Lagerhaus

Mit langsamen Schritten trat Nyarálin zu ihm hinüber, musterte sein blasses Gesicht und nickte ihm zu. "Ja, es ist fort", stimmte sie ihm zu, doch in ihrer Stimme schwang nicht die gleiche Erleichterung mit, die in der seinen zu hören war. Es war zu einfach gewesen, zu leicht dieses Wesen zu vertreiben, das so mächtig erschienen war und sie traute dem trügerischen Frieden nicht, der sie nun einholte. Dieser Tag schien gänzlich verflucht zu sein.
"Lass mich deinen Arm sehen."

Mayel nickte und machte den Arm frei. Er zog zischend die Luft ein und drückte den Kopf gegen die Wand. Er biss die Zähne zusammen, um nicht gleich in Geschrei auszubrechen.

"Ich empfehle ihn mit Quellwasser zu reinigen und danach einige Tage ruhen zu lassen - tiefe Meditation und der Körper wird von selbst heilen, die Finsterniss schneidet tiefere Wunden welche nur durch ein reines Herz geheilt werden könnnen!" erklang eine kräftige Stimme hinter Nyaralin.
Der Magier saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf einer der vielen Kisten.

Ruckartig fuhr die Elfin herum, fixierte den Magier düster. "Ihr!", stieß sie hervor als habe sie gerade ein ekelerregendes Insekt entdeckt, das es zu töten galt. "Was wollt Ihr hier? Habt Ihr nicht das bekommen, was Ihr wolltet?"

Kharas lachte herzhaft.
"Was will ich denn, MyLady?" fragte er mit einem bubenhaften Grinsen und schlug die Beine übereinander.

"Geht", war die schlichte Antwort auf seine Worte während sie ihr Augenmerk zurück auf Mayels Arm richtete und die Wunde daran begutachtete. "Es ist Eure Schuld, dass Ethra verletzt ist. Die Reiter waren lediglich Euer Werkzeug. Ihr seid hier nicht willkommen, Kharas."

Behände sprang Kharas von den Kisten hinunter und landete leicht wie eine Feder auf den Füßen.
Er ging einige Schritte nach vorne, blieb dann neben dem Bild stehen welches ihn und Ethra zeigte.
"Wieso ist es meine Schuld?
Ist es meine Schuld, die Reiter dazu überredet zu haben zu handeln?
Ist es denn verwerflich das ich gegen die Urgals angehe?
Nein, hätte Ethra sich an den Plan gehalten wäre nichts geschehen!"

MAyel sah den Fremden an. Dieser musste der Puppenspieler sein den Nyaralin erwähnt hatte. Doch betrachtete er das Gespräch nur schweigend, er wusste nicht genug um mitreden zu können.

"Ist es verwerflich jemanden absichtlich in den Tod zu schicken um ein besseres Ganzes zu erreichen?", fragte sie prompt zurück, wandte Kharas jedoch noch immer den Rücken zu. "Ich sagte Euch bereits einmal, dass ich nicht zulassen werde, dass Ihr Ethra weiterhin an Euren Fäden laufen lasst. Ich werde mich Euch widersetzen, welche Macht mir auch immer dabei helfen mag."

"Herzlichen Glücwunsch meine Dame!" meinte Kharas und lächelte, so dass seine Zähne blitzten.
"Der Wurm zertreten - der Drache unbesiegt oder glaubt ihr, ihr habt jemals anders als nach meinem Textbuch gespielt?" fragte er.
"Wir alle sterben im übrigen MyLady - dann sollten wir unserem Leben eine Bedeutung beimessen!"

Habt ihr nicht gehört? Ihr seid hier nicht erwünscht! Also verschwindet! sagte mayel bedrohlich und versuhte sich aufzurappeln.

Mayel hob beschwichtigend die Hand.
"Ihr solltet euch wircklich nicht überanstrengend! Diese Wunden sollte man auf keinen Fall untershcätzen!" erklärte Kharas und blieb gelassen stehen.

Mit einem Mal bereute Nyarálin es, dass Mayel das Alptraumwesen vernichtet hatte, das zuvor noch hier stand. Vielleicht hätte es vermocht im Kampf gegen Kharas zu helfen. Sie schüttelte den Kopf. So etwas durfte sie nicht denken und doch blieb der Wunsch bestehen und eine innere Stimme rief nach eben jener Kreatur.
"Was wollt Ihr hier, Kharas?"

"Nun, ihr habt eine Kreatur befreit welche Ethra und ich einst in jenes Gemälde einschlossen!
Ich sollte euch vor den Konsequenzen warnen!" erklärte Kharas gediegen und setzte sich erneut auf eine der Kisten.
"Desweiteren möchte ich euch bitten euren kindlichen Trotz hinunter zu schlucken!"

"Diese Gestalt rief mich und ich folgte seinem Rufen", erwiderte sie schlicht, wandte den Blick über die Schulter und ein dunkles Blitzen war in den hellen Augen der Elfin zu erkennen.
"Soll jenes Wesen meine Seele verschlingen", setzte sie hinzu und es wirkte so aufrichtig wie sonst kaum etwas, das sie von sich gegeben hatte. "so lange es mir hilft Euch zu vernichten."

"Seid vorsichtig mit euren Wünschen oder ihr werdet zu einem Schatten - einem abscheulichen Wesen ohne Seele oder Moral, und Ethra würde euch endgültig verlieren.
Dies sollte nicht in eurem Sinne sein oder?
Lasst euch nicht von den Schatten umgarnen und vom rechten Weg führen!" erklärte Kharas leise.

Hütet eure Zunge Kahras! kam es als antwort. Er sprang auf, doch dann wurde ihm schwindelig und er kippte taumelnd zurück an die Wand.

"Welchen Unterschied mache ich dann zu Euch, Kharas?", fragte sie. "An unser beider Hände klebt das Blut Unschuldiger. Ihr seid nicht viel mehr von den Schatten bedroht als ich es bin. Ihr nahmt mir das, was ich liebte, spielt damit als wäre es Euer Eigentum um es am Ende fortzuwerfen, weil es nicht mehr wichtig ist ..." Sie erhob sich wieder, wandte sich Kharas zu und trat auf ihn zu. "... wer verwehrt mir nun also das Recht auch Euch das zu nehmen, was Ihr liebt?"

Dies war das erste Mal wo Kharas ein verbittertes und freudloses Lächeln Zeigte.
"Ich liebe nichts..." sagte er leise.

"Ich habe kein Mitleid mit Euch", stellte Nyarálin fest und wandte sich ab, griff nach Mayels Arm und zog jenen wieder hoch um dann zur Tür zu treten. Sie wandte sich ein letztes Mal über die Schulter zurück.
"Dann werde ich zu einem Schatten - was kümmert es Euch? Ihr seid nichts anderes als eine leblose, lieblose Hülle desjenigen, der Ihr einmal wart. Wenn Ihr nicht liebt, dann sollte Euch auch Ethras Schicksal nicht kümmern."

Kharas lächelte undefinierbar.
"Wir werden sehen was das Schicksal uns bringt..." meinte er leise und mit einer Verbeugung verblasste er.

"Ja, das werden wir in der Tat", murmelte Nyarálin noch wie zur Bestätigung des Magiers und lächelte ebenso, ihre Aufmerksamkeit nun wieder dem Leibwächter zuwendend. "Ein Heiler sollte nach eurem Arm sehen", stellte sie fest als ihr Blick auf das verschmorte Fleisch daran fiel, von dem schwarze Hautlappen abstanden. Es sah ungesund aus aber sie traute sich selbst auch nicht zu jetzt etwas daran zu heilen, so lange das Gift in der Wunde war, das die Finsternis hineingetrieben hatte.

Ja ich glaube auch. sagte er und sah selbst auf seinen Arm. DEin Teil der Haut war nun schwarz. Völlig verbrannt. Aber etwas anderes wahr viel bedrohlicher. Die Wunde schmerzte mehr als gewöhnlich, als hätte man ihm den gesamten Arm abgeschlagen. Sagt... dürfte ich ... in eurer Residenz bleiben? fragte er verlegen.

Sie nickte langsam, auch wenn dies nicht ihre Residenz war und sie keinerlei Recht hatte darüber zu entscheiden. Es war sicherer für sie alle, wenn Mayel in ihrer und Ethras Nähe blieb um zur Not eingreifen zu können, sollte erneut etwas derartiges geschehen.
"Ich spreche mit Ethra. Lasst Euch von einem der Diener ein Zimmer zuweisen."