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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 12:50 am
Es war das erste Mal, das sie über die Stimme ihres Bündnispartners erstarrte - das erste Mal, das sie sich von ihm zurücknehmen ließ und das erste Mal, das der Zorn, den sie einst noch empfunden hatte, wie Rauch in einer kalten Nacht verblasste und lediglich Raum für den Schmerz ließ, welcher sich nun umso stärker in ihr ausbreitete. Der Schmerz über den Verlust derjenigen, die sie einst geliebt hatte und über deren Verlust sie noch immer nicht hinweg gekommen war, deren Verlust sie dazu gebracht hatte, sich zu schwören, nie wieder ein einziges Wesen näher an sich herankommen zu lassen, weil sie wusste, dass sie sie doch nur wieder verlieren würde. Alles, was ihr geblieben war, war ein angegriffener Orden, Oromis, Vrael und Anwar - alles, wovon sie jemals geträumt hatte und was Anurin und sie gemeinsam hatten erschaffen wollen, lag nun brach vor ihnen und zeigte sich ihr einmal mehr in Form der verbrannten Häuser und vernarbten Gesichter der Menschen, die hier von einer Seite zur anderen liefen. Es war nichts mehr übrig von dem großen Traum der Reiter, nichts mehr von dem, was sie einstmals hatte tun wollen. 'Es tut mir leid ...', lautete ihre leise Antwort, welche sie dem Bündnispartner zukommen ließ ehe sie zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Geist dem seinen entzog, um allein zu sein, sich selbst vor dem großen Drachen, welcher ihr sonst der einzige wirkliche Halt war, abschottete und die entgegen gesetzte Richtung einschlug. Sie musste hier weg, weg von den Erinnerungen an Caleb und Anurin, die sie beide verloren hatte, weil sie nicht stark genug gewesen war und weil sie nicht dazu in der Lage war, sie zu beschützen. Arva hatte Recht - sie hätte diejenige sein sollen, die starb, er hätte derjenige sein sollen, der auf dem Stuhl des Hochmeisters saß und nicht sie. Vermutlich wäre das Reich dann nicht in diesem Zustand, vielleicht war sie zu weich. „Ich weiß, dass ich jämmerlich in Abschied nehmen bin... Es liegt mir einfach nicht und ich glaube, dass ist etwas, was man mir nicht unbedingt übel nehmen kann. Aber... ich habe mal gehört, dass es Leute gibt, die glauben, dass ein imaginärer roter Faden die Menschen miteinander verbindet, die füreinander... bestimmt sind, und dass nichts diese Verbindung je zerstören kann – weder Zeit noch Entfernung, noch Umstände. Daran möchte ich auch glauben. Dass es für Menschen... und Elfen gilt und wir uns einfach... bald wieder sehen“, hörte sie die leise Stimme der Erinnerung an Calebs Worte in ihrem Kopf und erneut blinzelte sie gegen die Tränen an. Sie einander bald wiedersahen, wenn die Zeit erst soweit waren und als sie die Augen schloss, sah sie die Gestalt eines anderen vor ihren imaginären Augen, hörte sich selbst ein leises "Warum?" flüstern und erhielt nur wenig später eine leise Antwort darauf. "Weil manche Opfer es wert sind gebracht zu werden."
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 9:37 pm
Anaiah hatte während des Streitgesprächs der beiden Reiter gut daran getan, sich selbst zurück zu halten und schweigend auf ihrem Platz zu verharren, aber der Versuch die Worte auszublenden, die zwischen ihnen beiden gefallen waren, hatte absolut nicht funktioniert. Der Appetit war ihr vollkommen vergangen und so hatte sie ihr Essen schlichtweg zur Seite geschoben und darauf gehofft, dass sich keiner der beiden ihr selbst zuwenden würde, um sie in diese ganze Sache mit hinein zu ziehen und spätestens als sie die letzten Worte der Hochmeisterin hörte, verschlug es ihr den Atem und ihr Blick wanderte hinüber zu Arva. Er machte denselben Fehler? Er war in Begriff eine Regel zu verletzen? Es brauchte ein paar Sekunden bis die Elfe wieder schaltete und sich im nächsten Moment in ein tiefes Loch wünschte, welches sich einfach nicht unter ihren Füßen auftun wollte, um sie zu verschlingen. Das konnte doch alles so nicht weitergehen ... die beiden waren auseinander gestoben, bevor es dazu kam, dass sie einander angriffen und Anaiah hatten beide vollkommen verwirrt zurück gelassen. Sie wusste nicht, wohin mit ihren Gedanken - was sie denken, was sie fühlen sollte, aber jetzt aufstehen, um Arva darauf aufmerksam zu machen, wie unfair er im Grunde genommen gewesen war, das wollte sie jetzt auch nicht, vor allem weil sie nicht wusste, wie er auf sie reagieren würde oder wie sie ihm gegenüber treten sollte. Er hatte nichts gesagt, um den Vorwurf zu entkräften - er hatte ihr nicht widersprochen, war nicht wütend gewesen, sondern hatte sich einfach nur umgedreht ... 'Temerairon ...', versuchte sie den Drachen ihres Meisters zu erreichen, mit welchem sie inzwischen beinahe so oft sprach wie mit Fearchar, dessen wütender Geist noch immer in ihren Gedanken raste und sie drohte in seinem Feuer aufzunehmen. 'Du musst das klären, bitte. Rede mit Arva ... wenn ihn jemand kennt, dann du und es kann doch so nicht weitergehen ... das tut ihm nicht gut.'
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 9:55 pm
Temerarion hatte sich aus dem Gespräch größtenteils zurückgehalten, wusste er doch inzwischen das es nur wenig brachte, wenn er an den Verstand seines Reiters appellierte denn in solchen Situationen schien er dieser auf Erkundungsreise zu gehen und für gewöhnlich kehrte er erst dann wieder, wenn das meiste bereits geregelt war. "Ich hoffe du glaubst mir wenn ich dir sage, das es bei seinem Sturkopf kaum es bringen wird. Eher wird ein Zwerg nicht mehr unter einem Urgal hindurch passen, selbst wenn er auf Zehenspitzen läuft oder alle Adligen des Königreichs werden ein friedliches Bankett miteinander feiern, ehe er frühzeitige Einsicht zeigen wird." Jedoch konnte er den Unmut und die Sorge der jungen Reiterin spüren, welche ihn selbst an das erinnerte, was er größtenteils verdrängt hatte. Es hatte bereits zu viele Gespräche über diese Thematik gegeben, doch das Bitten seiner Schülerin lies ihn letztlich nur schwer Seufzen und ein "Ich werde mit ihm reden." Von sich geben. Er musste versuchen ihn aus dem Trubel der Stadt heraus zu bekommen, wo er ein wenig Distanz zu den gesamten Geschehnissen bekam. Gleichzeitig jedoch hatte er hier Audgaben, die er erfüllen musste.
Vrael Drachenreiter
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 10:28 pm
Umaroth zog erst einige immer enger werdende Kreise um den Innenhof des Schlosses, während er dabei die Flügel weit ausbreitete jedoch auf jeden weiteren Flügelschlag verzichtete und so langsam gen Boden glitt. Erst auf die letzten paar Meter schlug er erneut einige Male heftig mit den Flügeln um Punktgenau landen zu können, ehe die schweren Pranken des Drachens auf dem Innenhof aufkamen, auf welche gut und gerne noch zwei weitere Drachen seiner Größe gepasst hatten. Es war lange her seit Vrael auf dem Hof gewesen war und er hatte diesen kaum derart groß in Erinnerung gehabt. Andererseits verband er auch kaum etwas mit Ilirea. Gil´ead war ein anderes Pflaster gewesen, wenngleich er auch mit Schrecken hatte feststellen müssen, dass das alte Herrenhaus gegenüber des Isenstar nicht mehr existierte und nur noch die Außenmauern des Grundstückes als verfallene Ruinen von dem einstigen Standort berichteten. Mit mehreren schnellen Schritten überquerte er den Innenhof und kam vor Anaiah zum stehen. "Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte!"
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 10:37 pm
'Danke, Großer', hatte Anaiah den älteren Drachen wissen lassen und still in sich hinein gelächelt, während sie im Stillen bereits beschlossen hatte, dem Drachen ihres Meisters für seine Hilfe ein paar Fleischzugaben extra geben zu lassen, wenngleich sie auch Fearchars intensiven Widerspruch in sich selbst regen spürte, welcher an ihren Gedanken teilgenommen hatte und darüber ganz und gar nicht begeistert war. Als schließlich die helle Gestalt Umaroths am Himmel aufgetaucht war, hatte die Elfe sich von ihrer Position erhoben und war mit festen, schnellen Schritten auf den Jüngeren zugetreten, über den eine Weile lang ihr kritischer Blick wanderte. Sie hielt nichts von Vrael, hielt ihn für zu weich, zu träumerisch und vor allem für zu menschlich, als dass er dem Orden der Drachenreiter wirklich hätte helfen können, aber letztlich hatte er sich irgendwie durch die Ausbildung gemogelt und er durfte das Schwert der Reiter offiziell tragen. "Es hat lange genug gedauert", sagte sie und ihre Stimme klang schroff und hart zu dem Jüngeren hinüber ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte und missgünstig den Kopf schüttelte. Wie es aussah, weigerte sich Vrael noch immer seine menschliche Herkunft hinter sich zu lassen, indem er sich jetzt einen Bart wachsen ließ - etwas, für das Anaiah nur ein müdes, abfälliges Lächeln übrig hatte. "Ich habe dir bereits geschildert, was geschehen ist - ich habe dir gesagt, dass wir dieses eine Mal zusammen arbeiten müssen, wenn wir nicht wollen, dass unser beider Meister einander eines Tages umbringen. Ich werde dich nie wieder um Hilfe bitten, Kleiner, nur um dich gleich darauf vorzubereiten."
Vrael Drachenreiter
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 10:54 pm
Freundlich wie immerBenimm dich!Ist doch wahr! Sie ist seit Jahr und Tag Schülerin, spielt sich aber auf als wüsste sie alles besser als wir. Abgesehen davon sieht ihr Drache aus wie ein übergroßer Feuersalamander! Vrael verkniff sich ein Grinsen, dafür war die Situation nun bei weitem zu Ernst. "Nun gut, wo ist Meister Caladhiel?" fragte er und bekam von Anaiah nicht viel mehr als einen Fingerzeig. Die Elfe war wirklich sehr hilfreich. Vrael zuckte mit den Schultern und wandte sich in jene Richtung, welche Anaiah ihm gewiesen hatte. Wieso mochte Sie ihn nicht? Sie waren alle gemeinsam ein Orden und wenngleich Anaiah dies wohl kaum geglaubt hätte, er würde sein Leben für das ihre geben ebenso wie für jeden anderen im Orden. Es war ein ziemlicher Fußmarsch, ehe Vrael die vertraute Signatur seiner Meisterin spürte, sich von dieser leiten ließ und sie auf einem der hohen Aussichtstürme fand, diesen hinauf stieg. Er blieb dicht hinter ihr stehen, überlegte wie er anfagen sollte ehe er leise: "Hey Mama" sagte. Es war falsch, es war wider sämtlichen Verhaltenskodex. Aber es stimmte. Sie war seine Mutter. Seine Meisterin, die Frau die ihn aufgenommen und geliebt hatte.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 11:11 pm
Starr ruhte ihr Blick auf der großen Stadt während der kalte Winterwind durch das lange, dunkle Haar der Elfe fuhr, ihr die Strähnen wild ins Gesicht peitschte und das blasse Gesicht rot zeichnete. Verklärte, dunkle und inzwischen glasige Augen hatten sich auf die Häuser weit unter ihr gerichtet, wo die Menschen ihrem Tagewerk nachgingen, als würde sie all das nicht kümmern. Das schwarze Schwert der Reiter lag neben ihr auf der kleinen Mauer, vor welcher sie stand und um die sie die Hände verkrampft hielt, während sie sich Mal um Mal wieder darum bemühte, ihren eigenen Atem zu beruhigen, das Herzklopfen zu beruhigen und sich selbst wieder zu fassen. Es waren so viele Dinge gesagt worden, die sie niemals hatte aussprechen wollen. Nur allzu deutlich spürte sie Anwars Unmut, seinen Zorn darüber, dass sie ihn aus ihren eigenen Gedanken ausgesperrt hatte, in ihrem Inneren brodeln und jeder Gedanke des Bündnispartners war ein Dolchstoß in ihr eigenes Herz gewesen. Anwar war ihr immer nah gewesen, sie hatte ihn als er noch klein gewesen war, überall mitgenommen, hatte nachdem er gewachsen war die Nächte in seinem Hort verbracht, war neben ihm eingeschlafen und morgens aufgewacht bis sie irgendwann auf eine seltsame Art und Weise eine einzige Person geworden waren. Es war unfair, ihn so zu behandeln, ihn außen vor zu lassen und das wusste die Elfe mehr als gut, aber nun gab es kein Zurück mehr und sie hatte Zeit gebraucht, Zeit für sich und ihre eigenen Gedanken, welche das Gespräch mit Arva wieder empor gerissen hatten und die sie jetzt erneut gefangen nahmen. Sie hatte Zeit mit den Erinnerungen gebraucht, die nur ihr allein gehörten und an denen sie auch jetzt noch festhielt, sich geklammert hielt als wären sie in dieser grausamen Zeit ihr einziger Anker, der Grund, weshalb sie sich immer wieder erhob und immer wieder die Kraft fand, weiter zu machen. Für jene, die sie verloren hatte und denen sie einst versprochen hatte, ein besseres Morgen zu schaffen - etwas zu schaffen, das von ihnen blieb. Ein Abdruck in der Zeit, die sie existierten. Eine leise Stimme erklang hinter ihr, drang mehr wie das Flüstern des Windes an die spitzen Ohren der Elfe, auf deren Gesicht sich nun ein trauriges und bitteres Lächeln zeichnete. Sie musste sich nicht umwenden, um zu wissen, wer dort stand, musste nicht in das Gesicht des jungen Reiters sehen, um zu wissen, was vorgefallen war und weshalb er hier war. Er wusste es, natürlich wusste er es - wie hätte er es auch nicht? "Vrael ...", sagte sie leise und schluckte noch einmal schwer, versuchte sich von all den Schwächen zu befreien, welche sie zuvor gebeutelt hatten, um ihn nicht verzagen zu lassen ehe sie sich zu ihm umwandte, sich an die unzähligen Momente erinnernd, in denen sie ihn hatte begleiten dürfen. Als er als kleines Kind zu ihnen gekommen war, sie sich seiner angenommen hatte, er zu ihrem Schüler geworden war und nun heute als ausgebildeter Reiter vor ihr stand, auf den sie nicht hätte stolzer sein können.
Vrael Drachenreiter
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 11:32 pm
Es schmerzte ihn Caladhiel so zu sehen. Es schmerzte, dass Sie ihn aus diesen traurigen Augen ansah und dabei so verloren wirkte wie er einst, vor so vielen Jahren als er erfahren hatte das er als Gefäß für Scorpio dienen sollte. Sie war immer stark gewesen, war immer bei ihm gewesen und nun zu sehen wie diese starke Frau, die von der er immer geglaubt hatte sie wäre unverwundbar, mit den Tränen kämpfte traf ihn tief. Er verstand, dass er nicht länger darauf hoffen durfte das andere seine Kämpfe ausfochten. Das er nicht darauf vertrauen durfte, dass sie seine Fehler behob und seine Bürde trug. 134 Jahre. So lange kannten sie nun einander schon und so lange hatte sie alles für ihn getan, alles mit getragen. Es wurde Zeit, dass er anfing ihr einen Teil der Last abzunehmen. Das er für sie stark war. "Dieses Land reißt alte Wunden auf, nicht wahr?" fragte er leise und in der Sprache der Menschen. Es war die Sprache gewesen in welcher sie sich unterhalten hatten als Vrael noch ein Kind gewesen war und ihm die alte Sprache sichtlich schwer fiel.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 11:43 pm
"Es sind die Wesen, die alte Wunden aufreißen, nicht dieses Land, Vrael. Ich habe viele gute Erinnerungen an diesen Ort", lautete die leise Antwort, welche begleitet von einem sachten Lächeln von Caladhiels Seite her folgte, deren Blick sich längst wieder auf den Horizont gerichtet hatten, an dem die dunklen schneeverhangenen Wolken vorüber zogen und tiefe Schatten über das, von Krieg und Ränken zerklüftete, Land zogen. Schatten, welche sich längst ihres eigenen Geistes bemächtigt hatten und ihr wieder und wieder Arvas Worte vorhielten - dass sie nicht stark genug sei, dass sie Schuld an seinem Tod hatte und dass sie es noch nicht einmal geschafft hatte, Caleb zu beschützen und aus eben diesem Grund auch nicht in der Lage sei, den Orden zu schützen. Immer wieder hatte sie sich gefragt, ob der Elf Recht mit seinen Worten hatte - ob sie wirklich niemanden behüten konnte und ob es anders verlaufen wäre, wenn sie einst in dem Salon gestanden hätte - was geschehen wäre, wenn Scorpio sie mit sich genommen hätte, sie eingesperrt hätte und wie es diesem Land wohl heute gehen würde. Ob man sich wirklich an sie erinnern würde, oder ob sie nur eines von vielen Opfern gewesen wäre, die der damalige Krieg gefordert hätte. Die Festung, in der sie standen, hatte einst den Reitern gehört - sie hatte hier einen Teil ihrer Jugend verbracht, ihre Ausbildung absolviert und in den hohen Hallen war sie zur Reiterin geweiht worden. Jeder Stein, jedes Fenster war ihr vertraut - in jeder Ecke lagen Erinnerungen, die wie ein Windhauch an sie heran traten, leise zu ihr flüsterten und sie an eine andere, eine bessere Zeit erinnerten - eine Zeit, in der sie glücklich gewesen war, in der sie hatte lachen können, in der sie sich nicht um das Morgen sorgen musste. "Ich habe hier meine Ausbildung gehabt ... wir haben hier stundenlang geübt und ich habe hier gestanden, als Anwar zum ersten Mal seine Flügel ausgebreitet hat", sagte sie dann leise und schloss die Augen für einen kurzen Moment. "Arva hasste mich schon damals. Es war eine Frage der Zeit bis es eskaliert, Vrael ... es ist in Ordnung."
Vrael Drachenreiter
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 08, 2014 11:53 pm
"Ist es nicht" widersprach ihr der Jüngere und ging einige Schritte auf sie zu. "Warum hasst er dich? DU hast ihm doch nie etwas getan oder? Ich meine.... das alles kann doch nicht einfach so geschehen sein? Er kann dich doch nicht wegen nichts hassen? Ohne Grund. Wieso ist er so verbittert? Du hast ihm nie etwas getan" er schüttelte den Kopf. Konnte sich nicht vorstellen, dass seine eigene Meisterin jemals irgend wem ein Leid angetan haben könnte. Caladhiel war rechtschaffen und gut. Die ehrenvollste Person in diesem Land und was immer sie tat - stets hatte Sie nur ihren Orden im Blick. Stets hatte Sie nur an ihn gedacht. Das wusste Vrael und er würde nicht zulassen, dass Arva sie zerstörte. Das er ihr weh tat. "Was ist geschehen, dass der Alte so verbittert ist? Er scheint alles und jeden zu hassen. Aus tiefstem, inneren Herzen"
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Mi Apr 09, 2014 12:04 am
Caladhiel lächelte leise ihr eigentümliches, trauriges Lächeln in sich hinein, als sie die Vorwürfe des Jüngeren hörte, welche er Arva machte und schüttelte sanft den Kopf ehe sie eine Hand ausstreckte und Vrael behutsam zu sich zog, ihm sacht durch die dunklen Haare strich, wie sie es früher so oft getan hatte. "Dieser Streit, mein Kleiner, ist so alt, dass Arva und ich beinahe vergessen haben, worum es ging, aber wir sind beide zu stolz um auch nur einen einzigen Schritt auf den anderen zuzumachen und zu stolz um eine Entschuldigung anzunehmen. Du solltest ihn nicht wegen mir verabscheuen, nicht hassen wegen dem, was zwischen ihm und mir vorgefallen ist", versuchte sie ihm zu erklären und damit jenes Thema zu umschiffen, welches noch immer wie Feuer in ihren eigenen Adern brannte und dessen Gedanke allein erneut ihr Herz zusammen ziehen ließ. Im Grunde war all das so unsinnig, so widersinnig und unnütz, gerade in jenen dunklen Tagen, die dieses Land heimgesucht hatten und die nun die Völker bedrohten, aber sie wusste, dass Vrael sie ebenso wenig einfach davon kommen lassen würde, wenn sie ihm nicht eine Erklärung gab, die für ihn sinnvoll erklang. "Anurin ist geschehen", erhob sie dann nach einigen wenigen Sekunden wieder leise die Stimme und schloss die brennenden Augen, versuchte die Erinnerung an das Damals zurück zu drängen, sich nicht an jene Momente zu erinnern, die sie einst mit ihm verbracht hatte. "Ich gehörte zu jenen Elfen, die nach Arva und Anurin in den Orden kamen und von ihnen ausgebildet wurden. Arva ... befürchtete wohl, ich würde ihm dem besten Freund wegnehmen. Seit dieser Zeit verabscheut er mich und nach Anurins ... Verschwinden ..." Er war nicht tot, er war nicht endgültig fort und so sehr auch eine leise Stimme in ihr immer wieder versuchte, ihr einzureden, dass es vorbei war, dass sie ihn nicht noch einmal würde sehen können, sie weigerte sich auf eben jene Stimme zu hören. "Arva gibt mir die Schuld daran, weil ich dort gewesen bin. Weil Anurin mich fortgeschickt hat während er selbst in dem Salon geblieben ist und nur deswegen von Scorpio in den Spiegel gezerrt werden konnte. Für Arva bin ich schwach und kann den Orden nicht zusammen halten - in seinen Augen wäre mein Platz der Seine und es wäre ihm lieber, wenn Scorpio mich statt Anurin zu sich gezogen hätte."
Vrael Drachenreiter
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Mi Apr 09, 2014 12:16 am
"Aber das ist dumm" meinte Vrael und schüttelte den Kopf. Konnte nicht glauben, dass dies der Grund war. Eifersucht, Vorwürfe und letztlich.... Trauer. Unendliche Trauer, welche beide von innen heraus auffraß und sich nicht in Worte fassen ließ. Vrael spürte wie die Kälte des Tages in seine Glieder fuhr und sah hinauf in den Himmel, aus welchem sanfte, weiße Schneeflocken fielen und er lächelte. "Es war nicht deine Schuld Mama, eben so wenig wie es meine Schuld war, dass Scorpio meinen Körper nutzen wollte. Dieses Übel ist aus der Welt geschafft worden aber ich glaube, solang seine langen Schatten noch in das hier und jetzt reichen..." er wusste auf einmal was er zu tun hatte. "Ich hab dich lieb" flüsterte er leise und ließ sie los, wenngleich er ein Lächeln zustande brachte, das so ehrlich - so unbeschwert war wie seit langem nicht mehr. "Ich habe eine Mitschuld an alle dem und ich werde nicht mehr davon laufen. Weder vor Scorpio, noch vor Arva noch vor meinen Pflichten. Ich kann das alles wieder bereinigen. Da bin ich mir ganz sicher!" er sah noch einmal zu Caladhiel. "Vertrau mir
tbc: weg
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses So Apr 13, 2014 10:38 pm
Der Neuaufbau trug inzwischen die ersten Früchte und auch wenn man an vielen Stellen noch Baugerüste erkennen konnte, an welchem gearbeitet wurde, so waren einige der Prachtvollen Häuser doch wieder ganz und gar hergestellt, ebenso wie die Festung, die vom Feuer jedoch fast komplett verschont worden war. Die Nachricht, das die Thronerbin nun seiner Obhut überstellt worden war, hatte ihn erst vor zwei Tagen erreicht und erst vor ein paar Stunden hatte man ihr ein Zimmer Freigeräumt, bei welchem sie nicht erst durch tausend Wehrgänge und Säle laufen musste, bis sie in den Innenhof kam. Natürlich hatte er seinen Wachen dementsprechend informieren und vorbereiten müssen, doch bei dem was man ihm als Grund für den Wechsel mitgeteilt hatte, schien ein Gespräch wohl die sinnvollere Alternative zu einer strikten Überwachung zu sein. Oder ein gutes Gespann aus beiden. Gegen Mittag, als die Sonne bereits ihren höchsten Punkt erreicht hatte, traf schließlich das Gespann der Reiter ein, wobei zahlreiche Banner, unter anderem die des Hauses Drake und die der Velaryons zu sehen waren, das eigentliche königliche Banner jedoch fehlte nach wie vor. "Ihr eskortiert eine junge Frau von königlichem Blut, tragt jedoch jedes Banner außer das Ihre?" Er erwartete auf die Frage nicht wirklich eine Antwort und die recht verwirrt dreinschauende Bannerträger hielten nur einen Augenblick inne, ehe sie abstiegen und ihre Lanzen, an dessen Ende die Fahnen befestigt waren, an den Riemen ihrer Sattel befestigten. "Und Ihr müsst Ileana Xeldaric sein." Er ging auf die junge Frau zu, die noch immer ein wenig ungeklenk und nervös im Sattel saß. "Wenn ich euch helfen darf." Er bot ihr eine Hand an damit sie langsam herunter steigen konnte und als sich die junge Frau schließlich vor ihm auf dem Boden befand, war er verwundert, obgleich ihrer anmutigen Haltung und gleichwohl dem, recht einfach gehaltenen Kleidern. "Stephan Hamleigh Mylady, es freut mich euch kennen zu lernen."
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses So Apr 13, 2014 10:53 pm
Ungelenker als eigentlich geplant kam Ileana auf dem Boden auf und war dankbar dafür, dass der Truchsess sie noch immer festhielt, bevor ihre Beine, geschunden durch das stundenlange Reiten und vermutlich mit zahlreichen blauen Flecken und Schürfungen angesichts der ungewohnten Anstrengung versehen, einfach unter ihr wegknicken würden. Ihre Knie zitterten während sie den Blick gen Boden richtete und als sie für einen kurzen Moment doch drohte, auf den Boden zu sinken, ließ sie jene Bewegung schlichtweg in einem damenhaften Knicks enden, den ihr eine ihrer Lehrerinnen beigebracht hatte und die sie inzwischen wie aus dem Schlaf beherrschte. "Mylord", begann sie leise und ließ ihren Kopf gesenkt, wagte es nicht hinauf zu dem älteren Mann zu sehen, der sie hier empfangen hatte und der jetzt für sie sorgen sollte, nachdem Drake sie nach dem Unfall in Gil'ead einfach hierher abgeschoben hatte. Hamleigh war der Truchsess dieses Landes, derjenige, der im Moment alle wichtigen Entscheidungen traf und er würde vermutlich auch weiterhin noch so viel mehr Erfahrung in diese Position miteinfließen lassen, dass es ihr eines Tages schwer fallen würde, in seine Fußstapfen zu treten - vielleicht wäre er sogar besser als König geeignet - ihr Vorfahre war schließlich auch nur von den Reitern ernannt worden und Hamleigh war wenigstens adlig, vielleicht würde sie einfach in Vergessenheit geraten und konnte ein normales Leben führen. "Es ... freut mich ebenfalls Euch kennen zu lernen, Mylord", setzte Ileana dann noch leise nach und rang sich zu einem höflichen Lächeln durch ehe sie einen Schritt zurück machte und sich wieder vollkommen aufrichtete, ihren Blick zum ersten Mal wirklich über ihr Gegenüber wandern ließ. Der Mann sah freundlich aus - sein Lächeln war warm und weich und ganz anders als das von Fürst Drake, er hatte offene, wachsame Augen und das Mädchen glaubte zu erkennen, dass er einer derjenigen war, die selbst lieber anpackten als Dinge delegieren zu müssen. Kurzum - er war ihr sympathisch. "Macht Ihnen bitte keine Vorwürfe. Die Reitersoldaten hielten es für sinnvoller kein direktes Banner zu hissen, damit wir nicht auf dem Weg angegriffen werden könnten und mir etwas zustieß. Sie hielten es für sinnvoller, dass die Angreifer dann nicht wüssten, wer ich sei."
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses So Apr 13, 2014 11:10 pm
"Das hält sie allerdings nicht davon ab ihre eigenen Banner zu hissen um andere darauf Aufmerksam zu machen unter wem Sie dienen. Reiter ohne irgendein Haus wären weitaus unauffälliger gewesen, doch seis drum." Die Männer wurden von den Stallburschen begrüßt, welche kurz darauf die Streitrösser und die Ställe brachten und auch Ileanas Pferd wurde zu einer der Stallungen gebracht. "Und Ileana - ich hoffe ich darf euch so nennen, ihr müsst mich nicht die gesamte Zeit über mit Mylord ansprechen. Dem Titel her seid ihr höher gestellt als ich da ihr hier mein Gast seid um etwas von mir lernen sollt, ihr vielleicht sogar das ein oder andere von euch, denke ich es ist besser wenn wir direkt so miteinander sprechen. Das erspart uns später wohl etwas eine Minute der Titel, Floskeln und der Verbeugungen." Die beiden gingen ein Stück durch den Innenhof, an welchem gerade ein paar der Steine erneut wurden, doch bis auf diese paar arbeiten, war es in dem Innenhof relativ friedlich. Der eigentliche Lärm der Arbeit rührte aus der Stadt her. "Wenn ich euch fragen darf, was genau wünscht ihr hier bei mir zu lernen? Ich bin mir sicher man hat bereits jetzt Anforderungen an euch gestellt, die als Liste zusammen getragen wohl das Gesäß aller Adligen zusammen reinigen könnte.." Er lächelte kurz in die Richtung der jungen Thronerbin. "Doch habt ihr sicherlich auch irgendetwas, was Ihr hofft hier zu finden. Nun, abgesehen von ein paar Tagen Ruhe nach eurer Reise hierher."
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 6:57 pm
Die Frage irritierte das Mädchen und ließ sie eine ganze Weile lang blinzeln, bevor sie sich daran erinnerte, vor wem sie eigentlich stand und ein zarter Rotschimmer sich auf ihren Wangen ausbreitete, ihr Gesicht in der hellen Mittagssonne rosiger zeichnete als es eigentlich war. Sie wusste nicht, was sie dem Älteren antworten sollte, was sich ansatzweise klug genug anhören könnte, damit sie nicht den Fürsten beschämte, der zuvor ihre Ausbildung übernommen hatte und so senkte Ileana erneut den Kopf und verbarg ihre Unsicherheit hinter einem Lächeln, welches über ihre Züge glitt und sich dennoch nicht allzu lange darauf halten wollte, während ihre Finger in der Tasche, die sie bei sich trug, nach der Flagge ihrer Ahnen tasteten und den seidigen Stoff berührten. Was hätten sie wohl damals getan, als man ihnen die Frage gestellt hatte? Was hatten sie geantwortet? Sie wusste es nicht, konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was sie wirklich brauchen würde, um eines Tages auf dem Thron zu setzen, den Stephan nun einstweilen besetzte - das alles hier war neu, diese riesige Stadt, die weit einladender wirkte als es Gil'ead getan hatte und die unzähligen Soldaten, die sie auf dem Weg hierher begleitet hatten und die für ihre Sicherheit sorgen sollten. Dieses ganze Aufhebens, das um sie gemacht worden war, verstand sie nicht. "Ich ... ich weiß es nicht", antwortete sie dann nach einer Weile leise und zuckte mit den Schultern, selbige Geste im nächsten Moment wieder bereuend, weil sie die mahnende Stimme ihrer Lehrer im Ohr hatte, die ihr sagten, dass sich eine Dame so einfach nicht benahm. "Was immer Ihr für richtig haltet ... ich weiß nichts von dieser Welt und von den hohen Herren und Damen, noch davon, wie ich mich Ihnen gegenüber verhalten soll. Fürst Drake sandte mich nach dem Zwischenfall hierher, damit wieder Ruhe in seine Stadt einkehren konnte und alles, was ich möchte, ist ... Euch nicht eine ebensolche Schande zu bereiten ..."
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 7:20 pm
"Liebes Kind ..." Sein schmunzelnder Unterton in der Stimme war kaum zu überhören. „Ihr werdet mit nichts konfrontiert wofür Ihr nicht bereit seid oder wonach euch nicht der Sinn steht. Ich weiß nicht wie Fürst Drake es handhabte, doch bin ich mir sicher dass auch er nur in eurem Interesse agieren wollte.“ Sie kamen den ersten, großen Schatten der Festung nahe, welchen die großen Türme warfen und mit ein paar weiteren Schritten kamen sie zu einem überdachten Gang, von welchem aus es zu verschiedenen Türen ging. In der Mitte lag ein kleiner, überdachte Gang. Dessen Innenleben zierten zahlreiche kleine Ornamente, wobei die meisten alte Geschichten von Elfen und Drachen erzählten und davon, wie die Reiter den Menschen wieder Einheit und Frieden geschenkt hatten. Am Ende konnte man eine kleine Grünfläche erkennen, in dessen Mitte sich gerade ein Gärtner daran machte, neue Pflanzen einzusetzen. „Zwar liegt es mir fern euch Anweisungen zu geben wie Ihr jetzt verfahren solltet, doch wenn ihr meine Meinung hören wollt, so schlage ich vor das ihr euch die nächsten Tage erst einmal von dem erholt, was geschehen ist. Lernt die Festung kennen, esst gut oder stattet der Bibliothek einen Besuch ab. In der Stadt gibt es momentan nicht viel zu sehen, größtenteils Aufbauarbeiten und Restaurationen. Allerdings – gebührt es sich einer Dame eures Ranges nicht ohne einen gewissen Schutz zu reisen. Keine Sorge ich stelle euch nicht einfach einem Mann zu. Ich hielt es für angebracht dem Volk meiner Stadt, nach allem was sie erduldet hatten, ein wenig Ablenkung zu schenken. Ich plane bereits mit meinen Beratern ein Turiner, bei dessen Ende wir einen Wettstreit aller umherreisenden Ritter veranlassen. Die zwanzig besten davon sollen fortan meine und auch eure Garde bilden, doch…“ Er legte einen Zeigefinger an den Mund, um an Ihre Verschwiegenheit zu appellieren. „Es steht euch natürlich frei euch das selbst einmal anzusehen, wobei ich bezweifle das euch der Sinn nach Struktur und Kostenplänen steht, oder?“
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 7:33 pm
Ileana lächelte seicht, wenngleich sein Vorschlag in die Bibliothek zu gehen auch bei ihr auf wenig Anklang stieß und so senkte sie erneut den Kopf während sie still neben ihm her lief und dennoch nicht umhin kam, ihren Blick ab und an über diese riesige Anlage wandern zu lassen. Die Gärten hier waren wunderschön, zahlreiche Blumen blühten noch immer trotz des kalten Winters, der in diesem Land herrschte und staunend beobachtete sie das Geschick des Gärtners, der vorsichtig einen der Setzlinge in den Boden pflanzte und behutsam die Erde darum wieder aufschichtete. Sie lächelte als sie einen Schritt zur Seite machte, Stephan schließlich überholte und neben dem Gärtner schlichtweg in die Hocke sank um selbst aus dem Korb, den der Mann bei sich trug einen kleinen Baumspross hervor nahm, um ihm dem Mann zu reichen. Die Pflanze war so unglaublich klein und zart und als das Mädchen deren kleine Wurzeln an ihren Fingern spürte, die ihre Hände mit der schwarzen Erde bedeckten, wurde ihr einmal mehr bewusst, dass dieses Land die Pflanze sein würde, die sie eines Tages hegen und pflegen musste, damit sie erstarken und eines Tages sogar erblühen konnte. "Ihr macht Eure Arbeit wirklich gut", lobte sie den Mann, der sich ihr irritiert zugewandt hatte und nickte ihm noch einmal offen zu. "Dieser Garten ist wundervoll - ohne Euer Geschick wäre nichts von dem hier erblüht", setzte sie noch nach und streckte die Hände aus, um dem Mann den kleinen Setzling zu geben ehe sie sich ihre schwarzen Hände an dem Kleid abwischte und mit einem heiteren Lächeln zurück zu Stephan kehrte. "Es ist hier viel heller und freundlicher als in Gil'ead und die Menschen hier schauen nicht so grimmig drein", offenbarte sie ihm und verschränkte die Arme in ihrem Rücken während sie ein paar weitere Schritte nach vorn machte. Es würde ihr hier gefallen, da war sie sich sicher. Noch einmal rekonstruierte sie die Worte, die der Truchsess zuvor an sie gerichtet hatte und ihr Verständnis setzte wieder ein, als ihr Geist sie an das Turnier erinnerte. "Ihr wollt ein Turnier veranstalten?", hinterfragte sie mit großen Augen. Turniere waren etwas für die hohen Herren und edlen Damen, es gab Kämpfe auf großen Pferden und so viele andere Dinge, von denen sie bislang nur in Geschichten gehört hatte. "Ich war noch nie auf einem Turnier ..."
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 7:51 pm
„Es wird euch sicherlich gefallen.“ Antwortete Stephan prompt, welcher noch immer ein wenig überrascht über die plötzliche Geste, die sie dem Gärtner gezeigt hatte, war. Heller war es hier allemal. Er hatte als Jüngling ein paar Mal Gil`ead besucht, wobei es, so lauteten zumindest die Nachrichten seiner Boten, unter Drake schier aufblühte. „Und wenn ihr Gil`ead in diesen Tagen für grau und hässlich befandet, so hättet ihr euch gewundert, wie die Stadt noch vor kurzer Zeit ausgesehen hatte. Ich war in dieser Zeit selbst nie dort, doch selbst die Sonne soll sich an diesem Ort, ebenso wie über Dras Leona, jeden Tag aufs Neue versteckt haben.“ Es erleichterte ihn ein ganzes Stück weit, dass sie sich in Ilirea scheinbar wohl fühlte und die ständigen Blicke zu den, trotz des Winters blühenden Pflanzen bestätigten seine Vermutung nur. „Ich hatte gehofft ihr würdet mich zu dem Turiner begleitet und zusammen mit mir die Edelleute, die um meine, aber vor allem um Eure Gunst bitten, begrüßen und in den Kampf entlassen. Sicherlich wird es die Leute freuen euch mit eigenen Augen zu sehen. Sicherlich sorgt das Turnier auch für einen regen Schub an Händlern aus allen Ecken der Welt. Ihr müsstet solcher Tage die Handelswege sehen, jeder Stand mit mehr Kuriositäten gefüllt als der vorherige. Sicherlich werden wir auch ein paar neue Setzlinge für unseren Gärtner, oder ein nettes Kleid für euch finden.“
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 8:10 pm
"Ich soll Euch begleiten ...?", hakte sie erstaunt nach und versuchte sich bereits vorzustellen, wie es sein würde auf einer Tribüne neben dem Truchsess zu sitzen und sich die Kämpfe anzusehen, all die edlen Ritter sehen zu können, die gegeneinander kämpften und vielleicht sogar um ihre Gunst stritten. Wie die Mädchen aus Feinster sie wohl beneiden würden, wenn sie dort war und sich all das ansehen durfte, nicht in der Stadt sein musste, um dort die Besucher zu bewirten und die Straßen sauber zu halten, bevor sie im Dreck starrten - vielleicht würden auf den hiesigen Straßen sogar Gaukler und Zigeuner sein, wie jene, die sie in Gil'ead hatte sehen wollen. Vielleicht würde sie ihre Spektakel aufführen mit Feuer und Bällen und bunten Tüchern, wie sie es aus den Geschichten kannte und sie würde ihnen Geld zuwerfen können, damit sie über die Runden kamen - sie konnte spät nachts noch wach bleiben, es würde ein Fest geben und viele Tänze, bei deren Gedanken ihr einmal mehr auffiel, dass sie ja noch nicht einmal tanzen konnte und sich damit zum Narren machen würde, wenn sie es auch nur versuchen würde. "Ich möchte nicht, dass Ihr solche Kosten auf Euch nehmt, wo sie in der Stadt bei den Menschen doch besser aufgehoben sein werden ... ich weiß noch nicht einmal, weshalb die hohen Damen alle so hübsch aussehen müssen, solange sie fähig genug sind ihre Stadt zu regieren ist es doch gleich, wie jemand auf einen anderen wirkt ...", überlegte Ileana dann schließlich laut und mit einem sachten Lächeln auf den Lippen während ihr Kopf bereits wieder in den Wolken hing und ihre Gedanken sich erneut um das nahende Turnier rankten. Sie kannte niemanden hier und es stimmte sie traurig, dass sie dort allein sitzen würde, mit niemandem an ihrer Seite, mit dem sie sich darüber unterhalten konnte, was sie sah. Noch einmal fiel ihr Blick auf Stephan, der neben ihr ging und erneut musterte sie sein gütiges Lächeln. "In Gil'ead gab es einen jungen Schreiner, Noah Ronan, er ist wirklich fähig und er ist mein Freund. Er ist nicht adlig und im Grunde würde niemand ihn auf dem Turnier erlauben aber ... ich hätte ihn gern dabei. Er ist sowas nicht gewöhnt und hält von alledem sehr wenig, aber er hat so viel wegen mir durchgemacht, dass es nur gut und richtig wäre, wenn er auch dafür belohnt werden würde und einmal nicht arbeiten muss."
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 8:24 pm
„Ileana, ihr seid die künftige Königin. Wenn ihr wünscht dass die Damen allesamt in eher schlichten Kleidern aufwarten, so können wir dies veranlassen. Und das Geld das dafür ausgegeben würde denen zu geben, die es brauchen, sollte nicht das Problem sein.“ So seltsam der Vorschlag auch im ersten Moment klang, so hatte er einen Durchaus logischen Hintergrund, auch wenn er von einer Seele gewebt wurde, die scheinbar noch vollkommen unberührt von Korruption und dem Machtkampf die das Land war. „Ein durchaus nobler Gedanke und so sehr ich diese Geste an eurem Freund schätze, so wird es die Adelswelt doch brüskieren. Nicht das ich damit nicht einverstanden wäre, im Gegenteil, die ganzen Zipfel einmal hochkant nach hinten fallen zu sehen wäre eine durchaus nette Abwechslung, doch das Debakel das darauf folgen würde, wäre den Aufwand nicht wert. Was haltet ihr von einem Kompromiss? Ihr stellt mir den jungen Mann zu aller erst vor, schließlich will ich meine Königin nicht irgendeinem Halunken in Gesellschaft lassen. Wenn wir das geklärt haben, werde ich die Wachen anweisen das sie ein besonderes Augenmerk auf euch haben und wir bekommen euch und euren Freund in einer der kleineren Tribünen unter. Dort könnt ihr einen Großteil des Turineres mitverfolgen und wenn es zum Turnei geht, um die Garde zu bestimmen, zeigt ihr euch und setzt euch neben mich.“ Dem Volk würde es in jedem Fall zusagen, zumal es eine derartige Wendung so gut wie nie gab, vor allem aus den Zuschauerplätzen. Die Adligen würden Noah höchstwahrscheinlich für Jemanden von niederem Adelsblut halten, denn bei den Massen, die in den Rängen der Blaublüter Platz nahmen, würde er kaum auffallen.
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 8:35 pm
"Dann müsst Ihr ihn nur noch aus Gil'ead herholen und dann könnt Ihr mit ihm sprechen. Noah ist wirklich anständig und er war bereit mich vor den Velaryon zu verteidigen, auch wenn das beinahe sein Leben gekostet hätte - er ist loyal und er ist aufrecht und außerdem hat er mir versprochen, dass er für mich einstehen wird, auch später irgendwann einmal ... außerdem ist es ohnehin noch nicht geklärt, wer jetzt auf dem Thron sein wird. Meine Cousine Sancha, ihre Brüder und deren Mutter haben auch in der Rangfolge etwas zu sagen, zumindest hat sie das früher immer gesagt als Vivienne ihre ersten Pläne gehabt hat ...", begann Ileana zu erzählen und startete damit den Versuch, Stephan davon zu überzeugen, dass es längst noch nicht geklärt war, ob sie eines Tages auf dem Thron sitzen würde. Sie wollte nicht wie jemand anderes behandelt werden, höher als sie es eigentlich war und noch immer tat sie sich schwer daran, sich vorzustellen, wie es sein würde einmal über eine so große Stadt und ein ganzes Land zu regieren. Für sie war sie noch immer das einfache Bauernmädchen, das man all die Jahre versteckt gehalten hatte und das zum ersten Mal in Gil'ead ein Schloss von innen gesehen hatte, denn vorher hatte man sie immer weggejagt und bevor der Fürst in Feinster aufgetaucht war, hatten auch ihre Cousinen nie Interesse an ihr gezeigt - sie war das Bauermädchen und nicht mehr und jetzt lief sie gemeinsam mit dem Truchsess über den Platz und philosophierte, wie ein Turnier sein würde und wo sie es verbrachte. "Aber das klingt gut. Ich stell Euch ihn ganz sicher vor und Ihr werdet ihn mögen, das weiß ich jetzt schon", ereiferte sie sich und nickte noch einmal ehe ein weitaus offeneres und ehrlicheres Lächeln folgte, das die Züge des Mädchens wieder erhellte und sie weicher zeichnete. Sollten die Adligen sich doch darüber beschweren und maulen - das taten sie immer und Stephan würde es ihnen ohnehin nicht recht machen können - was scherte es da also jemanden, wenn jetzt auch noch so etwas dazu kam?
Gast Gast
Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 8:45 pm
Ein erneutes Lachen huschte über seinen Mund. „Also gut, ich werde mich darum kümmern dass er Ilirea erreicht. Ich kann dir allerdings nicht versprechen dass er es rechtzeitig schafft.“ Er durchmaß mit der jungen Frau zusammen den kleinen Innenhof ein weiteres Mal und als sich langsam die Sonne weiter gen Westen bewegte, ging der Gärtner langsam aus der Festung und verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung und dem Ziehen seines großen Schlapphuts, welcher zu großen Teilen aus Stroh bestand. Schließlich setzte er sich mit Ileana auf eine, frisch von Schnee befreite Bank und rieb die Hände ob der Kälte aneinander. Sie war ein gutes Kind, das konnte man bereits jetzt kaum übersehen die Möglichkeit, ihr zu zeigen was einen Herrscher ausmachte und ihr eben dies beizubringen ehrte ihn. Gleichzeitig sorgte er sich jedoch um Sie und darum, wie sie all dies aufnahm und ob sie dies verarbeiten konnte. Man hatte ihm gesagt das sie aus einem eher bescheidenen Haushalt kam und von diesem in eine Welt der Hochwohlgeborenen, der Intrigen, der feinen Kost und der edlen Stoffe zu kommen war ein Wandel, den sicherlich niemand ohne Spuren hinnahm. „Ileana ich möchte dich etwas fragen und ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest. Hast du Angst?“ Die Frage war bewusst allgemein gestellt in der Hoffnung, er würde so etwas erfahren, mit dem er Ihr helfen konnte.
Ileana Xeldaric Mensch
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 8:59 pm
Ileana schluckte schwer und schlug die Augen nieder während sie darüber nachdachte, was sie ihm am Besten antworten konnte und was sie am Besten vor ihm geheim hielt, aber andererseits - er hatte sie darum gebeten, dass sie ihm ehrlich antwortete und er war so freundlich zu ihr gewesen, dass es ihr beinahe schon unfair und falsch erschien, ihn jetzt dermaßen an der Nase herum zu führen. Stephan war so freundlich zu ihr, er nahm sich Zeit für sie, setzte sich mit ihr hin und ihm schien wirklich etwas daran zu liegen, wie es ihr mit alledem ging und ob sie mit allem zurecht kam - er war eigentlich ganz anders als Drake, der ihr immer kalt und abweisend erschienen war und vor dem sie wirklich Angst gehabt hatte. Als die Velaryon sie zurück ins Schloss gebracht hatten, hatte der Fürst noch nicht einmal mit ihr gesprochen und wenig später war einer der Soldaten gekommen, der ihr gesagt hatte, sie solle packen - der Fürst hatte sie einfach loswerden wollen und Stephan ... er wirkte nicht so, als würde er sie loswerden und an den nächsten Adligen abschieben wollen. "Ja ...", offenbarte sie ihm und nickte dann sacht. "Ich hab Angst vor dem, was auf mich zukommen wird und ob ich alledem gewachsen bin. Ich bin ein einfaches Mädchen und plötzlich hüllt mich jeder in teure Kleider ein und bereitet mich darauf vor, dass ich mal auf dem Thron sitzen werde und ich kenne die Geschichte meiner Ahnen - ich hab Angst davor, nicht stark genug zu sein und eines Tages auch ermordet zu werden, weil ein anderer auf den Thron will. Ich hab Angst davor, die Menschen zu enttäuschen, die an mich glauben und ich hab Angst davor, schlecht als Herrscherin zu sein und den Bürgern weh zu tun ...", begann sie ihm zu erklären, während ihr Lächeln allmählich verblasste und einer weit ernsteren Miene Platz machte, die nicht so recht auf das Gesicht des Mädchens passen wollte. "In Gil'ead ... bin ich fortgelaufen, weil ich die Menschen kennen lernen wollte und der Fürst mich nur die schönen Ecken der Stadt hätte sehen lassen und es hätte mir nichts gebracht und dann kam Brandon mit zwei Wachen daher. Ein Mann wollte mich beschützen und schlug sie nieder und Fürst Velaryon tauchte mit so vielen Soldaten auf, die uns einkreisten - er hat den armen Mann einfach den Schädel gespalten und wollte Noah weh tun, wenn nicht Vrael dazwischen gegangen wäre ... ich weiß nicht, wem ich vertrauen kann und wer mich ermorden will und ich versteh gar nicht, warum man mich umbringen will ... eigentlich will ich nur das Beste für die Menschen ... und außerdem hab ich Angst Euch zu enttäuschen und Euch zur Last zu fallen ... Ihr seid so nett zu mir und ich hab das eigentlich gar nicht verdient ..."
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Thema: Re: Innenhof des Schlosses Di Apr 15, 2014 9:11 pm
Die Worte konnten ehrlicher kaum klingen und er glaubte dem Mädchen jedes Wort genauso, wie sie es sagte. „Warum man dich umbringen will. Nun, du bist ein kluges Kind Ileana, ich denke du kennst den Grund, willst ihn aber nicht wirklich wahrhaben. Das ist in Ordnung, die Wahrheit über die Politik ist meistens ein ziemlicher Schlag ins Gesicht, vor allem wenn sie einem zuvor nur wie ein hohes Possenspiel vorkommt, bei dem viel gesagt, aber nur wenig getan wird.“ Er griff langsam nach ihrer Hand und ihr einen gewissen Rückhalt zu geben, auch wenn sich die Hände, im Gegensatz zu seinen, klein und zart anfühlten. „Und es ist vollkommen in Ordnung Angst zu haben. Wenn ich dir etwas verraten darf und du mir versprichst es nicht Publik werden zu lassen – ich habe ebenfalls Angst. Angst davor Fehler zu tun, die Tausenden oder mehr ihr Leben kosten können. Und ich kann nie ganz frei von dieser Vermutung sein, denn so viel Gutes man tut, man kann nie Jedem helfen. Aber trotzdem tue ich das, was man mir übertragen hat gerne. Ich habe die Möglichkeit etwas zu unternehmen, etwas zu bewirken und meine Nachwelt ein Stück weit besserer zu hinterlassen und wenn ich mir dich und deine Überzeugung ansehe Ileana, dann wirst du darin noch weitaus besser als ich. All diese Gepflogenheiten, die feinen Worte. Fürstentümer und all die Häuser, Verwaltung der Städte und was es nicht alles gibt. Es ergibt sich alles mit der Zeit. So wie ein Handwerker seinen Beruf erlernt, erlernt man diesen. Und so wie ein Handwerker Talent und Geschick mit seinen Händen braucht, braucht man zum Führen anderer als aller erstes ein gutes Herz. Alles Weitere kommt danach. Und so grausam die Welt wirkt, Menschen erkennen ob du Grausam oder Gütig bist, glaub mir. Und Meine Erwartungen hast du, wenn ich dich damit ein wenig beruhigen kann, bereits jetzt übertroffen.“