Gästezelt

Farim hatte sich auf einen freien Stuhl gesetzt und betrachtete nachdenklich den Boden.
Die Ereignisse der letzten Wochen hatten die Lage des Landes mehr als nur verändert. Das sie diesen Krieg verlieren würden war unvermeidlich, doch stand eine Frage offen. Auf welcher Seite er stehen wollte. Auf der der neuen Herrscher, oder derer denen er einst die Treue geschworen hatte. Nun... ich denke es wäre am besten wenn... Bevor er seinen Gedanken abschließen konnte betrat Coreen das Zelt und Farim verzog das Gesicht, versuchte daraus aber ein Lächeln zu formen.
Coreen. Begrüßte er die Frau und und nickte kurz. Ich konnte meine Verwunderung darüber das ihr hier an der Front seid gar nicht zu Ausdruck bringen. Schließlich seid ihr die Frau des Königs und solltet Zuhause, in Sicherheit sein. Wobei es dort nun auch nicht mehr sicher ist. Ja ich habe von dem Angriff gehört, doch scheint ihr ja bei bester Gesundheit zu sein.

"Farim - es freut mich natürlich ebenfalls Euch hier zu sehen", begrüßte Coreen den alten Mann mit einem gut geschauspielerten Lächeln, welches sie auf ihre Züge gebracht hatte und fügte nur in Gedanken ein 'Genauso wie ich mich freue, wenn ein Geschwür bei einem Patienten wiederkehrt' hinzu während sie die weiße Zeltplane hinter sich wieder zu Boden sinken ließ und ihnen damit ein wenig Raum schuf, um die gewohnte Gesprächshärte zu finden, die sonst jeder Unterhaltung, die sie geführt hatten, innewohnte. Sie hatte sich mehr oder weniger freiwillig dazu entschieden, sich um den neu angekommenen Fürsten Dras-Leonas zu kümmern, um diesen nicht vor den Kopf zu stoßen, wenngleich sie sich auch hatte Besseres vorstellen können, als sich mit einem alten Griesgram zu unterhalten, der sie lieber hinter dem Herd sähe als auf einem Schlachtfeld.
"Es verwundert mich nicht, dass Ihr von dem Angriff auf Ceunon gehört habt, Fürst, denn gerade über solcherlei Dinge seid Ihr ja stets bestens informiert", antwortete sie auf seine Äußerung und machte ein paar Schritte in das Zelt hinein.

Natürlich bin ich über solche Dinge informiert, schließlich muss es doch einen geben der sich einen groben Überblick verschafft und euch alle von dummen Taten abhält. Allein schon hier im Heerlager aufzutauchen ist nicht die beste Idee meine Liebe. Immerhin seit ihr zu zweit unterwegs. Meinen Glückwunsch dafür und ich nehme an ihr wolltet mir schon längst dafür danken das ich damals diese Hochzeit arrangiert habe, doch die Dankessagungen und Briefe sind komischerweise nie bei mir angekommen. Aber sagt, wie fühlt ihr euch eigentlich in eurem Amt? Habt ihr euren Platz endlich akzeptiert oder versucht ihr immer noch die rechte und Ideale die ihr wenn überhaupt, einstmals hattet zu wahren?

"Wirklich?", fragte Coreen mit gespielter Überraschung und hob eine Hand, um sie wenig später in Höhe ihres Herzens zu legen und den alten Mann bestürzt anzusehen. "Verzeiht, Farim aber irgendetwas muss bei den Danksagungen wirklich schrecklich schief gegangen sein, aber lasst es mich jetzt nachholen", fuhr sie wenig später fort und ließ die Hände wieder sinken, auf seine weiteren Bemerkungen und Fragen nicht einmal eingehend. Es ging ihn nichts an, wie sie sich in ihrem Amt fühlte oder ob sie ihren Platz an Alvias' Seite endlich akzeptiert hatte. Er war nicht mehr sein Berater und hatte somit keinerlei Recht überhaupt etwas Privates vom Hof zu erfahren, geschweige denn, dass er ein Recht dazu hatte, ihr eine solche Frage zu stellen.
"Ich danke Euch von Herzen für das, was Ihr getan habt, Farim Godar. Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir die entsprechenden Möglichkeiten gegeben habt Alvias mit aller Kraft zu unterstützen während Ihr Euch in der letzten Zeit erstaunlich rar gemacht habt", begann sie dann erneut, dieses Mal bedeutend ehrlicher. "Ich habe Eure Anwesenheit schmerzlich vermisst, gab es doch plötzlich niemanden mehr, der mir gesagt hat, ich solle mich lieber um das Kochen kümmern - es war erstaunlich ruhig ohne Eure spitze Zunge."

Nunja ich darf mir meine spitze Zunge nach wie vor erlauben da ich als Fürst eine gewisse Unabhängigkeit genieße. Wie ergeht es euch in dieser Hinsicht Coreen? Wie oft musste das brave Fräulein schon den Mund zumachen weil ihr Gatte eine andere Meinung hatte? Und das ihr mich vermisst habt wundert mich nicht. Schließlich war ich doch euer Sündenbock auf dessen Schultern früher oder später alles landete oder? Er schloss kurz die Augen und drehte seinen Stock hin und her.
Nun es hat seine Gründe warum ich mich in letzter Zeit aus den Angelegenheiten der Krone herausgehalten habe. Ich musste eine Stadt wieder aufbauen. Dras Leona war schon immer ein Sündenpfuhl und keiner der Fürsten oder Könige hatte sich die Mühe gemacht daran etwas zu ändern. Sicherlich dachtet mir es passt wie die Faust aufs Auge zu mir, zu meinem ach so finsteren Charakter und meiner Herzlosigkeit. Doch bin ich im Begriff diese Stadt von Grund auf zu ändern. Kinder sollen sorglos auf den Straßen spielen können. Doch dies sind natürlich nur Ideale und Vorstellungen die zu Alvias oder einem anderen Optimisten passen. Er knirschte verärgert mit den Zähnen. Dras Leona ist eine der ersten Anlaufstellen wenn die Armee durchbricht, also musste ich eine Verteidigung aufbauen.

"Wenn du wirklich eine Antwort auf deine Frage haben willst, Farim - bisher habe ich noch nie den Mund halten müssen, weil mein Gemahl eine andere Meinung hatte als ich. Wir waren uns stets sehr einig", antwortete Coreen lediglich, blieb jedoch ob der Anschuldigungen, die er ihr gegenüber entgegen brachte völlig ruhig. Ganz gleich, was auch immer sie ihm gegenüber gesagt hatte - er hatte stets eine feindselige Erwiderung darauf gefunden und so beließ sie es dieses Mal dabei.
"Aber ich muss dich enttäuschen, Farim. Alvias hat dich nicht aus dem Grund ausgewählt, weil diese Stadt so wunderbar zu deinem Gemüt passt, wenngleich ich diesen Grund am Besten verstanden hätte - aber du schienst viel eher derjenige zu sein, der für diese Position am besten qualifiziert war und er will schließlich jede der Städte des vereinten Reiches in einer fähigen Hand, der er vertrauen kann. Dir kann er vertrauen, nicht wahr?", fragte sie im nächsten Moment mit erhobenen Augenbrauen. "Schließlich hast du ihm und dem Land die Treue geschworen."

Es ist schon traurig das ihr euch erst vergewissern müsst ob man mir trauen kann. Er legte den Kopf leicht schräg und beäugte Coreen misstrauisch.
Ich habe diesem Land länger gedient als ihr darauf wandelt und werde es auch bis in den Tod hin tun. Doch stehen wir einer Übermacht gegenüber. Es bringt nichts an falschen Hoffnungen festzuhalten, oder gar an dem Glauben daran das wir diese Leute vertreiben könnten. Ich werde in den Kampf ziehen wenn die Zeit kommt und ich werde zusammen mit dem König untergehen so war, ist und wird es auch immer bleiben, doch GUTHEIßEN muss ich seine Taten nicht!
Farim holte hustend Luft und schüttelte den Kopf, stützte diesen kurz darauf mit seiner Hand.

"Natürlich, Farim, ich hatte während unserem Gespräch ganz vergessen, dass Ihr auch nur wegen Eurem offensichtlichen Vertrauen in Alvias' Taten und wegen Eurer grenzenlosen Unterstützung erst Truppen aus Eurer Stadt geschickt habt, als Scar Euch bereits mit Konsequenzen gedroht hat", erwiderte die junge Frau lediglich mit einem schlichten Schulterzucken, ohne das Lächeln auf ihrem Gesicht zu verlieren, das inzwischen einen lauernden Zug angenommen hatte. Er sollte nur weiterreden - alles, was geschah war, dass er sich mit jedem neuen Satz weiter in Bedrängnis brachte.
"Wirklich ...", begann sie erneut und schüttelte, erschüttert über ihre eigenen Worte, den Kopf. "Wie konnte ich nur jemals an Eurer Loyalität zweifeln, Fürst?", fragte sie und trat auf den Tisch zu hinter dem Farim saß, ihre Hände auf dem Holz abstützend während sie den alten Mann fixierte. "Ach ja, vielleicht weil Ihr bereits in diesen Kampf zieht mit dem Wissen, dass wir sie nicht besiegen können, obwohl wir einen Sieg um Belatona errungen haben? Vielleicht, weil Euch das Vertrauen in die Männer und in den König fehlt und Ihr nur wegen der Pflicht gemeinsam mit ihm streiten wollt?"

Seht den Tatsachen ins Auge Mädchen! Wies er Coreen an und stand nun mühsam auf, die rechte Hand zittrig auf den Stock gestützt.
Es ist eine Übermacht! Sie haben über das doppelte unserer Truppenstärke! Was sollen wir tun? Darauf hoffen das sie jedes mal zu agieren wie in Belatona? Es war ein Sieg. Ein Einziger! Sie haben noch eine komplette Armee, wie hingegen sind schon jetzt angeschlagen und haben nicht nur von Außen sondern auch von Innen Probleme. Diese Attentätergilde wird nicht ruhen. Er starrte Coreen mit einem verzweifelten Blick an. Was werden wir tun wenn wir verlieren? Dann stehen wir in einem Scherbenmeer. Einem zerstörten Land in dem tausende von Unschuldigen einen unnötigen Tod gestorben sind. Ist es das was ihr euch für dieses Kand vorgestellt habt? Ihr geht in den Krieg nicht in den Sieg. Die Chancen stehen schlecht und das wisst ihr.

"Diese Attentätergilde agiert in ihrem Sinne, Farim und wir haben bereits Möglichkeiten gefunden, um sie zu hintergehen", fuhr Coreen auf während sie die Hände zu Fäusten ballte und sich im nächsten Augenblick wieder für diese Leichtsinnigkeit verfluchte, als die Finger ihrer rechten Hand einen unangenehmen scharfen Schmerz ausstießen, der sie an Charles Worte, sie solle sich schonen, erinnerte. Sie verzog für einen Moment das Gesicht und löste die Finger rasch wieder aus der Verkrampfung, dafür einmal heftiger mit der flachen Hand auf das dunkle Holz schlagend.
"Die Chancen für diesen Krieg stehen schlecht, wenn wir Männer wie Euch an unserer Seite stehen haben, Farim Godar. Männer, die all ihre Hoffnung bereits verloren haben, wenn sie nur die Waffe eines Feindes sehen, weil sie zu viel Angst davor haben, dass sie verletzt werden könnten!", grollte sie wütend und verengte die Augen, von einer plötzlichen Wut gepackt, die über sie Herr wurde und die Worte schneller dazu brachte ihre Lippen zu verlassen, als dass sie darüber nachdenken konnte. "Wir haben eine Chance, Farim! Wir können diesen Krieg gewinnen, auch wenn die Chancen noch so gering scheinen! Dieses Land war so oft in Gefahr und wir haben stets jedes Dunkel zurückdrängen können - ich werde meine Heimat nicht aufgeben! Ich werde mein Volk nicht einfach aufgeben und einer Macht überlassen, die wir nicht einschätzen können!", fuhr sie fort während ihre Stimme lauter wurde.
"Was habt Ihr Euch für dieses Land vorgestellt?! Ein Leben in Knechtschaft?! Unter der Herrschaft eines Monarchen, der gemeinsame Sache mit Mördern und Schatten macht?! Ist es das, was Ihr Euch für das Volk wünscht? Für die Unschuldigen? Für die Kinder, die Ihr so sorglos auf den Straßen spielen lassen wolltet?! Nein, Farim - weder Alvias, noch ich werden das zulassen!"

"Lord Farim, streng nach Vorschrift wie eh und je" meinte eine näher kommende, männliche Stimme und das dazugehörige Gesicht war zu Eis erstarrt. "Ich denke der König wird sehr interessiert daran sein wie eure weiteren Pläne für diesen Krieg aussehen und weiß diese bestimmt dem allgemeinen Plan nach perfekt ein zu setzen.
Ich wage zu behaupten, dass seine Majestät sich geradezu an jedem eurer Worte aufhängen wird" langsam striff er mit einer Hand über Coreens Schulter.
"Coreen, willst du etwas spazieren gehen? Die Luft hier ist schlecht und das ist nicht gut für das Kind"

Im ersten Moment noch ging sie nicht auf die Frage ein, welche Kharas ihr gestellt hatte und die nicht so recht zu ihrem vernebelten Geist durchdringen wollte, fixierte stattdessen erneut Farims Gesicht während ihr Gesicht jedes Anzeichen von Freundlichkeit und Wärme verlor. "Ich habe Euch vor meiner Hochzeit mit Alvias etwas gesagt, Farim. Ich habe Euch gesagt, Ihr würdet schneller den Kopf verlieren als Euch lieb ist und Ihr gebt immer mehr Gründe an Eurer Loyalität zu zweifeln", zischte sie gefährlich leise und beugte sich ein Stück zu dem alten Mann vor. "Eure Zeit ist längst abgelaufen, Fürst Dras-Leonas", setzte sie hinzu ehe sie sich ruckartig umwandte und das Zelt verließ, in welchem sich Farim einquartiert hatte um wenig später an die frische Luft zu treten.
Seufzend hob sie eine Hand und fuhr sich durch die langen Haare. Sie wollte fluchen, wollte diesen Mann augenblicklich aufhängen oder zumindest bestrafen lassen, doch angesichts der vielen Soldaten, die hier lagerten und die die unschönen Worte hätten hören können, besann sie sich eines Besseren und schwieg, trat lediglich mit energischen Schritten die Flucht nach vorn an bevor sie endgültig die Beherrschung verlor.

tbc: irgendwo anders

Farim ging durch sein Zelt. Vor ein paar Minuten war ein junger Bursche in seine Gemächer gestürzt und hatte ihm erzählt das eine Frau namens Destelle den König beschimpft hatte und immer noch unter dem Verdacht des Verrates stand. Da es jedoch momentan zu wenig Magie kundige gab um sich dieser Sache anzunehmen, hatte man den Fürsten von Dras Leona darum gebeten sich um die Angeklagte zu kümmern. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und sah auf den Tisch der nicht einmal zwei Meter von ihm entfernt stand. Sein Kopf schmerzte fürchterlich und er spielte kurz mit dem Gedanken sich aufzuhängen nur um diesen zu entgehen. Doch tat er dies schnell mit einem Kopfschütteln ab. Mit einem mal wurde er aus seinen Gedanken gerissen und eine vollbusige, alles andere als attraktive Frau betrat sein Zelt.
Ihr seid also Destelle?

Erst nachdem Farim eine halbe Minute lang auf eine Antwort warten musste, ließ die Magie des Magiers ab und Destelle hob langsam den Kopf an. Ihr schmerzte alles und sie spürte, dass der Schlag des Königs gesessen hatte. Der Königs schlägt zu wie eine Frau. Sogar meine Schwester wäre stärker., dachte sie sich benommen, während sie versuchte ihren Blick zu fokussieren, bis sie Farim vor sich erkannte. Eine abscheuliche Gestalt. Ein alter, stinkender Hautfetzen mit einigen Knochen, die ihn geradewegs auf den Beinen hielten.
"Farim Godar. Schon lange nicht mehr gesehen was? Das letzte Mal, als ich dich sah, war ich zwanzig und du hattest zwei gesunde Beine, braune Haare und einen kleinen ... *hust* *hust* ... " Noch immer fühlte sie sich benommen und das versuchte Lächeln gelang ihr nur bedingt.
"Schluss mit den Spielchen ... was willst du wissen?"

Zu aller erst. Wenn ich zuvor einem Scheusal wie dir begegnet wäre dann hätte ich der Menschheit den Gefallen getan und dich Augenblicklich von der Bildfläche verschwinden lassen. Er stand auf, stützte sich dabei auf seinen Stock und hustete leicht. Was ich will? Nun ich denke das wisst ihr. Ihr steht gerade in keinem guten Licht da Destelle. Verrat wird euch vorgeworfen. Eine schwere Anschuldigung die in Kriegszeiten normalerweise mit dem Tode bestraft wird. Doch ich glaube nicht nur deswegen sollte ich mit euch reden. Wer es wagt seinen König derart zu beleidigen gehört einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen. Oder seht ihr das etwa anders.

Destelle lachte. "Nein Ihr habt recht, ich kenne euch nicht. Aber meine Kellnerin, die vor meiner Tür erschien, drei Tage nachdem Ihr sie vergewaltigt und auf die Straße ausgesetzt hattet. Was für eine Schande, dass wir die kleine Missgeburt in ihrem Bauch entfernen mussten, sonst hättet ihr einen Kumpanen.", meinte sie ironisch, während sie sich aufrichtete und kurz durchatmete. Natürlich stand sie in kein gutes Licht. Das tat sie nie.
"Wie denn, habe ich unseren verehrten König beleidigt? Sagt es mir. Indem ich 200 seiner Männer vor dem sicheren Untergang gerettet hatte? Oder indem mir ein einmaliger Ausrutscher passierte und ich ihn zu einem Glas Wein einlud?"

Destelle... Mut und Dummheit liegen nah bei einander. Er lächelte kurz, legte den Kopf abwegig zur Seite und machte ein paar Schritte um die Frau herum. Du kannst mit Schimpfwörter um dich schmeißen so viel du willst, doch letztendlich wird es dich nur noch tiefer in den Morast treiben. Du bist hoffnungslos verloren Weib. Willst du das etwa nicht begreifen? Hast du denn überhaupt etwas wofür es sich lohnt weiterzuleben? Farim Hand schloss sich um eine Weinflasche, welche er Destelle kurz darauf quer über den Kopf zog.

Die Weinflasche zerbarst klirrend in tausend Stücke. Destelle wurde Schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein. Ihr Geist mag jung sein, doch ihr Körper spielte nicht mehr mit und die ganzen Strapazen hatten sie sehr mitgenommen.
Blut rann ihr aus der Platzwunde über das Gesicht, während es durch ihr Haar tropfte.

Farim seufzte leicht, lugte kurz aus dem Zelt hinaus um sicher zu gehen das niemand darauf wartete eingelassen zu werden. Bei seinem jetzigen Vorhaben konnte er keine unliebsamen Besucher gebrauchen. Der alte humpelte zu seinem kleinen Nachtisch, in dessen erster Schubladen Nadel und Faden lagen. Daneben eine kleine und eine eiserne Kneifzange. Farim zog den Faden durch die Öffnung am ende der Nadel und befestigte diese mit einem kleinen aber festen Knoten.
Von draußen hörte man fröhliche Soldaten die sich gerade ein Bier zu viel gegönnt hatten oder den Weg in ihr Zelt nicht fanden. Er jedoch war gerade anderweitig beschäftigt. Der Alte klemmte die Nadel zwischen die gelben Zähne und hob beide Lider des rechten Auges mit der Zange an. Nun zog er die Nadel wieder aus seinen mit Plaque überzogenen Zähnen heraus und setzte die zitternde Hand an die dünne Haut an. Er brauchte einige Momente bis er der Herr über seine Hand war und aufhören konnte zu zittern. Der kleine Stahlstab, der zum ende ihm Spitz zulief stach durch das Augenlid von Destelle und wurde am anderen wieder heraus gezogen.
Farim schmunzelte leicht und fuhr mit seinem Kunstwerk, wie er es nannte fort. Er brauchte fast eine ganze Stunde, denn am ende waren jeweils zwei Augenlider mit 20 Stichen versehen.

Ein spitzer langer und gequälter Schrei ging durch das ganze Lager, als Destelle versuchte ihr Augen zu öffnen und die Schmerzen spürte, die die Nähte und die Löcher verursachten. Der Schrei verstummte keine halbe Sekunde und dann noch ein Schrei. Noch spitzer und lauter als der vorherige. Er jagte den Soldaten um das Zelt eine Gänsehaut ein und ließ sie erschreckt in die Richtung des Schreis schauen. "BASTARD! WAS HAST DU MIT MIR GEMACHT?! AAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!!!!!!", während sie ihre wunden Augenlider fasste, schrie sie nochmals, dann rappelte sie sich auf, ohne dass der Schrei auch nur leiser wurde. Dann taumelte sie kurz herum, sie spürte wie das Blut ihre Haare zusammengeklebt hatte. Die große Platzwunde auf ihrem Kopf tat weniger weh, als die wunden Augenlider.
"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!", schrie sie nochmals, stolperte und fiel wieder hin. Ihre Füße schlugen immer wieder auf den Boden, während sie sich umherwarf und hysterisch schrie.

Plötzlich erschienen mehrere bewaffnete Männer mit gezogenen Waffen im Zelteingang und nahmen vor Farim Aufstellung.
" Farim Godar ", erklang die Stimme Scars, " Hiermit nehme ich euch wegen Hochverrats fest. Ihr habt euch mehrfach den Befehlen des Königs widersetzt und dieser kann euch nicht mehr vertrauen. " Der Krieger trat aus den Reihen seiner Männer hervor und auf Farim zu.
" Ihr kommt mit. " Ein Schlag in die Magengrube ließ den Mann aufkeuchen und ein darauffolgender Tritt in die Kniekehle ließ ihn einknicken.
" Fesseln und mitnehmen. ", knurrte Scar und zwei seiner Männer machten sich daran, dem Befehl zu folgen. Dann fiel sein Blick auf Destelle, die hysterisch schreiend auf dem Boden lag und sich umherwarf. " Krankes Schwein ", murmelte er leise.
" Hier haben wir schon den Beweis dafür, dass er mal wieder den Befehl des Königs missachtet hat. "
Scar warf einen Blick in Richtung seiner Männer. " Nehmt sie mit, löst ihr die Fäden und dann sorgt dafür, dass der Befehl des Königs ausgeführt wird."


tbc: in den Höhlen