Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 10:58 pm
Beriadan ließ Feredir loß, welcher wie ein nasser Sack auf den Boden klatsche und dort erst einmal liegen blieb, ehe er sich zu Guinevere umwandte, die diesen Mann noch immer in Schutz nahm. "Aber wieso kamst du dann nicht zu mir, ehe du einfach so aufbrachst? Was hast du denn geglaubt gegen diese Magier ausrichten zu können?" erklärte er und sein Blick wandte sich nun auf Oromis. "Ihr!" zischte er. "Ihr habt all dies zu verantworten! Wie konntet ihr es wagen meine Tochter auf eurem Feuer speienden Ungetüm mitzunehmen? Ihr hättet beide tot sein können! Die Großmeister wollen sie noch immer töten und ihr habt meine Tochter zu ihnen gebracht!" fluchte er. Sein Herz schmerzte und ein Strudel aus Gefühlen. "Bedeutet er dir soviel Tochter? Das du dein Leben fort werfen und gehen würdest ohne deinen Vater noch einmal zu sehen? Würdest du lieber sterben als ohne ihn zu sein? Würdest du lieber mein Herz zerschmettern als ein Leben ohne diesen Mann? Liebst du ihn etwa wirklich so sehr, dass du einen Krieg herauf beschwören würdest? So sehr, dass es für dich unerträglich ist ohne ihn zu leben?"
Feredir
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:06 pm
Es geschah alles zu schnell, zu ruckartig als das er wirklich verstehen konnte was passierte. Was er noch sah, war das Beriadan mit einem Mal auftauchte, ihn am Kragen packte. Der Rest bestand aus einem Rauschen des Blutes in seinen Ohren und einem verschwommenen Gesicht. Er glaubte die Lippen zu sehen die sich so rasch bewegten, ehe sich der Kopf zur Seite neigte. „Guinevere..“ Murmelte er leise, blinzelte und als der Fürst der Elfen ihn losließ, sackte er kraftlos nach hinten. Das plötzliche Aufstehen hatte seinen Kreislauf durcheinander gebracht und ihm ein Gefühl beschert, dass dem umdrehen des Magens gleichkam. Dennoch hörte er, oder glaubte zumindest zu hören wie Guinevere sich versuchte zu erklären. Er verstand den Inhalt nicht, doch er konnte sich bereit denken, worum es ging. Ein leichter Wind kam plötzlich auf, doch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Er hatte Beriadan in seinem Wortschwall unterbrechen wollen, ihn darauf Aufmerksam machen wollen dass sie an alledem nicht die geringste Schuld trug. „Lasst … sie.“ Mehr brachte er nicht zustande. Er hatte das Genick gehoben um den Fürsten eben diese Worte ins Gesicht zu sagen, zumindest glaubte er dort das Gesicht zu erkennen, doch die Anstrengung, die plötzliche Bewegung und der Versuch den Wind zu beeinflussen, ließen seinen Körper vor Erschöpfung verblassen. Seine Sicht wurde schwarz, und er fühlte Schuld. Schuld darüber, erneut Probleme wegen seiner eigenen Gefühle verursacht zu haben. Und eben dies bei der Frau, für die er all jene Gefühle empfand.
Guinevere de Enyalíe
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:06 pm
Tränen. Vielmehr blieben ihr nicht in diesem Moment und angesichts eben jener Worte, die ihr Vater ihr entgegen warf und von denen sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte. Es war unfair, welche Entscheidung er hier von ihr verlangte, unfair ihr diese Fragen zu stellen, wo er doch wusste, wie sie empfand. Erneut hallten ihre eigenen Worte durch ihren Geist "Du wirst immer der wichtigste Mann in meinem Leben sein, Vater. Niemand wird dir das fortnehmen können und ich werde immer bei dir sein. Dich werde ich immer am Meisten lieben, ganz egal, wer da noch kommen wird" - sie hatte es ihm gesagt und nun stand sie hier und fühlte, wie ihr eigenes Herz sich immer wieder schmerzhaft zusammen zog und die Pein durch ihren gesamten Körper senden ließ. Sie brachte nichts als Schmerz - dieser ganze Krieg war nur wegen ihrer Familie gewesen, der Streit mit den Großmeistern, Jonathans Angriff, Feredirs Folter und das Leid ihres Vaters. All das geschah einzig und allein wegen ihr und während sie schluchzend dort stand, wünschte sie sich nichts mehr, als dass es sie nicht einmal gegeben hätte. Es wäre alles besser gewesen. Feredir wäre bei den anderen Großmeistern und hätte niemals leiden müssen, ihr Vater, wenn sie ihn überhaupt noch so nennen dufte, hätte diese Angst nicht durchstehen müssen, Jonathan wäre niemals so dermaßen in Ungnade gefallen, dass er aus dem Land hätte fliehen müssen und vielleicht würden sogar noch ihre Eltern leben, weil die Großmeister sie nicht hätten umbringen können, ohne einen Nachfolger auf dem Thron. Es tat ihr leid, dass sie all das verursacht hatte, leid, dass sie diesen Wesen so wichtig war und es brach ihr das Herz den Schmerz in den Augen all jener zu sehen, die ihr wichtig waren. Schmerz, den einzig und allein sie selbst zu verantworten hatte.
Beriadan
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:18 pm
Beriadan hörte Feredirs Worte, sah Guinveres Augen und die Tränen, die darin glänzten. Und ansonsten? Stille. Oromis sprach kein Wort, auch die Elfen hinter ihm blieben Stumm wie Wächterstatuen und Beriadans Kehle schnürte sich zu. "Ich kenne diese Liebe. Eine Liebe, stärker als jede Vernunft. Stärker als... das Leben. Stärker als der Tod. Die Wurzeln dieser Liebe sind stärker, als die der größten Eiche. Kein Sturm vermag sie zu schädigen. Die Leidenschaft brennt heißer als jede Flamme, ihr Zorn ist schneidender als Eis. Wo immer der Geliebte auch ist, dort ist Licht und vertreibt alle Dunkelheit" flüsterte er leise und schloss die Augen. Ich tanze doch schon seit Jahren mit dem Tod - ich muss sie nicht in diesen Reigen mit hinein ziehen er öffnete schließlich wieder die Augen. "Ich habe ein ganzes Volk ins Verderben gestürzt um meine Liebe zu halten. Ich... aus mir sprach die Furcht eines alten Mannes. Die Furcht vor dem Tod und vor der Einsamkeit. Ich" er straffte seine Gestalt. "Komme heute Nacht nach Hause, bitte"
Guinevere de Enyalíe
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:29 pm
Langsam nur schüttelte Guinevere den Kopf und während ihr Geist all die Worte, die Situation und die Wesen um sie herum nicht einmal erfassen konnte, war dies die einzige Reaktion, zu der sie im Stande war während sich die Spirale der Selbstvorwürfe in ihrem eigenen Kopf weiterdrehte. Ein ganzes Volk ins Verderben gestürzt ... würde das eines Tages auch auf ihr lasten, weil sie ihn nun befreit hatte? Weil sie naiv genug gewesen war, um all diese Leben dem Tode zu weihen, nur weil sie ihren eigenen Willen haben wollte, weil sie einen Mann hatte schützen wollen, den sie erst so kurz kannte. Es war nicht richtig, es würde niemals richtig sein, ihre eigene Entscheidung würde niemals etwas anderes außer Schmerz und Tod beschreiben und aus der Furcht heraus, sie könne das Leid Beriadans nur noch schlimmer machen, wich sie taumelnd einen Schritt zurück. Wenn sie von ihnen fortging, dann würde der Schmerz nur noch kurz anlasten und dann würden sie sie vergessen, sie würden sie vielleicht verabscheuen oder hassen, aber es würde ihnen besser gehen als wenn sie bei ihnen blieb. Sie würde sie nur weit genug von sich selbst fortschieben müssen, damit sie sie vor dem Elend ersparte, das ihr Wegbegleiter geworden war. "... du hast Recht ..." Nie war es ihr so schwer gefallen, jene Worte zu formen - nie hatte es ihr mehr weh getan, aber wenn sie ihn beschützen wollte, wenn sie wollte, dass Feredir lebte und in Sicherheit war, dann würde sie fort müssen. Wenn sie ihn liebte, dann ging es nicht anders, auch wenn sie spürte, wie mit jeder einzelnen Sekunde ihr Herz in kleine Teile zerbrach. Die Erinnerungen, an die sie einst noch mit Glück und Liebe gedacht hatte, schmerzten jetzt in ihrem Inneren und nahmen ihr die Luft zu atmen. "... ich bin naiv und habe nicht nachgedacht. Ich habe einen Krieg zu verantworten mit meinen Handlungen ... ich habe dir nicht mehr als Schande und Schmerz bereitet. Ich sollte nicht hier sein und euch weiterhin ins Verderben reißen." Es war erstaunlich wie ruhig, wie gleichmütig die Worte über ihre bebenden Lippen drangen, wie die Tränen in ihren Augen versiegten. Leere - das war das, was sie jetzt spürte als der Schmerz verschwand und nichts übrig ließ. Es war, als wäre ihre Haut zu groß für jenen Teil ihrer Seele, der übrig geblieben war und als sie sich herum wandte, um an ihnen vorüber zu treten, machte ihr das, was sie jetzt fühlte, mehr Angst als jeder Angriff und alle Schrecken, die sie bislang gesehen hatte.
Beriadan
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:46 pm
Beriadans Hand griff nach dem Arm des Mädchens und hielt sie fest. "Bleib stehen" meinte er leise, aber bestimmt. "Du bist Naiv mein Kind, das stimmt, aber du bist jung und unbedarf und ich zürne dir nicht." flüsterte er leise. "Du hast mir keine Schande bereitet. Und der Schmerz, den ich erlitt, durchfuhr ich nur weil ich dich Liebe"erklärte er leise und schüttelte den Kopf. Noch immer saß ihm der Schock in den Gliedern und nur langsam drang die Tatsache, dass sie wohlauf und am Leben war zu ihm durch. "Dieses Volk leidet durch mit Guinvere. Noch immer wollen die Großmeister mich tot sehen. Du hast damit nichts zu tun. Du bist an alle dem eben so wenig Schuld wie irgend ein anderer hier. Der Sturm, der sich zusammenbraut gilt mir. Es sind meine Verfehlungen, denen ich mich entgegen stellen muss. Du bist das einzig gute, das ich zu verantworten habe. Deshalb habe ich Angst davor dich zu verlieren. Da ich ansonsten nur Dunkelheit über die Welt gebracht habe. Ich liebe dich. Ich will dir nicht wehtun."
Nyaralin Königin der Elfen
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Thema: Re: Ausläufer des Waldes Do Jan 15, 2015 11:56 pm
"Av-'osto", wisperte eine leise Stimme an die Ohren der Jüngsten unter ihnen und behutsam schob sich eine Hand auf ihre Schulter, hielt sie sanft daran fest und drehte sie zu sich herum, um sie davon abzuhalten, in den Wald und in die eigenen dunkelsten Befürchtungen zu flüchten, die sich wie ein Schatten über ihrer eigenen Seele ausgebreitet hatten und das Licht verdunkelten, das von ihr einst noch ausgegangen war. Sie hatte beobachtet, wie das Mädchen sich von Beriadan losgerissen hatte, vor ihm und seinen Worten zurück gewichen war und erneut den Kopf geschüttelt hatte und es schmerzte sie, nun so deutlich zu erkennen, was dazu beigetragen hatte, dass sie nun an eben dieser Stelle standen und dass das Volk der Sterne hier ihr Licht verloren hatte. Beriadan war zerrissen von Zorn und Leid, sein Herz zerschlagen und fern aller Gefühle, die er sich selbst noch zugestand, nun riss er auch sein eigen Fleisch und Blut in eben jenen Strudel hinein und mochte das Kind auch noch immer einen menschlichen Teil in sich selbst verwahrt haben, so sah sie doch deren Schmerz und deren Überforderung. "Es ist genug, Beriadan. Dies ist der falsche Ort für ein solches Gespräch und der falsche Augenblick", erhob sie die Stimme noch einmal und ließ ihren Blick hinüber zu dem alternden Elfenfürsten wandern, der sich hier aufgebaut hatte und dessen laute Stimme durch den Wald gedrungen war. Oromis' Zauber, sie aus Glaedrs Augen blicken zu lassen, hatte es ihr ermöglicht, jedes einzelne Wort mit anzuhören und sich selbst eine Meinung über das zu bilden, was geschehen war. "Wir werden über die Konsequenzen dieser Rettung sprechen, aber nicht hier. Nicht, solange es jemanden gibt, der unserer Hilfe bedarf und solange unsere Schutzzauber überlistet wurden. Der Augenblick der Stille wird uns allen die Gelegenheit zum Nachdenken geben", setzte sie nach und schickte ein weiches Lächeln nach, während ihr Blick für einen Moment lang den elfischen Reiter streifte, der bislang still geblieben war.