Verlies der Residenz

Kharas Kopf dröhnte, wie kleine Eisenhämmer waren die Schläge die sein Kopf von sich gab.
Er schmeckte Eisen auf der Zunge, fühlte das er in irgend etwas warmen, flüssigen lag.
Er versuchte die Augen zu öffnen, doch das Licht der Fackel blendete ihn so sehr, dass ein Kopf zu zerbersten drohte.
Kharas fühlte sich schwach und ausgelaugt, er kramte in seiner Erinnerung um dem jetztigen Geschehen Sinn zu verleihen.
Er war nach Ellesmera geritten, hatte Nyaralin gefunden und ihr von Ethra erzählt...
Ethra! Kharas fuhr auf, doch Schwindel überkam ihn, so dass er wieder hin fiel. So Elend hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt.
Langsam kamen seine Erinnerungen wieder.

"Ethra, du musst aufhören! Komm wieder zu dir! Das bist nicht du selbst!" rief er seinem alten Freund zu.
Ethra, welcher erst vor wenigen Momenten in der Residenz angekommen war drehte sich langsam um.
"Achja? Und dir steht es zu einzuschätzen WER ich bin? Oh nein, kleiner Hofmagier! Ich weiß längst wer ich bin und was ich zu tun habe!" Ethra lächelte und zeigte eine Reihe spitzer Zähne.
"Du bist wahnsinnig alter Freund! Finde zurück auf den Pfad des Lichts!" hatte er ihm zugerufen, ein flehen und hoffen in der Stimme, doch Ethra hatte ihn ausgelacht.
"Vielleicht bin ich wahnsinnig.... aber ich habe unendliche Macht! Ich wäre ein Narr sie nicht zu gebrauchen!"
Er hatte sich Kampfbereit aufgestellt, unter Ethras herabwürdigenden Blick.
Er wollte seinen alten Freund nicht angreifen, doch schien dies der einzige Weg zu sein ihn zur Vernunft zu bringen.
Er rief Worte in der alten Sprache, schickte einen gewaltigen Strom energie los....

Und dann?
Was war dann passiert? Das ergab keinen Sinn, wo war Ethra?
Kharas wischte sich mit seinem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und versuchte sich weiter zu erinnern.

Ethra hatte ein markerschütterndes Lachen von sich gegeben, den Ball aus Energie gestoppt.
Der Ratsherr hatte Worte in der alten sprache gesprochen und die Energie war auf Kharas zurück geprallt, das Licht... die Schmerzen, das kribellnde gefühl und dann... nichts..

Kharas nickte, so musste es geschehen sein, und nun war er hier von Ethra eingesperrt worden...
Wer wusste für wie lange?
Er musste hier irgendwie rauskommen...
Aber wie?

"Ihr schafft es immer Schwierigkeiten zu bereiten, nicht wahr?", erklang eine leise weibliche Stimme von dem vergitterten Tor her, hinter dem die kleine Zelle lag in welcher Ethra Kharas eingesperrt hatte.
Kurz darauf erklangen leise Worte, gesprochen in der alten Sprache und das Schloss der Tür glomm auf, leuchtete einen kurzen Moment in der Finsternis, die in dem Verließ herrschte, ehe jenes Glühen verschloss und das Geräusch von schmelzendem Metall, das zu Boden tropfte erklang.

Nyarálin hatte mehr durch Zufall, denn wirklich durch Beabsichtigung den Zwischenfall zwischen den beiden alten Freunden miterlebt, hatte sie doch zuvor vorgehabt einige Dinge ihres eigenen Habes aus der Residenz zu holen, die die Diener vergessen hatten.
Für einen Moment hatte sie Kharas einfach eingesperrt lassen wollen, hätte dem zugestimmt, wenn es um seine Hinrichtung ging, doch schlussendlich hatte sie sich eines Besseren besonnen. Sie wäre nicht besser als er, wenn sie ihn einfach seinem Schicksal überließ und so hatte sie die schwerfällige Entscheidung gefällt, dem Hofmagier zu helfen, hatte sich sehr zu ihrem eigenen Wunder ohne Probleme durch die Residenz bewegen können. ES würde vermutlich nicht mehr lange so bleiben. Sie würde den Rückweg noch mit einem geschwächten Kharas antreten müssen.

Kharas stand wankend auf.
"Was tut ihr hier?" fragte er leise, während er versuchte auf seinen Füßen stehen zu bleiben.
"Ich habe es nicht verdient, von euch gerettet zu werden...
Doch, ich danke euch...." er ging langsamen schrittes auf sie zu.

"Ich würde sagen, das, was ich hier tue, nennt sich - ich befreie Euch", antwortete sie trocken und schob die Tür auf ehe sie nach dem Arm des Magiers griff und ihn halb stützte.
"Ich hoffe, Ihr seid fähig zu laufen", folgte es nach einer Weile ehe sie die ersten Schritte tat und innerlich darum flehte, dass Ethra nicht hier auftauchen würde - sie würde keine Chance haben gegen den anderen anzukommen und er würde nach der Behandlung, die er Kharas zuteil hatte werden lassen kaum Rücksicht auf sie nehmen.
"Verdient habt Ihr es nicht, jedoch wäre ich nicht besser als Ihr, wenn ich Euch einfach Eurem Verderben überlassen würde und nun kommt. Ihr müsst aus Ellesméra fort so lange Ethra hier ist."

"Ich stehe tief in eurer Schuld..." antwortete Kharas, ehe er humpelnd folgte.