sees nieder. Wortlos schaute sie ins Wasser.
Nach einiger Zeit machte sie sich auf die Suche nach Luná.
Gast Gast
Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 9:19 pm
Kharas hatte die letzten Stunden verzweifelt nach Astaya gesucht, welche unnatürlich lange weg geblieben war. Eine eiserne Hand aus Angst und Verzweiflung umklammerte sein Herz, als er hinunter in den Garten eilte - der letzte Ort an dem Astaya gesehen worden war. Noch erkannte er ihre Fußspuren in den kleinen Kieselsteinen welche rund um den Teich gelegen waren. Die Fußspuren führten in den Teich.... Langsam nährte sich Kharas und spürte noch leichte Nachschwingungen von mächtiger, fremdartiger Magie die an diesem Ort zugegen war. Es schnürte ihm die Lunge zu, er bekam kaum mehr Luft und seine Hände und knie begannen zu Zittern. Er wurde mit einem Mal aschfahl. Astaya..... Er sandte seinen Geist durch ganz Ceunon, jedoch ohne eine Antwort zu erhalten... Astaya, seine Tochter - seine über alles geliebte Tochter war verschwunden, verschlungen von einem seltsamen Zauber im Wasser... Er hatte sie nicht beschützen können.... Seine Finger fühlten sich eiskalt an, als er in den Teich griff. Er watete hinein, in der verzweifelten Hoffnugn eine Spur oder irgendetwas von Astaya zu finden... "ASTAYAAAA!" ein gellender schrei der verzweiflung, der Angst und inneren Wut auf sich selbst durchschnitt die Luft
Gast Gast
Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 9:55 pm
"Kharas!", erklang eine andere Stimme ein Stück hinter ihm, nur kurz bevor sich zwei Frauenarme um seinen Körper legten und ihn mit sanfter Gewalt wieder zurückzogen. Coreen hatte nur wenige Minuten zuvor den Schrei gehört, hatte dieser sie doch aus dem Schlaf aufgeschreckt und angesichts der Angst, die in der Stimme des Meisters mitgeschwungen war, hatte sie keine Zeit damit vergeudet sich groß anzuziehen, so dass sie jetzt in einer kalten Frühlingsnacht nur im Nachthemd und Mantel mitten in einem eisigen Teich stand. "Kharas, komm raus hier", bat sie leise, begriff nicht, weshalb der Meister so von Sinnen war, denn sein Schrei war für sie nicht verständlich gewesen, so gedämpft wie dieser geklungen hatte zumal ihr Verstand noch immer im Halbschlaf war.
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Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 9:57 pm
Kharas wirbelte herum. "Coreen..." meinte er leise, drückte die Schülerin an sich und seine tropfend Nassen Kleider durchnässten auch die ihren. Astaya sie war fort... fort... Er musste sie suchen sofort, doch Coreen.... Wer wusste wo Astaya war? Welchen Gefahren sie ausgesetzt war? Er konnte Coreen da nicht mit hinein ziehen, sie musste doch ihr eigenes Leben leben, ihre Ausbildung beenden. "Es... nichts.... nur ein Alptraum, ich bin schlaf gewandelt!"
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Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 10:01 pm
"Du bist ein Elf - du schläfst nicht einmal", widersprach sie ihm, zog ihn dann aber weiter bis sie das kalte Wasser hinter sich gelassen hatten und unter der großen Trauerweide standen, die den Teich vom satten Grün der Wiese trennte. Skeptisch begutachtete sie sein Gesicht und schüttelte den Kopf - alle Müdigkeit war verschwunden bei dem Anblick des Meisters und die Novizin war sich sicher, dass sie in dieser Nacht auch kein Auge mehr zumachen würde. "Versuch nicht mich anzulügen", setzte sie hinzu und einen kleinen Augenblick später mit einem sachten Lächeln. "Komm. Ich weiß zwar nicht, wie lange du schon dadrin gestanden hast aber ich glaube eine warme Tasse Tee würde dir gut tun."
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Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 10:05 pm
"Ich... nein..." er schüttelte den Kopf. "Coreen, es ist nichts los geh wieder ins Bett in Ordnung?" er bemühte sich um ein falsches lächeln, welches jedoch ebenso schnell von seinem Gesicht tropfte wie die Wasserperlen. "Du musst morgen früh ausgeschlafen sein!"
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Thema: Re: Der Garten Mi Jan 19, 2011 10:11 pm
"Ja natürlich - alles in bester Ordnung und deswegen schreist du das halbe Schloss zusammen", murmelte Coreen, die den Ärmel des Meisters noch immer nicht losgelassen hatte. Sie glaubte ihm kein Wort und schwor sich, dass sie definitiv noch rausfinden würde, welche Sorgen den anderen quälten, doch vorerst würde sie dafür sorgen, dass er aus den nassen Sachen rauskam und etwas Warmes zu trinken bekam. Dann konnte sie ihn immer noch löchern. Ohne einen Widerstand oder Widerspruch zuzulassen zog sie ihn zurück in die Burg, zielstrebig auf seine Gemächer zusteuernd.