Der Burghof

"Gewonnen?" schnaubte der Riese, hob die grobschlächtige Klinge und ein abartiges Lächeln fuhr über seine schmalen Lippen.
"NIEMAND GIBT IN EINEM KAMPF AUF!" er hob die Klinge erneut.
"Nun hole ich mir deinen Kopf, als Trophäe für meinen Sieg!"

" Na wenn ihr meint ", seufzte Alvias und ging erneut zum Angriff über. Die eben noch zur Schau gestellte Müdigkeit war wie weggeblasen.
Sein Schwert pfiiff durch die Luft und drängte den Hühnen, der sich eben noch des Sieges sicher schien, in die Defensive.
Einen Schritt vor den anderen setzend drang Alvias weiter auf seinen Gegner ein. Die Angriffe gingen nun in schneller Reihenfolge auf den riesigen Krieger nieder.

Ein Sirren durchriss die Luft, als dem Hünen das Schwert aus der Hand geschlagen wurde, ein zweiter Schlag die Lederriemen der Rüstung durchtrennten und die eisernen Teile scheppernd zu Boden fielen ließen.
Der Hüne wankte zurück. Zuckte unter dem unvorhergesehen, schnellen Ende des Kampfes und verstummte dann. Die Augen vor Furcht weit aufgerissen

Eilig trugen Coreens Schritte sie die Treppen hinunter, die zum Burghof führten, wo sie die hochgewachsene Erscheinung des Reiters neben einem erstaunlich kleinen Drachen ausmachen konnte, dessen Schuppen so grün wie das Blattwerk der Bäume Du Weldenvardens in der hohen Mittagssonne funkelten. Einen kurzen Moment lang noch hatte sie in dem Thronsaal verharrt, hatte Alvias einen schrägen Blick zugeworfen ehe sie sich entschuldigte und ebenfalls die große Halle verließ, um den Reiter aufzuhalten, dessen Ansicht von dem jungen Herrscher durch die unüberlegten Worte, welche er gewählt hatte, nicht die Beste sein mochte.
"Arva-Elda", begann sie atemlos, blieb wenige Schritte von ihm entfernt stehen und neigte respektvoll das Haupt - mit jener Geste auch gleichzeitig den Versuch startend ihren heftigen Atem zu beruhigen. Mühelos wechselte sie in die Alte Sprache der Elfen hinüber, die dem Elfen vertrauter sein musste als es die Worte der Menschen waren.
"Verzeiht Fürst Alvias' Verhalten. Er ist noch sehr jung und weiß nicht allzu viel davon, welches Verhalten angesichts eines solchen Besuches angebracht ist."

Der Elf wandte sich um, begutachtete die junge Frau welche da vor ihm stand, ihn ehrlich behandelte und seine Sprache sprach. Selten....
Interessant....
"Ihr sprecht meine Sprache ziemlich fließend - beeindruckend für euer junges Alter" sprach er leise und neigte dabei respektvoll den Kopf, ein Zeichen das er ihre Mühe durchaus ernstnahm.
"Ich nehme an dieses Gespräch ist inoffizieller Natur? Sonst würdet ihr kaum in eurer Stellung den Gesandten ansprechen, aus eigenem Willen - ohne den Befehl des Herrschers" er lächelte.
"Beeindruckend"

Die junge Magierin lächelte ein verhaltenes Lächeln und erhob sich aus der gebeugten Position wieder. Sie überging das Lob, das der Elf ihr ausgesprochen hatte, denn es stand hier nicht zur Debatte, woher sie die Alte Sprache kannte, geschweige denn von wem sie diese gelernt hatte und eine dunkle Befürchtung in ihr regte sich, dass sie den Namen Kharas bei diesem Reiter besser nicht erwähnen sollte.
"Er mag momentan Herrscher sein aber er ist der meine und so benötige ich seine Einwilligung nicht", antwortete sie ihm ehrlich. "Ich stehe an seiner Seite, weil ich ihm helfen will ein vereinigtes Reich zu erschaffen, in dem die Menschen friedlich und glücklich miteinander leben können. Indem sie nicht den morgigen Tag fürchten müssen und ich komme zu Euch, weil ich nicht möchte, dass Ihr ein falsches Bild von Alvias habt und damit zurück zu den Reitern kehrt", fuhr sie fort und straffte die Haltung, verbarg ihre Furcht davor in diesem Moment auch nur ein falsches Wort zu sprechen und damit noch mehr zu zerstören.
"Alvias ist ein guter Mann und ein gerechter Herrscher. Die Menschen mögen ihn und ich glaube fest daran, dass er mit der richtigen Unterstützung etwas schaffen kann, woran die Menschen in diesem Reich beinahe den Glauben verloren haben - eine Heimat. Er ist nicht arrogant oder überheblich aber es wächst ihm alles über den Kopf - er ist es nicht gewohnt Befehle zu erteilen, sondern nur sie zu befolgen. Ich bitte Euch inständig, lasst Euren Blick auf die Wahrheit nicht durch ein Gespräch trüben. Es würde alle Chancen vernichten und er braucht alle Unterstützung, insbesondere auch die Eures Ordens."

Arva sah lange Zeit auf Coreen, klopfte seinem Drachen gegen die Flanke und gab der Magierin ein Zeichen ihm zu folgen.
Seine Schritte führten ihn den Burghof entlang, vorbei an herumeileden bediensteten. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt während er ging, schien nachzudenken ehe er sich auf einer Bank niederließ, Coreen einen Platz anbot und sie dann schräg von der Seite ansah.
"Ihr sprecht in der alten Sprache, seid also von euren Worten restlos überzeugt. Ihr traut euch zu mir, obgleich euch bewusst ist das meine Entscheidung maßgebend sein kann. Ihr schreckt nicht davor zurück das zu sagen was ihr denkt, und das obwohl ihr in dieser Welt nur eine Frau - und nur eine Beraterin seid... ohne Befehl des Königs" er faltete die Händte und würdigte Coreen nun einen langen Blick
"Ich werde eure Worte beherzigen und dem Rat mitteilen, dass Sir Alvias sich - mit Hilfe seiner Beraterin wohlmöglich gut entwickeln wird....
Sorgt dafür, dass er es in die richtige Richtung tut, sorgt für ein geeintes Königreich und seit euch stets bewusst welchen Preis man zahlen muss!"

Für einen Moment blinzelte Coreen, brauchte eine Sekunde bis sie die Worte des Elfen restlos übersetzt hatte und atmete dann erleichtert auf, vermochte nicht zu verhindern, dass das Lächeln auf ihren Zügen ehrlicher und breiter wurde.
"Danke. Vielen Dank", platzte es schneller aus ihr heraus als sie es gedacht hatte und erneut senkte sie das Haupt, erwies ihm den Respekt, den er durch seine Worte bei der jungen Frau erworben hatte ehe sie erneut den Blick hob, flammende Entschlossenheit in den Zügen. "Ich weiß, was nötig ist um einen Frieden zu garantieren und ich verspreche Euch, ich werde nicht zurückschrecken alles Notwendige zu tun, damit dieser erreicht werden kann - für alle Völker, so grausam es auf den ersten Blick hin auch wirken mag. Alvias wird es schaffen - wir alle werden etwas erreichen, was seit Jahren nicht mehr war. Dieses Treffen ist eine Chance, die wir nutzen müssen um etwas zu verändern."

"Nutzt sie auch" flüsterte der Reiter leise, ehe er sich erhob und die polierte Rüstung durch den Lichteinfall in einem hellen, leuchtenden Grün erstrahlte welches zuvor nicht zu sehen gewesen war.
"Ich setze meine Hoffnung in die Nachkommenden, es ist ihre Aufgabe dieses Reich zu schaffen - wir sind die Bewahrer, die goldene Hand von außen. Wir dürfen nicht mehr zu dieser Welt zählen - deshalb ist es eure Aufgabe" er trat wieder zurück zu seinem Drachen, schwang sich auf diesen und sah dann noch einmal zu Coreen
"Ich will meine Worte nicht bereuen müssen Frau Armar - zeigen sie allen, dass die Hoffnung die wir in euer Volk setzen nicht umsonst ist!"

"Das werde ich, Drachenreiter und wenn ich dafür mein eigenes Leben geben muss", wisperte sie noch zur Antwort und lächelte entschlossen, beobachtete wie der große Drache sich von dem steinernen Boden des Burghof abstieß und mit einigen kräftigen Flügelschlägen höher in die Luft stieg. Eine ganze Weile noch sah die junge Frau in den wolkenlosen Himmel hinaus, beobachtete die Flügel, die vorbei flogen und schüttelte schließlich den Kopf. Arva hatte Recht - es war lange genug die Sache von Elfen, Reitern, Zwergen und allerlei anderen Organisationen eine perfekte Welt zu schaffen. Nun mussten sie es sein, die zu den Waffen griffen um jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken und damit ein kleines Übel in Kauf nahmen, um einen langfristigen Frieden zu garantieren.

tbc: wo anders

Na dann .. auf zum Fürsten von Ceunon. Was sage ich ihm bloß? 'Hey, wir sind Rebellierende, die den neuen Fürsten von Ilirea stürzen wollen, würden Sie uns unterstützen?' ... nein - das wäre lächerlich. Nervös überlegte Caine weiter, während seine schwarzen Haaren nur wenig unter der tiefen Kaputze hervorschauten. Seltsamerweise hatten die grauen Haaren in den letzten Tagen ihre Farbe gewechselt und nun waren sie ein mattes Schwarz. Nur noch matte, graue Strähne deuteten auf sein Alter hin.
"Alrik, was denkst du? Sollen wir ihm sagen, wer ich bin ... ich meinte - war?"

"Ja Sire, ich denke... das wäre das Beste!" erklärte Alrik, welcher zwar nicht mehr das vermummte Gesicht besaß - jedoch einen Helm und die leichte Ausrüstung eines Kriegers trug.
Er war als Alriks Leibwache mitgekommen
"Ansonsten hätte der Fürst keinen Grund euch zu unterstütze - weist auf die Familie der Fas hin! Und nun - los!"

tbc: Thronsaal

Alvias Kettenhemd rasselte leise, als er sich auf das Pferd schwang. Hinter ihm gruppierten sich Coreen, Farim und 2 Leibwächter.
Zwar hatten ihn seine Berater gedrängt, in Anbetracht der Umstände mehr Leibwächter mitzunehmen, aber der Magier hatte sich geweigert.
Er würde sich nicht allein wegen der Möglichkeit eines Attentats hinter einer Masse an Soldaten verstecken. Die 2 Mitglieder seiner Einheit, die er sich als Leibwache ausgesucht hatten, mussten reichen um ihn auf der Reise zu beschützen. Außerdem konnte er sich ja durchaus auch selbst verteidigen.
Und auf der Insel der Reiter würden sicher Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sein.
" Können wir ? ", fragte Alvias an seine Begleiter gewandt. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt aus dem Tor heraus.


tbc: Vroengard