Marktplatz

"Messer! Kommt nur her und kauft meine Messer - frische Messer direkt aus Alagaésia! Ich habe sie direkt von einem Zwegenhändler aus dem Beorgebirge! Nur heute und zum Lichterfest - alles zum halben Preis, meine Dame einige Messer für den Haushalt? Mein Herr, ein jeder Mann benötigt ein gutes Messer" tönte die Stimme des Händlers mit einem leichten Alagaésianischen Akzent in einem sonst einwandfreien Valenci über den Marktplatz. Es hatte einiges an Aufwand erfordert in das Land zu kommen, doch mithilfe von Edmures kleinem Schiff war es ihm und Chem schließlich gelungen Valencia an einer nicht frequenzierten Küste an Land zu gehen und dort den Karren abzuladen ehe sie getrennter Wege gegangen waren. Nun stand Elijah hier auf dem Marktplatz und betrachtete das Treiben. Tatsächlich war ein Marktplatz stets der beste und geeignetste umschlagsplatz für Informationen aller Art und Informationen waren das Einzige was er benötigte. Alles andere regelte sein Verstand.

Langsam schritten Elijah und Chem gemeinsam mit ihrem Esel Bartolomäus über den großen Marktplatz, blieben hier und dort stehen um sich die vielfältigen Waren anzusehen und mit einigen der Händlern Informationen und Gerüchte auszutauschen, ehe sie zum nächsten Stand weiterzogen während Elijah scheinbar völlig willkürlich hier und dort etwas Zeug einkaufte, welches kaum zu gebrauchen schien. Vor allem zahlreiche Pülverchen in den unterschiedlichsten blassen Farbnuancen sowie hier und da sogar Dinge die für Chem nützlich schienen, da er den Bauplan des Pfeilfängers kannte. Während Elijah langsam nebem Bartolomäus her trottete begann er leise und beinahe Geistesabwesend zu singen. "Djelem djelem lungone dromesa. Maladilem schukare romenza djelem djelem lungone dromesa. Maladilem bachtale romenza. Sine man yekh bari familiya
Murdadas la i kali legiya. Aven mansa sa lumniake Roma. Kai putardile e romane droma. Ake vriama, usti Rom akana Men khutasa misto kai kerasa"

Die Sprache die Elijah wählte war Chem wohl bekannt, auch wenn er sie selbst nicht fließend sprach, doch auf seinen Reisen hatte er gelernt recht schnell zumindest die wichtigsten Wortgruppen einer Sprache kennen zu lernen, um sich weitestgehend verständigen zu können. Was Elijah dort gerade sprach war eine Sprache, die bei dem gemeinen Bauernvolk in Alagäsia aufgekommen war, inzwischen jedoch nur noch in einigen wenigen Dörfern wirklich gesprochen wurde, was die Tatsache, dass er ein ganzes Lied in dieser Sprache sang, nur beeindruckender machte. Es war überwiegend der untere Teil des Landes der sich, vor hunderten von Jahren dieser Sprache bemächtigt hatte, so glaubte er sich zumindest zu erinnern, denn je weiter man damals in den Süden des Landes gegangen war, umso größer waren die Scharen an Gauklern, Schauspielern, aber auch an Zigeunern und Bettlern geworden, eine Kultur, mit der er sich weit mehr identifizieren konnte, als dem heute vorherrschenden Adel.
„Wenn du willst können wir die noch ein Ohrloch verpassen und dir eine Schelle und Stirnband besorgen, dann ist das Bild perfekt.“ Erwiderte er schließlich auf den Gesang. „Was genau willst du eigentlich mit all diesen Pulvern bewerkstelligen? Ich dachte du willst Kriegsmaschinerie bauen und nicht dein Repertoire an Drogen erweitern?“ Auf den kritischen Blick des anderen, erwiderte er nur ein Lachen. Er kam sich in dieser Kleidung wie ein anderer Mann vor, denn derart feine Stoffe hatte er am Körper nie gespürt und das Gefühl, von vielen der normalen Bürger mit einem gewissen Neid angesehen zu werden, war etwas, an dass er sich fast gewöhnen konnte. „Woher kennst du diese Sprache eigentlich? Meines Wissensstands nach ist sie nicht sonderlich verbreitet.“ Seine Frage war leise ausgesprochen worden, aus der Befürchtung heraus es könnte mögliche Mithörer geben, doch nichts desto trotz wandte er sich einen kurzen Augenblick lang an einen Stand mit frischen Früchten, nahm dem Mann der den Stand betrieb zwei Feigen ab und legte dafür zehn Kupferstücke auf den Tresen. „Also?“ Eine der Feigen flog in die Hände des eigens ernannten Künstlers, während Chems fragender Blick auf ihm haften blieb.

"Ich..." Elijah wurde aus seinen Gedanken gerissen und blinzelte überrascht, ehe er errötete als habe ihm Chem bei etwas sehr intimen gestört. "Ich habe dieses Lied und diese Sprache einst vor vielen Jahren gelernt..." antwortete er und befühlte mit dem Daumen die Feige, fuhr darüber als könne er so ihren Puls spüren und seine Augen huschten über den Markt, während er die einzelnen Personen die über ihn schlenderten allein mit seinen Augen zu sezieren schien.
"Das... waren andere Zeiten Chem. Ein ganz anderes Leben" fügte er anbei, wenngleich auch Chems Anmerkung ihm ein Ohrloch und die anderen Zeichen der einfachen Zigeuner zu verpassen auch den Zorn ins Gemüt trieb. Seine Familie war eine der besten Schaustellertruppen des Landes gewesen welche für Adlige gespielt und durch viele Länder gereist war - sie mit den oftmals diebischen und ganz und garnicht angesehenen Zigeunern zu vergleichen schien ihm so frevlerisch wie Chem mit einem Kameltreiber gleichzusetzen, der sich des Nachts an seinen eigenen Tieren verging. ".... und dieses Leben ist längst vorbei"