Die Sterne funkelten nur blass durch die dünnen Wolken, die über den Mondlosen Himmel hinweg zogen. Eine leichte Brise zog vom Meer her herauf, verfing sich in den Büschen und zog über die Grashalme hinweg. In den Fenstern brannten Lichter, ein paar Kinder spielten noch draußen, während sich die Frauen von ihren Männern verabschiedeten, bei viel Bier und schwerem Essen. Drei der Kinder kamen bei ihrem Spiel etwas aus dem Dorf heraus. Sie schienen Solandri und Luminother zu spielen, was eigentlich nichts anderes als Fangen war, bloß dass dabei immer die Mädchen von den Jungs gefangen wurden. Das Mädchen rannte also davon und kam dicht an einen der Büsche, vor dem sie mit einem Mal abrupt stehen blieb und etwas in der Dunkelheit zu fixieren schien. Die Jungs rempelten gegen sie.
„Warum bist du stehen geblieben?! So geht das Spiel nicht!“, schimpfte einer von beiden und das Mädchen rammte ihm den Ellenbogen in die Seite.
„Sei still, ich seh da was.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme und ging auf den Busch zu. Es war ein Schnappen zu hören, gefolgt von einem Sirren und einem widerlich schmatzendem Geräusch. Ein Bolzen spross ihr aus dem Auge. Es wiederholte sich noch zwei Mal, ehe die Jungen tot zu Boden gingen. In dem wuchernden Gebüsch saßen versteckt Soldaten der Luminother, gerüstet in blau und ausgestattet mit Armbrüsten, Bögen und Schwertern. Die Befehlshaberin bedeutete den drei Schützen die geschossen hatten neue Bolzen und Pfeile anzulegen, was auch schnell geschah.
Mit einem Schaben zog sie ihr Schwert, dass im Licht mehrerer kleiner Feuer schimmerte und richtete es dann auf das Dorf. Die Brandpfeile wurden abgeschossen und flogen in hohem Bogen über den Himmel. Sie landeten in den Strohgedeckten Dächern, den kleinen Gärten vor oder hinter den Häusern, einige wenige trafen Menschen vor ihren Behausungen und zwei trafen eine Scheune. Im nu brannte diese lichterloh und die Flammen leckten über das Stroh und das Holz. Aus dem inneren hörte Mann die Pferde und andere Vieh in Panik geraten, während die nächste Salve bereits über den Himmel flog. Die Dächer fingen allmählich Feuer und die Gegend wurde von diesen erhellt. Die Menschen kamen aus ihren Häusern gerannt und sahen die Flammen die ihre Habe zu vernichten drohte und ihnen nach dem Leben trachtete.
Unterdessen traten aus dem Gebüsch die Armbrustschützen, hinter denen die Befehlshaberin stand und zufrieden auf ihr Werk blickte. Die fordere Reihe ging auf ein Knie und legte an. „Feuer!“, rief die Frau und deutete mit ihrer Klinge erneut auf das Dorf; nun waren die Bewohner im Visier der Schützen, nachdem sie durch das Feuer heraus gelockt worden waren. Die Bolzen sirrten durch die sich erhitzende Luft und so gut wie jeder traf einen der Dorfbewohner. „Zweite Reihe vor!“, befahl die Stimme und die zweite Reihe trat an die Stelle der ersten, während diese ihre Armbrüste nachlud. „Feuer!“ schnitt die Frau mit ihrer Stimme durch die Schreie und wieder fielen die Barbaren. „Infanterie, vorwärts!“, brüllte sie hinter sich und links und rechts an den Armbrust vorüber marschierten die Infanteristen auf das Dorf zu, in den Händen ihre Schwerter und Piken.
Es war ein Blutbad und zufrieden darüber lächelte die Befehlshaberin in ihren Helm hinein. Die Kunde über diesen Sieg, über dieses Abschlachten würde sich sicherlich über Solandra verbreiten und diese Barbaren an ihrem Plan, in Luminoth einzufallen, zweifeln lassen. „Tötet alle bis auf einen, er soll hiervon erzählen können. Und vergesst nicht ihre Schiffe in Brand zu stecken!“, bellte sie ihren Männern und den wenigen Frauen zu. „Keine Gnade! Für Luminoth, unsere Heimat!“, schrie sie über den Lärm hinweg und bekam Jubel und Todesschreie zur Antwort.
Das sollte erst der Anfang sein.