~Salon des Fürsten~

Es war einige Zeit vergangen, seitdem Oromis seine Schülerin und deren Freunde zusammen mit Brandon Velaryon aus dem Buckel gebracht hatte. Auf dem Flug war von kaum einem auch nur ein Wort gesprochen worden, dafür waren umso mehr Anweisungen gefallen, kaum das sie Narda erreicht hatten. Und wenngleich auch Eärwen versucht hatte ihre Verletzung vor ihm zu verbergen um sich nicht von ihm behandeln zu lassen, so war sie ihm doch nicht verborgen geblieben und er hatte sie nach einiger Überzeugungsarbeit dazu gebracht sich doch in den Salon des Fürsten zurück zu ziehen wohin er ihr gefolgt war. Der Bruch war schwerwiegender Gewesen als er zuerst angenommen hatte, doch mit Glaedrs Hilfe schoben sich die Knochen wieder zusammen und verheilten.
Langsam krempelte Oromis die Hose nach unten, strich dabei mit der bandagierten Hand über den Stoff und zuckte kurz zusammen, als der Stumpf seines Fingers zu heftig an Eärwens Bein stieß, ehe er zu ihr aufsah. "Ich bin Stolz auf dich, dass du dich so gut hast verteidigen können" erklärte er leise. "Aber ich bin vor allem enttäuscht. Was hast du dir dabei gedacht? Hättest du Verantwortungsbewusst gehandelt, wärst du gar nicht erst in die Situation gekommen dich verteidigen zu müssen!"

Eärwen biss die Zähne aufeinander als sie den Zauber ihres Meisters spürte und bemerkte, wie sich die Knochen in ihrem Knie wieder richteten, die Splitter sich wieder zusammen fügten und der jungen Elfe schossen Tränen des Schmerzes in die Augen. Es tat so verflucht weh, was Oromis da machte und noch während sie die Zähne in die Unterlippe grub, um jeden noch so kleinen schmerzerfüllten Laut hinter den zusammen gepressten Lippen zu verbergen, hoffte sie Mal um Mal mehr darum, es möge einfach wieder vorbei sein oder er habe ihr das Bein einfach abgenommen. Durch den vernebelten Verstand schaffte es ihr Geist es lediglich sich zu fragen, ob auch dies hier eine Strafe sein sollte für das, was sie getan hatte und als die Schmerzen schließlich allmählich nachließen und sie den metallenen Geschmack von ihrem eigenen Blut in ihrem Mund schmeckte, sank sie keuchend zurück in den Sessel, in welchen Oromis sie verfrachtet hatte, doch aufzustehen wagte sie bislang noch nicht. Ihr ganzes Bein pochte und ein unangenehmes, schmerzhaftes Ziehen breitete sich darin aus und einmal mehr wusste Eärwen, weshalb sie die Augen geschlossen gehalten hatte, als Oromis damit begonnen hatte, sie zu behandeln - ihr ganzes Knie war schwarzblau, ebenso wie ein Teil des Schienbeins und so dick angeschwollen, dass die Elfe befürchtete, die Hose, die sie trug, würde gar nicht mehr darüber passen.
"Wenn ... ich verantwortungsbewusst gewesen wäre", begann sie dann schließlich aus blassen Lippen hervor zu bringen und blinzelte mit glasigen blauen Augen hinüber zu dem älteren Elfen, der vor ihr saß und rang sich ein halbherziges Lächeln ab, das nicht so recht auf ihren Zügen hängen bleiben wollte. "... dann wäre Brandon Velaryon noch immer in der Gewalt der Urgal und keiner aus dem Orden hätte etwas darüber gewusst ...", beendete sie ihre angefangenen Worte und schob sich eine der dreckigen Strähnen aus dem schmalen Gesicht.

Oromis zeigte ein verzweifeltes Lächeln. Er sah den Schmerz in ihren Augen, doch die Wunde zu Heilen und zeitgleich zu betäuben war hier einfach nicht möglich gewesen. Er hatte sich zu sehr auf die eigentliche Handlung konzentrieren. Da musste Sie nun einmal die Schmerzen ertragen, aber Schmerzen würde sie im Laufe ihres Lebens noch viele erleben auch wenn er dies selbst wohl lieber vermieden hätte.
"Und es ist unhöflich immer das letzte Wort haben zu wollen Eärwen!" tadelte er sie und wusch seine Hände in einer kleinen Schüssel nebenan. Er betastete vorsichtig das Knie, darauf bedacht ihr nicht noch weiter weh zu tun und zeigte sich schließlich zufrieden. Nach einem oder zwei Tagen sollten die Schwellungen und auch die blauen Flecken verschwinden und in etwa einer Woche wäre sie wahrscheinlich beinahe Beschwerdefrei. Er sah ihr schließlich in die Augen. "Eärwen, ist dir bewusst, dass ihr dort alle hättet sterben können?"

"Natürlich ist es das und es ist gerade noch einmal gut gegangen, allerdings habe ich nicht dafür garantieren können", lautete die Antwort der jungen Elfe, die noch immer auf ihrem Sessel hockte und sich kaum wagte, ihr Bein auch nur ansatzweise zu belasten, geschweige denn es auch nur zu beugen. Sie erinnerte sich nur allzu gut daran, wie weh es getan hatte als sie Dovydas gemeinsam mit Kylian hinüber zu Oromis gebracht hatte und nur allzu gut erinnerte sie sich daran, wie sehr Glaedrs Bewegungen weh getan hatten, wann immer es eine kleine Erschütterung durch die Luftströme gegeben hatte und im Grunde wollte sie gar nicht genauer darüber nachdenken, wie es wohl sein würde, wenn sie in den nächsten paar Tagen irgendwo hingehen wollte. "Aber wir sind Drachenreiter und wir sind die Beschützer der Unschuldigen und des Friedens. Die Urgal haben einen unschuldigen Menschen entführt und uns angegriffen und letztlich haben wir damit auch nur die Pflicht des Ordens erfüllt, selbst wenn es falsch war allein in den Buckel zu gehen, Meister", führte sie fort und rutschte in ihrem Sessel ein Stück weiter nach hinten, nur um sich wenig später aufrechter hinsetzen zu können und ihre Arme auf den Lehnen abzulegen und das Kinn stolz zu heben. Sie wusste, dass es ein Fehler gewesen war, aber trotz alledem bereute sie es nicht aufgebrochen zu sein.
"Letztlich wart Ihr es, der mir beigebracht hat, dass manchmal aus Fehlern ein weit größerer Erfolg entstehen kann als wir es in diesem Augenblick zu sehen vermögen. Brandon Velaryon ist seiner Familie sehr viel wert und ich denke, dass wir Bande zu der Familie Velaryon schließen können und den armen Eltern ihren Sohn unversehrt zurück bringen können - es ist ein Erfolg gewesen, selbst wenn ich mir gewünscht hätte, dass Dovydas nichts zugestoßen wäre."

"Ich kenne nur eine zweite, der es gelingt selbst ihre Fehler in solch ein Licht zu rücken, dass es Erfolge sind" seufzte er leise und hob schließlich den Blick. "Du hast recht Eärwen, es ist die Pflicht der Reiter die Unschuldigen und den Frieden zu beschützen. Allerdings" und bei diesem Einwand hob er den Zeigefinger und tippte damit Eärwen auf die Brust. "Allerdings bist du keine Reiterin. Du bist Novizin, eine Schülerin der Reiter und dein Drache kaum zwei Ellen lang. Mit deiner Aktion hättest du beinahe deinen Drachen getötet. Es war pures Glück und ein wenig Können, dass ihr all dies überhaupt überlebt habt" erklärte er und stand langsam auf, ging hinüber zu einem der Tische und nahm ein Glas Wasser von einem der Tische, ehe er wieder auf Eärwen zutrat und ihr eben jenes Glas reichte. "Trink. Und danach wirst du mir genau erzählen was vorgefallen ist Eärwen! Und ich bitte dich mich nicht zu belügen"

"Wir haben in dem Gasthaus gesessen und Noah und Dovydas haben sich darüber unterhalten, dass der Wuschelkopf die Disziplin nicht gut findet und er nicht einsieht, weshalb er so schlecht sein soll und weshalb er überhaupt hier ist. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, dass es Unsinn ist und darüber, warum so viele Patrouillen über den Buckel fliegen und dass dort etwas Wichtiges sein muss. Deswegen sind wir aufgebrochen. Ich habe ein paar Pferde von den Wachen besorgt und ein paar Waffen, falls wir uns verteidigen mussten, dann sind wir Kylian begegnet und haben ihn mitgenommen, bevor er uns verpetzen kann", begann Eärwen zu erklären und schlug die Augen nieder, versuchte sich genauer daran zu erinnern, was geschehen war und was ihnen dort im Buckel begegnet war - wie Brandon zu ihnen gekommen war und weshalb sie überhaupt aufgebrochen waren.  Sie war Schülerin der Reiter und das wusste sie sehr wohl, aber der Umstand, dass sie eben Novizin war, bedeutete eben nicht, dass sie deswegen einfach tatenlos zusehen musste während in der Welt Unheil geschah und Unschuldige angegriffen wurden. Der Orden war ein Licht in diesem dunklen Reich und nur allzu gut erinnerte sie sich daran, dass Oromis ihr einstmals erklärt hatte, dass die Größe der Drachen die Größe der Reiter symbolisierte und einmal mehr wusste Eärwen, weshalb Temerairon so klein geblieben war, auch wenn sie Angst hatte, dass auch Elrohir so klein bleiben würde, weil sie es nicht schaffte, über sich selbst hinaus zu wachsen.
"Irgendwann war da dieser Tempel, der mitten im Wald stand und die Magie, die ihn umgeben hat, die seltsam war - weder gut, noch wirklich böse. Ich wollte mir das ansehen und es gingen Fackeln an und eine Mumie sagte plötzlich, dass wir nicht hierher gehören. Noah hat sie mit seinem Schwert einfach kurz und klein geschlagen und wir sind weiter gegangen, aber der Weg war verschüttet. Es waren vielleicht zwei oder drei Schritte aber der Rückweg war wesentlich länger und als wir rauskamen war es bereits Abends. Dann kam Brandon auf uns zugerannt und hinter ihm waren die Urgal, die uns angegriffen haben. Als Dovydas niedergeschlagen und ich verletzt wurde, habe ich nach Euch gerufen, Meister." , beendete sie ihre Erklärung und streckte dann die Hand aus, um das Glas Wasser zu ergreifen, das ihr Oromis in die Hand gedrückt hatte, wenngleich sie auch bereits in der nächsten Sekunde stutzte als sie den Verband um den fehlenden Finger registrierte.
"... was ist Euch passiert, Meister? Wer hat das getan?"

"Du hast dich also ohne Reiterschwerter zusammen mit allen anderen aufgemacht, habt die Soldaten belogen und euch Richtung Buckel begeben. Dann hast du auch noch Kylian mitgeholt. Der Schüler von Hochmeisterin Caladhiel, von welchem du wusstest, dass er Gewalt verabscheut" fasste er zusammen. "Und nicht nur das - du bist dann auch noch in einen Tempel unbekannter Magie gestiefelt, hast dich von den Warnungen nicht abbringen lassen, sondern bist einfach weiter?" echote er und schüttelte den Kopf. Er wusste ganz genau wo sie gewesen war. Er hatte den Tempel erkannte, die Magie die darin wohnte und auch jetzt glaubte er die Wärme der Karte zu spüren, die er in seiner linken Tasche bei sich trug.
"Das war wirklich unverantwortlich von dir" meinte er leise und hob schließlich seine eigene, verbundene Hand mit der Verstümmelung. "Und das hier. Das war eine Fehleinschätzung Meinerseits. Ich habe mich geirrt, mich überschätzt und dafür die Konsequenzen gezogen. Deswegen will ich nicht, dass du genauso dumm handelst. Ich will dich vor Fehlern bewahren, die selbst mir unterlaufen können"

"Kylian brauchte ein paar Freunde - er ist sonst immer nur ganz allein und in seine Bücher vertieft und ich dachte, es würde ihm gut tun vielleicht auch mal was anderes zu sehen - ich hab nicht gedacht, dass es so endet, Meister", entgegnete Eärwen betreffend Kylian und verzog das Gesicht noch einmal, unterließ es aber ein leises Seufzen, geschweige denn ein weiteres Schnauben verlauten zu lassen aus der Furcht heraus, es könne Oromis doch wieder wütend machen und ihr ein paar neue Strafarbeiten einbringen, die sie lieber nicht absolvierte. Vermutlich wäre er ohnehin dankbarer darum gewesen, wenn Kylian sein Schüler gewesen wäre, der so ruhig und folgsam war, wie Oromis selbst und mit dem er seine magischen und gelehrten Gespräche führen konnte und in Kylian jemanden hatte, der verstand, was er meinte, statt ihr, die immer wieder nachfragen musste und die sich auf dem Kampfplatz wohler fühlte als in einer Bibliothek oder unter dem Sternenhimmel, um dort nicht existente Bilder zu deuten, die nur ihr Meister zu sehen schien.
Was die Verstümmelung ihres Meisters anbelangte ... wenn er einen Fehler gemacht hatte, dann musste er irgendwo gewesen sein, wo die Wesen mächtiger gewesen waren als er oder zahlenmäßig mehr gewesen waren, womit die Bedrohung durch den Schatten raus fiel. Der Schatten hätte ihn vermutlich gar nicht mehr zurückkehren lassen und zahlenmäßig waren lediglich die Velaryon mächtig genug, um den Reitern etwas anzutun. Hatten sie das etwa getan, weil sie die Reiter unter Druck setzen wollten? Weil sie ihnen schaden wollten oder ein Zeichen setzen wollten? Wenn das Adelsgeschlecht schon damit begann, den Weisesten unter ihnen weh zu tun, dann würde das kleine Rundohr wohl auch damit bald damit beginnen. Eärwen ballte die freie Hand zur Faust und fluchte im Stillen in sich hinein - sie hätte Brandon einfach töten sollen oder im Wald lassen sollen, aber in jedem Fall würde sie dafür sorgen, dass auch das Rundohr ohne ein Stück seines Fingers wieder heimkehrte. Man griff keine Reiter an und man bedrohte den Orden nicht.

"Ich bin ja auch froh, dass du eine Freundschaft mit ihm schließen solltest nur... versuch nächstes Mal nicht deine neuen Freunde in eine magische Ruine und mitten in einen Urgal Angriff mit hinein zu ziehen, in Ordnung?" fragte er leise und strich Eärwen über die Wange. "Mach dir keine Sorgen um mich. Es ist nur ein kleiner Finger - wofür brauche ich den schon?" fragte er leise und lächelte. Dann jedoch richtete er sich langsam auf. "Nichts desto trotz musst du bestraft werden" erklärte er schließlich. "Du wirst die nächsten zwei Monate die Stadt nur noch auf ausdrücklichen Befehl verlassen!" erklärte er leise, "du wirst mehr Lehrstunden bei mir nehmen und dich bei Kylian und allen anderen entschuldigen" er seufzte schwer. "Glaub aber ja nicht, dass das bereits alles war. Du kannst davon ausgehen, dass wenn die ehrenwerte Hochmeisterin zurück gekehrt ist sie sich des Falles auch noch annehmen wird" er ging zur Tür und machte diese langsam auf, wandte sich jedoch noch einmal um. "Ah, noch etwas - ich bin stolz auf dich. Du hast sehr besonnen gehandelt, bei der Sache mit den Urgals meine ich"

Noch immer saß Oromis wie angewurzelt auf dem großen Stuhl im Salon des Fürsten und starrte auf seine zusammen gefalteten Hände, während sich dunkle Gedanken in ihm drehten. Wer sollte Nyaralin entführen? Und vor allem wer besaß solch eine Macht? "Haben eure Magier herausfinden können wer in den Wald eingedrungen sein könnte?" fragte er nun leise, redlich darum bemüht ruhig zu bleiben. Er war mehr als froh Vrael entgegen dessen Flehen nicht mit nach Narda zu nehmen. Wenn der Junge erfahren hätte, dass seine Freundin verschwunden war, so hätte er ganz Alagaésia umgedreht um sie zu finden - ohne Rücksicht auf Verluste.
Wer hatte ein Interesse daran all dies zu tun? Er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen und Caladhiel hatte noch immer nicht die Gelegenheit gehabt gegen Ry´lafay vorzugehen. Wie konnte es sein, dass ihnen nach und nach immer mehr die Kontrolle entglitt? Er fuhr sich seufzend über das Gesicht und massierte sich die Schläfen. "Und ihr habt sie nicht aufspüren können?"

Unruhig trommelte die Elfe mit den Fingern auf der hölzernen Tischplatte umher, ließ ihren Blick immer wieder hinüber zu ihren beiden Begleitern gleiten, deren Mienen zwar bei Weitem neutraler waren als es ihre eigene versprach, denen sie aber trotz alledem die Anspannung anmerken konnte. Sie wusste, dass sie ruhig bleiben musste und dass sie sich selbst Zeit für eine entsprechende Reaktion nehmen musste, aber eben diese besaßen sie nun nicht - sie hatten zum ersten Mal in ihrem Leben keine Zeit und es war ein befremdliches Gefühl, den Druck auf ihren eigenen Schultern zu spüren und zu wissen, dass an eben diese mangelnde Zeit ein Leben gebunden worden war, das ihr gleichwohl alles bedeutete.
"Ich sagte es Euch bereits, Lord Oromis", erhob sie nun die Stimme als der Elf seine Fragen erneut gestellt hatte und verengte die blauen Augen noch einmal ein Stück weit, weil sie nicht wusste, wohin mit sich und all den Emotionen, die sie in dieser Intensität noch niemals zuvor verspürt hatte. "Es gab Indifferenzen. Es gab starke dunkle Ausprägungen und das, was wir aus dem Geist eines toten Elfen herauslesen konnten, war eine dunkelhaarige Frau, die aus dem Nichts erschien und ebenso rasch wieder entschwunden war - gemeinsam mit meiner Mutter", wiederholte Elarinya noch einmal ihre Aussage und lehnte sich zurück. Sie waren nicht den ganzen Weg hierher gekommen, um mit den Drachenreitern zu reden, sondern um sie dringend um Hilfe zu bitten, weil es die Elfen selbst nicht rechtzeitig hatten umsetzen können, doch in diesem Moment fiel der jungen Elfe Mal um Mal wieder auf, dass sich auch die Drachenreiter nicht mehr von ihrem eigenen Volk unterschieden. Auch sie waren an die ewigen Gespräche gebunden.
"Die Zeit rinnt uns davon. Es gibt wenige Orte dieser Welt, an denen Magie wirkungslos bleibt und es gibt wenige Wesenheiten, deren Macht derart dunkel ist. Es ist der Schatten", hallte die Stimme eines der Begleiter durch den Raum und der hoch gewachsene, schwarzhaarige Elf richtete sich auf dem Platz auf, den er eingenommen hatte, verstärkte seine Haltung und ließ die dunklen blauen Augen über den jüngeren Drachenreiter wandern, der dort vor ihnen stand und der ebenso ahnungslos schien, wie er es stets von ihm befürchtet hatte. "Ihr wurdet lange Zeit von uns gewarnt und dennoch blieben unsere Warnungen ungehört."

"Die Welt ist nunmal nicht immer so einfach wie wir es gerne hätten, verzeiht Meister Elf" erklärte er leise, wenngleich auch ein entschuldigender Unterton mitschwang. Sie hatten natürlich Recht, die Reiter hätten längst reagieren müssen und er musste sich dieses Vergehens und diesen Fehler selbst zugestehen. "Es mag nur wenige Orte geben wo sie sich verstecken kann, jedoch immer noch zu viele als das wir..." er verstummte für einen kurzen Moment, blickte dann Elarinya an und schien zu überlegen. Dann trat er langsam zu einem Spiegel, hob seinen Stab und fuhr damit langsam über die Oberfläche, hinterließ dort leuchtende Schutzrunen. "Kommt her" erklärte er leise und streckte die Hand nach der Jüngeren aus. "Wir mögen eure Mutter nicht direkt orten können, aber wir können zumindest herausfinden welche Schutzzauber uns davon abhalten! Das wird uns den Aufenthaltsort auch so preisgeben"

Daeron hatte Oromis begleitet, hatte er den Reiter doch nicht gänzlich allein lassen wollen wenn derart viele auf ihn einredeten und als nun zur Sprache kam das man sie bereits viel früher über den Schatten alarmiert hatte, runzelte er die Stirn und schob seine Waffe, die er sich von der Seite geschnallt und auf seinem Schoß abgelegt hatte zurecht. Er hatte nie sonderlich viel von Magie verstanden doch das was er von Oromis hörte reichte aus, um in Daeron die Hoffnung darauf zu wecken, die Ratsherrin doch noch zu finden, bevor man sie malträtiert an irgend einer Wand oder von der Decke baumelnd finden würde. Der Schatten hatte ihnen bereits mehrfach bewiesen zu welchen Untaten sie bereit war und inzwischen zog sie eine Spur von Toten hinter sich, die jedem Scharmützel trotze. Er konnte hier nicht viel ausrichten, was er jedoch tun konnte war genug Reiter zu mobilisieren, um Jagd auf dieses verfluchte Wesen zu machen, sollten sie herausfinden wo genau sie sich befand. Natürlich dürfte es nur ein ausgewählter Kreis von wenigen, erfahrenen Männern und Frauen sein, doch wäre es schierer Selbstmord gewesen sich zu zweit oder zu dritt einem solchen Wesen zu stellen. Ein halbes Dtzend, vielleicht ein ganzes wenn er Glück hatte, mehr würde er in dieser kurzen Zeit jedoch nicht verständigen können, oder vielmehr auswählen können, denn lag die Schwierigkeit vielmehr darin, durch den Aufruf dieser Personen niemand anderen Scheu zu machen. Weder die anderen Reiter, noch die Menschen und Soldaten in Narda und Vroengard.
„Verzeiht mir dass ich mich schon wieder verabschieden muss.“ Ehrerbietungsvoll neigte Daeron den Kopf. „Allerdings sollte alles bereit sein wenn wir den Standort des Schattens und vor allem den der Ratsherrin ausmachen können.“

Elarinya sog scharf die Luft ein als sie die Worte des Reiters hörte und verengte dann die Augen ein weiteres Stück, richtete ihre türkisblauen Augen auf den Reiter ehe sie sich erhob und die Hände vor sich auf dem hölzernen Tisch vor sich abstützte. "Ist es das, was wir von einem Drachenreiter erwarten können? Ist es das, was wir von einem Angehörigen unseres Volkes erwarten können?!", fuhr die junge Elfe auf während ihr die blonden Haare in das schmale Gesicht fielen und das finstere Funkeln in ihren Augen verbargen, das sich darin aufgetan hatten. "Erst steht er hier und setzt sich über Eure Anweisungen hinweg, indem er nun selbst Befehle geben will an jene Ordensmitglieder, die ihm nicht unterstellt sind und nun beleidigt er auch noch unser gesamtes Volk und beweist einmal mehr, wie weit sich die Drachenreiter von dem Volk der Sterne entfernt haben! Ist es das, Lord Oromis, was unser Volk zuweilen von Euch erwarten können? Noch nicht einmal mehr unsere Sprache scheint ihm geläufig zu sein!" führte sie fort und schob den Stuhl, auf dem sie zuvor gesessen hatte ein Stück zurück ehe sie ein paar unruhige Schritte in dem großen Raum umher machte.
Sie hätten zu den Menschen gehen sollen, zu dem jungen Volk der Nachkommenden, das zuweilen wohl länger gebraucht hätte, von denen sie sich inzwischen allerdings beinahe sicher sein konnte, dass ihnen eben solche Fauxpas nicht geschehen wären und eben dieser Gedanken war es, der Elarinya nur noch mehr enttäuschte, hatte doch gerade ihre Mutter immer nur gut von den Reitern und ihren Bündnispartnern gesprochen. "Ihr werdet mir nicht sagen, dass es Wichtigeres gibt, Lord Oromis. Spart Euch diesen Atem, denn es ist mir sehr wohl bewusst, aber wenn wir in den dunklen Stunden nicht an alten Traditionen fest halten, woran sonst? Die Drachenreiter scheinen sich nicht mehr für unser Volk interessieren, wenn sie nicht einmal mehr unsere Königin zu kennen scheinen."

"Verzeiht" meinte Oromis leise und seine Stimme war beschlagen. Als Daeron der Faux Pas unterlaufewn war hatte Oromis noch den Mund öffnen wollen um das Schlimmste zu verhindern, jedoch war es ihm nicht mehr gelungen und die Worte der jungen Elfen knallten nun wie Peitschenschläge durch den Saal. Oromis riss sich jedoch zusammen und rief sich in Erinnerung was Caladhiel beschlossen hatte und er straffte die Schultern. Auch ihm war Daerons Betragen und dessen Meinung nun selbst Befehle erteilen zu können mehr als sauer aufgestoßen.
"Daeron, verlasst den Raum und meldet euch bei Herrin Caladhiel. Teilt ihr mit was geschehen ist und sagt ihr auch, dass ihr fünfzehn Peitschenschläge erwartet. Zehn da ihr die Elfen beleidigt habt und fünf, da ihr euch über eure Befugnisse hinweg gesetzt habt" sein Ton war schneidend und scharf wie Glassplitter. Sie mussten nun in dieser Stunde schnell und besonnen Handeln. Dann wandte er sich wieder an die Elfen. "Ihr habt Recht Mylady - wir sind keine Elfen mehr. Wir sind Drachenreiter und unterstehen somit nur noch dem Orden. Jedoch werden wir nicht zulassen, das unsere Verbündeten, die Elfen derart beleidigt werden. Wir haben nicht vergessen woher wir kommen, noch werden wir unsere tiefe Freundschaft weiterhin gefährden. Doch nun bitte ich euch zu mir zu kommen Elarinya - die Zeit drängt"