Musikzimmer

Das leise Knistern des Holzes im Kamin, vermischte sich mit den Klängen der Harfe. Sanft zupfte Hemióne an den Saiten der einzigen Harfe des Musikzimmers. Entelda stand an einem Fenster und blickte nach draußen. Hemióne saß auf einer Bank, neben sich hatte sie ihr Rapier liegen. Entelda verbot ihr inzwischen unbewaffnet durch das Schloss zu gehen, aufgrund der anhatenden Bedrohung durch die Attentätergilde. Ihr Kleid reichte ihr bis zu den Knien und aus ihrem Haar fielen ihr einige Strähnen ins Gesicht.

Die Tür schwang auf und mehrere, in schwere Rüstungen gekleidete Männer betraten den Raum. Alle trugen die gleiche Ausrüstung und hatten in etwa die gleiche Körpergröße, jeder trug eine schwere Lanze in den Händen. Die Gesichter der Männer konnte man nicht erkennen, lediglich ihre Augen waren durch die kleinen Visiere zu erkennen. Der vorderste von ihnen hingegen hob sich vom Rest der Soldaten ab, er trug lediglich einen Lederharnisch und an der linken Seite seines Gürtels baumelte ein Rabenschnabel. Auf jeder Rüstung war das Wappen Ceunons zu erkennen. "Lady Hermióne, ich bin Fajeth, Anführer des dritten Wachbataillons. Wir haben vor kurzem die Nachricht darüber erhalten das bald ein Attentat auf euch stattfinden soll, um die Konsequenz dessen zu verhindern wollen wir euch an einen sicheren Ort bringen, einen an dem man euch nicht so leicht findet."

Weder Hemióne noch Entelda rührten sich. Seelenruhig zupfte sie an den Saiten, wurde jedoch etwas schneller und unheilsverkündender. Sie spielte, auch wenn sie sich darüber im klaren war dass die Männer auf eine Reaktion ihrer Seits warteten. Sie kamen ihr nicht wirklich in Ordnung vor, es war seltsam wie sie in den Raum gestürmt kamen. Und von ihren Gesichtern erkannte man weniger, als bei den meisten anderen Wachen hier im Schloss. Langsam ließ sie all diese Dinge in ihrem Kopf revu passieren und sie überlegte scharf was sie nun sagen sollte. Aber mit gehen war in diesem Fall bisher keine Option.
"Wie kommt es das ich diese Information so überstürzt erhalte? Und von welchem sicheren Ort sprecht ihr bitte? Ihr kommt mir ein wenig suspekt vor. Habt ihr denn einen Beweis für eure Vermutungen?", fragte Hemióne und machte sich bereit nach ihrem Rapier zu greifen sollte etwas schief gehen. Doch vorerst würde sie weiter an der Harfe spielen.

"Natürlich Ma´am natürlich. Wir haben vor ein paar Stunden ein kleines Nest dieser Mörder hops gehen lassen. Die meisten flohen überstürzt und hatten so keine Zeit ihre Notizen wegzuschaffen. Auf einigen waren die Grundrisse des Gebäudes zu erkennen sowie mehrere dokumentierte Eigenheiten von euch. Anscheinend versuchen sie schon seit längerem euch von dem Antlitz dieser Welt zu tilgen... die Vorbereitungen dafür jedenfalls sind bemerkenswert. Er hob die rechte Hand und deutete auf seinen Ringfinger, auf dem ein kleiner, goldener Siegelring ruhte. "Und wir geben euch bescheid, ihr seid die erste die dies erfährt. Wir wissen nicht wann zu zuschlagen, es könnte jede Minute geschehen, hier seid ihr vorläufig nicht sicher. Nicht solange wir diese Attentäter nicht ausfindig gemacht haben. Wir wollen euch außerhalb der Stadt bringen, die Kutschte steht bereits im Hof. Herrin die Zeit drängt!"

" Stillgestanden, Soldat ", erklang plötzlich die Stimme und Scar betrat, flankiert von Cynric und zwei abgehalftert aussehenden Kriegern, den Raum. Seine Trunkenheit war beinahe vollständig verschwunden, weggeschwemmt von dem Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, und einem großen Glas mit Wasser. Ein abgenutzt wirkendes Schwert hing an seiner Seite und mehrere Dolche waren an seinem Gürtel befestigt. Er hatte sich beeilt, um möglichst schnell zu der Elfe zu gelangen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine falsche Identität dazu benutzt wurde, ein Attentat zu verüben und wer würde sich dafür besser eignen als die Freundin des Ziels ?
" Lady Hemione. " Er neigte kurz den Kopf in Richtung der Angesprochenen und wandte sich dann wieder den Wachen zu.
" Name und Dienstgrad ", bellte er. " Von wem kommen eure Befehle ? "

"Viertes... nein drittes Regiment... ach verdammt!" Die Hand des angeblichen Hauptmannes ging zu dem Griff des Rabenschnabels und er blickte kurz zu seinen Männern. "Verbarrikadiert die Tür und kümmert euch um diesen Landstreicher!" Schrie dieser und warf zwei Dolche in Hermiónes Richtung. Acht der schwer gerüsteten Soldaten griffen Alvias und Cynric an, der Rest konzentrierte sich auf die beiden Elfen. "Ihr seid ganz schön neugierig Elfenweib, hättet ihr nicht einfach in euer Unglück steigen können?" Murrte Fajeth, nutzte den Ablenkung durch seine Kumpanen und schlug Hermióne hinterhältig gegen das Schienbein. Die Männer stachen wie vom Teufel besessen auf ihre Feinde ein, nutzen jede Chance die sich ihnen bot.

Ein Schmerz durchzuckte Hemióne als die Waffe ihr Schienbein traf. Sie packte ihr Rapier mit der Linken und griff mit der Rechten nach dem oberen Teil der Harfe. Sie zog sich daran hoch und kippte das schwere Instrument auf ihre Angreifer. Nur schwer schaffte sie es stehen zu bleiben. "Das nächste Mal solltet ihr eure Geschichte vielleicht weniger fadenscheinig machen. Möglicherweise glaubt euch dann jemand.", spotete sie während sie ihr Schwert aus der Scheide löste und einige Strähnen aus ihrem Gesicht wischte.
Sie hob ihre Klinge und fixierte jeden ihrer Gegener nach einander, mit ihren kalten blauen Augen. Sie wirbelte einmal mit ihrem Schwert und wartete darauf das ihre Feinde den ersten Schritt machten. Sollte sie angreiffen hatte sie durch ihre Verletzung schlechtere Chancen als ihre Gegner.

" Das war ja klar. Ausschwärmen. ", fluchte Scar und zog sein Schwert. Mit der linken Hand griff er nach einem Dolch und warf ihn in Richtung der anstürmenden Soldaten. Der schwere Dolch durchdrang die Rüstung eines angreifenden Kriegers am Hals und dieser brach röchelnd zusammen. Dann waren die feindlichen Krieger heran und ein erbiterter Kampf entbrannte zwischen den beiden Gruppen. Schwerter klirrten aufeinander und weiter hinten in der Kampfreihe hörte man einen schweren Körper zu Boden krachen. Die vier Soldaten hatten inzwischen einen Halbkreis gebildet und erwehrten sich der Angriffe der anstürmenden Soldaten. Diese waren zwar in der Überzahl, allerdings besaßen sie nicht die Erfahrung der Elitekämpfer um Scar. Ein metallisches Krachen erklang, als Scar auf die Deckung seines Gegners eindrosch, ohne diesem Gelegenheit zu geben, zu reagieren. Mit einer eleganten Bewegung überwand er schließlich dessen Deckung und rammte ihm den Dolch, welchen er währenddessen, von seinem Gegner unbemerkt, mit der linken Hand gezogen hatte, in die Seite. Er kam nicht dazu, dem zu Boden gegangenen Mann den Gar aus zu machen, da da bereits der nächste Soldat heranwar und seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Neben ihm taumelte einer seiner Krieger, aus einer Wunde an der Brust blutend, zurück.

Ein wildes Gefecht entflammte zwischen den beiden Seiten, jede wollte die Oberhand gewinnen und so den Sieg davon tragen. Drei der schwer gerüsteten Männer waren bereits gefallen und besudelten mit ihrem Blut den teuren Boden. Der Hauptmann funkelte Hermióne düster an, blickte kurz zu Entelda und Scar, die beide mit seinen Männern zu tun hatten sodass er keinen Angriff von hinten erwarten musste. Zwei der verkleideten Lanzenträger hiebten mit ihren Waffen auf die junge Elfe ein, kurz darauf stürmte der Hauptmann, mit der Schulter voran auf die zu. Doch währenddessen verfing er sich mit dem Halfter seines Rabenschnabels, das sich gelöst hatte und ihm nun zwischen den Beinen hing. In seiner Verzweiflung riss er Hermióne am Ärmel mit sich und stützte daraufhin durch das Fenster das direkt hinter den beiden war. Das bunte Glas fiel klirrend zu Boden und da wo früher das Kunstwerk eines geschickten Glasers zu sehen war, klaffte jetzt nur noch ein großes Loch.
Scar wurde durch eine feindliche Lanze zu Boden geworfen, direkt danach sauste ein großer, schwerer Stiefel auf sein Gesicht zu.

Die erste Lanze hatte Hemióne mit ihrem Schwert pariert, der zweiten hatte sie die Spitze abgeschlagen. Ihr Bein schmerzte doch sie musste es aushalten. Als der Anführer dieser Angreifer auf sie zustürtzte setzte sie zum Ausweichen an und spannte die Muskeln. Mit geweiteten Augen sah sie wie der Mann strauchelnd auf sie zu hielt, sie packte und mit ihr aus dem Fenster stürtzte.
Angst überkam Hemióne für den Bruchteil einer Sekunde. Sie fürchtete sich aus dem Leben zu scheiden, ohne viel für das Volk der Sterne erreicht zu haben. Ohne viel für die Menschen erreicht zu haben. Sie fürchtete sich davor ihre Freunde, allen voran Coreen, nie wieder zu sehen. Und sie hatte Angst aus dem Leben zutreten ohne einen Erben für Sílthrim in die Welt gesetzt zu haben. Doch als ihr Rücken, kurz nachdem sie durch das Fenster gestürtzt waren, auf dem Vordach aufkam, verließen sie diese Ängste wieder. Sie zog die Beine an, presste sie ihrem Angreifer in den Bauch, rollte sich ab und streckte ihre Beine, sodass er über sie hinweg flog. Er packte den Rand des Vordaches, während Hemióne wieder auf die Beine kam, mit ihrem Rapier in der Hand.

Lautes Gepolter war zu hören und das Vordach gab ein leises Knacken von sich, als die beiden Gestalten auf das Metall schlugen und leichte Dellen in diesem hinterließen. "Verdammtes Elfenweib!" Schimpfte der Hauptmann und war dabei sich hochzuziehen, als er Hermióne sah, die aufrecht und mit dem Rapier in der Hand vor ihm stand. In seiner Verzweiflung konzentrierte sich der Mann auf die beiden Stützpfeiler und brachte diese durch Magie zum einsturz. Holzsplitter flogen in alle Richtung als das Gerüst in sich zusammenkrachte und das Dach schräg nach vorne flog. In Der Hoffnung die Elfe damit kampfunfähig zu machen löste der Hauptmann seinen Griff, rollte sich nachdem er auf dem Boden aufgekommen war nach vorne ab und duckte sich anschließend.

Hemióne hatte nur einen Augenblick um zu reagieren. Zu wenig mit ihrer Verletzung. Kaum das sie zu einem Sprung ansetzen wollte, brach das Dach unter ihr zusammen. Einige Schindeln fielen zu Boden und zerbrachen. Hemióne schaffte es kaum sich abzurollen. Sie blieb für einen Moment auf dem Rücken liegen und hielt ihr Rapier lose in der Hand. Sie rollte sich plötzlich zuseite als der Rabenschnabel auf ihr Gesicht zusauste und hörte wie er tief in den Erdboden drang.
Sie stand mit Hilfe ihres Schwertes auf und wand sich ihrem Angreifer zu. Sie festigte den Griff um ihr Rapier. Der Rabenschnabel flog von der Seite auf sie zu, sie duckte sich unter ihm hinweg, vollführte eine Drehung und rammte dem Mann ihr Rapier in den Schädel. Blut floß an der Klinge hinab und der Mann glitt zu Boden. Hemióne riss ihr Schwert aus dem Schädel und wischte das Blut im Gras ab. "Das passiert, wenn man mich zwingt eine Harfe umzuwerfen!", erklärte Hemióne über den Leichnahm gebeugt. Dann blickte sie hinauf zum Musikzimmer und fragte sich ob sie die Attentäter schon erledigt hatten.

Ein stechender Schmerz schoss durch den Kopf des Soldaten, als der Stiefel seines Gegners denselbigen traf. Ein leises Knacken zu hören und stöhnend vor Schmerzen rollte sich Scar zur Seite. Der Mann, der ihn zu Boden geworfen hatte, war inzwischen über ihn getreten und hob die Lanze zu einem Stoß. Scar sah sein Ende bereits gekommen. Er hatte bei der Verteidigung des Palastes versagt. Als Nächstes würden die Attentäter vermutlich zur Königin stürmen, um diese zu entführen, wenn sie nicht ohnehin bereits dort waren. Wenn es ihnen gelang, den Königssohn in die Hände zu bekommen, wäre das Reich bald verloren. Der König selbst nahm zu viele Risiken in Kauf und es war fraglich, wie lange er das Ganze noch überleben würde. Seine Anwesenheit gab den Soldaten zwar Kraft und stärkte ihre Moral, aber Scar war sich sicher, dass Alvias' Verhalten auch die Aufmerksamkeit der Feinde erregte und es nur eine Frage der Zeit war, ehe feindliche Attentäter auftauchten um ihn zu eliminieren.
Kurz bevor die Lanze den Brustkorb des Kriegers erreichte, wurde sie plötzlich aus ihrer Bahn gelenkt und drang ohne Schaden anzurichten in den Boden neben ihm ein. Aus dem Brustkorb seines Angreifers ragte plötzlich eine Klinge und röchelnd brach dieser zusammen. Hinter dem Mann stand Zidantes, einer der Männer, den Scar zur Verteidigung des Palastes ausgewählt hatte. Eine lange Narbe lief von der Stirn, über seine Wange und hinunter bis zum Kinn. Eine ständige Wachmannschaft war zusätzlich eingerichtet worden und der Kampflärm musste sie angelockt haben. Nun stürmten zusätzlich Soldaten aus der Tür, die zur dem Turm führte und griffen die Eindringlinge an.
Schwankend erhob sich Scar. Sein Kopf fühlte sich an, als explodiere er gleich. Würgend beugte der Krieger sich nach vorne und erbrach sich auf den Fußboden vor ihm.