Langsam öffnete sich das Tor von La Última Alcázar und die Prozession setzte sich in Bewegung. Ein mit dünnen schwarzen Schleiern verhangener Wagen, gezogen von großen Rappen, fuhr auf die Brücke, gefolgt von der königlichen Familie. Sie alle trugen schwarz und Lucia verbarg ihr Gesicht hinter einem Schleier. Alejandro folgte dem Wagen mit erhobenem Kopf, als die Glocken der Stadt ruhig zu läuten begannen. Ihnen folgten einige Adlige, Magier und königliche Gardisten, die einen schwarzen Waffenrock über ihre weißen Rüstungen geworfen hatten. Die Sonne stand schon tief und warf seine Schatten auf die Statuen, die Links und Rechts die Brücke säumten. Sie alle schienen in Alejandros Augen dem Helden ihre letzte Ehre erweisen zu wollen. Auch Griffith würde bald bei ihnen stehen, an dem Ort an den er gehörte, schützend als letztes Bollwerk vor seinem König.
Der Wagen fuhr auf den Platz, auf dem sich Arm und Reich versammelte hatte, um ihrem Retter die letzte Ehre zu erweisen. In der Mitte des Platzes war ein etwas vier Meter hoher Scheiterhaufen errichtet worden, der von sechs Gardisten mit ihren Fackeln umringt wurde. Die Prozession hielt am Ende der Brücke, nur Alejandro und drei Gardisten folgten dem Wagen bis zum Scheiterhaufen. Sie zogen die Vorhänge beiseite und hoben Griffith vorsichtig herunter, um ihn die Stufen zur Spitze des Scheiterhaufens hinauf zu bringen. Alejandro war es ihm schuldig seinen Freund zu tragen, seinen Retter. Er hatte sein Leben geopfert um alle zu Retten und den Wünschen seines Königs zu entsprechen. Langsam setzten sie ihn auf dem Holz ab und die Gardisten verließen die Plattform, während Alejandro sich neben Griffith kniete. "Wir werden dich nie vergessen, dafür werde ich sorgen.", versicherte er ihm und legte ihm auf jedes Auge eine goldene Münze für den Fährmann. Langsam erhob er sich wieder und blickte auf die vielen Gesichter die sich versammelt hatten.
"Wir sind heute hier, um dem größten Helden unserer Zeit, den Respekt zu zollen den er verdient.", erklärte Alejandro mit erhobener Stimme. "In Erfüllung seiner Pflicht, für König, Vaterland und Volk, ließ er sein Leben, um die unsrigen zu schonen...", Alejandro versagte für einen Moment die Stimme und er hielt inne, blickte auf das ruhige Gesicht herab. "Griffith war mein engster Freund und Vertrauter. Er war ein Mann von Ehre, der stets die Wahrheit sagte und dem es jeder intriganten Ader oder List fehlte! Er war jung und verließ uns nur all zu früh... Mögen die Götter ihm gnädig sein und seine ewige Seele in die elysischen Gefilde entrücken.", sprach Alejandro ein letztes Gebet und faltete die Hände. Griffith hatte nichts weniger verdient, als das Paradies.
Alejandro nahm die Fackel entgegen die ihm einer der Männer herauf getragen hatte und entzündete das Feuer zu Griffiths Füßen, ehe er hinab stieg. Als seine Füße wieder den Boden berührten, entzündeten die Gardisten den Fuß des Scheiterhaufens mit ihren Fackeln und traten von den Flammen zurück. Alejandro stellte sich zu seiner Familie und stimmte einen Trauergesang an. Es ging darin um Aufopferung, Freundschaft und Pflichterfüllung. Es war ein Lied in dem die Helden der alten Sagen, einen Sterblichen für seine Taten in ihre Reihen aufnahmen um ihm zu huldigen. Alejandro schien kein anderes passender, als die Versammelten mit einstimmten. Langsam Fraß sich das Feuer durch die Schichten aus Holz und die Hitze breitete sich auf dem Platz aus. Eine gewaltige schwarze Rauchwolke stieg in den Himmel auf, durchsetzt von kleinen Funken, die den langsam aufgehenden Sternen nacheiferten.
Die Sonne sank tiefer und tiefer und die Versammelten, verließen allmählich den Platz, gingen zurück in ihre Häuser, um Ruhe und Kraft zu finden, die Zerstörungen in ihrer Stadt wieder aufzubauen. Es war nach Mitternacht, als Lucia ihm eine Hand auf die Schulter legte und mit ihrem kleinen Bruder und ALejandros Neffen in die Festung zurück ging. Doch der König blieb stehen, starrte auf die Flammen, lauschte dem Knistern und Fauchen. Er war es seinem Freund schuldig zu warten. Das Holz Knackte und brach, der Haufen wurde kleiner und kleiner und die Flammen leiser und ruhiger. Als die ersten Strahlen der Sonne die Steine des Platzes erhellten, sah Alejandro die letzte Flamme ersterben und nur noch Glut und Asche blieben zurück. Der König atmete tief durch und wandte sich ab. "Lasst die Asche zusammen tragen und in das königlichen Mausoleum bringen.", befahl er einem der Gardisten und schritt über die Brücke auf die Festung zu.