Zeltstadt

Juliana funkelte immer wieder den großen Schmied finster an, während sie sich darum bemühte, die Ketten um ihre Handgelenke zu lösen, die sie an eine der oberen Zeltstangen gefesselt hielten und ihre Arme über ihren Kopf gezwungen hatten während er ihre Beine mit eisernen Schellen davon abhielt, nach ihm zu treten und ihn vielleicht in das Feuer seiner Esse zu stoßen. Sie hasste diesen Ort, hasste das Zeltlager und das Land, das Fyham übernommen hatte ebenso sehr wie sie die Soldaten und ihren vermeidlichen neuen Herren verabscheute, der daran Schuld trug, dass man ihr jetzt Ketten angelegt hatte, die der Schmied ihr bereits um den Hals gelegt hatte. Es war erniedrigend, als wäre sie nicht mehr als ein einfaches Haustier, das man ausführen musste aber nachdem sie zuerst noch wüste Flüche ausgestoßen und den Schmied beleidigt hatte, war er dazu übergegangen mit der Kette um ihren Hals dafür zu sorgen, dass ihr gerade einmal noch so viel Luft blieb, um überhaupt atmen zu können und so waren ihre Beleidigungen verstummt.
Eine ganze Weile lang hatte sie im Delirium verbracht, war immer wieder weggesackt und von den Fesseln um ihre Handgelenke weitestgehend aufrecht gehalten worden, aber spätestens nachdem das Gejohle und die lauten Stimmen der Soldaten an ihre Ohren gedrungen waren, war sie wieder hochgeschreckt. Ein kleiner Teil der Männer hatte nach ihr gegriffen, hatten ihr auf den Hintern geschlagen und nach ihren Brüsten gegriffen bis der Schmied sie laut wieder vertrieben hatte und ihnen mit einer glühenden Zange gedroht, sie zu kastrieren, wenn sie die Sklavin des Celzer Gaius Titus nicht in Ruhe ließen und irgendwann waren die Zwischenfälle ausgeblieben. Schlafen hatte Juliana trotz allem nicht können, sie hatte das Lagerleben beobachtet, hatte die Männer beobachtet, die hier vorüber gingen und sich jedes Wort eingeprägt, das gesprochen worden war, weil das das Einzige war, womit sie sich selbst noch die Zeit vertreiben konnte.

Coreen und ihm wurde sogar ein gemeinsames Zelt zugeteilt, wenngleich auch Alvias nicht wusste ob dies geschah um ihnen beiden etwas Nähe zuzugestehen, oder aber ob es pure Logistik war. Denn größer als das Zelt, welches andere Soldaten alleine bewohnten war es nicht. Er schätzte sogar, dass es zuvor als Lager gedient hatte, zumindest ließ der Geruch nach Lederöl darauf schließen.
Die Dunkelheit legte sich wie ein sanftes Tuch über die Welt während Alvias eine kleine Lampe anzündete und ins Zelt ging, sich dabei halb bücken musste. "Ich mag dieses Land nicht" flüsterte er leise und bettete sich neben Coreen, während er ein Gähnen unterdrückte. "Ich weiß - ja ich weiß, dass ich mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe." erklärte er leise und spürte ihren stechenden Blick im Rücken. "Und es tut mir leid. Ich dachte auch, dass Graham einen besseren Plan hat. Aber dieser Aurelius... er hat etwas an sich, was mir Sorgen bereitet"

Missmutig hatte Coreen die Arme vor der Brust verschränkt und sich auf der kleinen Liege nieder gelassen, die in dem Zelt stand und die die wohl einzige Möglichkeit für sie momentan war, sich überhaupt zur Ruhe zu begeben, selbst wenn ihr ganz und gar nicht nach der Ruhe zu Mute war. Die Idee hierher zu kommen hatte sie bereits kurz nach ihrer Ankunft bereut, aber der Tag war nicht besser geworden und inzwischen wusste sie nicht einmal mehr, wen sie für all das, was geschehen war, mehr verfluchen sollte - das Volk und die Soldaten Fyonaras, Fyham oder ihre beiden Begleiter. Unwirsch löste sie die Arme aus der Verschränkung und wischte sich eine der schwarzen Strähnen aus dem schmalen Gesicht, das im Schein der Feuerschalen bedrohlich zu funkeln begonnen hatte. "Nicht gerade mit Ruhm bekleckert?", hakte sie schließlich nach und hob die Augenbrauen ein Stück weit, als wolle sie sicher gehen, dass sie ihren Mann soeben wirklich gerade richtig verstanden hatte.
"Du hast dafür gesorgt, dass wir aussehen, als wären wir nichts anderes als Grahams Marionetten, einmal abgesehen von der Tatsache, dass Drake dafür gesorgt hat, dass unser Land so aussieht, als wäre es von Schwachsinnigen geführt", setzte sie wenig später zur Erklärung hinterher und ihre Stimme hatte einen schneidenden Tonfall angenommen. "Du hast dafür gesorgt, dass selbst die Soldaten hier uns keinen einzigen Deut Respekt entgegen bringen und wäre Drake hier, würde ich ihm mit eigenen Händen den Hals umdrehen und ihn freiwillig an Fyonara abgeben, damit wir vielleicht eine Chance auf ein Bündnis haben, das wir dringend brauchen, wenn sie uns mit diesem Heer hier nicht einfach überrennen wollen. Wir können nicht Ryanti und Fyonara aufhalten, falls das euch beiden noch nicht klar geworden ist."

Alvias öffnete den Mund um etwas zu sagen, ehe er es sich anders überlegte. Es gab Momente, da war es klüger einfach den Mund zu halten und dies war einer dieser Momente. Er wusste, dass sie recht hatte, wusste um die prekäre Lage in der sie steckten und das es unabdingbar war, dass sie genau darauf achteten was sie zu wem wann sagten.
Allgemein stand momentan das ganze Reich auf wackeligen Füßen und noch immer beunruhigte es Alvias, dass sie seit den seltsamen Berichten aus einem kleinen Dorf nichts mehr von Ryl´afay gehört hatte jedoch waren das nun Probleme an denen er hier nichts ändern konnte. Es stimmte was sie sagte. Sie hatten sich eine Blöße gegeben und würden nun mit diesem Handicap spielen müssen, wenngleich auch Alvias sich fragte ob sie überhaupt etwas an der SIchtweise Fyonaras auf sie hätten verändern können. Er hätte gerne zurück geblafft, hätte diskutiert doch würde dies eine Lautstärke nach sich ziehen, die er nicht riskieren wollte

"Bei den prallen Brüsten von Lucina!" rief Gaius freudig aus, nachdem sie einen angemessenen Abstand zu Aurelius Zelt gewonnen hatten. "Ich meine, hast du gesehen wie er dich angesehen hat? Als er mich beim Lauschen erwischte, das wars für dich. Ich ging fest davon aus, dass ich dir damit sämtliche Chancen versaut habe - aber schau dich an! sein Grinsen wurde breiter. "Ich meine, dein Säckchen mag nicht prall gefüllt sein" mit einer schwungvolleren Geste deutete er auf den Sack voller Gold in Quintus Hand. "Aber dafür wird dein andere Säckchen auch nie wieder bis zum platzen gefüllt sein!" und mit einer weiten, ausladenden Geste deutete er in Richtung von Quintus Gemächt. "Meinen Glückwunsch alter Freund, wenn auch mit mehr Glück als Verstand aber das scheint dir sowieso zu eigen. Wenn du in diesem Tempo aufsteigst hast du mich vielleicht in... naja, sagen wir dreihundert Jahren eingeholt!"

„Das du im Rang noch immer über mir stehst heißt nicht, dass ich dir nicht eine Tracht Prügel verpassen kann.“ Er stieß den Freund hart mit dem Ellenbogen in die Seite, ließ es dabei jedoch bleiben und sah sich stattdessen ein wenig in der Zeltstadt um. „Nun als erstes werde ich mir meine Grazie aus dem Kerker holen. Ich hab ja die Hoffnung dass sie ein wenig umgänglicher ist als die rothaarige Furie die du bekommen hast. Danach wird der Gang zur Verwaltung gehen, man wird mich sicherlich neu einkleiden wollen und bei Gelegenheit will ich die neuen Leute kennenlernen die künftig unter mir dienen werden. Wenn ich es mir recht bedenke ist es immer noch kaum zu fassen, ich habe bald zehn von meiner Sorte die ich befehligen kann.“
Freude war wohl das stärkste Gefühl das ihn in diesem Moment umfing und das ihn weiterhin Lächeln ließ, stärker als sonst. „Das Geld … nun ich weiß noch nicht ob ich es aufbewahren soll oder es in … kurzfristige Anlagen investieren. Wie geht es dir eigentlich? Hast du dein Weibsbild inzwischen unter Kontrolle bekommen oder versucht sie dir noch immer nachts die Eier abzubeißen?“

"Ich habe ihr antrainiert nur noch oberhalb der Gürtellinie zu beißen" gab Gaius zurück, dessen freudiger Gesichtsausdruck von seinem Gesicht geglitten war wie Schnee im Hochsommer. "Aber danke für die Nachfrage. Abgesehen davon habe ich dein Mädchen gesehen - ein kleines, mageres Ding. Hat eine Brust wie ein Junge. Da brauch ich dir keinen Spaß zu wünschen - meine ist immerhin rassig, flammend im Bett wie auf dem Kopf. Du weißt doch was man sagt: Rostiges Dach, feuchter Keller" er lachte rauh und lang während sie weiter durch die Zelte schlenderten.
"Wenn du mich fragst leg es an - und damit meine ich nicht in Pferderennen. Kauf dir ein kleines Weingut. Dann kannst du, wenn es gut an der Sonne liegt in etwa zwanzig Jahren gut das dreifache heraus holen und bist dann im Alter ein gemachter Mann mit einem nie enden wollenden Vorrat an gutem Wein. Es gibt schlimmeres"

„Nun ich kann mir besseres vorstellen als in irgendetwas zu investieren was in ein paar Jahren vielleicht verfallen ist oder dessen Marktanteil komplett übersättigt ist. Schau dir dieses Land nur an, die Sonne scheint hier weitaus stärker, jeder zweite Idiot wird versuchen in die Weinherstellung zu investieren. Ein paar schöne Erinnerungen allerdings mein guter Freund, die halten sich ein Leben lang und behalten ihren Wert.“ Er hatte das Denken von Gaius stets ein wenig argwöhnisch betrachtet, war der andere in seinem Vorhaben doch derart vorsichtig und gewählt das er sich manchmal fragte, wie er überhaupt seine Zeit bei den normalen Truppen überstanden hatte. „Du hast das verdammte Mädel doch noch nicht einmal gesehen, die Brüste sind genau richtig, frischen Früchten gleich und ich glaube fast das sich die Kleine, wenn sie sich erst einmal an alles gewöhnt hat, recht gut machen wird. Sie ist keinesfalls dumm … nun so hat sie zumindest nicht auf der Reise gewirkt. Worauf ich allerdings verzichten kann ist, in meinem eigenen Bett noch von einer Frau angegriffen zu werden.“
Auf einen ernsten, kritischen Blick hin zog er nur kurz die Schultern in die Höhe.

"Man merkt, dass du noch nie guten Sex gehabt hast. Ficken ist ein Kampf mein Lieber und wenngleich du auch das Schwert hast, so besitzt die Frau doch weitaus gefährlichere Taktiken auf dem Schlachtfeld und wenn sie dein Schwert erst einmal in die Hand bekommt... dann ist es gleich aus. Du musst sie dominieren aber wenn du nur ein kleines Mäuslein hast, dass die Beine breit macht wirst du alt und lasch und als Liebhaber furchtbar uninteressant. Naja, wahrscheinlich bist du das ja schon. Ich meine, du bezahlst ja deine Gegnerinnen für die Aufgabe." er schüttelte den Kopf.
"Eine Fotze muss man sich verdienen! Erkämpfen - mit Blut wenn es sein muss und im Bett ist es wie auf dem Schlachtfeld. Nur wenn du schwitzend und mit blutigen Striemen davon kommst, weißt du dass du wirklich lebst!" er schnaubte ob Quintus Gesichtsausdruck. "Und halt bloß dein Maul! Meine poetischen Künste sind noch einer der Gründe, wieso ich im Rang über dir stehe!"

„Das und die Tatsache dass du anscheinend auch im Privatleben ständig auf dem Schlachtfeld stehst. Aber warte, ist die Schildformation dann gleichbedeutend mit …“ Er entging mit einem schnellen Ausfallschritt einem Hieb. „Ich meine wenn du mir von Taktiken und Angriffen im Bett erzählst muss ich doch auch solche Dinge beachten. Deine angeblich poetischen Künste in allen Ehren. Du tust glaube ich keiner Frau einen Gefallen wenn du ihr verschandeltest Gesicht so tief in das Kissen drückst, das du am Ende als Nekrophiler dastehst. Was nun den guten Sex wiederum betrifft so kann ich mir nicht wirklich vorstellen dass eine deiner Liebhaberinnen länger überlebt hat, würde vielleicht auch erklären warum du keine dafür bezahlen willst. Wenn du die armen Frauen bezahlst gehen sie davon aus das sie lebend aus deinem Bett zurückkommen, wenn du allerdings irgendwelche verheiratenden Frauen vögelst kannst du natürlich sagen, sie hätten sich auf eigene Gefahr mit die eingelassen. Naja so oder so siehst du so aus, als hättest du die letzten Kämpfe eher verloren als gewonnen. Ach komm du kannst doch nicht behaupten das es dich in Rage bringt wenn die Frau dich anspuckt oder dir versucht mit ihren Händen den Schwanz abzureißen.“

"Ach halts Maul!" antwortete Gaius nur und schüttelte den Kopf, während er dem anderen einen finsteren Blick zuwarf. "Geh und fick deine Lustknaben! So einen Scheiß brauch ich mir von dir nicht anhören. Mir vorzuwerfen ich würde Weiber im Bett umbringen, heuchlerischer Ziegenbock!" blaffte er und schüttelte den Kopf. Seine eigene Mutter war gestorben, da sie ein Feind der Familie entführt, vergewaltigt und erwürgt hatte. Eine Geschichte, die er zwar verkraftet aber niemals vergessen hatte. Vielleicht war das auch einer der Gründe, wieso Gaius sich so auf seinen Militärdienst versteifte.
"Und was ich mit meinem Weib anstelle ist meine Sache. Und jetzt pack deinen jämmerlichen kleinen Goldsack weg, den du sowieso verschleudern wirst und komm mit. Holen wir dein neues Fickstück aus dem Kerker, dann kannst du sie zureiten wie du magst" er mahlte mit den Kiefern aufeinander. Er stieß gegen einen Stein, welcher mehrere Meter weit sprang und schließlich klickend liegen blieb

tbc:
Kerker

Die Sonne hatte sich bereits über die große Stadt gelegt und tauchte das Heerlager somit in einen grellen Sonnenschein, an den er sich jedoch inzwischen gewöhnt hatte. Er trug nichts weiter als eine einfache Tunika, gewickelt aus festen Leinen, welche ihm knapp bis zum unteren Oberschenkel ging. „Der hier Angeklagte Quintus Aponius ist beschuldigt, den Protector Aurelius de Gaweia vorsätzlich angelogen zu haben um seine eigene Tat zu verstecken.“ Es befand sich eine ganze Reihe an Soldaten vor dem Pranger an welcher ihn ein Mann von recht kleinem Wuchs band, dem ein buschiger, brauner Bart im Gesicht stand und der ihn aus strengen Augen ansah als er ihn festzurrte. Und auch glaubte Quintus Abscheu in den Augen des Mannes zu sehen, ehe er sich entfernte und der Mann weiter verkündete. „Daher wird er seines erst kürzlich erhaltenen Ranges des Binders enthoben und wird zusätzlich zu zehn Peitschenhieben verurteilt. Dies jedoch in aller Öffentlichkeit um seine Schande aller Welt preis zu geben.“ Nun trat ein Mann hervor den Quintus nicht mehr sehen konnte, war sein Blick doch bereits im Pranger und abseits der Meute. Alles was er hörte war das laute Knallen der Peitsche die die Luft förmlich zerriss. Er fürchtete nicht den Schmerz, was jedoch daran lag das er ihn bisher noch nie gespürte hatte, nie das Gefühl erlebt hatte wie ein strammes Stück Leder in die Haut und das Muskelgewebe aufriss, bis davon nur blutige Überreste zu sehen waren. Als der erste Peitschenschlag schließlich kam, trieb der Schmerz ihm Augenblicklich die Tränen in die Augen, doch schämte er sich dieser gleichermaßen wie dem kurzen Aufschrei, auch wenn dieser noch unter den zweiten Peitschenschlag erstarb. Die Menge raunte ein paar Mal nur leise, blieb ansonsten jedoch still und als der Mann mit der Peitsche schließlich erschöpft durch die Menge stapfte, ertönte ein lautes Klatschen von den Zuschauern.
Er wurde jedoch nicht direkt losgebunden, zuvor hatte jeder die Möglichkeit an dem gebeutelten Mann vorbei zu stapfen und seine Schande zu betrachten. Dann erst, als eine weitere halbe Stunde vergangen war wurde er schließlich losgebunden und von zwei Zeniten unter den Armen gepackt. Aufgrund der Haltung, des Schmerzes und nicht zuletzt des Blutverlust fühlte er sich benommen und taumelte immer wieder hin und her, sodass er das Zelt der Ärzte auf das sie zusteuerten, nur noch Schemenhaft sah und mutmaßen konnte, was genau es war.

Lauwarmes Wasser rann über Quintus Stirn, während der weiche Stoff ihm den Schweiß und das wenige Blut aus der Stirn wischte, welches sich dort sammelte, nachdem sich Quintus während der Tortur die Stirn am rauen Holz aufgeschrammte hatte. "Ganz ruhig" erklärte er leise und besah sich den alten Freund, welcher blass und zittrig auf dem Bett lag und Schuldgefühle überkamen ihn. Egal wie nachdrücklich Aurelius ihm versichert hatte, dass es so oder so dazu gekommen und nicht seine Schuld wäre, so konnte Gaius doch das Nagende Gefühl des Verrats und der Schuld nicht gänzlich aus seinem Geist verbannen und so war es das Mindeste gewesne, dass er sich nun um Quintus kümmerte.
"Die Ärzte geben dir erst in einer halben Stunde etwas gegen die Schmerzen. Die Lüge soll nachbrennen haben sie gesagt" erklärte er und hob den Tonbecher an Quintus Mund, damit dieser etwas trinken konnte. "Du bist nach dem sechsten Peitschenhieb ohnmächtig geworden und erst nach dem achten wieder aufgewacht. Hast dir quasi einen Teil erspart. Aber dein Rücken sieht übel aus. Sie haben ihn aber mit Umschlägen versorgt. Es werden Narben bleiben, aber nichts was dich behindert. Der Soldat war ein Profi"

Mit einem schwachen, fiebrigen Blick sah er einen Mann über sich, doch glaubte er im ersten Moment in diesem Gesicht den Mediziner zu erkennen der gerade auf ihn einredete, auch wenn er dies nicht gänzlich verstehen konnte. Doch bei genauerem Hinsehen stellte sich dieser als Gaius heraus, was ihm trotz der Schmerzen ein Lächeln auf die Lippen trieb. „Alter Hund … Konntest es dir nicht nehmen lassen mich jetzt schon zu verhöhnen was?“ Das Lachen das er daraufhin hervor brachte war nur schwach und kehlig, doch andernfalls hätte man es vermutlich nicht einmal im Geringsten als Scherz verstanden. „Danke dass du hier bist.“ Er griff nach der Hand des Freundes und umklammerte diese fest. „Mein Rücken? Mhhhm ob Narben oder nicht, das soll mir gleich sein. Ich würde Narben am ganzen Körper in Kauf nehmen, könnte ich dafür diese Dummheit ungeschehen machen.“ Im Stillen verfluchte er diese verdammten Ärzte dafür das sie ihm das Schmerzmittel noch immer nicht eingeflößt hatten und ihn schmoren ließen, fühlte sich sein Rücken doch in etwa so an, als hätte man auf ihn heiße Kohlen gelegt die sich langsam in das Fleisch einbrannten.
„Habe … habe ich mir Schande gemacht?“ Es war der letzte Rest an Hoffnung den er noch hatte und möglicherweise das einzige was ihn davor bewahren würde, auch den Respekt seiner Männer zu verlieren, die all dies mitangesehen hatten.

"Du hast dich zumindest mal nicht eingepisst" erwiderte er und schüttelte lächelnd den Kopf. "Aber ansonsten nicht mehr als sonst" erklärte er und schüttelte den Kopf.
"Verzeih mir, dass ich nicht für dich gelogen habe. Aurelius hat mich zu sich rufen lassen und mir gesagt was er erfahren hat. Ich sah keinen Sinn darin ihn zu belügen und habe daher ihm alles gesagt. Danach hat er dich rufen lassen und nunja... die Bestrafung war nicht wegen dem was du getan hast, sondern weil du es nicht hast zugeben können" erklärte er Quintus.
"Bitte sag mir, dass du wenigstens dein Gold nicht schon... für einige schöne Momente ausgegeben hast. Denn so schnell wirst du nicht mehr richtiges Geld verdienen" er zeigte ein schmales, mitleidiges Lächeln. "Ich versuch dir mal einige Schmerzmittel besorgen. Kann ich dir sonst noch etwas gutes tun?"

„Mhhhm … Was gegen die Schmerzen würde schon ausreichen.“ Sein Sichtfeld hatte sich inzwischen größtenteils wieder aufgehellt und die letzten dunklen Flecken lösten sich langsam. „Mein Geld? Nein, nein das meiste davon hab ich noch, wie hätte ich das denn derart schnell ausgeben sollen? Ein bisschen Silber für ein paar leichte Mädchen … mehr war es nicht. Den Rest hab ich noch.“ Er vermutete bereits das er Quintus jetzt, wo er weder aufstehen noch sich wehren konnte einen Vortrag darüber halten würde wie klug es war mit einem gewissen Kapital in etwas langfristiges zu investieren wie Beispielsweise einen kleinen Weinberg. Er musste früher oder später großflächig reüssieren anstand nur in den Tag hinein zu Leben und jeden Tag als den letzten zu betrachten, doch sah er dies, angesichts seines derzeitigen Ranges, noch immer für das sinnvollste.
„Die paar Minuten im höheren Rang Gaius, mhm sie waren wunderbar. Das kurze Gefühl das man derart viele Männer unter sich hatte, das man nicht mehr in die vollen Latrinen der Zeniten scheißen muss sondern seine eigene Ecke hat und die Zelte erst …“ Einen Augenblick lang schweiften seine Gedanken ab und er blinzelte in eine entfernte Richtung. „Kaum zu glauben oder? Das diese verdammten Wachen das alles gehört haben … du hast mich vor dem schlimmsten bewahrt mein Freund. Wäre das weiter gegangen, würde ich jetzt vermutlich am Kreuz hängen.“

"Ich glaube eher, dass man dich bis zu den Schultern in neu ausgehobenen Latrinengruben einbuddeln würde. Danach würde man einfach warten bis du, nunja" er lächelte. "Naja aber immerhin ist das nicht passiert, nicht wahr?" fragte er und ging zu einem der Ärzte, sprach einige Momente mit ihm und kam schließlich mit einer kleinen Pastille urück, welche wie ein zusammengepresstes Bündel an Blättern aussah. "Hier, schluck das dann gehts dir besser" erklärte er seinem Freund und klopfte diesem auf den Rücken. "Also ich weiß, dass ich es dir bereits gesagt habe - aber ganz im Ernst. Leg dein Geld besser an. Du weißt nie wann du es mal gebrauchen kannst." erklärte er und klopfte Quintus auf die Schulter, lies das jedoch recht schnell bleiben nachdem dieser das Gesicht vor Schmerz verzog.
"Oh entschuldige... verzeih bitte. Nun was deine Unterkunft betrifft - ich werde versuchen einige gute Worte für dich einzulegen. Aurelius ist nicht der Einzige, der dich befrödern kann und wenn du dich anstrengst wird das alles wieder"

„Mhhm..“ Er murrte nur leise und versuchte den Schmerz zu unterdrücken der ihm durch das Klopfen des Anderen noch immer in den Gliedern lag. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wer mich in nächster Zeit befördern sollte. Warum auch? Aurelius wird das was ich getan habe nicht offiziell machen können. Schau nicht so dumm, das Herbringen der Königskinder nicht das in dem Kerker. Allerdings ist herbringen dabei ziemlich großzügig umschrieben.“ Er war noch immer froh darüber dass zumindest nicht alles von dieser Geschichte an das gesamte Lager getreten war denn wenn die Männer erst einmal davon wusste, so hätten sich vermutlich nicht wenige vor Lachen kaum noch halten können.
Das seltsame Gemisch aus Blättern, in dessen Mitte irgendetwas Flüssiges zu schmecken war hinterließ einen starken, bitteren Geschmack auf der Zunge, doch beschwerte er sich nicht weiter darüber und schloss stattdessen nur erneut die Augen. „Gaius.. ich weiß es ist anmaßend das zu fragen, doch du bist der Einzige den ich momentan vertrauen kann und bei dem ich mich nicht schäme diese Bitte zu äußern. Du kennst viele der anderen Celzer, die letztlich für die Ernennung der Binder eine nicht unwichtige Rolle spielen. Kannst du für mich vielleicht ein gutes Wort einlegen? Mir irgendeinen anderen Auftrag verschaffen mit dem ich in nächster Zeit positiv auf mich Aufmerksam machen kann?“

"Ich halte das für keine kluge Idee" erklärte Gaius und schüttelte den Kopf. "Wenn du mich fragst solltest du in nächster Zeit erst einmal die Füße still halten und darauf hoffen, dass niemand auf dich aufmerksam wird bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ja, wenn ich ehrlich sein soll wäre es wohl am besten, wenn du dich während unseres Aufenthaltes in Fyham nicht sonderlich hervor tust. Lass uns in einige Monaten zurück nach Fyonara segeln. Dort wirst du genauso wie wir alle gefeiert werden und danach - lass dich einer neuen Einheit zuteilen. Wenn du sagst, dass du in Fyham gekämpft hast wird dich jeder nehmen wollen. Mach dir dort einen Namen und bau auf dem Ruhm auf, den uns diese Eroberung bringt. In diesem Lager wirst du nichts mehr auf die Beine stellen können" erklärte er dem anderen und schüttelte bedauernd den Kopf. Es wäre nicht klug nun wieder so starke Ambitionen zu zeigen. Niemand vertraute ihm mehr und Quintus würde sich ein tiefes Grab schaufeln, anstatt sich einen Weg zu bereiten, sollte er nun fort fahren.

„Du hast die ungewöhnliche Eigenart einen noch so beschissenen Sachverhalt recht ansehnlich und gut zu verkaufen, weißt du das?“ Inzwischen hatte er die Augen wieder geöffnet und er spürte, wie sich eine Wärme in seinem Körper ausbreitete. Das seltsame Kräutergemisch begann langsam zu wirken und so wagte er es zum ersten Mal wieder einen tiefen Atemzug zu machen, welcher seinen Körper leicht aufbäumen ließ. „In diesem Lager werde ich nichts mehr erreichen.“ Wiederholte er im Stillen und biss sich Gedankenverloren auf der Lippe herum. Er würde nicht anfangen die Worte von Gaius anzuzweifeln, denn trotz er wusste sehr genau dass er der derjenige war, der die weitaus größere und bessere Weitsicht besah. Ebenso konnte er Situationen, vor allem die in denen einiges auf dem Spiel stand besser abschätzen. Was Quintus nun wiederum anbelangte, so konnte er sich mit nicht viel mehr als seinem Temperament rühmen, doch hatte ihn dies immerhin die Befehlsgewalt über fünfzig Soldaten eingebracht. Er war stolz auf das was er bisher geleistet hatte. Es musste Erfahrene Männer in den unteren Rängen geben, andernfalls würde eine Flut aus Jünglingen bald den unteren Teil des Offiziersstabs ausmachen. „Andererseits reden so meist diejenigen die sich darüber bewusst sind, das sie vor einer Mauer angelangt sind, die sie nicht überwinden können.“
Doch auch dafür hatte Gaius die passende Antwort gehabt. Vielleicht würde es wirklich so kommen das er sich in seiner Heimat einen weitaus größeren Namen machen konnte, unter einer neuen Legion und unter einem neuen Legatius. „Wie sieht es mit dir aus? Hast du Pläne wenn wir wieder zurück sind? Willst du dir deinen Traum vom eigenen Hof erfüllen und all dein Geld in irgendwelche landwirtschaftlichen Pläne stecken?“