Zelte der Kriegsherren

Aréana blieb etwas abseits der Zelte stehen.
"Hören Sie, Teyran: Ich brauche wirklich - wirklich! - niemanden der mich beschützt!" erklärte sie ungeduldig.
"Vielen Dank, aber den Rest des Weges schaffe ich allein."
Sie blickte den Elfen an; fest entschlossen irgenwie aus der prikären Situation heraus zu kommen.

Der Elf musterte die junge Frau kurz mit einem prüfenden Blick. Er ging nicht davon aus, dass sie eine Spionin war und sie schien sich sichtlich unwohl bei dem Gedanken zu fühlen, dass er mit zu ihrem Vater kam.
" Ich nehme an, ihr schafft den Rest des Weges selbst ", meinte Teyran daher mit einem Lächeln zu ihr.
" Aber ich würde vorschlagen, dass ihr euch in Zukunft vom Zelt der Krieger fern haltet. Betrunkene Männer sind...unberechenbar. "

Aréana blickte ihn prüfend an; sie war sich nicht sicher ob dies ein gutgemeinter Rat, eine Drohung oder eine Wahrnung war.
"Ihr gebt mir einen Rat, Teyran? Nun, dann gebe ich Euch ebenfalls einen: Begeht nie den Fehler, die Stärke eines Gegners an seinen Muskeln oder seiner Zauberkraft zu messen."
Die junge Frau blickte den Elfen ernst an.
"Das könnte Euch eines Tages vielleicht teuer zu stehen kommen."
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie hinzufügte: "Ich mag Euch in einem Zweikampf unterlegen sein. Keine Frage.
Und doch bedenkt nur: Das Aufschlitzen einer Kehle im Schlafe, in der Unachtsamkeit oder in der Weinseeligkeit erfordert bloß eine Klinge."
Sie hob mit der linken Hand den rechten Ärmel ihres Kleides an und offenbarte einen feinen silbernen Dolch.
"Etwa eine wie diese, Herr Elf. Ihr habt wirklich Glück, dass ich weder Euch noch einem anderen Mitglied des Widerstandes etwas böses will. "
Sie ließ rasch den Dolch zurück in seine Halterung im Ärmelinneren gleiten.
"Guten Abend, Teyran Barad." verabschiedete sie sich und wand sich zum Gehen.

" Sie hat mir gerade gedroht. ", dachte Teyran ungläubig und musterte die junge Frau kurz. " Sie hat mir gerade mit einem winzigen Dolch gedroht." Es schien, als habe er sich doch nicht ganz in ihr getäuscht, als er sie für eine Attentäterin oder Spionin gehalten hatte. Der junge Elf schüttelte den Kopf über die Naivität des Mädchens, das offenbar dachte, sie könne sich mit einem kleinen Dolch gegen einen betrunkenen Soldaten zur Wehr setzen. Durch ihre scheinbare Wehrlosigkeit forderte sie die Männer geradezu heraus, um dann im richtigen Moment den Dolch zu ziehen... Im besten Fall konnte man das Leichtsinn nennen, im schlimmsten Fall jedoch konnte man ihr eine böse Absicht unterstellen, konnte man es als eine Art "Männerjagd" bezeichnen. Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen.
" Ihr habt wirklich Glück, dass ich weder Euch noch einem anderen Mitglied des Widerstandes etwas böses will....Wie gnädig..." Ärger regte sich in dem jungen Elfen.
" Einen Moment. ", wandte er sich an Areana, noch bevor diese im Zelt verschwunden war. " Mir tun sich da noch zwei Fragen auf, wenn ihr gestattet. " Teyran machte einen Schritt auf die junge Frau zu und sah ihr prüfend ins Gesicht.
" Zum einen: Was macht ihr überhaupt hier im Lager ? Das ist ein Heerlager, hier sollten eigentlich nur Krieger sein. Und zum Anderen:
Habt ihr gerade tatsächlich angedeutet, dass ihr vorhabt, einem schlafenden Menschen die Kehle aufzuschneiden ? "

Einen Moment lang war Aréana zu verblüfft um zu antworten, dann begann sie zu Lachen.
"Bewahre, nein! Ich habe nicht die Absicht jemanden im Schlaf zu erdolchen - genaugenommen habe ich nicht einmal das Bedürfnis irgendjemandem die Kehle aufzuschlitzen.", sagte sie, als die junge Frau sich wieder halbwegs gefangen hatte. "Ich bin nicht so kampfeswütig wie ein Stallbursche."
Sie kicherte noch immer - wurde dann schlagartig ernst. Es ging den Elfen nichts an und doch war sie sich sicher, dass Teyran keine Ruhe geben würde ehe er eine Antwort erhielt.
"Genaugenommen sollte ich im Zelt bleiben, so wie ein Ziervogel im Käfig zu bleiben hat, wenn Ihr versteht." Sie schwieg eine Weile.
"Mein Vater hat - Er macht sich große Sorgen... Offenbar erwecke einen unsäglich hilflosen EIndruck." Ein mattes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Nachdenklich runzelte der Elf die Stirn. Ihr Vater glaubte, der Beste Platz für seine Tochter sei ein Heerlager voller Krieger, die bald in den Kampf mussten ?
Der Mann musste es unerträglich finden, wenn seine Tochter nicht in seiner Nähe war und er keine Kontrolle über sie ausüben konnte.
" Nun ", setzte Teyran nach einer Weile zu einer Antwort an,
" Ich denke.. " In diesem Augenblick erklangen die Hörner, welche die Soldaten zu den Waffen riefen. Die Fyhamer rückten an.
" Bringt euch irgendwo in Sicherheit. ", brachte er gerade noch hervor, ehe er los in Richtung Wall sprintete.


tbc: dem Klang der Kriegshörner folgend

"Was zum..." setze die Junge an und ließ den Blick schweifenü; berall aus dem Zelten kamen Männer gestürmt und liefen in die gleiche Richtung.
Hin- und Hergerissen wand sie sich zum Zelteingang, besann sich aber, zog sich die Mantelkaputze tief ins Gesicht und lief ebenfalls dem tiefen Ton nach.
Welch törichter Fehler - doch was sollte es zu verlieren geben?
Im Laufen schloss sie die Finger fest um den den Griff des Dolches.

tbc: den Kriegshörner folgend