Versammlungsraum

Hemióne stüzte die Ellenbogen auf dem Tisch ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Zwei Stunden hatte sie sich hier mit Fürst Tristan abmühen müssen, nur damit die richtigen Forderungen für die Stadt durchgesetzt wurden. Ilirea war vermutlich die einzige Menschen Stadt in der Elfen nicht gehasst wurden und in der sie friedlich zusammen mit den Menschen lebten. Das war eigentlich nur möglich nachdem die Zwerge vertrieben worden waren. Eine der wenigen Taten für die sie König Alvias dankte. Doch die Unruhen die im ganzen Reich herrschten machten auch der reichen und pächtigen Stadt Ilirea zu schaffen. Plötzlich klopfte es an der Tür und Hemióne fuhr hoch. Sie strich ihr blaues Kleid glatt, fuhr sich einmal durch die Haare und berührte kurz den blauen Diamanten, der ihr um den Hals hing. "Tretet ein!", erklärte sie in der harten Sprache der Menschen. Die Tür öffnete sich und Entelda trat ein, dicht gefolgt von der Elfe, nach der sie ihn ausgeschickt hatte. "Ah, ihr habt euren Auftrag also ausgeführt und das arme Mädchen aus den Fängen der Velaryons errettet.", erklärte sie dann in der alten Sprach. Sie richtete sich auf und musterte Aléia mit ihren kalten, eisblauen Augen. "Entelda, du darfst gehen!", befahl die Fürstin und der Elf verließ den großen, hellen Raum ohne ein Wort. Dann richtete Hemióne das Wort an Aléia. "Komm ruhig etwas näher.", ihre Stimme war glockenklar und ihr lächeln strahlte wärme aus.

Sie ging mit Entelda einen Flur entlang zu einer Tür, an der er klopfte. Sie wurde ein bisschen nervös und starrte auf die Tür. Sie wurden herein gebeten und Entelda ging nach einer kurzen Ansprache der Elfe. Es war ein grosser, weisser mit Mamor belegter Raum und einem grossen Tisch in der Mitte des Raumes. Aus den Fängen der Velaryons befreit? Armes Mädchen? Wir ging es doch gut dort, und Brandon wollte mir bestimmt auch nie etwas Böses... Oder? dachte sie und hob die Augenbrauen leicht an. Sie musterte die Elfe, die sie mit ihren kalten, eisblauen Augen anschaute. Unter ihrem Blick fühlte sie sich ein bisschen unwohl und schaute nervös auf den Boden. Sie trat ein paar Schritte näher und legte sich zwei Finger an die Lippen. Ihr war klar, dass sie zuerst sprechen musste und sagte: "Atra Esternî ono thelduin" und verbeugte sich leicht. Natürlich wusste sie, wer Hemióne war und hob ihr Haupt wieder. Hemióne lächelte sie an, und sie lächelte zurück. Was jetzt wohl geschehen wird? fragte sie sich. Werde ich eine Strafe bekommen? Oder habe ich etwas getan das ich nicht durfte? Ihr war schon bewusst, dass es in Ceunon gefährlich war, aber Brandon hatte sich ja gut um sie gekümmert.

"Mor´ranr lífa unin Hjarta onr", setzte Hemióne den ersten Worten der junge Elfe hinterher, so wie es die Traditionen verlangten. Sie schien ein wenig verängstigt, auch wenn sie der Fürstin ein Lächeln schenkte. Die Gedanken von Aléia rasten scheinbar so schnell, dass Hemióne es ihr von den Augen ablesen konnte. Dass das Mädchen es überhaupt bis Ceunon geschafft hat ist ja kaum zu glauben! Wie alt ist sie? Zwölf? Zumindest war Aléia jetzt nicht mehr bei den Velaryons. Das würde es um einiges leichter machen sie zu beschützen. Ein Krieg stand kurz bevor, es war nur noch eine Sache von Tagen. In spätestens zwei Woche würden die ersten Angriffe statt finden. Alle Fürsten wussten sie es, alle wollten es und alle warteten nur noch auf den ersten Fehltritt eines anderen. "Es freut mich dich hier in meiner Stadt willkommen heißen zu dürfen! Ich hoffe dur nimmst mir mein Vorgehen nicht übel."

"Un du Evarînya ono vadra" vollendete sie die Worte un lächelte. Sie umfasste die goldene Kette, an der ein schöner Rubin hing. Die Kette machte ihr immer gute Gedanken. Sie wusste auch nicht wieso, aber sie war immer froh die Kette bei sich zu haben. "Die Freude ist ganz meinerseits" sagte sie und spielte mit der Kette. "Nein, das ist schon in Ordnung.Aber lasst mich eins fragen... Wieso konntet ihr mich nicht einfach versteckt treffen und mich abholen? Wieso musstet Ihr so einen Aufstand dafür tun?" Unruhig trat die 14 jährige Elfe von einem Fuss auf den anderen, und hoffte, die mit dieser Frage nicht verärgert zu haben. Vor ein paar Wochen war ich noch in Ellesméra, dann in Ceunon, und jetzt bin ich hier, in Ilirea am Sitz des Rates und rede mit Fürstin Hermione. So viel ist in letzter Zeit passiert und sie fühlte sich nicht so wohl, obwohl sie sich in Ceunon ein paar Tage erholen konnte, nach der langen Reise. Ob sie in Ellesméra wohl mein Verschwinden bemerkt haben? Ich vermute schon. dachte sie und schaute Herminone erwatungsvoll an.

Hemióne beobachtete jede Bewegung der jungen Elfe und so fiel ihr auch auf, wie sie nach ihrem Rubin griff, der um ihren Hals hing. Unwillkürlich griff auch Hemióne an ihren Hals und spührte für wenige Augenblicke den dunkelblauen Diamant, bevor sie die Hand schnell wieder weg zog. Sie fragte sich was Aléia wohl mit ihrer Kette verband, ob es nicht das selbe war wie es Hemióne tat. In ihrem langen Leben wäre das nicht der ungewöhnlichste Zufall den sie erlebt hätte. Hemióne ließ ein leises Lachen hören, ob der... beinahe lächerlichen Fragen, die Aléia ihr stellte. "Ach, die Jugend. Man versteht noch nichts von Politik und Menschen... oder Elfen.", erklärte Hemióne leicht lächelnd und schüttelte kaum merklich den Kopf, als würde sie ein Kind tadeln. Sie ließ sich wieder auf ihren Platz sinken und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. "Nimm ruhig Platz. Ich werde dir etwas erklären. Brandon und seine Familie sind eine sehr... besitzergreifende Familie. Er hätte nie zugelassen, dass ich dich einfach mit nehme. Er hätte dich beobachten lassen und mich vermutlich eingesperrt hätte ich mich dabei gezeigt. Darum waren meine Männer maskiert und darum habe ich dich entführen müssen."

Aléia beobachtete, wie Hermióne nach ihrer Kette griff, mit einem wunderschönen blauen Diamanten. Sie hielt kurz Inne, starrte auf den Diamanten,dann guckt sie wieder in ihr Gesicht und strich nervös durch ihre blonden Haare. Ihre Kette erbte sie von ihrer Mutter. Eines der wenigen Dinge von ihrer Mutter, die auf ihrer Reise nicht verbrannten. Sie durfte jetzt nicht an die Vergangenheit denken, deshalb antwortete sie schnell: "Nun ja...Zugegeben, ich verstehe wirklich noch nichts von Politik...oder von Meschen" meinte sie und lächelte matt. Als Hermióne auf den Stuhl deutete und ihr anbot sich zu setzen, ging sie mit langsamen Schritten zu dem Stuhl ihr gegenüber und liess sich auf den Stuhl fallen. Als sie ihr das von Brandons Familie erklärte, kam sie wieder ins Grübeln. Also meinte Brandon etwa, ich bin sein...Besitz? dachte sie empört. Das Brandon sie mochte war ihr ja schon aufgefallen, aber..nun ja, das er sie nicht mehr gehen lassen wollte hatte sie schon nicht gedacht. "Natürlich, es war dumm von mir das zu fragen" meinte sie leise darauf, dass man sie gefangen nehmen könnte. Daran hat sie wirklich nicht gedacht. Sie seufzte leise und starrte nach unten, dem polierten Marmorboden entgegen. Sie war schon echt blöd. Hermióne musste sie für ein lächerliches, kleines Kind halten.

Hemióne legte den Kopf leicht schräg und blickte Aléia mit einem warmen und freundlichen Lächeln auf den Lippen an. "Ach, Kopf hoch kleine! Es war keines Wegs dumm zu fragen! Man kann eben nicht alles wissen, besonders nicht wenn man noch so jung ist wie du!", erklärte Hemióne freundlich und mitfühlend. Sie musste daran denken wie sie war als sie im Alter von Aléia war. Sie hatte alles wissen wollen, jedoch keine große Lust verspürt außerhalb des Waldes zu gehen. SIe war vollkommen zufrieden in Sílthrim bei ihren Eltern zu leben. Eltern die ihr viel zu früh genommen worden waren. Hemióne griff erneut an ihre Halskett mit dem wundervollen Diamanten. Ewiges Leben! Pah! Das hilft dir auch nichts, wenn dich jemand einen Berg hinab schubst, oder dir ein Speer durch die Brust gerammt wird!, dachte Hemióne betrübt. "Außerdem weißt du ja; bei dem hohen alter das wir Elfen erreichen, ist man sehr viel länger ein Kind und muss sehr viel länger lernen um wirklich erwachsen zu werden!", erklärte die Fürstin daraufhin un zittierte dabei einen ihrer früheren Lehrer. Besserwisserischer Idiot! Bei den Menschen bist du mit sechsunddreißig halb tod! Und bei den Elfen wirst du schief angesehen wenn du in dem Alter eine Stadt führst!

Sie lächelte Hermióne an. Sie war ihr sehr sympatisch und sie entspannte sich nun endgültig und liess sich ein bisschen weiter in den Stuhl sinken. "Ja, man kann wirklich nicht alles wissen." meinte sie. Oder doch? Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Ich zumindest kenne niemanden, der alles weiss. dachte sie. "Kann man eigentlich...alles wissen? Also ich meine, dass man einfach alles weiss, was es zu wissen gibt. Das niemand mehr einem etwas lehren kann..." fragte sie vorsichtig, guckte aus dem schmalen Fenster und seufzte. "Ja natürlich...man ist viel länger ein Kind." meinte sie gedankenverloren auf Hermiónes Worte hin.Zum Beispiel die Menschen...Wie alt werden sie? Sechzig? Oder Siebzig? Ein langes Leben ist schon ganz schön, aber nicht, wenn du schon nach nur 14 Jahren keine Eltern mehr hast. Dachte sie traurig. Sie wollte nicht an Ihre Eltern denken, aber ihre Gedanken schweifen einfach immer wieder zu ihnen.

Hemióne hob die Augenbrauen und blickte Aléia durch ihre eisblauen Augen an. "Nun... ich bezweifle es.", begann Hemióne ihre Antwort, gewillt Aléia alles zu sagen was sie wissen wollte. Doch diese Frage war schwierig. Sicher haben sich schon viele Leute darüber Gedanken gemacht. "Wenn du alles Wissen das in diesem Moment existiert niederschreibst und von jetzt an liest, wirst du vermutlich in zweihundert Jahren noch nicht fertig sein. Und selbst wenn, so sind in der Zeit doppelt so viele neue Bücher hinzu gekommen. Außerdem, wenn man es genau nimmt zählt zu allem Wissen auch das Wissen um die Geheimnisse der Menschen, Elfen und Zwerge, all das was sie vor anderen verheimlichen... oder auch nicht verheimlichen. Zu guter letzt ist auch viel Wissen mit der Zeit wieder verloren gegangen. In so fern, lass mich meine Antwort nocheinmal ändern. Nein! Du kannst niemals alles wissen. Dir wird immer jemand noch mehr beibringen können.", erklärte Hemióne sachlich und ruhig. Sie hoffte, dass diese Antwort sie erst einmal befriedigen würde. Anders konnte Hemióne es nicht ausdrücken und sie konnte auch nicht glauben, dass es eine andere Antwort gibt. "Doch von der Tatsache, dass du so viel länger ein Kind bist, darfst du dich nie zurück halten lassen.", setzte die Fürstin hinter die letzten verträumten Worte des Mädchens. Heute hatte sie nur wenig zu tun. Sie sollte sich lieber heute mit Aléia unterhalten, als es auf zu schieben, denn morgen würde der Tag sicher nicht mehr so ruhig sein. Trozt aller Vorsichtsmaßnahmen wird Brandon wissen wohin seine kleine Elfe entschwunden war. "Aléia? Ich möchte dir noch eine Frage stellen... Hast du Brandon an dich heran gelassen?", fragte Hemióne, hob eine Augenbraue und blickte die junge Frau vor ihr ein wenig misstrauisch an.

Interessiert hörte sie der Elfe zu und schaute sie dabei an. Sie mochte es, wenn sie etwas neues dazu lernte, wissbegierig wie sie war. Es war so logisch was sie alles erzählte. Sie hoffte, dass sie das was sie dazu gelernt hatte, sowie das was sie noch lernen wird, auch an jemanden weitergeben kann. "Natürlich.." meinte sie und lächelte. Zufrieden mit der Antwort lehnte sie sich zurück und faltete ihre Hände. Als Hermióne die Geheimnisse der Menschen und Zwerge erwähnte, erinnerte sie sich, wie sie Brandon erzählt hatte, dass sie noch nach Surda und ins Beor Gebirge will. Nun bezweifelte sie, dass sie das jemals schaffen könnte, schon allein wegen der Feindschaft der Zwerge und Menschen zu den Elfen und umgekehrt. Aber sie würde nicht aufgeben. Vielleicht, irgendeinmal, werde ich im Beor Gebirge auf den Bergen stehen, oder in Surda! Aber nur vielleicht... dachte sie zufrieden.Und wie Fürstin Hermióne gerade sagte, ich darf mich nicht zurück halten lassen, auch wenn ich ein Kind bin. Als Hermióne ihr dann diese Frage stellte, war sie ein bisschen überrascht. Sie musterte und meinte "Wie meinen sie das? Also als Freunde denke ich schon, aber aus Liebe?" Sie schüttelte leicht den Kopf und ihr leises Lachen hallte von den Wänden zurück. "Nein nein, bestimmt nicht, und Sachen von uns Elfen habe ich ihm auch nie erzählt, so weit ich mich entsinnen kann." Ja, sie war wirklich vergesslich. Sie hoffte nur, sie nicht ungewollt anzulügen, aber es stimmte schon. "Warum meinen sie denn?" fragte sie dann und legte den Kopf leicht schief.

"Warum ich frage? Aus persönlichem Interesse und um eine ungefähre Ahnung davon zu haben, was Brandon weiß und wie bald er hier auftauchen wird.", antwortete Hemióne auf die Frage ihrer Artgenossin hin. Die Velaryons bereiteten Hemióne immer wieder schlimme Kopfschmerzen. Sie waren reich, hatten die Kotrolle über zwei Städte, eine der größten Armeen des Landes und konnten sich relativ großer Beliebtheit und Ansehen unter dem gemeinen Volk rühmen. Hemióne hatte bessere, aber weniger Kämpfer. Zudem hatte sie nicht die alleinige Entscheidungsgewalt über das enorme Vermögen der Stadt Ilirea. Ansonsten hätte sie sehr viel weniger Probleme. Sollte sie jedoch ihr Ratsmitglied töten... das wäre eine überaus dumme Idee und würde sie den Beistand der Menschen kosten, sowie mögliche Verträge mit anderen Fürsten verhindern. "Hast du sonst noch irgendwelche Fragen? Heute habe ich noch Zeit sie dir zu beantworten."

"Wie bald er hier auftauchen wird?" fragte sie und hob eine Augenbraue. "Meinen sie er wird hier auftauchen? Aber doch nicht etwa wegen mir?" Dann legte sie ihre Stirn in Falten und dachte; Warum sollte er denn hier auftauchen? Wie kann er wissen wo ich jetzt bin? Nun ja es ist eigentlich klar. Sie hoffte, nicht Ärger gemacht zu haben, indem sie Brandon kennen gelernt hatte. "Nein Fragen habe ich eigentlich keine mehr..." antwortete sie auf ihre Frage hinweg. Aber dann fiel ihr doch noch etwas ein. Sie holte tief Luft und fragte; "Ich hätte da trotzdem noch eine Frage" sagte sie und lächelte. "Sie sagten, heute hätten sie noch Zeit meine Fragen zu beantworten. Warum morgen nicht mehr? Steht ein Angriff oder ähnliches bevor?" fragte sie vorsichtig. In den Wochen, in denen sie gereist war hatte sie nichts mitbekommen vor bevorstehenden Schlachten oder ähnliches. Auch wenn sie in Ellesméra wäre, hätte sie nicht viel mehr gewusst, den wer sagte einfach so ohne Grund einem Kind, wann und wo Schlachten stattfanden.Mein Vater hatte es mir immer gesagt. dachte sie und lächelte traurig.

Hemióne lächelte matt und richtete sich auf. Sie ging auf eines der großen Fenster zu, welches vom Boden bis zur Decke reichte und blickte von dort raus auf die Stadt. Eine Hand hatte sie hinterm Rücken, die andere ruhte an ihrer Halskette. Kaum das Aléia sie nicht mehr sehen konnte, wich das Lächeln einem traurigen Blick. "Ich kann dir deine beiden Fragen mit dem selben Satz beantworten.", erklärte Hemióne und ließ nun unbeabsichtigt zu, dass ihre momentan wahren Gefühle nach außen drangen. Ihre melodisch triste Stimme, hallte mystisch von den Wänden wieder und gaben Hemiónes Worten einen eindrucksvollen und bedeutungsschweren Klang. "Ja. Ja, Brandon wird her kommen um dich zurück zu holen. Er und seine Familie werden sich in ihrer Ehre beleidigt fühlen, dass sie einen Angriff innerhalb ihrer Mauern nicht aufhalten konnten und ihnen dann auch noch etwas gestohlen wurde. Wenn ich Pech habe, werden sie mit ihrer Armee vor meinen Toren stehen und dich fordern. Doch ich konnte dich nicht bei ihnen lassen. Es war dort zu gefährlich für dich.", erklärte Hemióne mit ruhiger Stimme und versuchte die Trauer darauß zu vertreiben. Sie blickte Aléia noch immer nicht an, sondern noch immer auf die geordneten Straßen von Ilirea, in denen die Häuser zum Schloss hin immer wohlhabender wurden. "Aber mach dir keine Vorwürfe, es ist nicht deine Schuld! Es wäre ohnehin zu einem Krieg zwischen den Städten gekommen... schon bald. Sie alle beäugen den Besitz der anderen, sie alle wollen das Reich mit Gewalt, mit Feuer und Blut, einen und zu dem ihren machen.", erklärte Hemióne weiter. Sie ging auf den Tisch zu und griff nach einer Karte in ihren Unterlagen. Diese breitete sie dann vor Aléia aus.
"Der junge Herr von Gil`ead liegt im Streit mit dem Fürsten von Dras-Leona. Belatona und Feinster wollen sich nicht mit anderen anlegen, sind sich aber auch nicht über ein Bündnis einig. Narda wird sich vermutlich dem letzten Überlebenden Anschließen. Teirm wird sich bald von Ceunon und den Velaryons los sagen. Und wie gesagt wird Brandon wohl bald Ilirea angreifen lassen. Oder mit seinem Onkel hier her kommen."

Aléia beobachtete, wie Hermióne sich aufrichtete und zu dem Fenster lief und hinausschaute. In Ihren Worten schwang Traurigkeit mit und hallte von den Wänden zurück, was sehr seltsam klang und sie erschaudern liess. "Aber.." fing sie an und schüttelt ungläubig den Kopf. "Aber er kann doch nicht meinen ich wäre sein Besitz. Und fordern kann er auch nicht, ich habe meinen eigenen Kopf, und wenn ich hierbleiben will dann tue ich es auch! Ausser wenn jemand wie ihr natürlich mich bitten würdet fortzugehen" meinte sie bestimmt. Den letzten Satz sagte sie nur aus Vorsicht, sie wollte nicht wieder als vorlaut bezeichnet werden.Er kann mich nicht fordern. Ich bin nicht sein Besitz und ich bleibe hier. Aber...wegen mir wird Brandon und seine Familie jetzt die Stadt angreifen. grübelte sie. Auch wenn Hermióne ihr sagte, es wäre nicht ihre Schuld, fühlte sie sich trotzdem ein bisschen schuldig. Dann kam sie zurück zum Tisch und zeigte Aléia eine Karte von Alagaësia. Schon so oft hatte sie sich diese Karte angesehen und überlegt wohin sie überall möchte. Interessiert begutachtete sie die Karte und liess sich von Hermióne die Lagen der Städte erklären. Aufmerksam hörte sie zu und spielte dabei wieder mit ihrer Kette. Sie wollte nicht, das Brandon hier hin, nach Ilirea kam und die Stadt angriff. Und was er auch sagte, sie würde hierbleiben und nicht mit ihm nach Ceunon kommen. Hermióne hatte recht, in Ceunon wäre es wirklich zu gefährlich. Und ausserdem gefiel ihr Ilirea. So schnell wollte sie auch nicht hier weg.

Hemióne lachte leicht. Aléia schien die ganze Sache noch nicht gänzlich zu verstehen. Aber es war auch ein schweres und langwieriges Unterfangen die Menschen in ihrer Gänze zu verstehen. Hemióne hatte es einen großteil ihres Lebens gekostet, doch dafür konnten jetzt andere von ihrem Wissen profitieren. "Es verhält sich wie folgt; Du hast dich in seine Obhut, die Obhut eines Adelshauses begeben. Darum wird er nun das Recht einfordern, dich solange bei sich behalten zu dürfen, bis er dich wieder frei gibt. Wärst du allein davon gelaufen, wäre das anders, da könnte er noch drüber hinweg sehen. Entführt dich jedoch ein anderer Adliger, so sind sie in ihrer Ehre als Hochadel verletzt.", erklärte Hemióne ruhig und mit einem freundlichen Lächeln. Sie sah sich in dem großen Raum um. In all den Jahren hatten sie ihn nie wirklich ausgeschmück. Immer waren es nur die weichen Stühle aus Marmor, der Tisch aus Marmor, so wie die Wände aus Marmor gewesen. Sie hatte es sich nie gewünscht, geschweige denn es für nötig gehalten. Und doch erschien ihr der Raum jetzt so unglaublich leer und trist. "Wenn du keine weiteren Fragen hast, darfst du dich in dein Zimmer zurück ziehen. Ich habe dir den Gästesaal des Schlosses herrichten lassen.", erklärte Hemióne dann und blickte wieder auf Aléia, mit einem so warmherzigen Gesichtsausdruck, dass man meinen könnte, Aléia wäre Hemiónes Tochter.

Sie überlegte und meinte "Um einen Krieg zu verhindern, könnte ich ja theoretisch mit ihm gehen, und einfach weglaufen" Sie hasste den Krieg, und wenn einer durch sie verhindert werden könnte, würde sie auch das nötige tun. "Sie sagten ja, dann könnte er darüber hinweg sehen" Sie wusste nicht, ob das eine gute Idee ist, aber fragen konnte sie ja trotzdem. Hermióne guckte sich im Raum um, und Aléia tat es ihr nach. Alles war nur so weiss und aus Marmor. Ihr gefiel der Raum nicht sonderlich und sie fragte sich, weswegen sie nie etwas anderes in den leeren Raum gestellt hatte."Fragen habe ich keine mehr." sagte sie. "Danke...dass ich hierbleiben kann" meinte sie und lächelte. Sie brauchte wirklich noch ein bisschen Zeit für sich, nach alldem was in den letzten Wochen geschehen war. Dann sah Hermióne mit so einem lieben Blick an, dass ihr sofort warm ums Herz wurde. Sie mochte Hermióne wirklich sehr. Hier gefällt es mir wirklich gut. dachte sie und lächelte sie an.

"Wenn es nur so einfach wäre.", erklärte Hemióne und sammelte die Karte wieder ein. Sie richtete sich wieder auf zu einer perfekten Haltung und ging mit eleganten Schritten auf ihren Platz zu. Dort ordnete sie alle die Zettel und Bücher, die sie zum Führen von Ilirea und den umliegenden kleineren Dörfern benötigte. "Leider ist es dazu bereits zu spät.", sprach sie weiter und nahm ihre Sachen auf den Arm. Während sie auf die große Tür zu schritt sprach sie weiter. "Da sie bereits wissen dass ich dich entführen ließ, haben sie so den perfekten Grund mich anzugreifen. Selbst wenn ich dich zurück gebe, würden sie dich nicht annehmen. Selbst wenn sie dich annehmen, würden sie es mir in die Schuhe schieben solltest du weglaufen. Und das schlimmste ist; Sie werden vermutlich in weniger als einer Woche hier auftauchen. Mit etwas Glück erhalte ich bis dahin unterstützung aus dem Wald, doch bin ich mir da gänzlich unsicher.", erklärte Hemióne der jungen Elfe. Das Spiel um Throne und Macht, war mit all seinen Intriegen und Ränkeschmieden so komplex und schwierig, dass selbst eine alte Politikerin wie Hemióne öfter die Orientierung verlor. Wie sehr sehnte sie sich herbei mal wieder bloß in einer Schlacht zu kämpfen. Einige Stunden, nichts weiter tun zu müssen als das eigene Leben zu verteidigen. Sie legte ihre filigranen Finger um den Tür griff und öffnete sie. Dann blieb sie stehen und blickte wieder auf Aléia. "Komm, ich geleite dich zu deinem Zimmer."

Auch Aléia richtete sich auf und lief der Fürstin hinterher. Sie liess sich von Hermióne alles erklären und hörte aufmerksam zu. Warum muss das alles so kompliziert sein? dachte sie und seufzte leise. "Also könnten Brandon und seine Leute theoretisch schon morgen hier auftauchen?" Sie folgte Hermióne zu ihrem zukünftigen Zimmer. Während sie ging sprach sie langsam weiter, "Hoffentlich wird die Unterstützung aus dem Wald bald hier eintreffen." Ihr Schwert klirrte bei jedem Schritt leise während sie den Flur entlang schritten. Sie machte sich um den bevorstehenden Kampf Gedanken.Ich war noch nie bei einem Kampf dabei. Vielleicht darf ich sogar mitkämpfen. dachte sie und starrte geradeaus. Ihr Vater hatte sie nämlich, nach dem ihre Mutter starb, im Schwertkampf unterrichtet und ihr dieses Schwert geschenkt. Bis zu seinem Tod hatte er sie unterrichtet. Sie wollte nicht länger darüber nachdenken, deshalb fragte sie."Wie gross ist denn seine Streitmacht? Und was meint ihr, werden wir sie schlagen? Ja ich weiss, man kann es nicht genau wissen, aber was denkt ihr?" Natürlich wusste sie dass ein Krieg schrecklich war, aber neugierig war sie trotzdem, deswegen hatte sie auch so viele Fragen.

tbc: Gästesaal

John war an der Spitze seiner Reiter in die Stadt eingezogen. Sie waren bejubelt und gefeiert worden, von den geretteten Bewohnern der Stadt. Sie alle hatten ihm und seiner Frau Amilia zu gejubelt. Amilia ließ sich nicht davon abhalten ihn irgendwo hin zu begleiten und er würde sie auch nur ungern Meilen entfernt von sich wissen. Nur die fünhundert Reiter der Vorhut waren mit ihm durch die Straßen gezogen um sich feiern zu lassen. Der Rest seiner Männer, ob nun mit oder ohne Pferd, hatte sich daran gemacht die Reste der Velaryons zu verscheuchen, zu töten, deren Lager zu Plündern und das eigene zu errichten. John hatte nicht mit gekämpft und trug deshalb feine Kleider aus dunklem grau und schwarz. Auf seiner Brust prangte natürlich der schwarze Rabe mit der Rose im Schnabel. Das Wappen seines Hauses war ein stolzes Wappen, seine ganze Familie war stolz und trug sein Wappen mit Würde.
Nun saß er Hemióne gegenüber. Neben ihm saß seine Frau, neben ihr dieser fette Fürst Tristan Fa. Jeder mit ein wenig Verstand wusste, dass er bloß eine Galleonsfigut für das gemeine Volk war. Hemióne führte die Stadt, doch warum sollte sich jemand aufregen, schließlich benachteiligte sie die Menschen nicht. Hinter Hemióne, ein wenig nach links versetzt, so dass sie nicht von Hemióne verdeckt wurde, stand ein junges Elfen Mädchen. John wusste nicht was sie hier machte, doch die Fürstin würde wissen warum dass Mädchen hier war. Aléia, war ihr Name wenn er sich richtig erinnerte, trug ein waldgrünes Kleid mit goldenen Säumen. Hemióne trug ein blaues Kleid das über und über mit weißen Blüten und Ranken bedeckt war. Ihr goldenes Haar fiel ihr wallend auf die Schultern und ihre eisblauen Augen blickten ihn eindringlich an, während ein Lächeln ihre Lippen zierten. SIe war der inbegriff von elfischer Schönheit und edlem Aussehen. "Nun, Mylady Hemióne. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, doch wer ist dieses Mädchen?", fragte John und deutete auf Aléia. Er wollte mehr als bloß den Namen wissen. Hemióne blickte über die Schulter zu Aléia und bedeutete ihr zu antworten.

Sie hatte die ganze Zeit ein wenig hinter Hermióne, war in Gedanken versunken und zuckte ein bisschen zusammen, als sie und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Hermiónes Blick zufolge trat sie einen Schritt vor, und antwortete mit einer hohen, aber mutig tönenden Stimme: "Ich bin Aléia aus Ellesméra." und verbeugte sich leicht. Die Höflichkeiten durfte sie ja schließlich nicht vergessen. "Schön euch kennen zu lernen." Aléia erhob sich wieder und stand in einer anmutigen Haltung da. Sie lächelte ihn an und strich über ihr grünes Kleid. "Und was ich hier mache? Nun ja, das ist eine lange Geschichte." meinte sie und lachte leise. Vor ein paar Wochen war sie noch in Ellesméra gewesen, dann in Ceunon, dann wurde sie nach Ilirea entführt und hat in einer Schlacht mitgekämpft. Sie war ein bisschen müde, aber man konnte es ihr nicht gut anmerken."Nun ja, vor ein paar Wochen war ich in Ellesméra, eben noch war ich in Ceunon, und dann wurde ich hier nach Ilirea gebracht. Dann habe ich hier gekämpft und.. Nun ja, jetzt stehe ich hier. " erklärte sie ihm, und hoffte dass diese Antwort genügen wird. Aléia erzählte nicht gerne von sich, aber in so einem Fall natürlich schon. Sie strich über ihre blonden, glatten Haare und wartete seine Reaktion ab.

"Und zwar unter meinem Schutz!", ergänzte Hemióne mit einem zarten Lächeln. Sie hatte John`s Augenrollen sehr wohl gesehen, hatte bemerkt wie er ein leichtes Seuftzen unterdrücken musste. Er hatte ALéia keines Wegs danach gefragt was sie hier machte, hatte nicht gefragt woher sie kam und dennoch hatte sie geredetet und geredet. Aber John Lancaster, Fürst von Dras`Leona wusste sich zu benehmen. Er wusste vorallem von der unstabilität von halb ausgehandelten Bündnissen. Er war sich darüber im Klaren, dass Hemióne ihr Angebot ganz leicht zurück nehmen konnte und ihn alleine wieder aus ihrer Stadt schicken konnte. Eigentlich hatte sie es nicht vor, doch sie würde auch nicht davor zurück schrecken ihm damit zu drohen. Er war in ihrem Schloss und er hatte sie und ihre anderen Gäste gefälligst mit Respekt zu behandeln.
"Für sie war es in Ceunon zu gefährlich, darum ließ ich sie hier her holen.", erklärte Hemióne und beugte sich ein wenig in ihrem Stuhl vor. Ihre Blick wanderte kurz über Amilia Lancaster. Sie hatte schon viel davon gehört, dass sie kaum von seiner Seite wich, dass sie beinahe immer bei ihm blieb.
"Nun... wie es scheint war es hier nicht sehr viel sicherer.", erklärte John mit einem süfisanten Lächeln und lehnte sich ein wenig in seinem Stuhl zurück. "Aber, wir wollen mal darüber hinweg sehen. Ihr verspracht mir ein Bündnis und eure Unterstützung gegen das Hause Varys."
Hemióne richtete sich in ihrem Stuhl auf und drückte den Rücken durch. Sie wusste dass sie es versprochen hatte, doch... "Ja ich werde euch bestehen. Ich habe euch ein Bündnis versprochen und ich werde es euch geben."
"Nicht so schnell! Ich will etwas als Absicherung", mischte sich die klare Stimme von Amilia ein.
Hemióne verkrampfte und umklammerte die Lehnen ihres Stuhls mr ihren Fingern. "Was wollt ihr?", fragte sie misstrauisch. Ihr Blick war vollkommen eisig und ihr Lächeln war verschwunden.
"Sie!", erklärte Alilia kurz und alle Blicke richteten sich auf Aléia.

Aléia freute sich, dass Hermióne sich für sie einsetzte und trat wieder einen Schritt zurück. Auch sie hatte John's Augenverdrehen gesehen, und biss sich genervt auf die Unterlippe. Dann erschrak als sich plötzlich alle Blicke auf sie richteten. Sie kam gar nicht mehr mit, über was die Älteren da redeten. Sie verkrampfte sich ein wenig und sagte: "Was? Wie..ich meine..." stotterte sie und schaute hilfesuchend in Hermiónes Richtung. "Aber...wieso? Was für ein Bündnis?" fragte sie und kapierte nun gar nichts mehr. Sie funkelte die Frau die auf Aléia gedeutet hat an und fixierte sie mit ihren grauen Augen. Also echt, wie kann sie das wagen, mich für irgendein komisches Bündnis zu fordern. dachte sie und schüttelte leicht den Kopf. "Also wartet mal." sagte sie langsam und atmete tief durch. Sie versuchte den Blick von den anderen Anwesenden zu ignorieren. "Ihr wollt mich, für dieses Bündnis da? Als eine Absicherung??" fragte sie und funkelte John und seine Begleiterin an. Sie wollte gerade den Mund öffnen, um den beiden noch etwas zu sagen, aber sie verstummte, als Hermióne sie warnend ansah. Wieso ist das alles nur so...kompliziert. Und was wollen die beiden da denn von mir? dachte sie, seufzte und strich sich über die blonden Haare.

Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf Johns Lippen aus. Zu nächst hatte er seine Frau dafür verfluchen wollen, dass sie so vorlaut etwas in den Raum rief, doch als sie die Reaktionen der Anwesenden sah wurde ihm klar dass es richtig so war. Er zupfte neben bei an seinem Ärmel, als er verküdete: "Also hat die liebe Hemióne ihrem Schützling nichts davon gesagt, dass sie ein Bündnis mit mir eingehen würde, sobald ich mit meinen Truppen hier erschein?", fragte John herausfordernd. Nun blickte er wieder auf Aléia. "Ich muss sagen, dass ich Aléia als Absicherung sehr gut finde! Wir alle wissen, wie schnell sich unsere liebe Hemióne etwas anderes überlegen kann."
Er sah wie Hemióne kurz die Augen schloss und tief ein und aus atmete. Sie überlegte sich einen Weg mit dem sie wieder aus der Sache heraus kam. Doch sie würde keinen Finden. Für gewöhnlich schreckte sie nicht davor zurück ein Bündnis wieder ab zu blasen, doch in Zeiten wie diesen, konnten andere das als Kriegsgrund nennen. "Also meine Liebe? Wie lautete eure Antwort? Natürlich würden wir uns liebvoll um die Liebe Aléia kümmern.", erklärte Amilia und blickte bei ihren letzten Worten mit einem bösartigen Blick zu der jungen Elfe.
"Wagt es nicht mich in meinem eigenen Schloss zu bedrängen!", zischte Hemióne und blickte John und Amilia böse an. Sie bereute es nun ganz offensichtlich John um Hilfe gebeten zu haben. Sie wünschte sich sie hätte es allein beweltigen können. Dann drehte sie sich in ihrem Stuhl zu Aléia zurück, wobei der Stoff ihres Kleides raschelte und sich das Muster leicht verzog, Falten warf. "Aléia... es liebt bei dir. Wenn du sie für mich begleiten willst, würde ich mich freuen... doch wenn nicht werde ich dir nicht böse sein und dich weiter hier aufnehmen.", erklärte Hemióne, während der Regen gegen die Fenster schlug, vom finsteren Himmel hinab fiel.