Waldstück

Sanft landede Kharas und legte Runa vorsichtig ab, sacht strich er der Königin eine Haarsträhne aus dem Gesicht und bettete ihren Kopf auf einen Hügel aus Moos.

Keuchend ließ sich Zerra auf dem Boden fallen und schmiegte ihr Gesicht erst einmal an das Gras.
"Erde! Boden unter den Füßen!", seufzte sie erleichtert und setzte sich dann wieder auf, nur um sich dann rücklings nach hinten fallen zu lassen.
"Kharas, nichts gegen dein Können... aber das mache ich nie wieder!"
Nicht unweit von ihr sprang Khalid auf den Boden und strahlte begeistert. Ihm hat es scheinbar ziemlich gut gefallen.

Lächelnd und fast ein wenig bedauernd setzte Lyonel der Fuß auf festen Boden. Das Schreiten durch Luft war ein erhebendes, unbeschreibliches Gefühl gewesen und er bedauerte, dass es vorbei war. Er hätte ewig so weitergehen gemocht.
Der feste Boden fühlte sich seltsam an, nachdem man auf den Winden geritten war.
Aber man muss wohl akzeptieren, dass es vorbei war.
"Kharas, ich danke Euch.", sagte er, leich gedankenverloren und sah zurück in die Luft, wo sich ihr Weg wie eine unsichtbare, einem Märchenland entsprungene, Brücke spannte.

Kharas wandte sich um.
"Verzeiht, dass ich mich nicht vorgestellt habe - es war keine Zeit, ich werde dies natürlich nun nachholen!" Kharas warf seine blonden Haare zurück und sagte:
"Mein Name ist Kharas Pentragon, Hofmagier der Familie Palancar! Ich bin euch Aufgrund der Rettung ihrer Majestät zu tiefstem Dank verpflichtet!" er verneigte sich.

"Ou, bitte? Bin ich die einzige, die den Boden unter den Füßen lieber mag als durch die Luft zu schreiten?"
Zerra verzog das Gesicht und spähte dann durch die einzelnen Baumstämme hindurch, auf der Suche nach den Urgals. Sie hatten ihnen aus der Luft aus Handzeichen gegeben, dass sie ihn ins Waldstück folgen sollten.
Kharas ließ sie den anderen gegenüber vorstellen, dem musste sie schließlich nicht bei wohnen.

"Ach, das war doch selbstverständlich. Man tut schließlich, was man kann um das Leben der Königin zu schützen!"
Khalid wischte sich seine Hand ab und hielt sie dem Hofmagier mit einem schiefen Grinsen hin.
"Mein Name ist übrigens Khalid"

"Lyonel Bolívar, Schreiber aus Kuasta und Abgesandter zu Ihrer Majestät, es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen.", sagte er und streckte Kharas seine Hand hin.
"Nichts zu danken. Jeder von uns erfüllt seine Pflicht, aber erst die Gemeinschaft macht uns stark."

Mit jeweils einer Hand ergriff er die von Khalid und Lyonel.
Ein kräftiger, männlicher Händedruck.
Schlißelich ließ er los und lehnte sich gegen einen Baum.
"Also Zerra, wie lauter dein Plan?"

"Soweit man von einem Plan reden kann..." Zerra wandte sich zu Kharas um, blickte sich dennoch noch einmal prüfend um und vertraute darauf,
dass der Hofmagier sich sicher war, dass sie hier alleine waren.
"Ich dachte dabei an surdanische Unterstützung. Prinzessing Rhea könnte uns Unterschlupf bieten.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das tun würde, wenn Runa sie darum bitten würde. Außerdem habe ich Briefkontakt zu Xadrus, ihrem Leibwächter.
Er weiß zumindest ansatzweise von unserer missligen Lage Bescheid"

Kharas strich sich nachdenklich über die Stirn.
"Hm...
Surda..." er schaute auf Zerras entschlossene Gesicht und zog die Augenbrauen hoch.
"Das Problem das ich sehe ist, dass Surda von dem Volk ihrer Majestät nicht anerkannt wird, sollten wir versuchen Vladimir zu stürzen - und sollte dies mit Hilfe der Surdaner und Nomaden geschehen könnte es zu einem boykott, ja gar zu einem Bürgerkrieg und weiteren Ausschreitungen kommen!"

"Ob wir nun deren Hilfe benötigen oder brauchen, das spielt zurzeit noch keine Rolle.
Runa braucht einen sicheren Ort, wir alle könnten den gebrauchen.
Wir brauchen Zeit, um alles zu überdenken und abzuwägen, doch das geht nicht, wenn wir dabei verfolgt und gejagt werden von den Häschern des Grafes.
Schlagt mir etwas anderes vor, wenn ihr einen besseren Ort kennt", sagte Zerra mit fester Stimme und ernstem Blick, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte.

Langsam nickte Kharas zustimmend.
"Du hast recht. Wir können es uns nicht leisten länger in Gefahr zu schweben als nötig.
"Was schlägst du vor? Wie reisen wir nach Surda?"[b]

"Das ist eine weitaus kniffligere Frage" Knapp nickte Zerra nachdenklich und lehnte sich gegen einen Baumstamm.
Ihre Augen hatte sie dabei grübelnd zusammen gekniffen.
"Von hier aus nach Surda ist es nocht ein ziemlich langer Marsch...
wir hätten theoretich noch die Kutsche... wenn die Urgals diese mitgenommen haben, ist das schon einmal etwas.
Doch wir brauchen Pferde. mehr Pferde... denn zu Fuß... es wäre sehr riskant"

"Wir haben die Kutsche. Die ist auffälliger als zu Fuß, aber fünf Kull sind ohnehin nur schwer zu übersehen. Aber ich glaube, dass es noch genügend Leute im Köönigreich gibt, die Graf Vladimir nicht akzeptieren. Letztlich sind es nicht Waffen und Magie, die ein Volk oder ein Heer stark machen, sondern die Entschlossenheit und die Gemeinschaft des Volkes.", warf Lyonel ein und verschränkte die Arme vor der Brust.

Mit dem gleichen nachdenklichen Blick wie zuvor, drehte Zerra ihr Gesicht zu Lyonel um, und musterte diesen.
Sie hatten zwar bereits gemeinsam gekämpft und er hatte sie mit Hilfe der anderen befreit, doch sie wusste noch immer nicht wirklich viel über ihn.
Leider war jedoch dafür auch nicht genug Zeit.
"Gut gesprochen... Lyonel", sagte sie, wobei ihr wohl zum ersten Mal sein richtiger Name eingefallen war.
"Ich sehe das genau so... wir sollten uns möglichst bald auf den Weg machen, bevor man uns hier findet"

"Worauf warten wir dann noch? Wie geht es überhaupt Ihrer Majestät, kann sie überhaupt reisen?", fragte Lyonel, der sich ernsthaft Sorgen machte, denn er hatte ihre Verletzungen ja gesehen.

"Ich denke sie wird noch eine weile Schlafen, aber die Reise wird ihr keinen wieten schaden zufügen!" sprach Kharas und nahm sie wieder auf die Arme.
"Wo steht eure Kutsche?"

"Außerhalb des Waldstückes... die Urgals müssten sich darum gekümmert haben", antwortete Zerra,
die mit ihrer Hand in die richtige Richtung zeigte.
"Dort entlang, das wäre sicherlich der kürzeste Weg. Wenn man genau hin sieht, erkennt man bereits einen der Urgals"

Kharas nickte.
"Sollen wir gehen?" fragte er leise.

"Ja... das wäre vermutlich das Beste für unsere Königin", sagte Zerra nickend und ließ ihren Blick einen kurzen Augenblick die anderen streifen.
Sie alle sahen noch angeschlagen aus, doch würden sie die Reise sicherlich überstehen. Notfalls konnte Kharas sicherlich noch die eine oder andere Wunde heilen.
Nur ein anderes Problem würde sie bestimmt auf ihrer Reise ereilen.
Fehlender Proviant, das nötige an Trinkwasser.
Früher oder später müssten sie wohl an einem Fluss oder sogar in einer Stadt halt machen.
"Brechen wir auf", sagte Zerra entschlossen und ging voran in Richtung Kutsche.

Kharas nickte und folgte, Runa sacht auf dem Arm tragend.
Seine Miene war unergründlich und ließ nicht erachnen welchen Gedankengängen der Magier nachging.
Er schaffte es durch die Büsche und Sträcuher zu gehen, ohne das Runas Haut von Dornen aufgekratzt wurde.

Auch Lyonel folgte den anderen, ohne noch einen weiteren Kommentar dazu abzugeben. Er fühlte sich mies und die Aussicht auf eine weitere zermürbende Reise machte es nicht umbedingt besser.

"Kharas" Zerra hatte inzwischen die Kutsche erreicht und die Urgals von der momentanen Lage unterrichtet. Auch hatte sie ihnen von ihrem Vorhaben erzählt, Unterschlupf im Reich Surda zu suchen und hatte sie daraufhin gebeten für die Reise über, wieder in der Kutsche zu verweilen.
"Könntest du dir vielleicht vor unserem Aufbruch die Hände von Lyonel anschauen?", fragte sie und schloss die Türe der Kutsche hinter dem letzten Urgal

Julian stieg vom Pferd ab und reib sich den Nacken. Er war froh nach vielen Tagen endlich einmal wieder in bewohntem Gebiet zu sein. Doch hatte er bewusst eine abgelegene Stelle gesucht, da es in Dras Leona nie wirklich sicher war. Er band beide Pferde an, suchte ein bisschen Holz zusammen und machte ein Feuer. Direkt danach fragte er Coreen. Und... wie geht es euch? Hat euch das reisen zugesetzt? Fragte Julian mit einem leichtem Grinsen im Gesicht.