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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Do Jun 26, 2014 3:12 pm
Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Caladhiels Zügen aus, die ihren jungen Schützling noch einmal wohlwollend musterte. Noah hatte sich über die langen Monate verändert, in denen er bei dem Orden gewesen war - er war erwachsener geworden, sein störrischer Unwillen irgendetwas zu lernen war verschwunden und auch seine Meinung betreffend ihres eigenen Ordens hatte sich drastisch nach den Erlebnissen dort gewandelt und hatte sie zu Beginn seiner Lehrzeit noch gezweifelt, dass er es schaffen würde, seine Kindheit abzulegen, so sah sie jetzt einen jungen Mann vor sich, von dem sie wusste, dass er es noch weit bringen würde. "Du brauchst dich nicht zu bedanken, Noah. Ich hab die Verantwortung für dich übernommen und ich tue das, was ich dir anbiete gern - dafür schuldest du mir gar nichts. Weder Dank, noch etwas anderes", ließ sie ihn zur Antwort wissen und lächelte noch einmal sacht. Sie hatte sich einst geschworen, sich nie wieder so weit an einen Menschen zu binden, dass sie etwas wie Zuneigung und Verantwortung für einen Sterblichen empfand - sie hatte geschworen, sich zu distanzieren und sich zurück zu halten und dennoch - hier stand sie jetzt vor einem sechzehnjährigen Jungen und Mal um Mal erinnerte er sie wieder an Vrael, als er noch jung gewesen war. Sie würde ihn überdauern, würde weiterleben während Noah erwachsen und eines Tages alt werden und sterben würde und jeder Gedanke daran versetzte ihr einen tiefen Stich, doch letztlich ... letztlich hielt sie genau das davon ab unter all den Verlusten und den Schmerzen wahnsinnig zu werden.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Do Jun 26, 2014 5:21 pm
„Wenn ich irgendwann zum Ritter geschlagen werden sollte, werde ich dich besuchen kommen, mein Ehrenwort darauf. Außerdem … muss ich wissen ob Eärwen noch immer derselbe Wirbelwind ist.“ Aus dem anfänglichen Lachen wurde schnell eine rechte bedrückte Miene, als seine Gedanken an den Schatten zurück gingen und daran, was dieser mit den Reiterschülern und auch mit ihm angestellt hatte. Oromis hatte sich dabei selbst in Gefahr gebracht, als er die Schüler in Sicherheit gebracht hatte, denn er selbst war den beiden nach wie vor ausgeliefert gewesen. Genau das waren die Ideale, nach denen er ebenso streben wollte und selbst wenn er noch immer nicht ganz begriff wie brutal und grausam der Krieg eigentlich war, so verstand er inzwischen doch die Ernsthaftigkeit eines Kampfes und dass man, wenn man gewinnen wollte keine Rücksicht auf Ehre geben dürfte, denn die gab es in keinem Kampf.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Fr Jul 11, 2014 7:45 pm
Lange Reisen waren ihm immer missfallen, gab es doch während den langen Stunden in der Kutsche so wenig zu tun, so wenig zu erleben, sodass schließlich sein gesamter Körper danach schrie irgendetwas tun, sich in irgend einer Art und Weise zu betätigen. Die Worte seines Burders waren noch immer fest in seinem Verstand verankert und nicht selten ertappte er sich dabei, erneut über seine Worte nachzudenken, doch was sollte er tun? Was sollte er verändern, dass er ein ebenso großer Mann werden würde wie Aiko? Er liebte seinen Bruder, auch wenn er es viel zu selten aussprach und er sich in seiner Gegenwart meist nur impertinent benahm. Neben ihm fühlte er sich infantil, wie ein kleines Fohlen das neben einem gigantischen Hengst stand, jedoch wusste, dass es niemals so groß werden würde. Letztlich hatte er sich in die Bücher großer Dichter und Denker vertieft. Bücher mit altem Einband und noch älterer Prosa, welche seine Schwester in dem Gepäck verstaut hatte.
„Als erste von vielen Fragen muss also geklärt werden, was ist der Verstand? Warum kann er Menschen schneller und zuverlässiger in die Knie zwingen, als jede Naturgewalt und jede Waffe? Beginnen wir mit der Sorge. Nehmen wir, in einem kurzen Beispiel an sie seinen schwer krank und jeder Mediziner würde nur zweifelhafte Aussichten auf ihre Genesung geben. Man selbst und jeder in dem eigenen Umfeld sorgt sich, sorgt sich so stark das man seine Ruhe verliert, das man gar die Fähigkeit verliert ruhig zu schlafen, denn nach meinen langen Studien kann ich sagen, dass dies durchaus eine Fähigkeit ist, die viel zu selten in der Welt auftaucht. Und man sorgt sich, sorgt sich darüber das man sich nur noch sorgt und kaum noch etwas von dem Rest erlebt, dem Rest des Leben, all das was um einen herum passiert, ja man verpasst, wie in diesem Beispiel, selbst das angenehme Gefühl des erholsamen Schlafes. Und man ärgert sich darüber, darüber das man noch mehr Zeit verschwendet in dem darüber besorgt ist, das man besorgt darüber ist das man besorgt ist. Und dieser Kreis nimmt, wenn man ihn nicht unterbricht kein Ende. Nun stellt man sich die Frage, wie kann ich meinen Kopf, meinen Verstand dazu bringen zu schweigen? Denn er scheint auf und ab zu springen, wie ein Affe der ständig etwas Neues lernt. Und die meisten Menschen geben sich diesem Affen hin, beschäftigen sich gesamte Zeit mit Gesprächen, mit der Literatur, mit der Planung über irgendetwas, mit schlichter händischer Arbeit, es gibt so viele Arten davon, diesen Affen immer und immer wieder auf und ab hüpfen zu lassen. Doch dann wiederum fühlen sich diese Menschen unangenehm berührt von der Stille. Wenn es nichts für uns zu tun gibt, wir nur da sitzen dann ist da ein … ein Leck, man fühlt sich, sich selbst überlassen. Doch das will man in diesem Augenblick nicht nein, man will vor sich selbst wegrennen. Das ist der Grund warum ich Theaterstücke besuche, Liebschaften pflege oder Bücher lese, oftmals sogar der Alkohol hält dafür her, doch man will so oder so nicht sich selbst überlassen sein. Man fühlt sich, durchwühlt, erschüttert. Doch was ist so unangenehm daran? Was ist so unangenehm an einem selbst? Warum rennt man vor sich selbst weg? Weil man für Gedanken bestimmt ist. Der Impuls des Denkens geht, egal ob wir es wollen immer weiter und weiter und weiter und weiter. Ein ist eine Angewohnheit. Nun, das schwierige daran ist, dies aufzuhalten. Doch ist dies unwahrscheinlich wichtig, denn wenn ich die gesamte Zeit über rede und den Affen in meinem Kopf beschäftige, höre ich nicht, was jeder andere zu mir sagt. Und dann wiederum endet man in der Situation dass man über nichts redet, außer über das, was man selbst sagt. Und genau dieses Prinzip funktioniert bei Gedanken. Wenn ich die gesamte Zeit über Gedanken in meinem Kopf habe, habe ich nichts worüber ich nachdenken kann, außer meine Gedanken. Also muss es schaffen, aufhören zu denken, zumindest für ein paar Augenblicke. Doch wir tut man das? Die erste und wichtigste Regel ist, es nicht zu versuchen. Denn wenn man dies versucht ist es, als würde man versuchen Wasser in eine stabile Form zu bringen oder Stein zu verflüssigen. Und alles was man tut, hindert einen letztlich nur. Also muss man wissen, wie man seinen Verstand allein lässt. Und die Antwort darauf ist denkbar simpel, er tut es selbst.“
Er hatte hier und da die Tatsache, dass er bei weitem noch nicht so viel Lebenserfahrung hatte wie in der Schrift angedeutet einfach als Stilmittel betrachtet, ebenso wie die Tatsache, dass er die Inspiration vieler Gedanken von anderen Autoren, großen Denkern und Künstlern hatte. Doch war er nichts desto trotz Stolz auf sein Werk. Er hatte stets auf der kleinen Schreibtafel aus Holz geschrieben, wenn seine Schwester, welche ihm direkt gegenüber in der Kutsche saß, eingeschlafen war. Er wusste nicht ob es nicht einfach nur jugendlicher Leichtsinn war, ein kurzer Versuch irgendetwas von Bedeutung zu schreiben was wichtig klang, oder ob es wirklich zum Nachdenken anregte und jedes Mal wenn seines Schwester wieder erwachte, schob er das Pergament unter seinen Mantel, welcher neben ihm lag. Dieser war inzwischen jedoch verrutscht und eine kleine Ecke des Pergaments war so zum Vorschein gekommen. „Wir sollten bald da sein, lange wird es also nicht mehr dauern bis wir die neue Heimat unseres Bruders kennen lernen.“ Seine große Schwester Mimi, sie war für ihn mehr Bezugsperson gewesen, als jeder andere in seinem Leben und wenn es einen Menschen gab, ohne dessen Existenz er nicht mehr leben könnte, dann wäre seine Wahl auf sie gefallen.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 3:09 pm
Die Sonne stand bereits tief am Himmel und verteilte rote Strahlen über das weite Land und die schlecht gepflasterten Straßen, über die die Kutsche hinweg ruckelte - vorüber an einfach gekleideten Menschen, die ihre Waren in großen Säcken über den Schultern trugen und deren Gesichter gezeichnet von der Erschöpfung und der harten täglichen Arbeit waren. Ein paar von ihnen waren inne gehalten und beobachteten nun das ungewohnte Gefährt, wurden jäh von der harschen Stimme des Kutschers dazu gebracht, ein paar Schritt zur Seite zu machen, damit sie nicht verletzt werden konnten und sich die Reise noch länger hinaus zog. Im Inneren der Kutsche war es stickig geworden und wenngleich auch Hisoka immer wieder versucht hatte, seine Arbeiten und Überlegungen vor ihr zu verbergen, so hatte sie dennoch das leise Kratzen des Bleistifts gehört, der über das Papier geschliffen war und sie immer wieder aus dem Schlaf geweckt hatte - wenngleich sie ihm auch den Gefallen getan hatte, sich weiterhin schlafend zu stellen, um ihm ein wenig mehr Zeit einzuräumen. Nun waren ihre schwarzen, mandelförmigen Augen bereits seit Stunden hinaus gerichtet und immer wieder hatten sich ihre Lider gesenkt bis die dichten, schwarzen Wimpern aufeinander getroffen waren, wenn sich ihre schmalen Lippen zu einem leisen Seufzen verzogen hatten, von dem sie nicht sicher war, für wen es wirklich gedacht war. Mimi Hisagi mochte dieses Reich nicht, in welches ihr älterer Bruder einheiraten wollte und für das er eine seltsame Art der Faszination zu empfinden schien, die sie bei Weitem nicht teilen konnte. Dieses Reich war durchzogen war Grausamkeiten und unzähligen dunklen Energien, die ihr während der Reise immer wieder einen eisigen Schauder über den Rücken gejagt hatte, den sie selbst Hisoka nicht hatte beschreiben können, weil sie wusste, er würde es als Unsinn abtun, selbst wenn er ihre Empfindungen teilte. Sie hatte ihre Kindheit und Jugend im Gegensatz zu ihren drei Geschwistern in einem Tempel Aureas verbracht und hatte ihre Aufmerksamkeit stets auf anderes gelegt, statt ein Reich zu regieren, wie es Aiko tat, sich in wilden Festen auszutoben, wie Hisoka es immer wieder versuchte oder sich in Korruption und Manipulation zu ergötzen, wie es Kazumi tat, die doch die Älteste und Vernünftigste der Geschwister sein sollte. Ihr selbst bedeuteten Reichtümer oder Besitz gar nichts, wenngleich sie nach ihrer Weihe auch nicht anders gekonnt hatte, als die jüngere Schwester des Kaisers zu sein, statt jener Priesterin, die sie doch im Grunde war. Als Hisoka nun leise die Stimme erhob, wandte sie das schmale Gesicht zu ihrem Zwillingsbruder herum und zeigte ihm ein sanftes, warmherziges Lächeln, welches in der Besorgnis schwand, die sie tief in ihrem Inneren empfand und die einen Schatten über ihr Herz legte, von dem sie sich wünschen würde, dass er weichen würde. "Ich wünschte, wir würden noch in der Heimat sein", formten ihre Lippen leise. "Dieses Land wird niemals Ruhe und Frieden finden und es wird Aiko keinen Gefallen tun."
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 3:23 pm
„Dieses Land soll ihm auch keinen Gefallen erweisen, sondern deren Königin, indem sie ihm erben schenkt kleine Schwester.“ Über den, eher misslichen Versuch seine Schwester von der Trübheit und Farblosigkeit dieses Landes abzulenken, verzog er alsbald selbst den Mund. Mimi war seit er sie kannte, stets in sich gekehrt gewesen und hatte sich nur mit wenigen Menschen unterhalten wollen, doch die paar mit denen sie stets gesprochen hatte, waren stets er und sein Bruder Aiko gewesen. „Du siehst das alles hier zu streng an, wir kennen nur eine Kultur, unsere. Und unser Bruder wird sie nie vergessen, er wird sie immer im Herzen tragen, gleich ob er in dieses Land einheiratet oder nicht. Und … wer weiß? Vielleicht zeigt sich dieses Land auch noch von seiner Guten Seite.“ Er drückte die feine Hand einen Augenblick lang und lies sie dann wieder los. Man konnte den Anblick der sich einen bot, wenn man einen Augenblick lang nach draußen sah kaum betrachten. Es waren keine unberührten Waldflächen mit Bäumen, farbenfreudiger als jedes Fest und jede mit Edelsteinen besetzte Kette, es war ein Gemälde aus Trauer und Tristes. „Was wünscht du dir von der künftigen Frau unseres Bruders Mimi? Was genau erwartest du?“ Seine Antwort kannte sie bereits, sein Augenmerk lag auf nicht viel mehr als auf ihrem Aussehen und einem netten Lächeln, gepaart mit einem charmanten Charakter. Mimi indes setzte weitaus höhere Maßstäbe und möglicherweise würde sie dies einen Augenblick lang von dieser Ödnis ablenken.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 3:33 pm
"Hör auf so zu sprechen, Hisoka. Dir mögen Frauen außerhalb deiner eigenen Familie nichts außer einem netten Lächeln und einer einzigen Nacht bedeuten, aber Aiko wird es anders sehen und ich möchte dich nur darum bitten, dass du sie hier mit Respekt behandelst. Aiko hat es verdient, dass wir ihm vertrauen und auch dieses Land respektieren und ehren, wie es Alagäsia mit Aurea getan hat", setzte Mimi ihrem Zwilling im ersten Moment entgegen und drückte behutsam seine Hand, wenngleich auch ihre Augen noch einen Moment länger auf seinem Gesicht ruhen blieben als es notwendig gewesen wäre. Hisoka war ein Lebemensch, der keine Feier ausließ und sich mit Frauen vergnügte, sobald sie auch nur in seiner Reichweite waren und es bereitete Mimi immer wieder Sorgen, dass er sich allein dadurch zu profilieren versuchte, statt selbst eine eigene Familie zu gründen und sich zur Ruhe zu setzen, wie es für den Bruder des Kaisers besser gewesen wäre, aber alles Reden brachte nichts und so hatte Mimi irgendwann aufgegeben und es dabei belassen, alledem schweigend beizuwohnen, um da zu sein, wenn Hisoka sie benötigte. "Ich erwarte nicht viel von dem Kind, das Aiko heiraten möchte", führte sie ihre Aussage schließlich fort und lehnte sich wieder ein Stück zurück ehe sie eine Hand hob, um wie aus dem Nichts ein Abbild all dessen in ihrer Handfläche zu schaffen, was sie sich wünschte. "Siehst du? Ich wünsche mir, dass Aiko sein Lächeln nicht verliert und sie ihn glücklich macht. Ich hoffe, dass sie ihm niemals Schmerzen zufügt, gleich welcher Art sie sein mögen und dass er für jeden einzelnen Tag dankbar sein wird, den er verbringen darf - nichts bereuen muss und seinen Frieden findet", beendete sie ihre Aussage und lächelte erneut ihr ganz eigenes Lächeln ehe sie die Hand schloss und das Abbild der zukünftigen Frau ihres großen Bruders in jenes wandeln ließ, das Hisoka sich ausgedacht hatte. "All die Äußerlichkeiten sind unbedeutend, Hisoka, denn sie sind ohnehin nicht von Dauer."
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 3:55 pm
„Nichts ist von Dauer große Schwester, weder ein edler Charakter noch das Äußerliche. Allerdings kann ich das Äußerliche schnell erkennen und an diesem Abbild Freude und Vergnügen finden, denn ich weiß, dass es echt ist, real. Das Innere eines Menschen kann einem Jahrelang verborgen bleiben und letztlich kann man sich in der Obhut von Jemanden wiederfinden, in dem man sich bisher stets getäuscht hat. Was ist also der richtige Weg zu leben? Das Leben steckt in jedem Augenblick, ist es da falsch sich auf das zu verlassen, was man wahrhaft und direkt sieht, anstatt sich auf fadenscheiniges einzulassen?“ Es war ein Gespräch das sie bei weitem nicht zum ersten Mal führten. Er selbst sah keinen Sinn darin etwas in einem Leben aufzubauen, das derart kurzweilig war und jeder schöne Moment den er hatte war ein Geschenk. Und was gab es besseres, als diese Geschenke so oft wie möglich zu erlangen? Pflichten und dergleichen bremsten einem im eigenen Lebenstrieb und machten es einem schwer, auch nur einen Teil seines Lebens wirklich zu genießen.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 4:33 pm
"Du hörst dich an wie Kazumi, die sich darum bemüht durch Äußerlichkeit die inneren Werte eines Menschen zu beeinflussen. Äußerlichkeiten sagen dir nichts über das grausame Wesen einer Person und lassen einen Menschen zu leicht falsche Annahmen tätigen. Du weißt, dass wir uns nicht darauf verlassen dürfen, was wir vor uns sehen ...", war die einzige Antwort, die Mimi ihrem Zwillingsbruder zur Antwort gab ehe sie sich wieder zurück lehnte und den Blick hinaus auf die großen Stadttore lenkte, die ihnen immer näher kamen und die sich für die junge Frau anfühlten, als würde man sie geradewegs in ein Gefängnis bringen, welches so hohe Mauern besaß, dass sie nicht einmal mehr den Himmel darüber hinaus erkennen konnte. Immer wieder huschte ihr ein eisiger Schauder über den Rücken, der in ihr das Gefühl aufkeimen ließ, sie würden beobachtet und bewertet werden, wenngleich doch auch niemand außer Hisoka und ihr selbst hier war, dessen Blick auf ihnen beiden würde liegen können und nervös ließ Mimi in ihren Schoß sinken und sog die ihr gegebene Energie wieder in ihr eigenes Ich zurück, um sich vor all den neuen Einflüssen abzuschirmen, die auf sie einzuprasseln schienen wie ein kalter Wintersturm und ihren Geist immer wieder hin und her warf. "Wir sollten bald das Schloss erreicht haben", sagte sie nach einer Weile des Schweigens und richtete ihren Blick hinunter auf ihre schlanken Finger. Dieser Ort mochten die Menschen die weiße Stadt nennen, aber je näher sie dem Schloss kamen, umso stärker glaubte Mimi ihr Innerstes würde selbst erzittern unter all der Qual, die hier stattgefunden hatte und die sich auch durch die Jahrhunderte zog. Es gab hier so unendlich viel Leid, so unendlich viel Tod, dass sie Aiko beinahe darum bitten wollte, dieses Land so schnell wie möglich wieder zu verlassen, um nicht eines Tages selbst dem Fluch dieses Reiches zum Opfer zu fallen.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 4:52 pm
Das unangenehme Gefühl beschlich auch Hisako einen Augenblick lang, jedoch schob er dies rasch beiseite und versuchte sich stattdessen an Erinnerungen vergangener Erlebnisse zu ergötzen, war dies doch die beste Möglichkeit um dem, was in seiner Kindheit noch so präsent gewesen war, zu entgehen. „Mimi, komm trink einen Schluck.“ Er reichte seiner Schwester eine kleine Tonflasche, an dessen Äußerer Schicht zahlreiche Ornamente eingraviert waren. „Trink.“ Forderte er sie auf, diesmal deutlich strenger. Ihm war dieser Blick wohl bekannt und vermutlich konnte er ihn besser deuten als die meisten anderen Menschen. Er hatte nie gewollt dass seine Schwester diesen Weg, den er selbst eine Weile lang beschritten hatte, weiter ging. Er hatte es nie verstanden warum man sich solchen Dingen hingab, gleich ob sie in ihrer Kultur verankert waren oder nicht, denn es brachte einem keine neuen Erkenntnisse ein, sondern nur Leid und Trauer. „Mimi, wir kennen dieses Land nicht und wir kennen diese Stadt nicht. Wenn du deine Sinne nicht ausreichend betäubst wissen wir nicht, was mit dir dort am Ende geschieht.“ Er selbst nahm es meistens nur noch Unterbewusst wahr, verdrängte meist alles was sich ihm näherte und nur in seltenen Situationen konnte er noch manifestierte Gestalten erkennen.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 5:23 pm
Sanft schüttelte Mimi den Kopf und schob die Flasche wieder von sich, die Hisoka ihr reichen wollte und von der sie selbst genau wusste, was sich darin befand. Ihr Bruder war stets jemand gewesen, der Furcht vor dem empfunden hatte, was sie als ihre Gabe ansah und wenngleich sie sich auch als kleines Mädchen vor alledem Angst gehabt hatte, so wusste sie inzwischen damit zu leben und sich selbst und diese Gabe zu akzeptieren während ihr Zwillingsbruder all dies unter Alkohol und Festen verdrängte und sich selbst als gewöhnlich bezeichnete. "Es ist das, was die Götter aus uns gemacht haben, Hisoka, und wir erweisen ihnen keinen Dienst, wenn wir ihre Geschenke ablehnen und uns betäuben. Ich darf nichts von alledem verdrängen und ignorieren, denn sonst erzürne ich die Geister", lautete ihre Antwort auf die Worte des anderen und schenkte ihm ein warmes Lächeln, das sie über all die Jahre hinweg trotz alledem noch immer nicht verloren hatte. Sie sah in seinen Augen die Sorgen, die er sich um sie machte und wusste nur allzu gut seine Gedanken einzuschätzen, nach all den Jahren, die sie nun gemeinsam lebten und in denen immer ein unsichtbares Band zwischen ihnen gelegen hatte - jenes Band, das ihr all das, was er empfand mitteilte und sie wissen ließ, wann es ihm schlecht ging. Für einen kurzen Augenblick lang erinnerte sie sich wieder an jene Momente ihrer beider Kindheit zurück - die Nächte, in denen sie beide angsterfüllt im Bett gesessen hatten und auf Dinge geblickt hatten, die keiner außer ihnen beiden gesehen hatte. Sie erinnerte sich daran zurück, dass sie ihrem Vater immer erzählt hatte, was sie gesehen hatte, während Hisoka derjenige gewesen war, der alles geleugnet hatte - letztlich war es eben jener Grund, aus dem Mimi in einem der Tempel aufgenommen worden war, während Hisoka der Herr über eine Provinz geworden war.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jul 13, 2014 5:42 pm
„Götter die Kindern solche Dinge antun sind grausam und unbarmherzig, nicht mehr. Ist es dann wirklich noch notwendig ihnen einen Dienst zu erweisen?“ Wie oft sie zusammen gesessen hatten und Schattengestalten vor sich angeblickt hatten in der Hoffnung sie würden verschwinden, wusste er nicht und mit dem Alter waren all diese Erinnerungen alle zu einem einzigen wabernden Brei der Erinnerung geworden, was den Schock vor den damaligen Erlebnissen jedoch nur verstärkte, wurde diese damit doch nur noch abstruser. „Es ist nichts was … was irgendein Mensch sehen muss Mimi, du weißt wie ich zu all dem stehe und wenn man all diese Dinge jeden Tag um sich herum sieht. Ich weiß du verurteilst mich dafür dass ich versuche normal zu Leben und all das zu verdrängen. Es ist der einfachere Weg, ich bewundere dich dafür das du den anderen gehst aber ich will nicht das du…“ Er hörte schließlich einfach auf zu sprechen, lächelte noch einmal müde und mit einem mal war eine unendliche Erschöpfung in seinem Gesicht zu erkennen, außer welcher all die Erlebnisse sprachen, die er weit weniger verstand als seine Schwester und vor denen er sich noch immer fürchtete. Er hatte immer wie sein Bruder sein wollen und dieser hatte solche Begegnungen nicht ein einziges Mal gehabt. Nein, er war ein großer Magier der schließlich zum Kaiser wurde, während er sich jede Nacht aufs Neue gefürchtet hatte.
Gast Gast
Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 12:08 am
Dieses Land hatte eine seltsame Eigenart an sich, von der Mentalität der hier ansässigen Menschen bis hin zu den, meist vollkommen unerschlossenen Waldgebieten. In der florierensten Zeit seines Landes hatte man alles an Brenn und Bauholz gebraucht was zum Abbau bereit stand, sodass die Wälder immer und immer schneller gerodet worden waren und zumeist hatte es danach in den Ländereien nur noch eine tristes aus Grasflächen oder Moorlandschaften gegeben, abgelöst durch hohe Gebirgszüge. „Die Menschen hier verhalten sich seltsam, sprechen fremde Menschen an als würden sie Sie bereits über Jahre hinweg kennen.“ Das wenige Geld was sie durch den Erlös ihrer teuren Kleidung bekommen hatten, hatte kaum für die Versorgung aller drei gereicht, von Pferden ganz abgesehen, sodass Ethelred inzwischen die Füße bei jedem Schritt schmerzten und nach jedem Tag glaubte er, sie ein bisschen weniger spüren zu können. Doch im Gegensatz zu den, meist ländlichen Gebieten die sie bisher gesehen hatten, erstreckte sich vor ihren Augen nun eine gewaltige Stadt die gänzlich in weiß getaucht war, als hätte man sie mit einem übergroßen Schleier überzogen. Lupenrein, nichts desto trotz jedoch imposant und Respekteinflößend. Bei diesem Anblick blieb Ethelred für einen Augenblick lang die Luft weg und er hatte Mühe damit, seinen Blick von dem Anblick loszulösen.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 12:15 am
"Ich sage euch noch immer, dass ich es für Unklug halte hierhin zu gehen, euer Gnaden" erklärte Redwald leise und sah mürrisch zu der hohen Stadt, deren weiß ihm mehr als heuchlerisch vorkam. "Wir sind nicht mehr als Mittellose Bettler - wenngleich auch manche von uns auch königliche mittellose Bettler sind" er schnaubte und schielte zu Ethelred. Der junge Prinz hatte sich als unerträgliches Balg erwiesen, das zu beschützen beinahe unmöglich war, da er dachte das Blut verlieh ihm auch allwissenheit. "Man darf nicht vergessen, dass wir einst die Aggressoren waren und Algaésia hat uns zurückgeschlagen. Sie werden kaum gut auf uns zu sprechen sein. Seht euch nur diese Stadt an. Sie könnten uns zerquetschen wie Fliegen. Ich beschwöre euch euer Hoheit, lasst uns untertauchen bis wir etwas Geld verdient und einen besseren Plan haben als unsere einstigen, ärgsten Feinde um Hilfe zu bitten. Habt ihr vergessen, dass die Menschen dieses Landes zu dem Zusammenbruch unseres großartigen Reiches geführt haben?"
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 12:21 am
„Und habt ihr vergessen dass der Krieg in unserem Land nicht ewig toben wird? Ich bin für diese Menschen verantwortlich, denn selbst wenn diese Invasoren mein Land besetzten sollten, so bin ich dennoch der König Fyhams. Wie lange denkt ihr wird es dauern bis sich dieses Land auf ein Bündnis mit jenen einlässt die einst in unser Land einfielen um den entgegen zu gehen? Genau dem will ich vorgreifen. Wir erbitten Asyl, gleich welche Vergangenheit unsere Väter und deren Väter gehabt haben mochten und bieten ihnen an, das Land zurück zu erobern, sobald wir die nötigen Mittel dazu haben und sich die Möglichkeit in unserem Land bietet. Das höchste worauf wir dann hoffen können ist, ein Protektorat zu werden, doch ist es mir allemal lieber als mein Land in den Händen von diesen Leuten zu wissen.“ Der jugendliche Elan, gepaart mit der Verzweiflung der letzten paar Wochen sprachen aus ihm, ebenso das Pflichtbewusstsein seinem Volk gegenüber, das ihn noch immer kaum eine Nacht schlafen lies und ihm die Erinnerungen vor Augen hielt, die er von dem Einfall in seine Heimatstadt hatte.
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 12:29 am
"Wie ihr meint, euer Hoheit. Wenngleich ich euch jedoch weiterhin davon abrate wie Bettler und Bedürftige an den Hof dieser Königin zu treten. Sie wird uns nicht freundlich gesinnt sein. Sie hat nichtmal einen Grund uns zu helfen. Wir wissen nichts über dieses Land, außer das wir Feinde sind. Wer weiß, ob die Invasoren nicht im Bunde mit diesen menschen hier stehen? Es ist eine Torheit. Eine Torheit sage ich und bleibe auch dabei" er schüttelte den Kopf, voller Unglauben das der junge Prinz einen derart offensichtlichen Fehler begehen konnte. Sein Vater hätte sich im Grabe gedreht, wenn er wüsste was für einen armseligen, verzweifelten Plan sie hier verfolgten. "Tut was ihr nicht lassen könnt, doch werde ich nicht die ganze Familie die ich zu beschützen geschworen habe in den Tod laufen lassen. Eure Schwester bleibt bei mir und wir finden einen sicheren Unterschlupf. Solltet ihr all dies überleben und sollten eure Kleine-Jungs-Fanatsien wahr werden, könnt ihr uns immer noch abholen!"
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 12:49 am
„Genau das hoffe ich auch, dass ihr auf meine Schwester Acht gebt, während ich mit meiner Bitte an diesen Fremden Hof gehe.“ Einen Augenblick lang beäugte er den hochgewachsenen Mann der in seiner Meinung nicht einmal falsch lag, doch nichts desto trotz einseitig und risikolos war. „Die gesamte Geschichte unseres Landes basiert darauf, dass mutige Männer Risiken auf sich genommen haben um ihren Land zu dienen. Ich male mir bei alledem eine durchaus gute Chance aus Erfolg zu erzielen, ihre wäre ein Narr wenn es anders wäre und ich es dennoch tun würde, doch ist mir auch bewusst das ich möglicherweise für die Vergehen meiner Vorfahren gerichtet werde.“ Ethelred strich sich über das inzwischen unrasierte Gesicht. Er musste schändlich aussehen, einem König ganz und gar nicht würdig, doch hatte er weder Rasiermesser noch Spiegel gehabt um dies zu bereinigen. Im besten Falle konnte dies jedoch auch zu seinem Vorteil gereichen, denn es würde Lage in der er sich befand verdeutlichen. „Ich will das du folgendes tust. Ihr beide werdet bis zum Sonnenuntergang in einem Gasthaus warten das wir beide uns nachher heraussuchen. Sollte ich bis zum Abend nicht wiederkommen will ich, dass du meine Schwester in Sicherheit bringst, egal was mit mir auch sein könnte. Hast du mich verstanden?“
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Sa Jul 26, 2014 8:57 pm
Die gesamte Geschichte unseres Landes basiert darauf, dass mutige Männer Risiken auf sich genommen haben um ihren Land zu dienen. Die Worte des jungen Prinzen schlugen tiefe Krallen in die Gedanken des Hünen, während er den Prinzen genauer betrachtete. Langsam kreisten seine Gedanken um die Informationen, welche er von dem Gott-Imperator bekommen hatte. "Surda" der Name des Landes kam ihm nur schwer über die Lippen, klang er doch fermdartig und beinahe falsch. "Im Osten liegt ein Land namens Surda. Ich habe gehört, dass das Land momentan Führerlos ist. Wenn wir es gut anstellen und dort die Macht an uns reißen... hört zu mein Prinz - die Männer dort achten den stärkeren. Wenn wir mit Versprechungen und Stärke genug Nomaden unter uns versammeln gehört das Land euch. Und als Kalif von Surda seit ihr nicht einfach nur ein mittelloser Bettler. Ihr wäret ein König, ebenbürtig mit der Herrin Alagaésias. Ihr hättet etwas anzubieten und müsstet nicht betteln"
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] Do Okt 23, 2014 10:17 pm
„Sie wissen was für sie hier auf dem Spiel steht, nicht? Dieses Ding da an der Seite …“ Er klopfte sich auf das Schwert das an seinem Gürtel hing. „Trage ich sicherlich nicht spazieren. Hören sie, ich will ehrlich sein. Es gibt bessere Lügner als Sie, bedeutend bessere und ich weiß, dass sie hier Jemanden gesehen haben, der eindeutig nicht aus diesem Land kam. Ein Ausländer, recht dunkle Haut. Einen ähnlichen Akzent wie ich ihn habe. Und ob sie ihm nun Unterkunft gewährt haben und ihn zum Teufel geschickt haben, ich will ehrlich sein, dass interessiert mich einen feuchten Dreck!“ Aus der Hand des Mannes schoss ein Stilett, welches sich, ohne sichtbare Probleme durch den Stoff der Hose schnitt und auf fleischlichen Widerstand stieß, was von dem Dorfschulzen mit einer Art Fiepen erwidert wurde. „Jetzt spiel dich nicht so auf, da ist, zumindest momentan, nur eine kleine Fleischwunde, verheilt in ein paar Wochen. Danach kannst du deinen Pinsel wieder in jeden Schlitz stecken. Drücke ich allerdings fester zu.“ Das Fiepen wurden lauter und nahm an Tonhöhe zu. „Dann kann das zu einem Schaden führen, den man nicht mehr beheben kann. Also, ich frage dich jetzt noch einmal im Guten, denn ich bin ein vernünftiger Mann mit dem man reden kann, wie du in unserer schon viel zu langen Konversation festgestellt hast. Wo ist dieser Ausländer hin? Jedes Detail. Und wenn es genug sind..“ Er drehte das Stilett. „Wird nur eine kleine Narbe zurück bleiben.“
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Dez 28, 2014 5:01 pm
Es war kein besonderes Jagdzimmer, er hatte in den letzten paar Wochen schon einige davon gesehen, denn scheinbar war dies eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Barone und Herzöge. Über dem Kamin, in dem ein mildes Feuer glomm, waren einige Tiertrophäen, bestehend aus Schädeln und Fellen zu sehen, daneben wiederum einige alte Bilder, die ohne Zweifel ehemalige Verwandte darstellte, denn die Gestalten auf den Bildern waren schlank, gepflegt und prächtig. Der Mann vor ihm jedoch besaß einen langen Bart, zottiges, fettiges Haar und einen Bauch, der er selbst dem Pferd schwer gemacht hatte den Baron auf dem Rücken zu tragen. „Nun Baron Kimbolt.“ Fing Robert erneut an, nachdem er einen Schluck aus dem Wein genommen hatte. Er hatte sich dem Freizeitvergnügen des Mannes hingegeben und war mit ihm auf die Jagd gegangen. Beide hatten gut ein Dutzend Füchse geschossen, sowie zwei junge Rehe, die bereits von den Dienern ausgenommen wurden und aus denen am heutigen Abend ein Wildbret, zusammen mit frischen Pilzen und goldgelben Kartoffeln zubereitet werden sollte. „Mein Angebot das ich euch bereits gestern, vor unserer gemeinsamen Jagd machte, bleibt bestehen. Das Land wird momentan regiert von einem Weib ohne Herren und Verwaltet von zwei Wiedergängern. In den vergangenen Jahrhunderten mochte nicht alles perfekt gewesen sein, doch war die Führungsriege gesichert und man vergaß die Leute nicht, die treu zu den Herrschern standen. Heute allerdings scheint Treue und Patriotismus kaum noch etwas zu bedeuten. Was also sagt ihr, werdet ihr mich bei meinem Vorhaben unterstützen?“
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Dez 28, 2014 5:18 pm
"Ich weiß nicht junger Freund. Was ihr hier vorschlagt, würden manche als Hochverrat dekladieren. erklärte der Adlige und spielte an einem religiösen Anhänger, welchen er um den Hals trug. "Denn so schön und gut Treue und Patriotismus auch sein mögen, so heißt es doch von der Kirche, dass Ser Alvias Xeldaric vom Herrn höchst selbst zurück gesandt wurde, ehe auch die Lady Coreen Xeldaric von Melitele wieder in unsere Welt geleitet wurde um uns in ein neues Zeitalter zu führen. Und wenngleich ich dieses Leben auch gerne mit Pracht und Gloria verbringe, so ist mir doch auch mein Seelenheil sehr wichtig" er biss in eine der Rehkeulen, dass der Bratensaft spritzte und kaute genüsslich, ehe er fortfuhr. "Habt ihr keine Angst um eure unsterbliche Seele, Ser Palancar? Es heißt, es liege ein Fluch auf eurer Familie! Ich bin mir sicher, wenn ihr abbite leisten würdet, so würde euch der Herr alle Frevel eurer Vorfahren vergeben. Ich würde zwar gerne mehr gewürdigt werden, aber zu welchem Preis? Der Bozephalus würde mit vorliebe unsere Seelen fressen!"
Gast Gast
Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Dez 28, 2014 5:30 pm
„Unser Herr stößt nur die Seelen von sich fort, die sich dem Drang das Richtige zu tun entziehen.“ Erwiderte Robert, biss seinerseits in das Fleisch, wischte sich daraufhin die Hände an der feinen Servierte ab und nahm einen weiteren Schluck Wein. „Und der Fluch der angeblich auf meiner Familie lasten sollte war etwas, dass bereits lange vergangen ist. Doch bei weitem, ich versichere euch das ich nicht die gleichen Fehler begehen werde wie meine Vorfahren. Man hat mein Geschlecht Jahrhunderte lang mit Missgunst und Vergessenheit gestraft, der Herr selbst sandte mich jedoch als letzten Vertreter meines Blutes aus, um das, was in unserem Reich geschieht zu unterbinden. Ein ausländischer König, selbst wenn er inzwischen wieder bei voller Kraft sein mag. Der Zusammenschluss und nun wieder der plötzliche Fall des Bündnisses mit Aurea. Es sind zu launische Zeiten und ich fürchte sie werden nicht besser werden, ehe wieder eine starke, gerechte Hand die Führung unseres Reiches übernimmt.“
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Dez 28, 2014 5:36 pm
"Und ihr seid diese Kraft?" fragte Kimbolt und nahm noch einen tiefen Schluck aus dem viel zu vollen Weinkelch. Roter Wein floss seine Mundwinkel entlang, sammelte sich an seinem Doppelkinn, ehe es auf seine feine Kleider tropfte und diese beschmutzte. Die dicken Finger, an denen er goldene Ringe trug glichen fetten, rosafarbenen Raupen, welche im Kerzenschein glitzerten und leuchteten. Er nahm sich eine mit Preiselbeeren gefüllte Birne, biss herzhaft hinein und schmatzte genüsslich, ehe er begann mit vollem Mund zu sprechen und dabei rote Preiselbeerreste in alle Richtungen verspritzte. "Nun, ich muss zugeben, dass ihr all das auch einfahc nur erfinden könntet, aber weiß der Herr - Palancar war der erste, gesalbte König und seine Linie ist von reinem Geblüt. Ich werde euch helfen, wenn ihr mich denn beschützt und nicht vergesst wer euch geholfen hat, als ihr wie ein Bettler an meine Tür klopftet. Sollte all dies jedoch auffliegen, so werde ich jedem sagen ihr wäret der Anführer einer Räuberbande und hättet mir alles geraubt!"
Gast Gast
Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Dez 28, 2014 5:55 pm
„Niemand der meiner Sache dienlich ist, wird vergessen werden, noch daraufhin jemals wieder an irgendeinem Mangel leiden müssen.“ Erwiderte Robert mit einem frohen Blick, aß das letzte Stück des Fleisches auf und ging in Gedanken bereits die Liste der nächsten hier ansässigen Barone durch, die er noch nicht kontaktiert hatte. Es mochte mühevoll sein und eine Aufgabe, die wohl noch mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen würde bis sein Plan Früchte tragen werden, doch war die Chance, die einzelnen Kleinadligen von ihm zu überzeugen und sie so gegen die Krone aufzubringen größer, als sich direkt an einen der Fürsten zu wenden, die langfristig gesehen keinen großen Unterschied bemerken würden. „Und eure Sicherheit ist gewährleistet, seid euch dessen sicher. Verhaltet euch nur so, wie ihr es jeden Tag tut und wartet auf ein Schreiben von mir. Und wenn die Zeit kommt in der wieder wahres und altes Blut Alagäsia regiert, werdet ihr einer derjenigen sein, der mir dazu verholfen hat.“
Graham Drake Fürst
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jan 04, 2015 4:14 pm
"Hattet ihr in den letzten Wochen Gäste Kimbolt?" fragte Graham leise während er gemessenen Schrittes durch das kleine Arbeitszimmer schritt, welches für den fetten Mann, der vor ihm auf dem Stuhl saß und purpurrot geworden war, viel zu klein war. Hinter Graham, wie zwei Statuen stand die Garde des Grafen im Türrahmen, die Zwergenrüstungen ordentlich poliert und im Fackelschein glänzend. "Denn wie mir zu Ohren gekommen ist fehlen auch in eurer Grafschaft einiges an Korn, zumindest laut den neuerlichen Zählungen ihrer Majestät." seine Stimme war schneidend wie ein Messer in der Dunkelheit, die wässrigen Augen lagen auf Dokumenten, welche er mit gesenktem Blick durchging und den Zeigefinger anfeuchtete um weiter zu blättern. "Nein eure Erlaucht - ich hatte keinen Besuch" zischte Kimbolt seinerseits, welcher die Farbe von reifen Pflaumen angenommen hatte, seitdem Graham unangekündigt in sein Haus geplatzt und es von seinen Leuten hatte durchsuchen lassen. "Dann nehme ich wohl an, dass ihr die ganzen Vorräte alleine gefressen habt, fetter Mann?" fragte Graham noch eine Spur kälter. Kimbolt plusterte sich so sehr auf, dass zu befürchten schien, der Stuhl würde unter ihm nachgeben. "Ich darf doch sehr bitten!" - "Nein, dürft ihr nicht" erwiderte Graham gelassen und trat auf den Baron zu, richtete sich vor diesem zu voller Größe auf. "Laut eurem Personal war hier vor zwei Wochen ein junger Mann, mit welchem ihr Konversation hieltet und auf der Jagd ward". - "Mein Schwager!" - "Schwager? Eure Frau ist seit über zehn Jahren tot" hakte Graham nach, was Kimbolt mit einem gemurmelten "Wir verstehens uns noch immer gut" abwiegelte. Graham seufzte, klaubte dann jedoch die Dokumente über die Vorratskammern zusammen. "Das werden wir prüfen. Bis dahin - Stretch, Josten - helft dem Baron aus seinem Stuhl und bringt ihn in seine Gemächer. Damit euch nicht erneut solch ein bedauerlicher Zwischenfall widerfährt übernimmt einer von meinen Leuten die Verwaltung eures Nachschubs. Das kann euch nur guttun!" erklärte Graham mit Blick auf den dicken Bauch des Barons. "Ihr könnt doch nicht...!" - "Ich kann und ich werde, königliches Dikret. Schafft ihn weg"
Hector Dario
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Thema: Re: Vor Ilirea [2] So Jan 04, 2015 4:32 pm
Mit einer Liste und einem Stück Kohle bewaffnet, um das er ein Leinentuch gelegt hatte damit es nicht so schnell brach, ging er durch die hohen Ansammlungen an Korn. Es gab alle möglichen Variationen und scheinbar hatten die hohen Herren keine Kosten und Mühen gescheut um die Aufgabe es präzise genau nachzuzählen, gar unmöglich zu gestalten. Das jeder etwas an den Beständen drückte war kein Geheimnis, zumindest hatte es sein Vater selbst immer gemacht und scheinbar war es über die Jahre, die von verschiedenen Herrschern gezeichnet waren, stets als eine Art Kavaliersdelikt angesehen worden. Nur ein einziges Mal hatte man seinen Vater zur Rede gestellt, doch nachdem eine halbgefüllte Geldkatze ihren Besitzer gewechselt hatte, war auch diese Frage vom Tisch verschwunden. Dass es jedoch in einer derartigen Menge verschwand war ungewöhnlich, denn jeder klar denkende Mensch hätte davon ausgehen müssen, dass derart große Mengen die ausblieben, auffallen mussten. Doch vielleicht hatte der jeweilige Herr auch einfach nur zu hoch gespielt? Hatte gehofft mit dem zusätzlichen Ertrag sowohl gute Schmiergelder wie auch etwas zum eigenen Nutzen kaufen zu können. Doch dem war nicht so, denn nach wie von stand Hector in dem großen Speicher, umringt von unzähligen Säcken Getreide. „Ich bin mir meiner Liste durch. Gut fünf Prozent des Bestandes fehlen, wie sieht es bei dir aus?“ Rief er in die hintere Ecke des Speichers hinein, während er einen Sack aufschnürte und Probehalber hinein griff, um sicherzustellen, dass es sich wirklich um Korn handelte.