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Thema: Felder rund um das Anwesen Fr Dez 16, 2011 11:58 pm
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 5:50 pm
Abigail Schritt das letzte Stück durch das goldene Korn zum Rand des Feldes, an dem ein großer dunkler Kirschbaum stand. Seine Blätter hatten ein tiefes grün und begangen allmählich zu welken. Hier ging Abigail jedes Mal hin um zu beten, denn er symbolisierte das Leben, das Geben und Nehmen, den Anfang und das Ende. So tat es jede Pflanze und darum bemühte Abigail sich so sehr um ihren Garten. Abigail lehte für einen Moment ihre Stirn an die Rinde des Baumes. Sie hatte das Gefühl sie spüre das Leben des Baumes, wie er atmet und wie er sich liebevoll um die Insekten in ihm kümmert, im ewigen Geben und Nehmen. Dann kniete sie sich vor den Baum, straffte ihren Rücken und faltete die Hände in ihrem Schoß. Eine Kirche für die Lachesis gab es nicht, denn sie würde die Herlichkeit des gegebenen verspotten und die Schöpfung der Lachesis als für sie unwürdig erklären. "Große Lachesis, Herrin aller Dinge. Göttin die das Schicksal leitet und dafür sorgte das alles entstand. Ich, eine deiner Gläubigen, erweise dir den zustehenden Respekt, und zeige dir das ich weiterhin deinem, dem wahren Glauben, angehörig bin.", Abigail verstummte und schloss die Augen. Wartete in stiller Ehrfurcht.
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 5:54 pm
Helenas Schritte waren zu Beginn noch voller Eifer, voller Entschlossenheit die unangenehmen Gegebenheiten mit ihrer Schwägerin zu bereden, gewesen, doch als sie nun die zusammengesunkene Gestalt der Hausfrau an einem der großen Kirschbäume entdeckte, verlangsamte sie ihren Schritt. Sie hatte gehofft, dass die Ereignisse nicht ohne Spuren an Abigail vorbeigegangen waren, doch die Jüngere nun so am Ende zu sehen, versetzte auch ihr einen tiefen Stich. "Abigail", begann sie vorsichtig und trat an die Seite der Jüngeren, ließ sich langsam ebenfalls auf die Knie sinken, ihre Aufmerksamkeit auf den Baum vor den beiden richtend und die Unebenheiten in der Rinde musternd. Unebenheiten wie es sie auch in jedem Leben, in jeder Seele gab. Tiefe Schnitte, die Narben blieben und die den Charakter eines jeden einzelnen prägten, ihn zur Vorsicht mahnten und seine Entscheidungen beeinflussten. "Gabriel hat mir erzählt, was geschehen ist."
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 6:04 pm
Abigail atmete langsam, vollkommen ruhig. Sie roch die frische Luft, den Duft der Felder, der Kirschen und den Geruch von Holz. Langsam aber sicher mischte sich der dezente Geruch eines Parfums dazu und kurz darauf ließ sich ihre Schwägerin neben sie ins Gras sinken. Abigail lächelte, ließ die Augen jedoch geschlossen, denn sie wollte ihr Gebet noch nicht beenden. "Lachesis hat mich erhört. Sie schickte mir einen Engel der die Scherben meines Lebens wieder zusammen fügt.", erklärte sie ganz ruhig. Sonst sagte sie nichts. Sie machte keine Anstallten sich zu erheben, etwas weiteres zu sagen oder zu tun. Sie ließ die Schöpfung ihrer Göttin weiter auf sich wirken, hoffte Trost darin zu finden, Erleuchtung und Weisheit. Sie hoffte auf ihr Seelenheil.
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 6:09 pm
"Ich bleibe ein paar Tage bei euch, um euch - dir - zur Hand zu gehen und alles hier wieder zu ordnen", erhob Helena erneut die Stimme, ohne die Worte ihrer Schwägerin auf sich wirken zu lassen oder gar sich davon geschmeichelt zu fühlen. Stattdessen hob sie sacht die Hand, um Abigail wenig später ein paar dunkle Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, die der warme Sommerwind hinein geweht hatte. "Liebe Schwägerin", begann sie erneut nach einem Moment des Schweigens, in dem sie das Gesicht der anderen kritisch ins Auge gefasst hatte und griff nun nach ihrer Hand, ihre Finger um die der anderen legend und behutsam die Hand zu drücken. "Komm mit mir, lass uns darüber sprechen, was geschehen ist. Lass uns etwas tun bevor die Kinder alle Hoffnung verlieren und lass uns etwas tun bevor deine Ehe mit meinem Bruder zerbricht."
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 6:28 pm
Abigails Atem stockte als sich Helenas Finger um ihre Hand legten. Sie wurde aus ihren Gebeten gerissen und öffnete die Augen. Jeh hatte sie ihre stillen Gebete unterbrochen. Tränen stiegen in ihre Augen, ohne das sie wusste wieso, denn es waren weder Tränen der Trauer, noch waren es Tränen der Freude. Doch diese Tränen erleichterten Abigail, als wären sie das Gewicht gewesen das seit Jahren auf ihrer Seele lastete. Abigail richtete sich auf. Sie konnte nicht in Trauer und Selbstmitleid versinken, während ihre Familie ihre Hilfe brauchte. Dafür war noch Zeit wenn ihre Kinder ausgezogen waren. Aber jetzt hatte sie zu tun und durfte sich nicht ablenken lassen. "Komm Helena. Lachesis schickt einem nur Hilfe zur Selbsthilfe. Also sollte ich sofort mit anpacken, oder alles ist verloren.", erklärte Abigail, voller Elan und von ihrem Glauben gepackt.
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 6:32 pm
Langsam erhob auch die Ältere sich, machte ein paar Schritte an Abigails Seite ehe sie stehenblieb und auch die andere dazu zwang zu verharren. "Was ist geschehen, Abigail?", fragte sie, schlug einen Tonfall an, welcher keinerlei Widerspruch mehr zuließ, noch eine Ausflucht der Hausfrau und Mutter möglich machte. "Wenn ich dir helfen soll, dann muss ich wissen, was geschehen ist, auch aus deinen Augen und nicht nur von den Lippen meines Neffen berichtet", fuhr sie fort, zwang die andere sich in dem Feld voller goldgelber Ären niederzulassen und den Blick auf sie zu richten. Wenngleich sie ihren Feuereifer zu schätzen wusste, so konnte sie dennoch nicht zulassen, dass eben dieser Feuereifer verblassen würde unter dem Widerspruch ihrer starrsinnigen Kinder, welche nur allzu viel von Richards Temperament geerbt hatten. "Also? Weshalb gab es all diesen Streit? Weshalb das zerstörte Geschirr?"
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 6:58 pm
Schuldbewusst blickte Abigail auf ihre Hände, besah sich den Goldring an einem ihrer filigranen Finger. Sie hatte möglicherweise ein wenig überreagiert. "Ich habe Möglicherweise ein wenig überreagiert.", begann Abigail. "Also, naja...Richard hat mein Essen kritisiert und gesagt das meine Kochkünste nicht sonderlich gut wären. Da bin ich ausgerastet und hab mit Tellern und Gläsern geworfen. Tut mir im Übrigen leid das ich diese Erbstücke vernichtet hab.", erklärte Abigail. Sie wusste das Helena sagen würde das sie wirklich überreagiert hatte. "Alles kam in diesem Moment hoch, alles. Das Richard immer soo lange weg ist und ich mich um alles alleine kümmern muss. Das er sich dann auch noch beschwert, wenn etwas nicht so ist wie er es gerne hätte wenn er wieder da ist. Hinzu kam, dass meine Kinder alles für selbstverständlich erachten und nichts mehr zu schätzen wissen. Nein sie wollen auch noch immer mehr: Studieren, zur Armee. Und das schlimmst war die Schlägerei in der Gaststätte, bei der Emily vergewaltigt wurde..."
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 7:08 pm
"Ein wenig überreagiert, Abigail?", echote Helena skeptisch und hob zweifelnd eine Augenbraue während sie den Erklärungen der anderen folgte. Es fiel ihr wirklich schwer nicht sofort zu einem Donnerwetter anzusetzen, um der Mutter klar zu machen, dass ihre Worte - ein wenig überreagiert - nicht im Geringsten das trafen, was den Tatsachen entsprach. "Abigail, hast du jemals mit Richard darüber geredet, was nicht stimmt?", fragte sie stattdessen ruhig und strich sacht, in einer aufmunternden Geste über die Hand der Schwägerin. "Ich meine ruhig und ohne, dass du das teure Geschirr zerstört und es dann liegen lässt, damit sich Samuel beim Spielen Hände und Füße zerschneidet? Wahrscheinlich nicht", begann sie erneut und stieß ein leises Seufzen aus. Es war nicht so, dass sie die andere nicht verstehen konnte, sie verstand, dass Abigail ihren Mann vermisste, der oft Jahrelang weg war und sie mit allem allein ließ. "Deine Kinder erachten dich nicht für selbstverständlich aber sie brauchen ihre Mutter und keine schreiende, zerstörerische Furie. Sie brauchen eine Frau, die für sie da ist - eine liebende Mutter, die sie versteht und hinter ihnen steht und das Einzige, was sie momentan abbekommen ist der geballte Zorn aller Seiten. Sie wissen doch gar nicht mehr, wohin mit sich", erklärte sie ruhig, lächelte mitfühlend. "Sieh mal, Gabriel ist sechzehn Jahre alt und übernimmt jetzt schon Richards Aufgaben. Er ist erwachsener als gut für ihn ist aber er tut das, weil er helfen will - weil er seine jüngeren Geschwister nicht im Stich lassen kann und weil sie nun einmal Halt brauchen. Halt, den ihr beide ihnen gerade nicht gebt, weil ihr zusehr damit beschäftigt seid zu streiten und was Emily angeht ... denkst du für den Zustand des Mädchens ist es zuträglich, dass ihr andauernd streitet? Sie gibt sich doch ohnehin selbst die Schuld an allem und glaubt, es würde besser werden, wenn sie weg wäre. Abigail, deine Kinder brauchen dich. Sie brauchen ihre Mutter."
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Thema: Re: Felder rund um das Anwesen So Dez 25, 2011 7:29 pm
"Wir haben uns nur gestern Abend und heute Morgen gestritten!", erklärte Abigail, die gar nicht erfreut über die übertreibungen ihrer Schwägerin war. "Außerdem ist es eben schwierig. All die Jahre hab ich alles einfach runter geschluckt und hingenommen wie es ist. Aber irgendwo hat jeder seine Schmerzgrenze. Und meine habe ich gestern erreicht." Abigail würde es wieder so machen. Bis Samuel ausgezogen war würde sie alles einfach runter schlucken und einen frühen Tod sterben so wie alle Mitglieder ihrer Familie. Doch wie lange würde es noch dauern? Mindestens 13 Jahre werde ich noch warten müssen bis ich endlich sterben darf. Warum strafst du mich so große Lachesis? Warum kannst du mich nicht früher zu dir in die heiligen Gärten nehmen?, dachte Abigail. "Ich möchte jetzt nicht weiter darüber reden. Es ist vergessen und die Kriese ist überstanden. Lass uns zurück zum Haus gehen.", Abigail erhob sich und ging.