Innenhof des Schlosses

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre Hoheit sich sehr gerne die Zeit nimmt um eine Abgesandte der Elfen zu empfangen" erklärte Gawain und nickte während er noch einen kurzen Blick zu den Elfen warf welche Aléia bewachten wie Schießhunde. "Wenn es euch allerdings beruhigt Mylady - da die Reiter einen Sitz im Rat haben muss in der Regel immer jemand ihres Ordens in Ilirea anwesend sein. Daher dürfte es nicht all zu lange dauern, bis einer ihres Ordens sich auf den Weg macht" er schritt langsam um Aléia genug Zeit zu geben ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. "Doch wenn mir die Frage gestattet ist - wo habt ihr gelernt unsere Sprache zu sprechen? Ich kenne nicht viele Elfen - wenn ich ehrlich sein darf, so habe ich bisher nur die große Ehre gehabt eine mächtige Frau aus eurem Volke zu treffen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich niemals ihren Namen erfahren habe. Sprechen alle Elfen unsere Sprache oder nur einige wenige?"

"Oh, das ist toll!", meinte Aléia fröhlich, die Enttäuschtheit von vorhin war ihr kaum noch anzusehen. Sie freute sich darauf, die junge Königin kennenzulernen und die Drachenreiter sollten auch bald zurück sein. Sie bemerkte, wie Ser Gawain einen kurzen Blick auf ihre Begleiter warf und verzog leicht das Gesicht. Vier Elfen waren ihrer Meinung nach zu übertrieben, sie konnte auf sich selbst aufpassen. Aber alleine hätte man sie niemals nach Ilirea gelassen. Sie können ja nichts dafür, sie machen nur ihre Arbeit.
Aléia war dankbar dafür, dass sie es nicht so eilig hatten und sie sich das Schloss genauer ansehen konnte. Sie erkannte so einiges aus ihrer Zeit mit Hemiòne vor einigen Monaten wieder, und doch hatte sich manches verändert. Die plötzliche Frage Ser Gawains unterbrachen ihre Gedanken und sie war etwas überrascht. Sie dachte eine kurzen Moment nach, bevor sie antwortete. "Ehrlich gesagt weiss ich gar nicht, ob viele Elfen eure Sprache sprechen können. Ich habe sie jedenfalls schon früh gelernt, von meinem Vater. Er reiste viel in Alagaesia herum und brachte mir die Sprache bei. Ich wollte schon damals in der ganzen Welt herumreisen und man hat hier einen riesigen Vorteil, wenn man eure Sprache sprechen kann. Allerdings kann ich weder lesen noch schreiben, aber mit dem Sprechen habe ich abgesehen vom Akzent nicht viele Probleme.", erwiederte Aléia und zuckte mit den Schultern. Sie hatte es nie als etwas besonderes angesehen, die Sprache der Menschen sprechen zu können und sie hatte auch noch nie richtig darüber nachgedacht.
Aléia fand, dass sie nun an der Reihe wäre, Fragen zu stellen und wählte jene, die sie am meisten interessierte. "Was ist denn in Narda passiert, dass sich die Drachenreiter dort aufhalten? Was ist das für ein Problem? Oder ist das geheim und sie dürfen nicht darüber sprechen? Oder wissen sie es selbst gar nicht?", fragte Aléia neugierig und musterte den Ritter von der Seite. Sie hoffte, kein besonders heikles Thema angesprochen zu haben. Wenn dies der Fall wäre, müsste er es ihr natürlich nicht erzählen - obwohl es sie brennend interessiert hätte.

"Passiert?" fragte Ser Drei Blumen und sah Aléia verwundert an. "Nun, geschehen ist dort wohl nichts. Zumindest nicht, dass es mir bekannt wäre. Aber um euch eure Frage dennoch zu beantworten: Stephan Hamleigh, der ehemalige Fürst Nardas hat sein Fürstentum den Reitern geschenkt als er zum Truchsess ausgerufen wurde. Seitdem haben die Reiter angefangen die Stadt auszubauen. Das ist nun auch schon beinahe ein Jahr her. Und wenngleich die Reiter auch Narda selbst in eine reiche Statd verwandelt haben - zumindest sagt man dies so - so war doch die Einsetzung Ser Hamleighs... eine Fehlentscheidung" er seufzte und erinnerte sich mit Schrecken an das, was Geschehen war bevor Ileana den Thron bestiegen hatte. "Ich bin nach Ilirea gekommen, da ein großes Turnier veranstaltet wurde und ich hoffte mir einige Münzen und die Gunst der Königin verdienen zu können. Auf diesem Turnier war auch die Adelsfamilie Velaryon anwesend. Ser Hamleigh fühlte sich von ihnen Brüskiert und wollte sie trotz des Gastrechtes ermorden. Er wurde zwar aufgehalten, doch in dem ausbrechenden Tumult wurden mehrere Leute totgetrampelt und Ser Hamleigh eingesperrt. Seit diesem Tag herrscht ihre Gnaden über das Reich. Wollen wir uns zur ihr begeben? Sie dürfte momentan Hof halten"

"Ohh, tut mir Leid", sagte Aléia nur und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte vermutet, wenn sich fast alle Reiter in Narda auhalten, musste da doch etwas passiert sein. Na toll, schon wieder habe ich etwas falsches gesagt...Dann lauschte sie interessiert der Geschichte, die der Ritter erzählte und verzog das Gesicht. "Das ist ja schrecklich!", meinte sie erbost und ballte ihre Hände zu Fäusten. Während ihrer Reise wurden ihr ein paar Dinge über Stephan Hamleight erzählt, doch diese hatte sie grösstenteils wieder vergessen. Als der Name Velaryon fiel, verengte Aléia ihre Augen zu schmalen Schlitzen.Immer wenn diese Velaryon irgendwo auftauchen, gibt es Ärger! Das ist ja nicht zu fassen!
"Ein Glück, dass er eingesperrt wurde...", murmelte Aléia leise und schüttelte den Kopf.Warum können die Menschen nicht einfach in Frieden leben? Immer müssen sie sich bekriegen und man kann niemandem mehr trauen. Wird das wohl jemals aufhören?, fragte sich Aléia, doch die Antwort kannte sie schon bereits.
Die Königin kennenzulernen brachte sie aber schon wieder auf andere Gedanken. "Ja gerne, lasst uns zu ihr gehen.", erwiederte sie und musste wieder lächeln.