Der Blick der jungen Frau war auf das breite Haupttor von der Stadt gerichtet, die Feinster genannt wurde. Ein steter Strom aus Fuhrwerken passierte den Weg vor Akkina, die auf einem Felsen, ein paar Meter abseits des Treibens saß. Neben ihr stand ihr Hengst Masaru, der mit gespitzten Ohren das Treiben verfolgte und gelegentlich ein leises Wiehern von sich gab. Die Kapuze saß tief in ihrem Gesicht und verdeckte so jegliche Züge ihres jungen Antlitzes. Der restliche Stoff des dunklen Umhangs raffte sich, da dieser entweder auf dem kalten Stein unter Akkina oder auf ihren Beinen auftraf. Der Wind führte Gerüche mit sich, die die junge Frau seit gut zwei Wochen vermisst hatte. Der Geruch nach Salz und Meer, genauso wie die verschiedensten Nuancen von Gewürzen und Sonstigem, was eben sonst so auf einem Markt dargeboten wird. Die Menschen die ihren Ruheplatz passierten beachteten sie großteils gar nicht, einige warfen neugierige oder verwirrte Blicke zu ihr herüber, doch das war auch schon alles. In den Händen hielt sie das gefaltene Pergament, die Knickstellen waren bereits davon gefährdet bei dem kleinsten Zug zu reißen, so oft hatte sie ihn schon gelesen, studiert und dann doch wieder zusammen gefalten, dass ihr Meister ihr gegeben hatte als sie aufgebrochen war. Genau wusste sie nicht, warum sie hier saß und den Menschenstrom beobachtete anstatt in die Stadt zu gehen und endlich mal etwas zu essen und sich umzuhören. Fast schien es so, als würde sie auf etwas warten, was ihr selbst schleierhaft war... Als ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, baute sich Unwillen in ihr auf und schnell erhob sie sich, strich sich ein paar widerspenstige Strähnen aus dem Gesicht, welche nicht im Zopf bleiben wollten, griff nach den Zügeln des Rappen und setzte sich dann mit diesem in Bewegung. Mit einem beherzten Satz rettete sie sich davor, geplättete Zehen zu erhalten, denn ein Fuhrwerk machte einen gefährlichen Schwenk, als das Pferd, welches dieses zog, sich einbildete, keine Lust mehr zu haben diese Last hinter sich her zu ziehen. Masaru wieherte protestierend, legte seine Ohren an und wich ebenfalls zur Seite aus, ehe er wieder seiner Reiterin folgte. Ohne weiter auf dieses Geschehnis einzugehen, bahnte sich Akkina schnell einen Weg und trat auf das Stadttor von Feinster zu, kurz wanderte ihr Blick in die Höhe, dann zog sie noch etwas tiefer die Kapuze ins Gesicht und schritt weiter voran.
-> Straßen von Feinster