Die Sonne stand am Himmel und schien unerbitterlich auf den Sand der Wüste. Kein einziger Windhauch ging über die Ebene und die Luft flirrte vor Hitze. Die Ruinen der Stadt hielten der unerbitterlichen Sonne stur stand, ebenso wie Ashryn. Sie stand in einiger Entfernung zum Zugang von Kalrond Kar und sah auf die Ebene hinaus. Außer ihr war keiner da, schließlich musste niemand wache schieben. Keiner wusste dass die Schatten hier waren, keiner könnte sie überraschen und keiner könnte sie überleben. Nun, einer wusste dass sie hier waren, ein Versager. Ein Mann, der sie enttäuscht hatte, ein Mann der bei seinem Auftrag gescheitert war. Sie hatte getobt als sie es erfahren hatte, sie war kurz davor gewesen erneut einen ihrer wenigen Männer zu töten. Doch nachdem Ryl sie das zweite Mal dafür getötet hatte, war es Ashryn nicht schwer gefallen sich zurück zuhalten. Es ging zu viel Zeit verloren, in der sie untätig war. Doch diese Strafen hatten auch ihr gutes: Sie hatten sie mächtiger gemacht.
Entelda trotete immer weiter auf sie zu, gefolgt von einigen Elfen, mit denen er sie sicherlich milde stimmen wollte. Doch ihr Verlust war durch diese wenigen Leute nicht aufzuwiegen. Sie hatten die Kontrolle über den Wald und alle Elfen verloren! Nyaralin würde sich sicher nicht so leicht zu einem Krieg bringen lassen wie... Ashryn entglitten ihre Gedanken. Sie war sich nicht mehr sicher, was es war dass sie verloren hatten. Doch das bestätigte nur ihren Verdacht, dass die Reiter ihre Finger mit im Spiel hatten. Niemand sonst war in der Lage den Geist eines Schattens so zu manipulieren! Eigentlich dürften es nicht einmal sie es sein. Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen. Viel wichtiger war, ob Entelda zumindest das mitgebracht hatte, was den Verlust des Waldes zumindest geringfügig wieder gut machen konnte, oder vielleicht sogar komplett.
Entelda trat vor sie, während die Prozession an ihnen vorrüber schritt. Es war nicht einmal eine Hundertschaft, bemerkte Ashryn als sie einen flüchtigen Blick über die müden gestalten war. Entelda fiel vor ihr auf die Knie. Er entschuldigte sich und flehte um Gnade, er sagte er würde es wieder gut machen. Ashryn holte aus und schlug ihm mit der Rückhand so fest ins Gesicht, dass er sieben Schritt weit durch die Luft glitt. Der Sand flog in alle Richtungen. "Es ist nicht wieder gut zu machen! Du warst dort, du hättest es aufhalten müssen! Du hättest schon lange für einen Krieg sorgen müssen! Wie hast du nur versagen können!?", schrie sie ihn an und ging mit dem gezückten Schwert auf ihn zu. Er bettelte. "Du bist so erbärmlich! So jämmerlich!", fauchte Ashryn ihn an. "Du bist so schwach!... Hast du es zumindest mit gebracht?", fragte sie ihn dann und gier glomm in den dunklen Augen auf, die in dem fahlen, beinahe grauen Gesicht saßen. Er antwortete nicht. "Hast du es?! Antworte!", schrie sie ihn an. Er schüttelte den Kopf. Ein grauenvolles Brüllen, dass einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, entrang sich ihrer Kehle und sie schlietzte ihm die Wange auf. Sie hob die Hand und er bewegte sich ebenfalls in die Luft. "Du wirst Ryl das alles erklären! Und dann entscheiden wir was mit dir geschieht!", drohte sie ihm und ließ ihn wieder fallen.
Sie löste sich wieder in den schwarzen Nebel auf und flog zum Eingang in die Stadt. Ihre Gedanken waren so wirr, wie sie in diesem Moment. Sie suchte einen Weg es zu bekommen. Sie wollte es haben, sie brauchten es...
tbc: Sitz der Schatten